TV-Tipp Autismus (23.9.29004 / SWR)

23.09 13:15-14:00 SWR
Lebenslinien
Seppis Mutter - Lernen von einem autistischen Kind

Seppis Mutter und seine Schwester Eva fahren nach Rom, auf eine 5-Tages-Reise. Ferien, sagt Johanna Berghammer, das haben immer nur die andern gemacht. Zum ersten Mal hat sie Seppi und den Vater so lang allein gelassen - eine kleine «Mutprobe» auf dem Weg zur größeren Selbständigkeit und Unabhängigkeit von Mutter und Sohn. Als Seppi 1979 zur Welt kommt, freuen sich die Berghammers, deren Familie den «Tonihof» in Wall bei Miesbach schon seit über 150 Jahren bewirtschaftet, über den lang ersehnten männlichen Hoferben. Ein Jahr nach der Geburt ändert sich Seppis Verhalten grundlegend: Er verweigert den Blickkontakt, hört zu sprechen auf und kehrt sich immer mehr nach innen. «Autismus» lautet schließlich die Diagnose, und die gesamte Lebensplanung der Berghammers bricht in sich zusammen. Doch mit der bitteren Gewissheit wachsen der Mutter auch ganz neue Kräfte und Einsichten. Gegen Unverständnis und schwerfällige Bürokratie setzt sie es durch, dass Seppi computergestützte Kommunikation erlernen und seine Intelligenz beweisen kann. Johanna erreicht sogar, dass er einige Jahre das Gymnasium besuchen und danach eine Gärtnerlehre beginnen darf. Die Probleme für Frau Berghammer hören zwar nicht auf; der Alltag mit Seppi und seinen speziellen Bedürfnissen muss täglich neu gestaltet werden. Seine geistigen Ansprüche, seine immer wieder verblüffenden Einsichten übersteigen oft ihr Steh- und Organisationsvermögen. Aber - um wie viel reicher sieht sie sich heute durch den unerwarteten Schicksalsschlag ... Viel hat Johanna im Lauf der Jahre von Seppi gelernt - von seiner direkten, unverstellten Art, seiner Menschenkenntnis und seiner Feinfühligkeit. Vor allem aber: wie man trotz aller Widerstände mit Mut, Kraft und Würde im Leben stehen kann.