Frage: Koliken Neugeborenes Fehler beim Umgang ausräumen

Sehr geehrte Frau Höfel, ich möchte mich für die Hilfe bei der letzten Frage bedanken. Wir sind mit unserem Neugeborenen gerade in der ersten Woche und rätseln sehr, was ihm gut tut und was es mag. Vor allem nachts hat es immer wieder mit der Verdauung zu kämpfen. Eigentlich ist es ein guter Trinker, schläft aber gerne an der Brust ein. Dann weckt man es quasi beim Bäuerchen machen. Das mag es weniger und es dauert dadurch auch ewig, bis man Erfolge erzielt ;-) Was aber richtig übel ist sind Koliken. Das Kleine schreit dann von 23 Uhr bis 1 Uhr quasi ununterbrochen. Ich lege es in den Fliegergriff und rubbel seinen Rücken, damit er warm wird und es sich entspannen kann. Seit gestern benutze ich eine Wärmflasche (Wasser aus dem Boiler ~45°C beim Einfüllen. Ich ziehe ihm meist zum massieren eine Schicht aus, damit das Baby mich besser spürt und ich nicht nur den Stoff auf seinem Körper reibe. So denke ich überhitzt es auch nicht. Ich gebe sehr Acht auf seine Reaktionen. Es schläft teilweise kurz ein auf der Wärme. aber die geht ja schnell verloren und dann ist es wieder hellwach und kreischt. Nun habe ich mich mehr mit Babymassage auseinandergesetzt und mit Erschrecken festgestellt, dass ich viel zu doll gerubbelt hab. Ich war zwar ganz ruhig und habe ihm auch immer wieder gesagt, dass es OK ist (also mantramäßig logischerweise mehr für mich). Aber ich hätte das wohl langsamer und vielleicht auch etwas weniger fest machen sollen. Das Baby krampft ja sehr stark und ich habe versucht, etwas dagegen zu drücken. Sanft aber doch nicht nur, dass ich meine Hand drübergleiten lasse. Kann es sein, dass ich das Baby dadurch noch mehr aufgebracht habe? Es sich also noch mehr reingesteigert hat? Ich möchte ihm ja helfen und in meiner Ratlosigkeit habe ich es sogar auf mir liegend einschlafen lassen - und bin selber eingeschlafen. Kann auch nicht schlafen, weil es wirklich nachts total unruhig ist und nur tags mal kurze Schlafintervalle hat. Bin total fertig vom Stillen habe aber natürlich Verständnis für das Neugeborene. Was soll es auch machen? Aber ich funktioniere ja schon nicht mehr so gut und mache diese ganzen Anfängerfehler. Das frustriert mich. Können Sie mir evtl. Tipps geben, wie ich das besser in den Griff bekommen kann? Tagsüber kann ich einfach kaum schlafen und nachts geht es erst recht nicht. Habe Angst, dass ich dem Baby weh tue, wenn ich meinem Instink folgend etwas fester massiere oder vielleicht zu viel ausprobiere und es total überfordere. Habe zwar tausend Ratschläge bekommen aber das fruchtet alles kaum. Ich kann das doch nicht einfach aussitzen... :-( Kennen Sie das? Was würden Sie mir raten? Vielen Dank eine schlaf- und ratlose pattika

von pattika am 17.01.2014, 14:40



Antwort auf: Koliken Neugeborenes Fehler beim Umgang ausräumen

Liebe pattika, kann es sein, dass Sie viel zuviel machen? Ihr Kind ist noch sehr jung und benötigt nichts anderes als Wärme, Nähe und Nahrung. Oft läuft es so ab: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen (10-14 Tage; 4 Wochen; 3-4 Monate) Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Und das Kind hat noch keinerlei Tag-und-Nacht-Rhythmus! Deshalb stillt es, schläft dabei ein, wird wieder wach, wird gewickelt .......! Der Tipp kann nur heißen: tragen, tragen, tragen und da sein und gelassen bleiben! Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 3 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein! Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiß gar nicht, was ein Weg ist! Ihr Kind schläft auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert. Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiß nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben! Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen. Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder? Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt. Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden! Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.! Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins* Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin "es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tipps. Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse. (Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, dass Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand." Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war) Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins). Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden. Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht. Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet, LG Joshi" Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr Kind - das gibt ihm sovieeeel Sicherheit! Könnten Sie sich mit einem Tragetuch anfreunden? Das hat den unschlagbaren Vorteil, dass das Kind nah bei Ihnen ist und Sie die Hände frei haben. Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 18.01.2014



Antwort auf: Koliken Neugeborenes Fehler beim Umgang ausräumen

hast du denn keine Hebamme?

von mamaben am 17.01.2014, 16:50



Antwort auf: Koliken Neugeborenes Fehler beim Umgang ausräumen

Liebe Frau Höfel, vielen Dank für diese Antwort. Insbesondere der Stillrhythmus ist interessant...und anstrengend ;-) Tragen geht leider aus kompliziertem orthopädischem Grund nicht. Herzliche Grüße

von pattika am 19.01.2014, 02:35



Antwort auf: Koliken Neugeborenes Fehler beim Umgang ausräumen

Liebe Frau Höfel, vielen Dank für diese Antwort. Insbesondere der Stillrhythmus ist interessant...und anstrengend ;-) Tragen geht leider aus kompliziertem orthopädischem Grund nicht. Herzliche Grüße

von pattika am 19.01.2014, 02:35



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