Frage: Diagnostik zur Händigkeit

Liebe Frau Windisch, mein Sohn (*2/2014) ist kognitiv, sprachlich und sozial sehr weit, grob- und feinmotorisch allerdings etwas zurück. Eine Besonderheit ist, dass er beim Malen und Basteln immer noch beide Hände gleich gut (oder auch gleich schlecht) benutzt. Mein Eindruck ist, dass er eigentlich Rechtshänder ist, weil er z.B. immer mit rechts deutet. Seine ersten erfolgreichen Essversuche mit Besteck hatte er damals als Baby zufälligerweise mit links absolviert und meiner Meinung ist die Benutzung der linken Hand eine Art Relikt aus dieser Zeit. Die Erzieherin im Kindergarten würde ihn gerne feinmotorisch besser fördern, indem sie ihn zu verstärkter Nutzung seiner "richtigen" Hand und dadurch effizienterem Üben anleitet. Sie will sich aber absolut sicher sein, welche Hand das denn nun sein soll. Wäre es sinnvoll, zumindest einige wenige Sitzungen Ergotherapie zu machen, um eine klare Antwort auf die Frage nach der Händigkeit zu erhalten? Die Kinderärztin meinte bei der U8, er hätte noch ein Jahr lang Zeit, sich für eine Hand zu entscheiden. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob das gut ist. Er ist ein ziemlicher Perfektionist und malt und bastelt leider extrem ungern, was meiner Meinung nach vor allem daher kommt, dass er es nicht so gut kann. Ich hätte die Hoffnung, dass er durch bessere Förderung mehr Spaß daran haben kann. Was meinen Sie? Vielen Dank und viele Grüße, Bananabread

von Bananabread am 08.06.2018, 21:48



Antwort auf: Diagnostik zur Händigkeit

Hallo, die Händigkeit ist mit Eintritt ins Schulalter abgeschlossen/festgelegt. Von daher ist das Argument der Kinderärztin nachvollziehbar. Allerdings verstehe ich auch, dass Sie für den Alltag wissen wollen, welches die dominante Seite ist. Beobachten Sie bitte mal, wenn das Besteck/der Stift/das Sielzeug usw.genau mittig vor dem Kind liegt, welche Hand es dann einsetzt (ohne vorzugeben mit welcher Hand es gemacht werden soll). Manchmal setzen nämlich Kinder die rechte Hand ein, wenn das Material auf der rechten Seite liegt und die linke, wenn es eher links liegt und dann wird die Händigkeit scheinbar davon beeinflusst, wo das Material liegt (und es wird oft durch Erwachsene unbewusst auf rechts ausgerichtet hingelegt, z.b.der Löffel neben der Suppe). Diese Kinder haben oft ein Problem mit der Mittellinienkreuzung, das heißt das Überkreuzen der Körpermittellinie, also die rechte Hand kreuzt nicht über die Körpermitte auf die linke Seite, wenn der Stift links liegt, um ihn zu holen und zu nutzen, sondern dann ist es für das Kind einfach ihn mit links zu nehmen. Oder aber der Oberkörper wird soweit verdreht, dass die Mittellinie auch nicht überkreuzt wird. Sie können ihr Kind auch z.b. einen großen Regenbogen auf einem großen Blatt malen lassen, sodass es eigentlich beim malen auf der linken Seite des Blattes beginnen müsste-die Mittellinie beim Führen des Stiftes zur rechten Blattseite dann kreuzt. Verdreht er dabei den Oberkörper um nicht kreuzen zu müssen? Der Oberkörper sollte gerade bleiben. Sollte es hier Schwierigkeiten geben, dann kann man mit Klatschübungen zu Reimen/Versen/Liedern das Überkreuzen der Mittellinie beüben. Diese Mittellinienkreuzung hat Einfluss auf das dominante Einsetzen einer Hand im Alltag. Sollten Sie sich für eine Diagnostik der Händigkeit durch die Ergotherapie entscheiden, achten Sie darauf eine Therapeutin/en zu wählen, die Weiterbildungen zur Händigkeitsdiagnostik hat und diese durchführen darf, denn die falsche Diagnostik kann weitreichenden Einfluss haben! (z.B. Händigkeitsdiagnostik nach Sattler oder Steding-Albrecht) Es kann natürlich zu einer Verbesserung der Feinmotorik führen, wenn die dominante Hand festgestellt und gezielt eingesetzt wird. Als Trost: das Einsetzen beider Hände schult das Gehirn, da beide Hemisphären dabei angeregt werden (so sollte man auch als Erwachsener z.b.mal die Zähne mit der anderen Hand putzen oder etwas malen). Alles Gute

von Kristin Windisch am 10.06.2018



Antwort auf: Diagnostik zur Händigkeit

Wir haben das gleiche Problem. Unser Kind nutzt auch beide Hände gleich gut oder gleich schlecht. Problem ist halt, jeder der dem Kind was zeigt, macht das unbewusst mit der hand mit dem man selbst selbst am besten kann. Und meistens iszt das rechts. Wir sind nicht so sicher ob unser Kind das nicht dadurch sich nur abgesehen hat. Oder es zu denen gehört die eben wirklich beidhändig durchs Leben gehen. Bauen ist motowrisch kein Problem, schreiben und zeichnen schon, wobei es besser wird. Schulbeginn steht jetzt an. Ergo ist sich auch immer noch unsicher ob nun links oder rechts, Tendenz inzwischen zu rechts. Sehen das aber inzwischen locker.

von Felica am 29.06.2018, 21:15