Frage: Wahrnehmungsstörung oder einfach sensibel?

Hallo Frau Windisch, meine Tochter 18,5 Mo.(4 Wochen zu früh) gehört zu den anspruchsvolleren Kindern und ich frage mich derzeit ob sie „nur“ sehr sensibel ist oder doch eine Wahrnehmungsstörung vorliegt. Einschlafen ab 3.LM sehr problematisch, selbst mit tragen/Stillen nur mit Schreien. Jede Stunde nachts wach, Beruhigung nur durch Stillen. Sie wehrt sich sehr, wenn man sie dann versucht zu tragen. Einschlafen erst mit ca 9 Monaten ohne weinen möglich. Nur per trage oder stillen. Auch Essen war von Anfang an problematisch. Jeglicher kleine Essenskrümel hat bis ca 11 Monate zum Erbrechen geführt (organisch wurde dies abgeklärt, auch keine schluckstörung). In der Zwischenzeit kein Erbrechen mehr, isst aber sehr ausgesucht und wenig mit verschiedenen Konsistenzen (fängt erst jetzt an zb mal eine Himbeere in Joghurt zu tunken). Vieles wird bei bewussten essen noch ausgespuckt, was nebenbei bei Ablenkung komischerweise klappt. Auch Geräusche/fremde Situationen machen Ihr Angst und erzeugen starkes schreien. Erst nach mehrmaliger „Konfrontation“ (erklären, gemeinsames an machen usw) wird es besser. In Gruppen wird erstmal nur beobachtet, ängstlich geguckt. Meine Frage insbesondere: wie kann ich selbst zuhause die Situationen verbessern? Da ich langsam abstillen möchte, ist gerade das Wehren von körperkontakt zum einschlafen / im Schlaf beim schreien ein großes Problem. Streicheln wird auch weggehauen. Auf den Arm nehmen schier unmöglich. Liegend schreienlassen tut mir persönlich leid. Wie ist ihre Einschätzung?

von März2016 am 31.05.2018, 13:48



Antwort auf: Wahrnehmungsstörung oder einfach sensibel?

Hallo, tut mir leid, dass die Antwort auf sich warten ließ-es kamen ein paar Krankheitstage dazwischen. ... das hört sich anstrengend an ;) jede Stunde nachts schlaucht natürlich auch. Ihre Tochter befindet sich grade in der Zeit der Loslösung von der Mutter und Hinwendung zum Vater (tagsüber), zudem macht sie gerade große motorische Schritte und da wird nachts viel verarbeitet. Das verlangt nach Nähe und Geborgenheit durch die Mutter, was anstrengend ist. Sie schildern es auch schon seit Geburt an. Ob es sich hier um eine Wahrnehmungs-, Regulationsstörung oder ein sehr sensibles Kind handelt kann ich aus der Ferne nicht einschätzen, aber vielleicht ein paar Anregungen und Buchtips geben: Thema schlafen: Dr.Harvey Karp-das Schlafbuch (viele alltagsnahe Tips). Nun weiß ich nicht, wie sättigend die Abendmahlzeit für Ihr Kind ist, wenn das Essen an sich schwierig ist, kann es natürlich sein, dass auch ein Hunger-,Durstgefühl mit eine Rolle spielt (aber natürlich nicht stündlich!). Sie können im Forenarchiv bei Dr.Posth mal nachlesen über das nächtliche stillen entwöhnen, er geht hier schrittweise vor und es werden erstmal 5 stillfreie Stunden eingeführt, in denen das Kind nachts mit anderen starken Reizen beruhigt wird (Sauger, Flasche,Trinkhalm?, tragen-bei meinen beiden hat tatsächlich nur das tragen geholfen, weil auch Nuckelverweigerer, aber es gibt sich dann auch wieder und der Organismus stellt sich nach ein paar Tagen um und sie schlafen dann nachts tatsächlich auch in diesem Zeitraum). Ihr Kind ist in einem Alter, in dem Sie ihm sogar vorher tagsüber und auch abends immer nochmal ankündigen können und vielleicht auch begründen (z.b.Mamas Brust tut gerade eh, brauch eine Pause,schläft,...), was nun anders sein wird und was es stattdessen gibt (aus Tasse trinken, tragen,kuscheln). Es werden die ersten paar Nächte für beide Seiten erstmal anstrengend, aber danach wird es besser! Sie müssen für sich rausfinden, was ihr Kind am besten annimmt, wenn es nicht getragen werden will, vielleicht hilft ein Sternenprojektor an der Decke, leise Einschlafmusik oder Hörspiele,Singen, ein dunkles oder nur leicht abgedunkeltes Zimmer, weisses Rauschen. Wenn die 5 stillfreien Stunden gut funktionieren, kann man den Zeitraum ausdehnen-als letztes wird das Einschlafstillen erst weggelassen. Bei manchen hilft es auch, wenn der Vater neben dem Kind schläft statt der Mutter (Milch riecht...). Thema Essen: Baby, warum isst du nicht?Josefinde Schwarz-Gerö. Ein tolles Buch, das hilft Essprobleme zu verstehen und vor allem schlimmere zu verhindern, in dem alltagsnahe Übungen gegeben werden, die die Essenssituation entschärfen. Tatsächlich haben Frühchen öfter Probleme mit der Nahrungsaufnahme. Bitte nicht versuchen Essen mit Ablenkung zu verabreichen, hier kann der Grundstein für schlimmstenfalls eine Ess-Störung gelegt werden. Ich weiß dass man mit ´der Nahrungsaufnahme schnell unter Druck gesetzt werden kann, umso hilfreicher fand ich das Buch! Waren Sie mal beim Osteopathen mit ihr?Man könnte ggf.noch Blockaden ausschließen lassen, die Schlafen und tragen evtl.erschweren könnten. Ich denke, in den Büchern finden Sie ein paar Hinweise, die weiterhelfen. Alles Gute für die Zukunft und rückblickend ist es zwar eine sehr anstrengende Zeit (die Nächte), aber vergleichsweise ein kleiner Zeitabschnitt mit dem Rest des Lebens, es wird besser werden! Und es ist schön, dass Sie ihr Kind trotz allem nicht allein schreien lassen (wunderbar für die Bindung und das Vertrauen!)

von Kristin Windisch am 05.06.2018



Antwort auf: Wahrnehmungsstörung oder einfach sensibel?

Achso: laufen tut sie erst seit 2-3 Wochen. Redet allerdings schon 3-Wort-Sätze und relativ klar. Schnuller/Flasche wurde nie akzeptiert. Und sie würgt wenn ich zb die Jacke bis oben hin zu mache und sagt „Eng“

von März2016 am 31.05.2018, 13:56