Frage: Labiensynechie

Hallo Frau Höfel! Ich weiß, ich bin mit meiner Frage evtl. falsch bei Ihnen, aber ich würde gerne Ihre Einschätzung als Hebamme haben. Schon mal vielen Dank dafür! Bei der U7 am 31.10.12 wurde bei meiner Tochter eine Labiensynechie festgestellt. Der komplette Bereich unter den inneren Schamlippen Richtung After ist zugewachsen und ein kleiner Teil der inneren Schamlippen auch. Der Kinderarzt hat Ovestin Salbe bzw. Oekolp Salbe 1 mg verschrieben und meinte ich soll den verklebten Bereich 14 Tage lang mit der Salbe und mit Druck eincremen und dann sollte es sich wieder öffnen. Bis jetzt hat sich leider noch nicht viel getan und langsam mache ich mir Sorgen, dass es sich nicht von selbst wieder öffnet. Ist es nun nur verklebt oder verwachsen?? Auch habe ich leider keine Auskunft erhalten, wieso das passieren kann, der Kinderarzt meinte nur, es wäre eine hormonelle Sache, die ab und an mal vorkommt. Ist das so? Ich achte wie jede Mutter immer sehr darauf, den Intimbereich meiner Tochter sauber zu halten und wäre entsetzt, wenn ich das durch "mangelnde Hygiene" mitverschuldet hätte. Danke für eine schnelle Information!

von Mummy85 am 06.11.2012, 12:29



Antwort auf: Labiensynechie

Liebe Mummy85, die Schleimhaut der kleinen Schamlippen ist bei Babys und Kleinkindern sehr verletzlich, weil noch nicht ausreichend Östrogen zur Stabilisierung gebildet wird. Deshalb kann es zu unbemerkten Entzündungen und danach zu Verklebungen kommen. Deshalb spricht man von zwei Hauptursachen: Östrogenmangel (verändert die Zellstruktur des Gewebes) und Traumata (raut die Oberfläche auf). Zu den Traumata (nur der Vollständigkeit halber) werden Entzündungen mangelnde oder zu viel (ständiges Reiben mit Feuchttüchern!) Hygiene, Schuppenflechte, Neurodermitis, Wurmbefall, sexueller Missbrauch, Selbstbefriedigung und Einreißen der Ränder z.B. bei Spagat gezählt. Sie sehen, es betrifft auch ältere Kinder. Insgesamt sind schätzungsweise 1,8% aller Mädchen betroffen. Die meisten Kinder haben keinerlei Beschwerden und die Synechie wird bei einer U-Untersuchung festgestellt. Die Therapie mit Östrogensalbe ist anerkannt und ohne Nebenwirkungen. Und sie dauert manchmal recht lange (bis zu 2 Monaten!). Darum Geduld! Wenn die Schamlippen wieder getrennt sind, empfiehlt es sich noch eine Woche weiter mit Östrogensalbe zu behandeln. Danach kann das dünne Auftragen von weicher Vaseline neue Verklebungen verhindern. Von einer OP zur Eröffnung sieht man heute weitestgehend ab, da die OP Narben macht und eine erneute Verklebung nicht verhindert. Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 06.11.2012