Geschrieben von basis am 24.01.2019, 14:15 Uhr |
Herumkommandieren und Wutanfälle
Zitat aus Deinem Post:
"wir wollten gerade in den Kindergarten fahren. [...] Sie brüllt "schnall mich an." Ich hab gesagt, "ich schnall erst noch die A... an und dann komm ich." Dann ist sie total ausgeflippt. Ich hab sie dann in ihr Zimmer getragen und da hat sie eine halbe Stunde getobt."
Zitat aus meinem Post:
"Entschuldigung das verstehe ich nicht. Ihr seid auf dem Weg in den KiGa und das Kind motzt rum. Daraufhin fahrt ihr dann doch nicht in den KiGa, sondern sie darf Zuhause bleiben? "
Wo bitte habe ich geschrieben, dass sie geschrien hätte, weil sie nicht in den KiGa wollte?
-> Ihr wollt in den KiGA
-> Sie macht Theater
-> Du trägst Sie in ihr Zimmer
-> sie tobt da eine halbe Stunde
Das ist der von Dir beschriebene Ablauf. Wenn der so nicht stimmt, dann ist das nicht mein Fehler. Bitte denk darüber nach, wo hier die Schuld zuzuschieben ist, denn das könnte durchaus auch ein Problem mit deiner Tochter sein. KÖNNTE. Ich werfe Dir nichts vor, ich versuche Dir Denkanstöße zu geben und Dich selbst zu hinterfragen, denn niemand hier weiß, wie es bei Euch wirklich aussieht.
Also überdenke einfach mal die eine oder andere Situation, ob du da vielleicht das eine oder andere sagst, dass deine Tochter dann in einen Trotzanfall treibt, weil sie das Gefühl hat an etwas Schuld zu sein, dass sie so nicht beeinflussen kann. Das Tragen ins Kinderzimmer z.B. suggeriert, dass sie an einer Situation Schuld ist - nämlich dem Trotz darüber, dass sie nicht zuerst angeschnallt wird.
Kann sie da wirklich etwas für?
Zitat aus meinem Post:
"Da ist dann eben die Frage: Lässt Du Dich denn rumkommandieren?"
Zitat aus Deinem Post:
"Ich hab auch nicht geschrieben dass ich mich rum kommandieren lasse,"
Ich gehe von aus, dass dir die Funktion eines Fragezeichens hinter einer Wortkette bekannt ist. Insofern brauche ich das hoffentlich nicht weiter zu kommentieren.
Du machst aus ihren Autonomiebestrebungen ein Melodram. In der einen oder anderen Situation mag es das für sie noch interessanter machen, all zu oft kann es aber auch sehr gut sein, dass Du sie damit emotional vollkommen unter Druck setzt. Weil du von ihr erwartest, dass sie die Verantwortung für die Situation übernimmt, obwohl sie das gar nicht kann. Du erwartest von ihr, dass sie die Verantwortung dafür übernimmt still im Auto zu sitzen und zu warten bis Du sie anschnallst, obwohl sie selbst den emotionalen Druck verspürt, dass sie JETZT angeschnallt sein will. Und ich lese nicht heraus, dass Du ihr da einen Ausweg heraus gibst, bei dem nicht sie allein an diesem Druck schuld ist.
Zitat:
Sie brüllt "schnall mich an." Ich hab gesagt, "ich schnall erst noch die A... an und dann komm ich."
Du hast (nach deiner Schilderung, vielleicht ist die hier ja auch nicht zutreffend) zum einen nicht von Anfang an gesagt, dass Du sie nicht sofort anschnallst.Zum anderen impliziert deine Formulierung, dass es deine freie Entscheidung ist, erst A... anzuschnallen. Du hast Dich also willentlich für die Schwester entschieden. Kind 1 muss damit klar kommen.
Da kann es manchmal auch helfen das einfach vorher schon anzukündigen. "Du setzt Dich schon mal ins Auto und wenn Du magst, versuch dich schon mal anzuschnallen. Ich muss noch schnell A... anschnallen, weil sie zu klein ist um alleine zu warten. Ich bin gleich bei Dir." Muss nicht. Kann aber vielleicht. Ich weiß nicht ob Euer Auto an der Straße steht oder auf einem Hof, bei uns kann ich auch das kleinere Kind kurz alleine neben dem Auto stehen lassen, weil es nicht auf eine Straße rennen kann. Also wird auch mitunter Kind 1 (auch 4) mal zuerst angeschnallt, weil es alleine noch nicht klappt. Ansonsten versucht er es eben nach meiner Aufforderung trotzdem immer erst einmal alleine. Vielleicht klappt es ja heute.
Wenn ich ihm immer sagen würde "Warte im Auto", dann hat er a) das Gefühl, er kann das eh nicht alleine und b) warum muss er immer warten. Wo warten ja eh so eine schwierige Sache ist, die zumindest mein 4-Jähriger definitiv nicht sonderlich gut kann - egal in welcher Situation.
Auf der anderen Seite: manchmal muss man eben Gemotze auch einfach ertragen. Das gehört zur Autonomie halt auch dazu. Dass man etwas verlangt und es eben trotz allem Protest nicht bekommt.
Wenn Du etwas eben gerade nicht machen kannst, dann "Ich komme gleich, warte kurz." Und gut ist. Wenn sie da dann halt rumzickt, dann zickt sie eben. Entscheidend ist, dass Du nachdem Du z.B. auf Toilette warst denn eben SOFORT auch kommst. Und nicht noch fünf andere Sachen machst oder erst mal zur kleinen Schwester gehst.
Wenn sie Süßigkeiten will und Du willst ihr keine geben: "Nein, ich möchte Dir jetzt keine Süßigkeiten geben, weil es gleich Essen gibt." Punkt. Fertig. Da wird nicht diskutiert. Das kannst Du ihr 10x erklären, sie will ihre Süßigkeiten und da kommt dann gerade nichts anderes durch. Wenn Du dann immer weiter auf sie einredest, dass sie das doch einsehen muss, dann gibst Du ihr das Gefühl zu versagen, weil sie es nicht schafft deinen Erwartungen zu entsprechen. Das kann sie nicht.
Klare Ansage und erledigt. Einmal in den Arm und drücken und dann "komm, wir spielen so lange noch was. Magst Du ein Bild malen?" oder "Komm, magst Du mir helfen das Essen vorzubereiten? Trägst Du schon mal die Teller rein und holst das Besteck."
Wenn Du sie dann auch noch in ihr Zimmer sperrst, weil sie sich nicht anpassen kann, machst Du das ganze noch einmal schwerer. Dann wird sie für etwas, dass sie einfach mental gar nicht beeinflussen KANN auch noch bestraft. Stell Dir vor, jemand sagt Dir "Spring 3 Meter hoch" und du kannst es nicht, also darfst Du erst mal für ein paar Stunden im Keller hocken. Und ja, auch wenn es nur ein paar Minuten sind, die sie in ihrem Zimmer sein muss, für sie sind das Stunden. Und auch wenn das Kinderzimmer kein düsterer Keller ist, es ist eben nicht bei Mama.
Aber die kleine Schwester ist bei Mama. Und die wird "nie" bestraft. Weil sie eben noch nicht in der Autonomie ist und es keine "Gelegenheit" gibt. Aber so einen kausalen Zusammenhang kann sie mit 4 noch nicht sehen. Sie sieht nur: A... kommt "immer" zuerst und wenn ich was will bekomme ich es "nie" und muss dafür dann noch alleine in mein Zimmer.
Kinder verwenden nämlich die Wörter "immer" und "niemals" genauso gern wie wir für etwas, von dem wir das Gefühl haben, dass es immer gleich ist, obwohl dem gar nicht so ist. Also auch wenn Du nicht "immer" der kleinen Schwester den Vorzug gibst, ist es vielleicht oft genug um deiner große Tochter das Gefühl zu geben, es sei "immer".
- Herumkommandieren und Wutanfälle - Bohne2015 24.01.19, 8:56
- Re: Herumkommandieren und Wutanfälle - niccolleen 24.01.19, 9:01
- Re: Herumkommandieren und Wutanfälle - basis 24.01.19, 9:46
- Re: Herumkommandieren und Wutanfälle - Bohne2015 24.01.19, 10:11
- Re: Herumkommandieren und Wutanfälle - emilie.d. 24.01.19, 11:35
- Re: Herumkommandieren und Wutanfälle - basis 24.01.19, 14:15
- Re: Herumkommandieren und Wutanfälle - Bohne2015 24.01.19, 10:11
- Re: Herumkommandieren und Wutanfälle - Baerchie90 24.01.19, 12:17
- Re: Herumkommandieren und Wutanfälle - Nina411 24.01.19, 13:20
- Re: Herumkommandieren und Wutanfälle - pauline-maus 24.01.19, 21:13
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