Hallo Frau Höfel,
ich wende mich an Sie, da ich etwas verzweifelt bin.
Unsere Tochter ist nun bald 22 Wochen alt und hat bislang ziemlich gut geschlafen, bis auf einige wenige Nächte. Die erste Etappe war oft 5-7Std lang. Demnach musste ich sie nachts ein-bis zweimal stillen. Seit sechs Tagen hat sich das Blatt allerdings krass gewendet. Von 100 auf 0. Sie schläft sehr unruhig, ist alle 60Min wach, alle zwei Stunden möchte sie gestillt werden. Wenn ich sie an meiner Brust lasse, schläft sie zwei Stunden, bis sie wieder also gestillt werden möchte. Wenn ich sie neben mich lege, ist sie halbstündlich wach. Ich kenne solch ein Schlafverhalten durchaus von meinem älteren Sohn, allerdings hatte er nie so einen guten Schlaf wie meine Tochter ihn einst hatte.
Wir füttern mittags seit drei Wochen zu, ansonsten wird sie aber voll gestillt. Ob das an einem Entwicklungsschub liegt? Vieles passt dann wiederum jedoch nicht. Sie hat bspw viel mehr Verlangen nach der Brust, anstatt sie zu verweigern. Die Phase hatten wir vor Wochen schon.
Ich hoffe ich habe nichts vergessen. Ich bin ziemlich müde, habe schon Angst vorm Schlafengehen, da ich weiß, dass ich die Nacht wieder keinen Schlaf finden werde. Die Körpernähe (auf mir/an meiner Brust) zu schlafen, ist die einzige Möglichkeit, so scheint mir, dass sie wenigstens etwas schläft.
Herzliche Grüße und vielen Dank im Voraus für Ihre Bemühungen.
von
Lamamadelangel
am 19.02.2018, 13:16
Antwort auf:
Warum schläft meine Tochter plötzlich so schlecht?
Liebe Lamamadelangel,
lilke hat es schon gut beantwortet. Deshalb von mir nur noch der Standardtext:
Ich kann es immer nur wiederholen: Schlafen ist abhängig von der Gehirnreife. Allerdings müssen dafür viele Rädchen ineinandergreifen, bis das funktioniert. Fachmännisch ausgedrückt: Der Tag-Nachtrhythmus oder der circadiane Rhythmus wird im Gehirn festgelegt und zwar nach der individuellen Uhr im Nucleus suprachiasmaticus. Der bedient die Zirbeldrüse und löst dort die Ausschüttung von Melatonin aus. Und dann kann man schlafen. Dieses Schlafverhalten ändert sich häufig!
In diesem Alter muss ein Kind noch nicht durchschlafen.
Kinder werden nachts wach - manchmal bis weit ins zweite Lebensjahr hinein! Ob Sie es jetzt Hunger (nach Nahrung oder Körperkontakt) oder Nähebedürfnis (Überprüfen, ob kind sich in Sicherheit wiegen kann) nennen, ist dabei belanglos. Wichtig ist, dass Mama – oder Papa (mit Nahrung, Geruch, Stimme) da ist und Sicherheit vermittelt.
Es gibt KEINEN festen Zeitpunkt ab dem ein Baby durchschläft - auch wenn es schon so war und andere Mütter oder Bücher es immer verkaufen wollen!
"Studien und die Erfahrung von unzähligen Eltern haben eindeutig gezeigt, dass das nächtliche Aufwachen, das ab etwa vier bis sechs Monaten nachts wieder vermehrt auftritt, entwicklungsbedingt ist.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben. Sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen (!), dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Bleiben Sie gelassen, sorgen Sie für Nahrung und Nähe- umso schneller schlafen alle wieder.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 19.02.2018
Antwort auf:
Warum schläft meine Tochter plötzlich so schlecht?
Das ist ein normales Verhalten und dass Kinder im Schub mehr trinken wollen ist auch völlig normal. Ich weiß, wie es ist, wenn das zweite Kind einem mit gesundem Schlaf "verwöhnt" ;) Aber man kann sich halt nicht drauf verlassen, dass das so bleibt.
Sie hat eben auch gerade viele Umstellungen. Plötzlich soll es Brei geben statt Milch, sie nimmt viel mehr von ihrer Umwelt wahr. Sie nimmt sich selbst bewußter wahr. Das alles kostet Kraft und Energie, die sie wieder irgendwo herholen muss.
Bleibt nur sich auch schlafen zu legen, wenn es geht und Haushalt Haushalt sein zu lassen. Mann mehr einspannen, ggf. woanders noch Hilfe holen (Eltern/Schwiegereltern/Freunde/sonstige Verwandte/ggf. mal Babysitter für das 1. Kind).
Viel Kraft weiterhin!
LG
Lilly
Mitglied inaktiv - 19.02.2018, 14:22