Chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von Sabrinau am 18.02.2003, 22:01 Uhr

Mehr Verständnis für Mütter, die ein behindertes Kind abtreiben lassen

Hallo!

Ich stöbere nun schon seit längerer Zeit in diesem Forum herum, ohne mich bislang selbst zu Wort gemeldet zu haben. Da hier vor wenigen Wochen mal wieder - wie in regelmäßigen Abständen scheinbar immer - eine Abtreibungsdebatte entbrannt ist, möchte ich mich als Mutter eines geistig behinderten Sohnes auch mal dazu äußern.
In diesem Forum gibt es anscheinend viele Mütter, die strikt gegen Abtreibung sind - egal wie behindert das Kind auch sein mag. Diesen Müttern möchte ich sagen, dass es eine ganze Reihe von Stoffwechselerkrankungen gibt, die zu einem langsamen, qualvollen Tod bei den betroffenen Kindern führen. Sie erreichen das Jugendalter zumeist nicht. Ich finde es daher gut, dass es inzwischen möglich ist, viele dieser entsetzlichen Krankheiten per Fruchtwasseruntersuchung zu erkennen und die betroffenen Eltern sich daraufhin zu einem Abbruch entscheiden können. Wer möchte seinem Kind ein so qualvolles Leben schließlich nicht ersparen wollen?
In diesem Forum haben schon viele Frauen gepostet, die verzweifelt sind, weil sie durch eine Fruchtwasseruntersuchung die Gewissheit erhalten haben, ein behindertes Kind zu erwarten. Oft wird ihnen in diesem Forum dazu geraten, ihr Kind auszutragen. Selten werden die Vorteile eines Abbruchs aufgeführt. Tut eine Frau es doch, wird sie von den anderen „niedergemacht". Das finde ich nicht in Ordnung!
Eine Frau, die sich für ein behindertes Kind entscheidet, trägt eine große Verantwortung, die sich mit der für ein nicht behindertes Kind überhaupt nicht vergleichen lässt. Warum? Ganz einfach: Ein geistig behinderter Mensch wird fast immer ein Leben lang in Abhängigkeit von seinen Eltern leben müssen - sowohl finanziell als auch in emotionaler und sozialer Hinsicht. Ein geistig behindertes Kind ist noch mehr als ein nicht behinderter Altersgenosse darauf angewiesen, ein intaktes Elternhaus und ein stabiles soziales Umfeld zu haben. Kann die Mutter ihm das ein Leben lang gewähren? In einer Zeit, in der jede zweite Ehe geschieden wird?
Es wird hier immer nur von dem „behinderten Baby" und dem „behinderten Kind" gesprochen. Dabei wird völlig vergessen, dass ein behindertes Kind nicht immer Kind bleibt, sondern auch mal erwachsen wird. Und das ziemlich schnell, denn die Kindheit nimmt bei einem Lebensalter von 75 Jahren höchstens ein Fünftel des gesamten Lebens ein. Das heißt, mehr als 80 % unseres Lebens sind wir erwachsen!!
Zudem endet die Kindheit in der heutigen Zeit immer früher. Mädchen, die mit elf ihre Periode bekommen, sind nicht mehr in der Minderheit. Eine 14Jährige, die bereits erste sexuelle Kontakte gehabt hat, ebenfalls nicht.
Auch behinderte Kinder kommen in die Pubertät - oft sogar schneller als ihre nicht behinderten Altersgenossen. In der Pubertät aber fangen für viele Eltern geistig behinderter Kinder die Probleme erst an. Wer zum Beispiel ein geistig behindertes Mädchen hat, wird der Tochter vielleicht im Teenageralter die Monatsbinden wechseln müssen, weil sie es selbst nicht kann. Die Mutter wird auch dafür sorgen müssen, dass die Tochter regelmäßig die Pille nimmt oder die Spirale eingesetzt bekommt, damit sie nicht ungewollt schwanger wird. Die Mutter eines geistig behinderten Jungen wird sich dagegen vielleicht ängstigen, weil ihr Sohn in der Pubertät einen starken Trieb entwickelt hat und kein Ventil dafür findet. Wie wird er seine sexuellen Bedürfnisse befriedigen können? Wie kann sie ihn davor bewahren, sich sexuelle Lust mit Gewalt zu verschaffen?
Eine Fülle von Problemen kommen auf die Eltern zu: Viele geistig behinderte Kinder
können nicht die Regelschule besuchen, oft ist nicht einmal die Förderschule drin.
Was aber kommt nach der Schule? Endstation Behindertenwerkstatt?! Dort verdienen die meisten Behinderten derart wenig, dass sie davon keinen eigenen Hausstand gründen können - selbst, wenn sie es wollten. Sie bleiben ein Leben lang auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Doch auch geistig Behinderte haben oft den Wunsch nach Unabhängigkeit und möchten das Elternhaus verlassen, vielleicht eine eigene Familie gründen. Den meisten bleibt dieser Wunsch jedoch versagt, da sie nicht in der Lage sind, für eine Familie emotional und finanziell zu sorgen. Viele von ihnen sind aufgrund ihrer Behinderung auch gar nicht in der Lage, ein Kind zu zeugen oder zu gebären. Psychische Probleme bleiben da nicht aus.
Problematisch ist, dass die Abhängigkeit von den Eltern zumeist bis ins hohe Erwachsenenalter bestehen bleibt. Diese Abhängigkeit kann zu großen Spannungen zwischen Eltern und ihren behinderten Kindern führen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn auch noch nicht behinderte Geschwister da sind, denen als junge Erwachsene die Welt offen steht.
Sind die Eltern irgendwann zu alt für die Pflege geworden oder gar gestorben, bleibt für geistig behinderte Erwachsene oft nur das Heim als Endstation. Im Zuge der Sparmaßnahmen unserer Regierung können wir allerdings nicht mehr davon ausgehen, dass die liebevolle Fürsorge geistig Behinderter auch außerhalb der Familie künftig noch gewährleistet sein wird.
Fazit: Das Leben geistig behinderter Menschen ist vielen Einschränkungen unterworfen, die mit zunehmendem Alter immer größer werden.
Ich möchte es noch einmal betonen: Die meiste Zeit unseres Lebens sind wir nicht Kind, sondern erwachsen. Ein geistig behinderter Mensch bleibt in gewissem Sinne aber immer auf der Stufe eines Kindes stehen - er wird niemals wirklich erwachsen werden und die Verantwortung für sein Leben selbst übernehmen können. Er braucht daher die Geborgenheit einer intakten Familie. Er braucht ein gutes Elternhaus. Vermutlich ein Leben lang...!
Eine Frau, die ein behindertes Kind erwartet, sollte auch auf diese Hürden und Probleme aufmerksam gemacht werden. Dazu hat sie meiner Meinung nach ganz einfach ein Recht!
Ich möchte mein behindertes Kind sicherlich nicht missen und liebe meinen Sohn über alles. Trotzdem: Hätte ich in der Schwangerschaft von seiner Behinderung erfahren, hätte ich sicher abgetrieben. Ich habe vollstes Verständnis für Frauen, die ein geistig behindertes Kind abtreiben lassen, weil sie die Last der Verantwortung nicht tragen können - ob nun finanziell oder emotional.
So, das musste ich mal loswerden.

 
32 Antworten:

Re: Mehr Verständnis für Mütter, die ein behindertes Kind abtreiben lassen

Antwort von Daniela10 am 18.02.2003, 23:13 Uhr

Hallo,

ich bin theoretisch auch absolut gegen Abtreibungen wegen Behinderung. Es gibt ja auch oft leichtere Behinderungen als die von Dir aufgeführten. Trotzdem haben mich Deine Sätze sehr nachdenklich gemacht, da sie sehr stichhaltig sind und aufzeigen, wie weitreichend die Entscheidung "für" ein behindertes Kind ist. Schwieriges Thema. Dein Posting ist sicherlich ein gutes Gegengewicht zu den Postings allzu einseitiger Abtreibungsgegner. Obwohl ich - wie schon geschrieben - auch gegen Abtrreibungen bin. Die Mutter von Ellert (oft hier im Forum) hat es gut ausgedrückt (sinngemäß): Jedes Kind ist einzigartig - ungeachtet der Verpackung, in der es steckt. Ich denke auch, dass es nicht uns obliegt, über Leben und Tod zu entscheiden.

Versöhnliche Grüße, Daniela

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Re: Mehr Verständnis für Mütter, die ein behindertes Kind abtreiben lassen

Antwort von Ellert am 18.02.2003, 23:26 Uhr

hallo,

ich kann Deine Argumente von Deiner Warte aus verstehen

ABER
wenn Du so die Belastungen der Eltern würdigst, wer würdigt das recht des Kindes am Leben und seine Freude am Leben ?
Nur weil es mir als Mutter nachteile bringt habe ich kein Recht darauf
meinem Kind das Leben abzusprechen.

oft geht es nicht um sie schwerstbehinderten,
Down ist doch das Schlagwort für "niemals so ein Kind ".
meinst Du denn, solche Kinder bzw Erwachsene haben keine Freude am Leben ?
Wiegt das Recht der Eltern auf ein sorgenfreies leben höher als das eines Ungeborenen MENSCHEN auf Leben ?
Ich kenne eine Familie, die hat bewusst zwei Down-Kinder adoptiert und ist unendlcih glücklich, wäre das nicht der Ausweg ?

Unser Sohn ist geistig und körperlich schwerbehindert,
niemals nicht hätte ich mir so ein kind gewünscht, aber als er geboren wurde war er das Beste was mir je passiert ist

dagmar

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@ellet - Bei deinen Worten steht mir die Gänsehaut !!! oT u LG

Antwort von +Bianca+ am 19.02.2003, 7:21 Uhr

d

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Re: Mehr Verständnis für Mütter, die ein behindertes Kind abtreiben lassen

Antwort von Minerva am 19.02.2003, 7:43 Uhr

Ich finde deinen Text ganz wichtig.

Es ist einfach zu sagen: "Bekomm das Kind, es hat ein Recht zu leben" - aber niemand von diesen Befürwortern hilft den Eltern dann später.

Ich kenne Eltern eines mittlerweile 40 Jahre alten schwerst behinderten Mann (geistig und auch körperlich). Die Eltern lieben ihren Sohn, das steht für sie außer Frage - aber sie würden einer Schwangeren, die ein Kind mit gleichen Behinderungen erwartet, zum Abbruch raten.

Das ganze Leben dreht sich bis zum Tod der Eltern nur noch intensivst um das behinderte Kind.

Und auch diese Eltern mussten erfahren wie schwer die Pflege wird, wenn der Sohn den Eltern plötzlich körperlich weit überlegen ist und unglaubliche Kräfte entwickelt. Wie sehr die Eltern leiden, wenn der Sohn nur noch mit stärksten Beruhigungsmitteln zu bändigen ist. Ich habe mich oft und lange mit der Mutter unterhalten und nicht nur sie leidet, auch ihr Sohn leidet - nur kann er das Warum nicht verstehen und wird noch unleidlicher.

Trisomie 21 und massive geistige Behinderungen sind zwei ganz verschiedene Schuhe, die man nicht miteinander vergleichen kann.

Minerva

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Re:@sabrinau + minerva

Antwort von Julia01 am 19.02.2003, 7:59 Uhr

Ich finde Eure BEiträge wirklich toll.
Endlich mal jemand der nicht nur sieht das behinderte Kinder süß sind und liebenswert (was sie mit Sicherheit sind) sondern auch mal daran denkt was aus diesen Kindern wird.
Man braucht so unendlich viel Kraft ein ganzes Leben lang.
Sicher gibt es verschiedene Schweregrade der Behinderung, aber das können die Ärzte meist leider nicht voraussagen.
Ich bin eigentlich auch gegen Abtreibung, aber ich weiß auch genau, wenn ich ein behindertes Kind bekommen würde würde ich abtreiben.
Ich bewundere die Leute die die Kraft haben ich hätte Sie nicht.
Gerade durch die Diskussionen in letzter Zeit habe ich mir noch mehr Gedanken gemacht und bin mir sicher das ich ein behindertes Kind nicht bekommen würde.
Wir haben auch schon eine Tochter und Sie müsste immer zurückstecken weil doch ein krankes Kind viel mehr Pflege braucht.

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pessimismus pur!

Antwort von ds am 19.02.2003, 8:02 Uhr

wenn ich einen derartigen pessimismus entwickeln würde, wie du, könnte ich (auch mutter eines geistig behinderten kindes) mir gleich einen strick nehmen!

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Es sind zwei Paar verschiedene Stiefel !

Antwort von +Bianca+ am 19.02.2003, 8:40 Uhr

Hallo,

wie schon mehrfach geschrieben, kommt es immer auf die Art der behinderung an.

Es gibt Behinderungen ( z. B. Anencephalie), bei der das Kind null Überlebenschancen hat, weil sich das Gehirn einfach nicht entwickelt hat, usw. Diese Kinder sterben meist unmittelbar nach der Geburt.

Obwohl ich normalerweise streng gegen Abtreibung bin, da niemand das Recht hat über Leben und Tod zu urteilen, so muss ich doch sagen, das ich in einem solchen Fall über Abtreibung nachdenken würde....

Es gibt aber auch andere Behinderungen, bei denen ich wirklich nicht verstehen kann, das abgetrieben wird. Trisomie 21 ist eine davon. Diese Menschen lieben das Leben, haben eine so herzliche Art - warum sollten sie nicht das Recht haben zu leben ?
Weil sie "anders" sind ? Weil sie nicht normal sind in unseren Augen ? Was soll das ? Wer sagt denn, das wir normal sind ?

Mir wurde gesagt, auch ich hätte abtreiben können, was ich eine Ungerechtigkeit finde ! Gut, mein Sohn ist körperlich schwerbehindert, aber er hat so eine Energie und Lebensfreude, das ein Leben ohne ihn unvorstellbar ist....

Egal, wie die behinderung ist, fragt man einen Menschen später , ob er lieber nicht geboren wäre, würde er sich wundern, und bestimmt nicht sagen, er hätte nicht leben gewollt, denn jeder hängt an seinem Leben ! Bloss weil jemand nicht in unsere schöne Norm passt, finde ich es unverantwortlich, ein Baby einfach töten zu dürfen !



LG, Bianca

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Re: Es sind zwei Paar verschiedene Stiefel !

Antwort von julia01 am 19.02.2003, 8:51 Uhr

Ich wollte und will auch auf keinen Fall behinderte Menschen verurteieln.
Ich kenne selbst Kinder mit DS und weiß wie herzlich und liebenswert sie sind.
Allerdings finde ich es auch nicht gut Frauen zu verurteilen die ein behindertes Kind abtreiben.
Wie gesagt jeder muß selbst einschätzen ob er damit klarkommt.
Wir wollen hier auch nicht wieder einen Streit anzetteln. Ich finde dieses Forum so toll, soviel Hilfe und Unterstützung.
Aber man kann auch mal eine andere Meinung haben und auch äußern.
Und wie sabrniau schreibt behinderte Kiner werden erwachsen, Kinder mit DS können als Erwachsene zum großen Teil selbststaändig sein (oder irre ich mich)
Aber was ist mit den Kindern die schwerstbehindert sind körperlich und geistig?
Also wie gesagt ich möchte niemandem zu nahe treten und auf keinen Fall würde ich in jedem Fall zur Abtreibung raten - Jede Frau sollte das mit ihrer Familie ganz individuell entscheidne.
Allerdings nicht nur an die Kindheit denken sondern auch daran wie es weitergeht wenn die Eltern mal nicht mehr in der Lage sind das KInd zu pflegen.

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Kann man so nicht sagen ,denn bei jedem fängt das Wort Behiderung an verschiedenster Stelle an

Antwort von tobiasmum am 19.02.2003, 9:31 Uhr

Im KLartext,für einen ist ein Behinderung z.B. wenn ein Arm oder Fuß fehlt
Für andere wieder das Down Syndrom

Wie ich es sehe:

Mein Sohn kam sozusagen mit einer Behinderung zur Welt.
Er hatte ein Loch im Zwerchfell (anlagefehler in der 6.8 SSW)

Eine Zwerchfellhernie ist,wenn das Zwerchfell ein Loch hat oder nicht vorhanden ist.

Bei meinem Sohn waren Magen u.Darm im brustkorb,weil sie durch das Loch in den brustraum gezogen worden sind.

Die Lunge konnte sich daher nicht richtig entfalten und das Herz war verschoben.

Aber diese Kinder ,werden duch einen KS entbunden,dürfen nicht atmen.Also werden sie sofort intubiert.Wenn sie stabil sind,werden sie operiert.

Meinen Sohn ging es gut,(hatte 3 Lungenreifungsspritzen)er wurde nach 3 Tagen operiert und heute gehts im gut.Nur eine lange Narbe am Bauch und das er den Blindarm an der anderen Seite hat.
Die Überlebenschancen betragen je nach Klinik 50-80%.

Es wurde beim Feinultraschal in der 24 SSW festegstellt.Laut Arzt sollte ich abtreiben,denn "diese"Kinder können noch andere Behinderungen haben.

Aber wir trieben nicht ab,wünschten uns dieses Kind so sehr.

Eine FW-Punktion ergab ,das er keine weiteren Behindungen haben soll.
Wird suchten und haben in in der 350km entfernten Klinik entbunden (dort war die Überlebenschance 80%)
Das dort oft benötigte Ecmo brauchte es zum Glück nicht.

Seine Lunge ist innerhalb von einem Jahr auf Normalgröße gewachsen,er hat keine Atmenprobleme,Nahrungsprobleme.

Bloß ein Leistungssportle wird er laut Arzt nicht werden,aber das ist ja wohl nicht erforderlich.


Aber es kann auch anders ausgehen :

Einige Familien die wir in einem Forum kennengelernt haben ,
ist das Kind leider verstorben,oder es wurden weitere Behinderungen festgestellt oder Lungenhochdruck und sind Sauerstoffabhängig.

Wir sind froh das wir nicht abgetrieben haben.

Unser Sohn war nach 6 wochen Klinikzeit (mit Op)wieder völlig gesund.


Viele Behinderungen ,werden erst nach Geburt festgestellt oder passieren bei der Geburt.


Ich denke ,wenn man weiß das sein kind behindert sein wird,muß man sich genau überlegen wie schlimm oder wenig schlimm die Behinderung am Ende sein wird.

Ob es eine geistige oder körperlich Behinderung ist,und wie die Überlebenschancen sind


Mehr von meinem Sohn

http://free.pages.at/lieshoff


Gruß
Yvonne

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Auch ohne Eltern ein mensch

Antwort von Sabine25 am 19.02.2003, 11:56 Uhr

Ich ärgere mich wirklich darüber das behinderte immer nur in verbindung zu ihren Eltern gesehen werden. Auch wenn das Kind in ein Heim käme, oder in einer Behindertenwerkstatt arbeitet bedeutet das nicht das es ein unglücklicher mensch wird. Es ist ziemlich voreilig jemandem ein unglückliches Leben zu unterstellen, der dieses Leben noch gar nicht begonnen hat.
Mit sicherheit gibt es schwerere Diagnosen als andere. Aber trotzdem sind das Menschen mit Rechten.
Und egal ob sie nun "süss" sind oder nicht, sie haben ein RECHT zu leben. Ich finde es schlimm das hier die Belastung der Eltern IMMER den Tod eines menschen rechtfertigen soll.
Es gibt Ausnahmen, das bestreite ich nicht. Aber ich finde trotzdem das man ein Kind oder einen erwachsenen auch unabhänhig von seinen Eltern sehen sollte. Egal wie es denen dabei geht. Ich kenne sehr viele erwachsene und ältere geistig Behinderte die leider gar nicht- stell dir vor- leiden und verzweifelt sind.
All die Menschen die ich kenne arbeiten in Werkstätten oder in familiären Betrieben, und sie wohnen alle in Heimen oder Wohngruppen. Sind also nicht mehr unmittelbar auf ihre Eltern angewiesen. Und es ist okay. Sie freuen sich über den besuch der Familie, freuen sich aber auch darüber mit ihrer "neuen Familie" wieder alleine zu sein.
Ich fand das immer sehr emutigend. Die Eltern hab ich kaum kennengelernt. Aber ich habe erwachsene menschen gesehen die ein eigenes, durchaus zufriedenes Leben führten.
Es mag ja wirklich krankheiten geben die kein erwachsenes Leben ermöglichen. Aber man sollte dann auch nicht alle behinderungen über einen Kamm scheren. Mit manchen kann man leben, mit manchen nicht. Und die mit denen man Leben kann, die sollten dann auch seltener zu abtreibungen führen-.

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PS: Sexualität

Antwort von Sabine25 am 19.02.2003, 12:00 Uhr

Kenne wirklich hunderte von geistig behinderten, und keiner hat seine sexuellen Bedürfnisse durch gewalt befriedigt. Ich frage mich wirklich zu Du zu Deiner Einstellung kommst.
Auch geistig behinderte haben ein recht auf eine sexualität. Wenn sie sich nun mal selbst befriedigen, oder das mit ihren Freunden ausleben. Wieso nicht?
Es gibt gewaltätige Menschen. Das stimmt, aber man wird nicht zur gewaltätigkeit verdammt nur weil man behindert ist. Das sollte doch mal klar gestellt sein dass das eine nicht automatisch (und wirklich nur in sehr seltenen fällen) das andere bedeutet

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Re: Auch ohne Eltern ein mensch

Antwort von Julia01 am 19.02.2003, 12:06 Uhr

Ich habe doch auch gesagt das es unterschiedliche Grade der Behinderung gibt und ich habe auch nie bezweifelt das behinderte Menschen glücklich sind.
Ich wollte nur sagen,dass man Frauen die sich für eine Abtreibung in einem solchen Fall nicht verurteilen sollte.
Soll die Frau das Baby bekommen um es dann in ein Heim zu geben?
Nur um dem Kind das RECHT auf LEBEN zu erhalten?
Sicherlich kann man ein Kind nicht nur im Zusammenhang mit den Eltern sehen. Aber für die Entscheidung Abtreibung ja oder nein sind ja erstmal solche Fakten ausschlaggebend. Die Eltern überlegen doch dann ob sie es schaffen, was sich in ihrem Leben ändert usw.

Ich kann es nur tausendmal betonen:
ich bewundere die Kraft der Eltern die ein behindertes Kind großziehen, denn einfach ist es mit Sicherheit nicht!
Aber bitte verurteilt auch niemanden der nicht Eurer Meinung ist!

Gerade in diesem Forum liest man immer wieder wieviel manche Kinder durchmachen müssen und wie die Eltern mitleiden, kämpfen und hoffen.

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Ins Heim geben ist immer noch besser als abtreiben! o.T.

Antwort von Aliena am 19.02.2003, 12:13 Uhr

o.T.

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Re: Auch ohne Eltern ein mensch

Antwort von Sabine25 am 19.02.2003, 12:22 Uhr

Eben. Heime sind zu unrecht schlecht gemacht. Das war früher einmal so, dass das Verwahranstalten waren. Heute jedoch nicht mehr.
Immerhin hätte das Kind da wenigstens eine Chance auf ein Leben.
Habe das an anderer Stelle nochmal gesagt. Nur weil das Kind irgendwann in ein Heim oder eine Wohngruppe muss ist das ALLEIN kein grund für mich zur Abtreibung.
Ausserdem. Ich bin ein erwachsener Mensch und kann mich beim besten Willen nicht damit abfinden das meine Eltern JEMALS zu irgendeinem Zeitpunkt das Recht hatten mich umzubringen. ich bin doch kein Teil von Ihnen sondern selbst eine Person.
Nochmal, es geht ja nicht um Verurteilung. Aber heutzutage muss man das wirklich betonen mit dem Recht auf Leben und der Chance auf Glück. Den irgendwie scheint das keinen mehr zu interessieren. Abtreibungen von Behinderten sind ja praktisch selbstverständlich. Und deswegen regen sich sicher hier viele auf, weil es eben auch anders geht. Vieleicht nicht muss...
Behinderte sind leider selten geworden. Es werden immer mehr früh erkannt und abgetrieben. Wobei immer weniger wirklich Behinderte persönlich kennen. Dadurch wird die Furcht und die Distanz noch grösser.
Die Frauen betonen hier eben oft so direkt wie glücklich und süss die Kinder sind, weil sich das viele nicht vorstellen können. Es ist nicht alles immer leicht, das behauptet doch keiner. Aber es ist halt auch nicht immer alles schlecht

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Re: Auch ohne Eltern ein mensch

Antwort von sabrinau am 19.02.2003, 13:48 Uhr

Das ist doch genau die Frage, Sabine!
Wieviel Behinderung ist denn "zumutbar"?
Diese Entscheidung können doch alleine die Eltern treffen! Eine verdammt schwere Entscheidung, die einem alles abverlangt! Ich möchte sie niemals in meinem Leben treffen müssen.
Eine Mutter, die ein Kind mit Down-Syndrom abtreibt, hält eine solche Behinderung für ihr Kind eben nicht "zumutbar". Diese Entscheidung muss man akzeptieren können. Genau so, wie man die Entscheidung einer Frau akzeptieren muss, die sich für ein Kind mit Down-Syndrom entscheidet, weil sie der Meinung ist, das auch ein Leben mit Down-Syndrom lebenswert ist.

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Re: Ins Heim geben ist immer noch besser als abtreiben! o.T.

Antwort von sabrinau am 19.02.2003, 13:52 Uhr

Nein, Aliena, das sehe ich ganz und gar nicht so!
Jedes Kind hat meiner Meinung nach ein Recht auf körperliche Unversehrtheit und ein glückliches Leben in einer intakten Familie.

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Re: Es sind zwei Paar verschiedene Stiefel !

Antwort von sabrinau am 19.02.2003, 13:59 Uhr

Julia, es will niemand Streit vom Zaun brechen. Wir diskutieren doch nur. Und das finde ich auch für ein Forum wie dieses hier sehr wichtig.

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Kann Sabrinau sehr gut verstehen!!

Antwort von Biggi+Jungs am 19.02.2003, 14:22 Uhr

Hallo,

auch ich habe Verständnis für Mütter, die ihr behindertes Kind NICHT bekommen wollen. Meine beiden Jungs sind gesund. (Zumindest geistig) und natürlich würde ich niemanden hergeben, nur weil er aufgrund einen Unfalles o.ä. behindert würde. Andern würde ich vielleicht entscheiden, wenn ich in der Schwangerschaft von einer geistigen Behinderung erfahren würde. Denn es bleibt eben wie Sabrinau geschrieben hat, nicht immer das süße kleine Baby.
Freunde von uns haben einen geistig behinderten 14jährigen Sohn, 1,80 m und fast 90 kg. Er ist auf dem Stand eines 3jährigen Kindes. Spricht etwas, geht auf die Toilette, ißt selbständig mit Löffel. Kann sich nicht selber anziehen, schläft immer noch nicht durch und ist mitten im Trotzalter!!!
Schmeist sich auf die Straße, wenn er seinen Willen nicht bekommt. Verschmiert Fakalien aus Trotz. Wacht bis zu 10mal nachts auf usw. usw. Die Familie hat sehr viel Hilfe von außerhalb, ist aber am Ende ihrer Kräfte und müssen leider bald über eine Heimunterbringung nachdenken. Was ihnen das Herz bricht. Er hat noch einen gesunden 5jährigen Bruder, der vor ihm geschützt werden muss, da er ihn vor Eifersucht oft quält. Die Ehe war schon öfters kurz vor dem Zerbrechen. Diese Familie hätte sich zur Abtreibung entschlossen, wenn sie es vorher gewusst hätte. Und ich finde, niemand aber auch wirklich niemandem steht zu, dieses zu Verurteilen. Jeder, der sich für ein behindertes Kind entscheidet, verdient tiefe Bewunderung und viel Hilfe nicht nur in Form von Worten, sondern auch hoffentlich von Taten.
Aber es sollte jeder akzeptiert werden, der sich anders entscheidet.

Liebe Grüße
Birgit

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Re: Kann Sabrinau sehr gut verstehen!!

Antwort von Julia01 am 19.02.2003, 14:28 Uhr

Genau deiner Meinung stimme ich auch zu.
Niemandem steht es zu sich in das LEben anderer einzumischen un zu urteilen ob eine Abtreibung gerechtfertigt ist oder nicht.
Ich finde es schon ziemlich mutig wenn die Familie offen zugibt das sie das KInd auch nicht bekommen hätte wenn sie vorher gewusst hätten wie schwer alles ist.
Ich glaube da werden sie nicht die einzigen sein - und ich spreche hier nicht von kleinen Behinderungen oder Behinderungen durch Unfall o.ä. sondern von schweren geistigen und körperlichen Behinderungen.

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Re: Kann Sabrinau sehr gut verstehen!!

Antwort von sabrinau am 19.02.2003, 14:29 Uhr

Danke, Birgit!!

Gruß,
Sabrina

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So, jetzt habe ich mich durch alle Postings gekämpft und möchte auch noch etwas schreiben....

Antwort von Mony am 19.02.2003, 20:51 Uhr

Auch ich kann Eltern verstehen, die sich gegen das Leben mit einem SCHWERSTbehinderten Kind/Menschen entscheiden. Es geht hier nicht um körperliche Behinderung oder um recht leichte geistige Behinderung. Sondern wirklich um einen menschen der geboren werden soll und der nach der Geburt dank unserer Hochleistungsmedizin auch am leben bleibt - obwohl er schwerst krank ist. Ich habe wärend unserer Krankenhausaufenthalte auch Familien mit Kindern kennengelernt die am Rande ihrer Kräfte waren. Eine Familie hatte zB ein 15 jähriges Mädchen, sie war taub und blind und ich weiß nicht was sie noch alles hatte. Sie trug Windeln, wurde künstlich ernährt und teilweise beatmet. Die Mutter meinte, sie könne nicht zwischen den Menschen unterscheiden die sie pflegen. Trotzdem kümmerte sich die Familie aufopfernd um sie - aber die Mutter sagte mir auch hätte sie vorher von dem Grad dieser Behinderungen gewußt sie hätte sich - und ihrer Tochter dieses quälende Leben erspart. Überlebt hat sie das nur, weil sie nach der Geburt sofort medizinisch behandelt wurde - und bis heute wird. Und das ist das Problem denke ich. Man darf ein behindertes Kind abtreiben -aber man darf es nicht bekommen und dannin Würde sterben lassen. ist der Mechanismus unserer Medizin erst mal in Gang ist er so leicht nicht zu stoppen.
Klar ist das ein heikles Thema. Wer will vorher wissen, wie schlimm es tatsächlich ist? Wer will diese Entscheidung treffen. Ich bin dankbar, das dieser Kelch an mir vorrüber gegangen ist - aber ich habe Verständnis für Familien die sich so entscheiden.
Moni

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und was ist damit?????

Antwort von amber am 20.02.2003, 2:32 Uhr

So nun möchte ich dazu auch mal was sagen,
also ich bin in der 13 ssw mit Drillingen schwanger.Davon sind jetzt zwei durch Nackenfaltenmessung gefährdet eine genetische Störung oder sonstwelche Behinderungen zu haben.
Nun frage ich euch mal wie ihr das seht wie eine 24 jährige Mutter einer kleinen Tochter 2 1/2 Jahre,das bin ich
nämlich, mit Drillingen schwanger eins unauffälig zwei stark auffällig,entscheiden soll,wenn sich eine Behinderung herausstellt.Da diese Kinder eineiig sind,sind sie natürlich auch genetisch gleich.
Zumal bei einer Drilligsschwangerschaft immer auch ein gewisses Risiko für die Schwangere ansich birgt.
Ich will nur sagen das ich eigentlich auch gegen Abtreibung bin,aber unter solchen Umständen,weiß ich wirklich nicht wie ich mich entscheiden sollte.
Das wollte ich nur mal loswerden.
Entschuldigt bitte wenn es etwas konfus ist aber ich kann momentan meine Gedanken noch nicht so richtig ordnen.
LG Steffi

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@amber

Antwort von Mony am 20.02.2003, 8:25 Uhr

Hallo!
Hast Du im Schwangeren Forum meine Antwort noch gelesen? Wie ich mich entschieden habe.
Ich habe es jetzt noch mal raußgesucht. Bei Leona war die Falte 5,2, ich dachte immer es wäre weniger gewesen. Da ich schon über 30 war war das Risiko das sie behindert sein würde recht hoch - aber eben nur statistisch!
Ich denke in Deinem Fall würde ich eine Untersuchung machen. Obwohl sich dann immer die Frage stellt Was dann????
ich drücke Dir und Deinen 3 kleinen Mäusen alle Daumen die ich habe!
Moni

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Re: @Mony

Antwort von amber am 20.02.2003, 9:34 Uhr

Hallo Mony,
danke das du nochmal nachgeschaut hast,das hilft mir schon mehr zu hoffen das alles in Ordnung ist.
Aber man muss ja wirklich auch mal vom schlimmsten ausgehen.Was dann....
Ich habe mir schon ein paar Gedanken gemacht,aber ich glaube eine Entscheidung kann man nur dann treffen wenn man was genaues weiß.
LG Steffi

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Re: und was ist damit?????

Antwort von sabrinau am 20.02.2003, 12:05 Uhr

Liebe Steffi,

habe gerade dein Posting gelesen und bin echt erschüttert. Ich möchte nicht in deiner Haut stecken.
An deiner Stelle würde ich eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen, damit zu Gewissheit hast, ob deine Kinder wirklich behindert auf die Welt kommen sollen. Manchmal können auch Babys mit einer dickeren Nackenfalte völlig gesund sein.
Drei Kinder auf einen Schlag zu bekommen, ist schon heftig genug - auch wenn sie gesund sind. Hast du genug Hilfe? Emotional und auch finanziell? Ist genug Platz da für so viele Kinder?
Diese Fragen würde ich mir alle stellen.
Noch etwas: Ich habe ein behindertes Kind, es ist 17 Monate alt. Die Therapien und die Förderung nehmen meine ganze Zeit in Anspruch. All das, was nicht behinderte Kinder von ganz alleine tun, muss ich mühsam mit meinem Sohn üben. Finanziell sind wir zum Glück abgesichert, sodass ich mich um den Kleinen kümmern und alle Arzt- und Therapietermine wahrnehmen kann und vorläufig nicht berufstätig sein muss.
Das ist sehr wichtig, wenn man ein behindertes Kind hat.
Natürlich kommt es auch immer auf den Grad der Behinderung an. Kinder mit Down-Syndrom sagt man nach, dass sie besonders liebenswert sind und eine besondere soziale Ader haben. Sie erlernen das Sitzen, Laufen und Sprechen - wenn auch langsam. Und trotzdem: Kinder mit Down-Syndrom sind zu 99 % IMMER geistig behindert. Sie brauchen oft die lebenslange Betreuung durch ihre Familien. Die Eltern tragen die lebenslange Verantwortung für ihre Kinder - sowohl emotional als auch finanziell. Nicht jedes Kind hat das Glück, als junger Erwachsener in einem Wohnheim zu wohnen. Zumal sich die Frage stellt, ob unser bankrotter Staat solche Wohnprojekte in Zukunft noch finanziell unterstützen wird.
Wie sieht es mit Förderungen, Therapien und Integrationsprojekten aus? Wird der Staat künftig noch in der Lage sein, dafür Geld auszugeben? Für gesunde Kinder ist ja kaum noch Geld da - wie sieht es dann erst mit behinderten aus?
Ich habe die Befürchtung, dass wir Eltern mit unseren behinderten Kindern künftig ganz alleine dastehen. Dass es keine Möglichkeit mehr geben wird, sie in Kindergärten und Schulen zu geben, usw.
Ich habe die Befürchtung, dass wir uns wieder Jahrzehnte zurückbewegen - in eine Zeit, als Behinderte lebenslang von ihren Eltern betreut werden mussten und nicht die Möglichkeit hatten, Kindergarten und Schule zu besuchen, geschweige denn, einen Beruf zu erlernen.
Ich weiß auch nicht, was ich in deiner Situation machen würde. Wenn ich in einem riesengroßen Haus mit Garten wohnen würde und einen guten Geldgeber hätte, würde ich mir eine Abtreibung vielleicht noch mal überlegen. Wenn meine finanziellen Mittel jedoch begrenzt wären, der räumliche Platz fehlte und meine Beziehung auf wackeligen Füßen stünde, würde ich wahrscheinlich abtreiben.
Mach es von deiner Lebenssituation abhängig! Wenn du dich seelisch und finanziell nicht dazu in der Lage siehst, zwei oder drei behinderte Kinder aufzuziehen, dann beende die Schwangerschaft. Falsche Opferbereitschaft hat schon so manche Familie zerrüttet. Und deine große Tochter braucht dich schließlich auch!

Dazu am Rande noch eine Geschichte:
Eine Freundin von mir steckte mitten im Studium als sie ungewollt schwanger wurde. Sie hatte zu dem Zeitpunkt bereits ein uneheliches Kind. Sie trieb ab, weil sie sich ein zweites Kind finanziell nicht leisten konnte und es zudem mit Trisomie 21 zur Welt gekommen wäre. Sie denkt heute noch oft an das ungeborene Kind, wie alt es jetzt wäre, usw.
Trotzdem hat sie ihre Entscheidung nicht bereut. "Wir wären alle drei in der Gosse gelandet," sagt sie heute als erfolgreiche Konrektorin an einem Gymnasium. "Das Studium hätte ich vergessen können und Sozialhilfe beantragen müssen." Und weiter: "Ich trug damals die Verantwortung für das bereits geborene Kind, und die wog für mich ungleich schwerer als die für das noch nicht geborene." Ihre Tochter steht heute kurz vor dem Abitur. In Kürze wird sie ein Studium beginnen. Ob das alles möglich gewesen wäre, wenn meine Freundin das Kind bekommen hätte, ist mehr als fraglich.

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Re: @sabrinau

Antwort von amber am 21.02.2003, 18:03 Uhr

Also wir hatten uns erst für die Fruchtwasseruntersuchung entschieden.
Da mein Arzt und die Hebamme aber gesagt haben umso früher wir was wissen kann man weiter behandeln für den Fall es ist doch keine genetische Störung.
Da bei uns auch dieses Transfusionssyndrom in Frage kommt,die Anzeichen sprechen ziemlich dafür,sagen die Ärzte,da es sich um die eineiigen Kinder handelt,sie sin stark unterschiedlich Groß,haben wie gesagt beide eine stark auffällige Nackenfalte und eine stark verschiedene Fruchtwassermenge.
Sollen wir so schnell wie möglich zur Chorionzottenbiopsie.
Wir haben hin und her überlegt und uns schließlich dafür entschieden.
Da bei uns das Risiko für eine Fehlgeburt sowieso sehr hoch ist,egal welche Untersuchung wir machen lassen.
Bei uns gibt es leider weder integrationsfähige Kindergärten wie Schulen.Ich bin der Meinung,nachdem ich mich ein bisschen schlau gemacht habe,steht man mit allem ziemlich alleine da und das finde ich zum k....
Zumal unsere Gesellschaft sowieso schon sehr Kinderfeindlich eingestellt ist,egal ob Gesund oder Behindert.
Das fängt bei der Wohnungsuche schon an und hört bei Krankenkassenleistungen leider noch nicht mal auf.
Ich ziehe ehrlich gesagt meinen Hut vor den Eltern die sowas durchmachen und nicht aufgeben,da ich es mir sehr schwer vorstelle.
Es wird Zeit das der Staat alle Eltern,ganz besonders denen mit Behinderten und kranken Kindern mehr finanzielle wie auch andere Hilfen zugesteht.
Es ist doch schlimm genug das in der Zeit des Euros alles so teuer geworden ist.
LG Steffi

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Re: Mehr Verständnis für Mütter, die ein behindertes Kind abtreiben lassen

Antwort von Primel am 21.02.2003, 19:38 Uhr

Hallo!
Nein, ich habe mich jetzt nicht durch alle Postings gekämpft, möchte aber trotzdem was sagen.
Ich kann Deine Argumente schon gut nachvollziehen, aber mir bleibt trotzdem die Frage der Grenze offen. Was ist mit den Kinder, die Krankheiten haben/bekommen, die man nicht vorgeburtlich bestimmen kann. Und die "geburtsgeschädigten", die Kinder mit Sauerstoffmangel unter der Geburt - was unterscheidet die von den Ungeborenen????? Doch nur das Gesetz. Und das ist Auslegungssache.
In unserer technisierten Welt, in der alles machbar scheint, wollen wir Menschen für alles Sicherheiten, Versicherungen..... Und das nach unseren Vorstellungen. Und wenn etwas unzumutbar erscheint, entfernt man es. Jetzt die kranken Kinder, in ein paar Jahren dann die alten Eltern. Ja, das ist eine alte Diskussion, aber trotzdem doch eine zwangläufig auftretende Frage. Und dann gibt es heute schon Computerprogramme, die bei Kranken die Wahrscheinlichkeit einer Gesundung errechnen, bzw., ob sich der medizinische Aufwand überhaupt lohnt. Wo bleibt unsere Menschlichkeit???
Was ist mit uns los??? Was ist das für eine Welt, in der nur Perfektion, Fun und Leichtigkeit zählen??? Arme Gesellschaft, die die Schwächsten, die Kinder, Alten, Kranken nicht mit tragen kann. Und mir grausts davor, auch Opfer dieser Gesellschaft zu werden, wenn ich alt und krank bin. Wenn mein Leben für andere nicht mehr lebenswert erscheint, weil ich dieses oder jenes nicht mehr kann..... Vielleicht würde ich ja auch diesen letzten Zipfel Leben gerne leben?????
Natürlich ist das ein riesen Thema und ich kann auch nicht erschöpfend antworten, das waren halt jetzt so meine Gedanken dazu.
LG Primel

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du hast die tatsache, ein behindertes kind zu haben, emotional noch nicht überwunden!! o.T.

Antwort von ds am 22.02.2003, 8:40 Uhr

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Re: du hast die tatsache, ein behindertes kind zu haben, emotional noch nicht überwunden!! o.T.

Antwort von sabrinau am 22.02.2003, 9:03 Uhr

Hallo "ds",

sagen wir es anders: ich habe mich damit arrangiert. Ich denke, es gibt keine Eltern, die sich darüber freuen, ein behindertes Kind zu haben. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und akzeptiert die Behinderung.
Phasen der Resignation gibt es immer wieder. Besonders, wenn das Kind älter und die Behinderung immer offensichtlicher wird. Schließlich stellt sich allen betroffenen Eltern irgendwann die Frage, was aus dem Kind einmal werden soll.
Die Tatsache, dass du dir den Usernamen "ds" ausgesucht hast, kommt mir übrigens etwas komisch vor. Warum gerade "ds"? In Anlehnung an "Down-Syndrom"? Wenn dem so ist, glaube ich eher, dass du diejenige bist, die irgendwelche Verarbeitungsprobleme hat.
Noch etwas: Man kann Behinderungen - egal welcher Art - nicht "schönreden". Behinderung ist das, was der Name schon sagt. Eine "Be-Hinderung" eben. Das heißt nicht, dass Behinderte Menschen zweiter Klasse sind. Sie brauchen eben sehr viel mehr Liebe, sehr viel merh Förderung und erfordern von ihren Eltern ein ganz besonderes Verantwortungsgefühl, weil sie in ihrer Selbstständigkeit immer eingeschränkt bleiben werden. Wer sich bewusst darauf einlässt, braucht sehr viel Mut und Kraft, aber auch sehr viel Geld! Und das meine ich ernst!
Es gibt ein paar gute Bücher zu diesem Thema.
Empfehlen kann ich dir "Ja, mein Kind ist anders" von Gertraud Finger.
Bei dir scheint in dieser Hinsicht noch "Auseinandersetzungsbedarf" zu bestehen.

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Re: @sabrinau

Antwort von sabrinau am 22.02.2003, 9:08 Uhr

Liebe Steffi,

ich wünsche dir und deinem Mann/Lebensgefährten in dieser schweren Zeit ganz viel Kraft und Mut. Die "richtige" Entscheidung kann euch keiner abnehmen. Die müsst ihr ganz alleine treffen. Wichtig erscheint mir, das "Für" und "Wider" gegeneinander abzuwägen und in Bezug auf die eigene Situation realistisch zu bleiben.
Alles Gute für euch!

Sabrina

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Re: Mehr Verständnis für Mütter, die ein behindertes Kind abtreiben lassen

Antwort von petimedi am 22.02.2003, 13:03 Uhr

Hi Sabirnau,

Du sprichst mir aus der Seeele, genua meine Meinung,Du hast das sehr nüchtern und reel dagestellt.

Hut ab

Petra

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Das weiß sie doch alles, hat doch selbst ein behindertes kind s.o.! o.T.

Antwort von Aliena am 23.02.2003, 23:42 Uhr

ot

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