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Geschrieben von maike am 07.01.2006, 0:03 Uhr

Mein Kind kann sich nicht wehren

Hallo, meine fast 4-jährige Tochter ist seit 10 Monaten im KiGa und kann sich einfach nicht gegen andere Kinder durchsetzen oder wehren. Sie lässt sich alles gefallen: mit Sand bewerfen, Mütze oder Kuscheltier wegnehmen, aus der Puppenecke wegschicken usw. Sie hat nach ihren eigenen Worten auch gar keine Freundin. Zu Hause ist sie sehr viel anders, da ist sie eher selbstbewusst und "laut" und sagt auch, was sie nicht will. Ich habe sie mit einem anderen Kind beobachtet, sie fragt z.B. immer sehr freundlich "Darf ich bitte das Spielzeug haben". Das andere Kind führt sie aber nur an der Nase herum und gibt es ihr nicht. Sie weint dann nur und tut nichts. Die KiGa-Leiterin empfindet das offenbar nicht so. Ich bin oftmals sehr streng mit ihr, wenn sie nicht gehorchen will. Ob ich ihr vielleicht diese "Unterwürfigkeit" anerzogen habe oder ihr gar Angst eingeimpft habe vor Strafe, wenn sie nicht tut, was andere ihr sagen? Ich habe auch leider nie sehr viel Zeit für sie, weil ich arbeiten muss. Ihr Vater hingegen spielt sehr oft und viel mit ihr. Wer weiß einen Rat, denn es bricht mir fast das Herz, sie so zu sehen. Vielen herzlichen Dank.

 
3 Antworten:

Re: Mein Kind kann sich nicht wehren

Antwort von Jessy + Pauline am 07.01.2006, 9:12 Uhr

Hallo,

ich glaube,dass keiner hier etwas zu deinem Erzeihungsstil sagen kann,da wir nicht dabei sind und uns somit auch nicht anmassen können,es für gut oder nicht gut zu erklären.
Ich persönlich würde meinem Kind allerdings nicht imemr gleich mit Strafe drohen,wenn es nicht gehorcht oder es als unterwürfig behandeln (mir fällt gerade keine andere Bezeichnung ein...ich meine damit,dass ich ganz oben stehe und mein Kind viel weiter unten...so machen wir es nicht)
Wir erziehen unsere Tochter (4 Jahre alt und eine echt wilde Hummel :-)) konsequent,aber offen,d.h. sie darf ihre Meinung vertreten und auch an uns Kritik üben,muss sich dann aber erklären.
Hört sich irgendwie kompliziert an,ist es aber nicht.
Sie soll nur lernen,nicht einfach "du blöde Kuh" zu schreien (neu aus dem KiGa..seufz),sondern mir dann bitte auch erklären,warum sie denn so denkt.
Irgendwas muss sie ja sauer gemacht haben,und das soll sie dann auch sagen.
Natürlich ist sie erst dabei,diesen Weg zu lernen,aber mit 4 Jahren (finde ich) kann man damit schon anfangen und es Stück für Stück ausbauen.
Dieses: "Wenn du jetzt nicht gehorchst,wirst du bestraft" finde ich persönlich nicht so klasse,denn sie soll ja lernen,WARUM sie etwas nicht darf.
Mhh..schwierig,zu erklären (muss ich gerade feststellen :-)
Generell ist es ja so,dass Kinder sich im KiGa anders verhalten,als Zuhause.Gerade,wenn sie sich im KiGa zusammennehmen (weil sie dort ja das miteinander lernen) ,lassen sie zuhause dann schon mal aufgestaute Agressionen raus und trumpfen auf - sie schreien mal rum oder schimpfen oder hauen auch mal um sich.
Wir machen es immer so,dass ich sie vom KiGa abhole und sie zuhause dann erstmal 15min für sich hat,wo sie tun kann,was sie möchte.
Manchmal spielt sie dann Lego,oder mancmal macht sie eine Kassette an und tanzt wie verrückt dazu *gg*
Und meist geht es dann auch wieder.Es gibt auch Tage,wo sie im KiGa nicht so tolle Erlebnisse hatte (Stress,sie wurde ausgeschimpft....) und dann reagiert sie zuhause auch mal agressiv und extrem wütend und dann biete ich 1. an mit ihr zu reden und wenn das nicht hilft und sie jetzt einfach nicht drauf eingehen kann,dann gibt es die Konsequenz : geh bitte in dein Kinderzimmer!
Sie weiss,dass ich es nicht dulde,wenn sie einfach nur rumschreit oder vor Wut ihre Sachen durcheinanderwirft.Das gibt es nicht.
Sie bekommt dann eine Auszeit und muss solange im Zimmer bleiben,bis sie wieder "normal" mit mir reden kann (ihr wisst,was ich meine,oder? eben nicht schreien und schimpfen...)
Und das ziehe ich auch konsequent durch....Wut ist erlaubt und sauer sein auch,aber eben so,dass sie neimandem weh tut.
Klar,gibt es auch Ausnahmen...als sie neulich einfach über die Strasse gerannt ist,gab es eine Bestrafung,denn wir hatten ihr vorher schon öfters erklärt,dass sie das nicht darf und sobald sie sich oder andere gefährdet und wir es ihr vorher schon erklärt haben,wird nicht mehr geredet,sondern bestraft (Zeitstrafe für ihr Lieblingskuscheltier,kein Spiel mit ihrer Freundin...so etwas halt)
Bisher laufen wir damit ganz gut und haben unsere wilde Hummel im Griff :-))
Wie es allerdings in 2-3Jahren aussieht,wenn sie größer wird,weiss ich nicht.Wir arbeiten halt jetzt schond ran,sie offen zu erziehen,so dass sie uns sagt,was ihr nicht passt und warum sie so aufdreht.
Vielleicht wäre das mal ein Tipp:beziehe sie mehr mit ein-lass sie ihre Meinung äussern,wenn ihr etwas nicht gefällt und drohe ihr nicht gleich mit Bestrafung.
Aber ob es wirklich daran liegt,dass sie so schüchtern im KiGa ist,weiss ich nicht.
Stärk ihr am besten den Rücken,in dem du ihr erklärst,dass sie ihre Meinung frei und offen sagen darf und das sie es nicht hinnehmen muss,wenn andere sie ärgern! Sie soll dann laut und deutlich NEIN sagen!Ich glaube,wenn sie von euch gestärkt wird,dann gibt sie dieses Verhalten auch im Spiel weiter.
Oh je....alles ein bisschen wirr,oder?
Ich wünsch dir auf jeden Fall alles Gute und sende liebe Grüße
Jessy

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Re: Mein Kind kann sich nicht wehren (Achtung, lang)

Antwort von Hexhex am 07.01.2006, 12:16 Uhr

Hallo Maike,

Du hast die Ursache für das Verhalten Deiner Kleinen ja schon glasklar selbst erkannt: Zuviel Strenge, zuviele "Neins" und Ermahnungen nagen sehr am Selbstwertgefühl eines Kindes. Vor allem, wenn es ein eher schüchternes Kind ist. Ein Kind muss auch mal erfolgreich SEINEN Kopf zu Hause durchsetzen dürfen (bei weniger wichtigen Dingen). Damit es die Erfahrung machen kann, dass es überhaupt möglich ist, sich im Leben auch mal erfolgreich zu behaupten. Es muss im Zank mit der Mutter auch mal "gewinnen" dürfen, Türen knallen dürfen etc.

Überlege bei jedem "Nein" Deinerseits, ob das jetzt wirklich, wirklich (!) nötig ist. Das muss man als Eltern manchmal regelrecht üben und sich immer wieder bewusst machen, das geht mir auch so. Kinder müssen gelegentlich böse, wütend und aggressiv sein dürfen, ab und zu Unordnung machen, ab und zu mal im Essen matschen, sich schmutzig machen und sich bei gewissen Dingen (Kleidung) auch mal durchsetzen.

Statt Strenge und Unnachgiegibkeit zu zeigen, könntest Du üben, mit Deiner Tochter Kompromisse auszuhandeln, auch wenn das anstrengender ist als ein Nein. Erlaube ihr alle Gefühle, vor allem negative, ohne sie gleich deswegen zu ermahnen - denn auch die gehören zum menschlichen Repertoire auch dazu und dürfen nicht unterdrückt werden.

Es ist schwer, eine Balance zu finden zwischen zuviel Grenzen-setzen und zu großer Nachgiebigkeit, ich weiß. Das ist eine tägliche Gratwanderung für uns geplagte Eltern ;-) Momentan schlägst Du aber offenbar zu einseitig in Richtung Strenge. Du kannst jetzt rasch die Notbremse ziehen. Die Psyche und Persönlichkeit eines Menschen wird in den ersten sechs Lebensjahren geprägt. Ob jemand sich durchsetzen kann, ein gutes Selbstwertgefühl hat etc. wird JETZT entschieden, später kommt man da kaum noch heran.

Was auch wichtig ist und hilft: Frage Dich selbst, WARUM Du eher streng bist. Wie waren Deine Eltern mit Dir? Waren sie eher liebevoll und geduldig, oder auch eher streng? Haben sie Dich geliebt, einfach weil Du da warst - oder war es wichtig, dass Du brav bist, gut funktionierst und gute Leistungen bringst? Wer war strenger, wer war geduldiger mit Dir? Hatte Deine Mutter eine starke Persönlichkeit und konnte sie sich gut gegen Deinen Vater behaupten, oder hat eher ER den Ton angegeben? Was hättest Du Dir anders gewünscht, wie hätten Deine Eltern sein sollen? Da wir oft die eigenen Kindheitsmuster fast zwanghaft wiederholen, können solche Fragen Dir helfen zu erkennen, wo bei Dir der Knackpunkt ist.

Ich persönlich finde, ein Mädchen sollte heutzutage lieber etwas zu frech und selbstbewusst sein, als zu lieb. Es muss sich ja z.B. nicht nur gegen Missbrauch durch Fremde oder Bekannte wehren können, es muss auch in dieser immer noch stark männlich geprägten Gesellschaft seinen Weg gehen. Nur mit Lieb-sein klappt das nicht. Und sie soll ja als Frau später einen Ehemann finden, der gut zu ihr ist. Mädchen, die als Kind zu streng behandelt wurden und keine starke Persönlichkeit entwickeln durften, suchen sich später meist Männer, die sie dominieren, an ihnen herumkritteln und ihnen ihr Leben vorschreiben wollen. Eine starke Frau, die sich selbst wertvoll fühlt, wird sich nie von einem Mann schikanieren, schlecht behandeln oder unterdrücken lassen. Auch deshalb ist es wichtig, dass Du jetzt etwas grundlegend veränderst.

Liebe Grüße,

Hexe

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Re: Mein Kind kann sich nicht wehren (Achtung, lang)

Antwort von zeitungsente am 07.01.2006, 22:39 Uhr

Hallo, Hexe. Super geschrieben. Dem gibt´s nichts mehr hinzuzufügen. Grüße!!!!

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