Liebe Frau Höfel
Vor gut 3 Wochen ist meine 2. Tochter geboren. Ich hatte bei der Geburt (wie schon bei der 1.) nicht die sofortigen Glücksgefühle über die man so oft liest, obwohl ich diesmal spontan entbunden habe. Ich habe wegen des Dammschnittes ziemlich viel Blut verloren und war deshalb auch die ersten Tage sehr schwach. Hab gedacht, das kommt alles wenn es mir besser geht. Mittlerweile geht es mir kreislaufmässig besser und ich versorge die Kleine und bin teilweise nun auch mit beiden Kindern allein. Ich merke aber, dass ich komplett im "funktionieren-Modus" bin und emotional nicht richtig Zugang zu meinem Baby finde. Bin erschöpft vom Schlafmangel, gereizt mit der grossen Tochter (2jährig) und meinem Mann und vertrage das Schreien schlecht. Was kann ich tun um die Verbindung zu meinem Baby zu stärken? Ist das noch normal, dass ich nach über 3 Wochen noch ständig am heulen bin und wann beginnt eine Wochenbettdepression?
Ach ja, der Hauhalt ist mir ziemlich egal, es ist chaotisch aber das stört mich wenig. Ich merke aber, dass ich in Bezug auf meine Kinder hohe Erwartungen an mich habe (Baby nicht schreien lassen, der Grossen gerecht werden etc.) und das kriege ich grad noch überhaupt nicht hin...
von
Flowermama
am 25.10.2017, 16:43
Antwort auf:
Verlängerter Babyblues oder becinnende Depression?
Liebe Flowermama,
Banu spricht mir aus der Seele. Holen Sie sich Hilfe!
Der Kinderschutzbund oder die Schwangerschaftskonfliktberatungen sind Anlaufpunkt.
Falls Sie also Gefahr laufen in eine Depression zu verfallen, dann sollten Sie sich zügig einen Termin bei der Schwangerschaftskonfliktberatung der Diakonie, Pro Familia, Donum vitae oder dem Sozialdienst der Kath. Frauen machen. Dort steht geschultes Personal zur Verfügung, welches sich Zeit für Ihr Anliegen nimmt, Raum für Ihre Ängste und Ihre Gedanken schafft! Und das eröffnet manchmal völlig neue Blickwinkel!
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 26.10.2017
Antwort auf:
Verlängerter Babyblues oder becinnende Depression?
Bin auch zweifache Mutter, und ich finde, das klingt nicht unbedingt nach einer Wochenbettdepression, sondern nach einer total überlasteten Wöchnerin. Du bist im Wochenbett. In dieser Zeit solltest Du Dich optimalerweise von der Entbindung erholen und Dich in Ruhe aufs neue Kind einstellen dürfen. Früher (oder auch in anderen Kulturen) wären Dir andere Frauen zur Seite gestanden. Heute ist man als Mutter ja meist ganz allein zu Hause. Und wenn man dann auch noch ein älteres Kleinkind hat, dann ist das einfach alles viel zuviel.
Zwei so kleine Kinder sind einfach irre anstrengend. Es gibt viele Frauen, die da auch ohne Wochenbett-Depri fast täglich einmal weinen, weil ihre Kinder beide unter drei sind, und auch das ältere Kind natürlich noch kaum etwas selbst kann, sondern viel Fürsorge braucht. Da geht man am Stock, und das ist ja auch kein Wunder.
Ich würde versuchen, jede noch so kleine Hilfe zu ergattern. Vielleicht kann Deine Mutter oder Oma Dir gekochtes Essen bringen, vielleicht könnt Ihr Euch auch durchringen, für einige Zeit eine Putzfrau zu nehmen, vielleicht gibt es andere Freundinnen oder Verwandte, die dir kleine Gefallen tun können und Dir zum Beispiel mal für ein paar Stunden das ältere Kind abnehmen können. Hier geht natürlich auch ein Babysitter. Als Mutter findet man ja immer gern 1.000 Gründe, warum man lieber alles so lässt, wie es ist, und niemanden fragen möchte - aber das ist verkehrt. Auch kleine Entlastungen SIND Entlastungen.
Ich würde jetzt Hilfe suchen, damit es sich eben nicht zu einer Wochenbett-Depri auswächst. Die ist nämlich nicht ausschließlich hormonell bedingt, sondern äußere Umstände spielen hier auch immer eine Rolle. Sprich mti Deinem Partner und überlegt gemeinsam, was man jetzt tun kann. Niemand hat etwas davon, wenn Du wirklich seelisch schlapp machst - nicht Deine Kinder, und auch nicht Dein Partner, gell. Bei einer Wochenbett-Depression kann es passieren, dass man eine Zeitlang komplett ausfällt, und DANN muss es zu Hause auch irgendwie gehen. Von daher solltest Du lieber jetzt schon Unterstützung suchen, wie etwa eine Putzfrau etc.
Alles Liebe,
Banu
von
Banu28
am 26.10.2017, 21:05
Antwort auf:
Verlängerter Babyblues oder becinnende Depression?
Vielen Dank für eure lieben Worte! Es tut gut zu hören, dass ich mich überfordert fühlen darf. Ich höre von überall nur "habt ihr euch gut eingelebt" und "geniesst es" etc. Nein haben wir noch nicht aber das müssen wir auch noch nicht. Ich werde (weiterhin) versuchen, Hilfe zu erhalten, Besuch abzuwehren und mir einfach noch ein wenig Zeit lassen.
von
Flowermama
am 27.10.2017, 08:52