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Geschrieben von EarlyBird am 26.03.2016, 14:27 Uhr

Bestimmer kind

Hi Felix,
also ich kann dir auch nur meine Erfahrungen bzgl. sogenannter "Bestimmerkinder" berichten.
Daher schreibe ich jetzt mal so, als das es so ist - weil ich mir im Schreiben dabei leichter tue, als wenn ich in jedem Satz ein "evtl./meines Erachtens/wie ich finde/o.Ä." einbauen muss. Ich hoffe das ist Okay :)


Also:

"Bestimmerkinder" haben wie ich finde ein sehr hohes Potenzial, welches des Öfteren von Außenstehenden übersehen wird, weil die Dominanz im Spiel und im sozialen Miteinander von uns Erwachsenen meist eher negativ bewertet wird und unangenehm auffällt.
Tatsächlich aber, verfügen eben gerade diese Kinder meist über ein außergewöhnlich hohes Maß an Phantasie und Kreativität. Es sind oft sehr lebendige, aktive und ideenreiche Kinder, welche oft schon vor Spielbeginn (ähnlich wie ein Theaterregisseur) eine genaue Vorstellung davon haben was im Spiel wie passieren wird/soll und können jedoch gleichzeitig spontan doch noch neue Ideen aufgreifen und "ihren Spielplan" bei Bedarf ummodellieren..
Das setzt eine ernorme Kreativität & Vorstellungskraft vorraus und verlangt auch ein hohes Maß an Denkvermögen ab und das sind, wie ich finde ganz hervorragende, tolle und wertvolle Eigenschaften.
Natürlich kommen nicht alle Kinder mit solchen Vorgaben im Spiel klar, andere hingegen brauchen und wollen sie sogar.
Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass "Bestimmerkinder" eine polarisierende Wirkung haben können, bspw. das überwiegend jüngere Kinder den Kontakt zu älteren "Bestimmerkindern" suchen und sich gerne von ihnen mitreißen lassen
(Seltener habe ich das Gegenteil erlebt, das eben ältere Kinder den Kontakt suchen) oder auch sprachliche Barrieren manchmal magnetische Wirkung haben können d.h. spricht ein Kind schlecht bishin zu gar kein Deutsch, so besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit das sich eben dieses Kind einem sogenannten "Bestimmerkind" zuwendet.

Ich persönlich habe in der Arbeit mit Kindern noch kein "Bestimmerkind" erlebt, welches nicht mal aneckte und insbesondere in Konkurrenz zu anderen "Bestimmerkindern", solche Phasen wie sie dein Kind im Moment gerade durchmacht, durchmachen musste.

Es ist aber auch, wie ich finde, durchaus ratsam als Mama sein "Bestimmerkind" dazu anzuhalten, es zu erinnern und zu motivieren, andere Kinder auch (mit-)entscheiden bzw. ihren Willen zu lassen.
Sehr geschickte "Bestimmerkinder" lernen mit der Zeit "Kluge Kompromisse" zu schließen. So lassen sie andere Kinder zwar (mit-)entscheiden, jedoch fädeln sie die Wahl der Kompromisse so geschickt ein ("Taktisch Talentiert"), sodass ihr Hauptinteresse gewahrt bleibt (Bsp. Bestimmerkind bleibt bei seinem geplanten Spielablauf und eigener Rollenbesetzung z.B. selbst die Prinzessin zu sein (Protagonist zu bleiben), gewährt aber dem anderen Kind gleichzeitig auch die Bestimmung der eigenen Rolle z.B. Schwester der Prinzessin und nicht die "böse Hexe" spielen zu müssen. So wird die "böse Hexe" bspw. imaginär besetzt..).

Die Dynamik innerhalb einer Gruppe unterliegt ja stets einem Wandel und meist ist eine solche Durststrecke bzw. wie es deine Tochter gerade erlebt nicht von langer Dauer. Denn die Gruppenkonstellationen ändern sich mit Anwesenheit/Krankheit mancher Kinder (auch Ferienzeit), mit aktuellen Interessen/Vorlieben vereinzelter Kinder und natürlich auch durch aktuelle Befindlichkeiten/Gefühlslagen unter den Spielgefährten. .
Letztendlich aber, ist genau diese Erfahrung die deine Tochter gerade macht und erlebt, ausschlaggebend und überaus wichtig für eine Reifung hinsichtlich der sozialen Kompetenzen.
Denn würden sich alle Kinder stets den Interessen und Vorstellungen deiner Tochter fügen, würde sie stets "(Marionetten)-Spielgefährten" an ihrer Seite wissen, so würde sich die erwünschte Bereitschaft dazu "Kompromisse einzugehen" zu erlernen, erst gar nicht Entwickeln können da die Notwendigkeit hierfür nicht erkannt und erlebt werden würde.
Es ist also, wie ich finde, sogar immens wichtig für deine Tochter diese (wenn auch schmerzliche) Erfahrungen zu machen, um in ihren sozialen Kompetenzen reifen zu können. Hierbei kann das erklärende Wort (vorwurfs- und urteilsfrei!) bzgl. Ursache und Wirkung des eigenen Verhaltens (Eigenreflexion) einer bewusst angestrebten Verhaltensänderung dienen und Barrieren im Spiel mit anderen Kindern lösen.

Ein Gespräch mit der Erzieherin ist m.E. insofern anzuraten, weil eben diese, die ersten Schritte der Kompromissbewältigung bewusst, wohlwollend unterstützend begleiten kann und u.A. die Frustrationstolleranz der beteiligten Kinder erkennen und Erfolgserlebnisse hinsichtlich einer Kompromissbereitschaft unterstützen kann. (zu vermittelnde Botschaft: ein Kompromiss bedeutet nicht Verlust und Aufgabe der eigenen Interessen).

Ich habe dir hier nur desshalb meine Erfahrungen damit geschildert, weil ich persönlich "Bestimmerkinder" oft sehr in ihrem Tun (Spiel) bewundere und sie auch als Bereicherung für eine Gruppe anerkenne. Sie schaffen es u.a. oft andere Kinder zu integrieren (auch wenn vorzugsweise nach ihrem eigenen "Spielplan" ;)..), holen somit auch Kinder ab, welche aus charakterlichen u./o. sprachlichen Gründen und/oder Gründen "neu" und "ohne Anschluss" in der Gruppe zu sein ohne die "Mithilfe vom Bestimmerkind" länger bräuchten um eben Anschluss zu finden.

Meine Erfahrungen mit "Bestimmerkindern" sind also eigtl. recht gut, müssen sich aber natürlich nicht mit den Erfahrungen eines Jeden decken und auch nicht 100%ig auf jedes Bestimmerkind zutreffen. Aber vielleicht entdeckst du ja ein paar Eigenschaften davon bei deiner Tochter wieder und kannst es dann etwas "positiver" und "gelassener" wahrnehmen.

PS: Mein älterer Sohn war eine lange Zeit auch ein sog. "Bestimmerkind" und wir hatten in seinen (fast) 4 Kindergartenjahre einige solcher Phasen bzw. Durststrecken hinter uns gebracht, doch er hat es jedesmal wieder geschafft diese zu überwinden und ein Stückchen über sich hinaus zu wachsen.

Alles Liebe dir und deiner Familie
EB

 
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