Besteht Handlungsbedarf?

 Anke Claus Frage an Anke Claus Master der Ernährungsmedizin

Frage: Besteht Handlungsbedarf?

Hallo liebes Experten-Team! Mein Sohn, 9 Monate, bekommt seit Mitte August Beikost. Vorgegangen bin ich nach dem empfohlenen Plan, habe anfänglich selbst gekocht. Doch da mein Sohn seinerzeit nicht viel davon hielt sich alleine zu beschäftigen,bin ich auf Gläschen umgestiegen. Er isst mal mehr mal weniger, allerdings nie mehr als ein halbes Glas. Er war nie ein ganz großer Esser. Da stillen leider nicht geklappt hat, füttere ich seit seiner zweiten lebenswoche ausschließlich pre Milch. Folgemilch wurde ein paar mal getestet, führte jedoch immer zu Bauchweh und Verstopfung. Er trank früher bis zu 12 Fläschchen am Tag, aber immer nur 60 bis max.100 ml. Seit Einführung der Beikost hat sich die Anzahl auf 5-6 Flaschen reduziert (aktuell 2 davon nachts) mit Mengen zwischen 135 und 170 ml. Nun stellt sich mir folgendes Problem: mein Sohn hat keine regelmäßigen Schlafenszeiten und somit auch keine festen Essenszeiten. Den GOB kann ich nicht füttern, da er meist den Nachmittag verschläft. Hin und wieder füttere ich ihn Vormittags, wenn es denn da mit schlafen bzw.wach sein passt. Ich komme also nicht dazu feste Breimahlzeiten zu etablieren UND, was noch schwieriger ist, er isst sehr wenig und oftmals auch gar nicht. Fingerfood wird meistens angenommen, da landet allerdings wenig tatsächlich im Bauch. Er ist ein recht schmaler Junge mit gerade mal 8 kg. Muss oder kann ich etwas verändern damit er mehr feste Nahrung isst? Und vielleicht auch eine gewisse Regelmäßigkeit einkehrt. Ich weiß, daß Zwang nichts bringt, nur nach 4 Monaten würde ich mir natürlich wünschen, dass die Beikost etwas mehr Anklang bei ihm findet. Der abendbrei wird aktuell ganz verschmäht. Mittagsbrei die letzten Tage auch beinahe gänzlich. Dafür habe ich das Gefühl, dass er sich nachts holt, was tagsüber fehlt... Bin etwas ratlos LG Inselkind

von Inselkind80 am 12.12.2018, 14:07



Antwort auf: Besteht Handlungsbedarf?

Liebe „Inselkind80“, kann gut verstehen, dass Sie das Gefühl haben es müsst mit der Beikost mal vorangehen. Aber haben Sie viel Geduld mit Ihrem Jungen. Es gibt einfach Babys, die essen nur kleine Portionen Brei und die Mengen lassen sich nur zögerlich steigern. Das ist völlig in Ordnung. Da heißt es für Sie als Mama geduldig dranbleiben. Manchmal macht es von einem Tag zum nächsten „Klick“ und die Portionen werden größer. Probieren Sie mal folgendes: wenn Ihr Kleiner nicht weiter essen mag, machen Sie ein Päuschen und geben dann anstelle der Milch wieder den Brei. Ruhig auch mal ein bisschen den Hunger zum Gehilfen nehmen. Versuchen Sie es doch einfach einige Tage aus. Meine Erfahrung ist, wenn es nicht mehr die „sichere“ Milch gibt, werden die Breimengen automatisch größer. Achten Sie auch auf das richtige Zeitfenster. Ihr Kleiner sollte nicht übermüdet sein und auch noch nicht überhungrig. Beides senkt schnell die Lust am Essen. Der Abstand zur vorherigen Milchmahlzeit soll groß genug sein, damit auch genug Hunger da ist. Bieten Sie auch weiterhin Fingerfood wie weich gekochtes Gemüse, ein paar Nudeln oder Kartoffelstückchen (alles ungewürzt) an, auch wenn er damit zunächst nichts recht anzufangen weiß. Geben Sie Ihrem Jungen selbst ein Löffelchen in die Hand. Lassen Sie Ihr Kind experimentieren. Das weckt oft die Neugierde auf Essen. Ohne Druck und Zwang oder großes Aufheben. Versuchen Sie mal eine Weile ihn allein damit umgehen zu lassen, ohne ihn groß zu lenken oder zu führen. Das mag mühselig sein und viel Geduld erfordern, aber es ist oft mit Erfolg gekrönt, wenn Kinder etwas allein ausprobieren dürfen. Ist diese erste Hürde dann genommen, spricht auch meist nichts dagegen, wenn Mama mithilft. Oder drückt vielleicht ein kommendes Zähnchen? Besonders wenn Zähne durchbrechen haben Kinder Ihre Befindlichkeiten. Der Mundraum ist beim Zahnen sehr empfindlich. Es ist schmerzhaft, wenn der Löffel an die gerötete Zahnleiste stößt. Oft wird nur das Nötigste und Beliebteste gegessen. Geben Sie Ihrem Kleinen mal einen gekühlten Beißring vor dem Essen oder bieten Sie das Menü mal unerwärmt (=Zimmertemperatur) an. Sie können den Abendbrei auch mal „deftig“ zubereiten. Vielleicht schmeckt Ihrem Jungen das besser. Dafür einfach etwas Gemüsebrei unter das Getreide mischen oder kennen Sie unseren HiPP Bio-Getreidebrei „Mehrkorn Kürbis“? (https://www.hipp.de/beikost/produkte/milch-getreidebreie/bio-getreidebreie-zum-anruehren/) Wir bieten auch pure Milchbreie im Glas an (https://www.hipp.de/beikost/produkte/milch-getreidebreie/gute-nacht-ohne-zuckerzusatz/). Lassen Sie sich durch den unregelmäßigen Schlaf- und Essrhythmus nicht verunsichern. Es gibt selbstverständlich Babys, die etwas eher zu einem ruhigen „Ablauf“ finden und andere, die Zeit brauchen, um sich an einen geregelten Rhythmus anzupassen. Gut möglich, dass Ihr Junge gerade in oder kurz vor einer Umstellung steht oder kommende Zähnchen etc. für Unruhe sorgen. Grundsätzlich hat jedes Baby seinen eigenen Rhythmus und Bedarf. Den Rhythmus richtig steuern oder beeinflussen, das gelingt sehr schwer. Als Mama können Sie nun unterstützend bzw. regulierend wirken. Sie können versuchen, den Appetit mehr auf den Tag zu schieben, wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kleiner trinkt sich nachts satt. Versuchen Sie ihn nachts anderweitig wieder zum einschlafen zu bringen. Streicheln, singen, Schmusetuch mit Geruch von Mama,… Bestimmt spielt sich noch ein Rhythmus ein und die Breimengen werden größer, haben Sie viel Geduld! Ich wünsche Ihnen alles Liebe und eine schöne Adventszeit! Herzliche Grüße Anke Claus

von Anke Claus am 14.12.2018



Antwort auf: Besteht Handlungsbedarf?

Hallo liebe Frau Clausn! Danke für Ihre Antwort. Im Grunde hab ich mir das so auch schon gedacht. Seit jeher ist er kein guter Esser. Eine Mahlzeit konnte sich vor der Beikost schon mal über 3 Flaschen und eine Stunde hinziehen. Phasenweise auch mit Abwehrverhalten. Ich versuche inzwischen eine Mischung aus fingerfood und Brei auf dem eigenen Teller anzubieten so das er auch mal selbst zugreifen kann. Unter anderem selbstgebackenes salzfreies Brot, das mag er ganz gerne und davon landet auch tatsächlich etwas mehr im Bauch. Er ist halt so ein begeisterter Werfer (unter anderem der eigene löffel-zwanzig mal aufstehen zum wieder aufheben ist nichts :-)) aber zwischendurch darf ich dann auch tatsächlich mal den einen oder anderen löffel reichen. Das er keine riesenportionen isst, kann ich auch nicht erwarten. Wenn er gerade mal 170 ml Milch schafft, wird er keine 190 Gramm Brei verdrücken. Die sichere Milch gibt es tatsächlich erst 1,5 -2 Stunden später. Vorm mittagsschläfchen und zur Nacht. Problematisch ist bei ihm halt, dass er erst dann richtig "reinhaut" wenn er hundemüde ist. Da fehlt ihm natürlich fürs mühselige löffeln die Geduld. Aber er scheint nach einer Breimahlzeit auch wenn es nur wenig war zufrieden zu sein, da er dann eigentlich immer sehr selig spielt. Ich probiere es einfach immer weiter. Er wird gewiss nicht verhungern und die nächtlichen Flaschen muss ich dann halt erstmal beibehalten. Ihn anderweitig wieder zum schlafen zu bringen ist unmöglich, er schreit sich ein (war bis zu seinem ca.6 LM ein Schreikind). Aber das wird sich auch irgendwann geben. Ihnen auch eine schöne Adventszeit. LG Inselkind

von Inselkind80 am 14.12.2018, 13:12