hallo frau höfel
hab da mal eine frage
meine tochter wird jetzt freitag 12 wochen
und ich hab immer noch angst sie mittags zum schlafen
alleine im zimmer zu lassen
entweder lege ich mich mit ihr hin
oder sie schläft bei mir in der stube
auch nachts schläft sie noch bei mir mit im bett
jetzt bekomme ich von meinen verwanten zuhören
ich würde sie zu sehr verwöhnen
ich kann nicht mal was für mich machen
weil ich dann angst bekomme das was passieren könnte
und ich hab dann ein schlechtes gewissen mein kind gegenüber
als würde ich sie allein lassen.
sie ist mein erstes kind.
was kann ich gegen meine angst machen
und gegen mein schlechtes gewissen???
kann ich sie denn alleine im zimmer schlafen lassen?
habe panik da eine freundin mir angst macht
sie hat vor 7 monaten ein kind am plötzlichem kindstot verloren
habe sie einen rat für mich
wie ich meine angst im griff bekomme???
bin mit den nerven doch schon zimmlich am ende
Lg steffi
Mitglied inaktiv - 15.09.2009, 16:56
Antwort auf:
@frau höfel angst kind allein schlafen zu lassen
Liebe Steffi,
Ihr Kind muss nicht alleine im Zimmer schlafen, wenn Sie sich unwohl dabei fühlen.
"entweder lege ich mich mit ihr hin
oder sie schläft bei mir in der stube"
Supergut ist, wenn Sie sich mit Ihr hinlegen, denn dann bekommen Sie auch noch etwas Schlaf. Ansonsten kann sie natürlich bei Ihnen in der Stube schlafen.
Wenn sie irgendwann in ihrem Zimmer schläft, dann sollten Sie sie hören können (Tür auf, Babyphon etc.).
"jetzt bekomme ich von meinen verwanten zuhören
ich würde sie zu sehr verwöhnen"
Ihr Verhalten ist völlig normal! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder?
Und so geht es Ihnen im Moment!
Es fiel das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal Ihren Freund und andere, ob sie gerne verwöhnt werden!
Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person):
Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen!
Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen!
Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw!
Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bißchen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins*
Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin!
Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt:
"Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust.
Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes.
Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!"
"ich kann nicht mal was für mich machen
weil ich dann angst bekomme das was passieren könnte
und ich hab dann ein schlechtes gewissen mein kind gegenüber
als würde ich sie allein lassen"
Irgendwann werden Sie genug Sicherheit haben, dass Ihr Kind auch mal eine Stunde ohne Sie kann. Und dann werden Sie Ihren Mann bitten, doch mal aufzupassen, weil Sie kurz zum Bäcker, mit der FReundin um die Ecke in die Kneipe etc. ........!
Nun zu Ihrer Freundin. Diese hat ein Kind verloren. Das ist schlimm und diese Wunde wird sich nie schliessen, aber Sie wird lernen, damit zu leben. Das ist sehr schwer, aus Sicht der vor kurzem Betroffenen kaum möglich.
Was aber unfair ist: Ihnen Angst zu machen! Trauern Sie mit Ihrer Freundin, weinen und reden Sie mit Ihr! Aber bitten Sie sie mit klaren und deutlichen Worten, doch bitte nicht Ihre Situation auf Sie zu projezieren. Es besteht keinerlei Grund anzunehmen (und Panik zu machen), dass Ihnen das Gleiche passiert.
Wahrscheinlich merkt Ihre Freundin gar nicht, wie sehr sie Sie unter Druck setzt und welche Gefühle sie bei Ihnen auslöst!
Und wenn es gar nicht anders geht: Hilfe suchen! Bei der Diakonie, Dornum vitae oder einer anderen Beratungsstelle! Da ist Raum mal laut zu denken und die Situation aus einem völlig anderen Blickwinkel zu sehen.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 15.09.2009