Frage: zu viel, zu wenig?

Iiebe Frau Höfel, Das Thema Gewohnheiten liegt mir im Magen. Mein Gefühl zum Umgang meiner Tochter (10 Wochen) ist recht eindeutig. Ich liebe sie und will ihr, wann immer es geht alle Sicherheit geben, die sie sich wünscht. Sie wünscht sich sehr viel davon! möglicherweise hat das alles mit der schweren Geburt zu tun und damit, dass sie eine Woche auf der Kinderstation im Grunde immer verletzt wurde (Zugänge, Spritzen, Beatmung, sonde). Klar. ..zu ihrem Besten. Aber das weiß sie ja nicht. Jedenfalls schläft sie eigentlich toll. Unruhig, aber im Beistellbett. Sie schläft dort Nachts immer wieder nach dem füttern ein und braucht nur ab und an mehr als eine Hand. Tags schläft sie dort auf keinen Fall und unter gar keinen Umständen. Am besten schläft sie im Tragegestell. Mich stört das nicht. Ich habe nur das eine Kind und Elternzeit. Also kann ich ihr das gut geben. Nun meine Frage: Nachts ist es so, dass ich sie wenn sie weint oder extrem unruhig ist auch mal raus hole. Meistens lege ich sie auf meinen Bauch. Ich glaube meine Atmung beruhigt sie. Und morgens gegen 8 nehme ich sie auch ihne dass sie es fordert ins große Bett und wir schmusen noch eine Stunde. Bei beidem passiert es manchmal, dass wir einschlafen. Ich weiß, dass sollte nicht sein. Nun wurde mir mehrfach gesagt, dass ich ihr das nie wieder abgewöhnt bekomme. .. das konnte ich gut ignorieren, weil ich vermute, dass sie bevor sie 30 wird schon allein schlafen wird. Ob das nun mit 1 oder erst mit 3 ist.... egal. Nun wurde mir aber gesagt, dass es angeblich oft vorkomme, dass Kinder im Elternbett verletzt würden und ob es mir das wert sei den plötzlichen Kinstod in kauf zu nehmen. Nun zweifel ich mein Verhalten an, obwohl es sich so absolut richtig anfühlt. Wie ist Ihre Meinung dazu? Gefährde ich meine Tochter damit wirklich so sehr? Gibt es dazu Studien? Vielen Dank Cora

Mitglied inaktiv - 17.10.2018, 22:21



Antwort auf: zu viel, zu wenig?

Liebe cora, Verletzungen in Elternbetten kommen vor, und zwar dann, wenn ein paar Regeln mißachtet werden! Oder andersherum: schlafen im Elternbett ist okay, wenn: - die Eltern keine Drogen nehmen - die Eltern keine Medikamente nehmen - die Eltern nicht trinken - die Eltern nicht rauchen - das Elternbett keine Besucherritze bzw. keinen Raum zwischen Bettrahmen und Matratze hat, in den das Kind rutschen kann - das Kind einen eigenen Platz im Bett hat, in Rückenlage schläft (bis zur 12. LW, dann auch im Arm der Mutter möglich) und nicht mit dem Bettzeug der Eltern zugedeckt wird (einfach so hoch legen, dass der Bauch des Kindes in Ihrer Kopfhöhe liegt). Wenn das Kind nur auf Ihrem Bauch schläft, dann einfach rechts und links etwas unter Ihre Arme legen (Bauchhöhe), dann haben Sie eine flache Ebene und das Kind rollt nicht. Wenn das Elternbett für Sie okay ist, dann ist es eine gute Lösung. Und damit es vollständig ist, noch der Standadtext mit dem "Alleine einschlafen können" hat nämlich nichts mit Lernen zu tun, sondern mit der Reifung des Gehirns. Was Ihr Sohn "gelernt (erfahren)" hat: bei Mama und Papa ist Wärme, da ist vertraute Stimme, da ist vertrauter Geruch, da ist Nahrung, da ist Sicherheit - da kann ich in den Schlaf gleiten. Mal ehrlich: was würden Sie sagen, wenn Ihr Mann sagen würde. Deine Kuschelei mit mir ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nötig. Du musst lernen alleine (ein)zuschlafen. Sie würden Ihrem Mann einen Vogel zeigen!!!!! Ihr Kind ist aber erst zehn Wochen alt! Der Tipp kann nur heißen: tragen, tragen, tragen und da sein und gelassen bleiben! Notfalls abends das Kind mit auf die Couch nehmen. Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 3 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein! Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiß gar nicht, was ein Weg ist! Ihr Kind schläft auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert. Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiß nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben! Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen. Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm/auf Ihrem Bauch am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder? Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt. Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden! Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.! Fragen Sie Ihren Mann, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins* Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin "es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tipps. Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse. (Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, dass Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand." Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war) Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins). Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden. Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht. Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet, LG Joshi" Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr Kind - das gibt ihm soviel Sicherheit. Ein gut gebundenes Kind wird im Leben immer sicher sein. Aber um dieses "gut-gebunden-sein" zu erreichen bedarf es Jahre! Jahre, in denen dem Kind immer wieder signalisiert wird: ja, ich bin da! Ja, hier bist Du sicher! Ja, komm her, egal, was Du hast! Dann kann ein Kind sich der Welt zuwenden. Was wir immer vergessen: unsere Kinder sind noch nicht fertig, wenn sie geboren werden. Unsere Schwangerschaft ist zu kurz! Wir müßten ca. 2 Jahre schwanger sein, damit unsere Kinder sich alleine ernähren könnten (also Essen greifen und essen), kurz nach der Geburt aufstehen und loslaufen könnten (Gefahr entrinnen) und in kürzester Zeit kommunizieren könnten." Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 18.10.2018



Antwort auf: zu viel, zu wenig?

Meine Tochter ist ein enormes Spuckkind. Nachts nach dem Stillen konnte ich sie nicht ablegen, also hab ich sie bei mir auf dem Bauch liegen lassen. Sie im Schlafsack und ich nur bis zur Hüfte zugedeckt. So haben wir stundenlang geschlafen. Sie ist nie runtergerutscht oder überdeckt worden. Vor etwa vier Wochen (sie ist jetzt viereinhalb Monate) gefiel ihr das nicht mehr. Auch mir wurde es langsam zu schwer. Seit dem schläft sie selig im Beistellbett und ich mal wieder auf dem Bauch. Also hat sie es sich wieder abgewöhnt.

von Dragonlilly am 18.10.2018, 12:34



Antwort auf: zu viel, zu wenig?

Meine haben auch oft auf meinem Bauch geschlafen. Da ist nie was passiert. Außer das wir beide sehr gut geschlafen haben!!! Du kannst damit nicht verwöhnen. Und alle schlafen irgendwann im eigenen Bett, keine Sorge. Mach es nach deinem Gefühl.

von Itzy am 18.10.2018, 13:18



Antwort auf: zu viel, zu wenig?

Was für eine zu Herzen gehende Antwort von Frau Höfel! Vielen Dank für diese stärkenden Worte. Unsere 2. Tochter ist gerade 8 Wochen alt und es ist genau passend!

von lillyfee2007 am 21.10.2018, 21:54