Hallo Frau Höfel,
ich bin in der 17 SSW und leide seit Beginn der Schwangerschaft sehr unter der unschönen Trennung des Kindsvaters. Ich bin unglücklich und weine sehr viel und bin dadurch auch immer sehr angespannt und einfach unwahrscheinlich traurig. Kann meine psychische Verfassung der Entwicklung meines Kindes geschadet haben oder noch immer schaden?? Fühlt sich mein Kind auch traurig und gestresst wenn ich mich so fühle?
Vielen Dank für ihre Antwort
Malin
Mitglied inaktiv - 29.12.2012, 12:14
Antwort auf:
Psychischer Stress in der Schwangerschaft
Liebe Malin,
es ist bekannt, dass Stress zu Fehlgeburten führen kann.
Gemäß einer dänischen Studie (Wisborg et al 2008), an der mehr als 19.000 Schwangere teilnahmen, hatten Frauen mit einem hohen Grad an psychischem Stress ein 80 Prozent größeres Risiko einer Totgeburt als Frauen, die nur einem mittleren Grad an Stress ausgesetzt waren. (Ein hoher Grad an Stress sind zum Beispiel Krieg, Naturkatastrophen, Scheidung, der Verlust des Arbeitsplatzes, finanzielle Probleme, Beziehungsprobleme oder der Tod eines nahen Familienmitgliedes.)
Andere Untersuchungen haben herausgefunden, dass in kritischen Phasen der Schwangerschaft, in denen das Gehirn des Babys entwickelt wird, ein hoher Grad von Stress (durch Erhöhung des Hormons Cortisol) zu Frühgeburten und einem niedrigen Geburtsgewicht führen kann.
Manchmal hat Stress auch im späteren Leben des Kindes Auswirkungen. Bei ihnen ist das Risiko von Allergien und Asthma größer. Bei Versuchen mit Ratten haben Wissenschaftler festgestellt, dass die Nachkommen von Ratten, die einem hohen Pegel von Cortisol ausgesetzt waren, mehr Lern- und Gedächtnisprobleme hatten und schwierige Situationen schlechter meistern konnten.
Und jetzt kommt das ABER:
Eine Fehl-/Totgeburt kann aber auch andere Ursachen haben. Die Crux ist, dass man oft keinen offensichtlichen Grund findet.
• Störungen der Plazenta, die dazu geführt haben, dass das Kind nicht mehr ausreichend versorgt wurde. Möglicherweise ist es zu Durchblutungsstörungen gekommen, oder die Plazenta hat sich vorzeitig von der Gebärmutterwand abgelöst.
• Infektionen, die das Kind selbst oder auch die Plazenta geschädigt haben. Eine Infektion kann beispielsweise über das Fruchtwasser und die Eihäute übertragen werden, meist durch einen vorzeitigen Fruchtblasensprung.
• Nabelschnurkomplikationen, die die Versorgung des Kindes behindert haben.
• Mangelversorgung mit Sauerstoff, die nicht auf eine Plazentastörung zurückzuführen ist.
• Fehlbildungen des Kindes.
(Quelle:BZGA)
Wisborg et al. (also die dänische Studie) sagen auch, dass es sein kann, dass sich Frauen mit Stress einfach anders verhalten als Frauen ohne Stress: rauchen, frustessen oder frustfasten, einfach nicht auf sich achten. Und dann sind wir wieder am Anfang.
Nur noch mal der Verständlichkeit halber: Frauen mit Stress in der Schwangerschaft haben ein höheres Risiko, d.h. nicht, dass jedes Kind nach Stress in der Schwangerschaft Probleme hat!
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 29.12.2012