Frage: Kann ich ihr noch Zeit lassen?

Liebe Frau Höfel, ich würde Ihren Rat sehr schätzen. Unser drittes Kind ist 11 Monate alt und möchte einfach nicht richtig essen. Sie wird im Prinzip noch voll gestillt. Mit 9 Monaten hat sie ein paar Wochen lang Brei gegessen - Obst/Getreidebrei und Gemüsebrei, manchmal sogar dreimal am Tag. Aber nach kurzer Zeit gefiel ihr das überhaupt nicht mehr. Nach ein paar Löffeln war Schluss. Und nun geht seit 1 Woche gar nichts mehr. Wenn sie den Löffel nur sieht, stößt sie ihn weg und wirft ihren Kopf nach hinten. Unsere Kinderärztin meint, das wäre überhaupt nicht gesund und ich sei auch selbst schuld, da ich ja noch stillen würde. Ich sollte sie am besten mal hungern lassen. Das kommt für mich jedoch überhaupt nicht in Frage. Ich habe auch das Gefühl, dass Essen für sie nichts mit Hunger zu tun hat. Es ist irgendwie ein Spiel, auf das sie aber keine Lust mehr hat. Ich hab schon alles versucht, auch darauf geachtet, dass sie nicht zu müde ist, dass die letzte (Still-)mahlzeit schon länger her ist, dass das "Entertainment" beim Essen stimmt, alles mehr oder weniger zwecklos. Das Einzige, was sie möchte, ist trockenes Brot in die Hand (daran verschluckt sie sich aber teilweise heftig) und minikleine Stückchen Kartoffeln von meinem Teller. Die Mengen sind aber so extrem klein, dass es vielleicht ein einziger Löffel pro Mahlzeit ist. Wasser trinkt sie sehr gut aus der Tasse. Sie hat 7 Zähne, wiegt fast 10 kg und sitzt, krabbelt, steht. Meine Frage: Kann ich ihr noch Zeit lassen? Ist das wirklich so schädlich? Ich weiß natürlich, dass sie auch Fleisch essen sollte, aber es geht einfach nicht. Falls auch Sie sagen, dass sie tatsächlich mehr essen sollte, wie bekomme ich das hin? Haben Sie noch einen Tipp? Radikales Abstillen wäre ein Horror für uns beide. Vielen Dank vorab für Ihre Antwort. Ihr Forum ist toll! Liebe Grüße

von schnupsie am 23.09.2013, 23:56



Antwort auf: Kann ich ihr noch Zeit lassen?

Liebe schnupsie, bitte entspannen Sie sich! Es gibt Kinder, die mögen keinen Brei und haben eine Abneigung gegen Löffel. Und irgendwann greifen Sie sich das, was sie interessiert vom Nachbarteller - und dann geht es los. Nehmen Sie Ihr KInd mit an den Tisch. Bieten sie ihm (wie von Katja beschrieben) kleine bunte Beilagen. Animieren Sie nicht sonderlich. Lassen Sie ihn be-greifen, dass man die Dinge in den Mund stopfen kann. Essen muss man üben und dazu gehört auch, dass das KInd sich mal verschluckt. Zum Glück ist unser Körper mit diversen Schutzreflexen ausgestattet - und wenn man die kennt, kann man ganz gut unterstützen. Als erstes, wenn es passiert: NICHT aufrecht nehmen und auf den Rücken klopfen, SONDERN dann bitte das ganze Kind auf den Kopf stellen, da Verschlucktes die Tendenz hat "raus" zu wollen. Das geht leicht, wenn der Kopf unten ist. Wir Erwachsenen haben ja die (falsche!) Angewohnheit jemandem nach Verschlucken auf den Rücken zu klopfen! Wenn Sie einen Klotz in eine enge Röhre stopfen und an die Röhre klopfen, dann rutscht der Klotz nach unten. Übertragen: also das Verschluckte Richtung Bronchien! Da soll es aber nicht hin! Es wäre okay, wenn man den Erwachsenen vorher umdrehen würde. Da man das nicht kann, sollte man ihn über eine Stuhllehne oder vorüber beugen. Noch besser geht es (beim größeren Kind oder Erwachsenen), wenn man ihn seine Arme hoch in die Luft strecken läßt, denn dann wird die Atemhilfsmuskulatur zur Hilfe genommen und die Kraft das Verschluckte auszuhusten wird um ein Vielfaches gesteigert. Probieren Sie es einmal selber aus! Liebe GRüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 24.09.2013



Antwort auf: Kann ich ihr noch Zeit lassen?

Hast Du schonmal probiert, ihr weich gekochtes Gemuese zu geben? Weiche Nudeln und so? So dass sie sich selbst fuettern kann? (Im Englischen nennen sie es "baby led weaning".) Wenn sie so eine Abneigung gegen den Loeffel hat, ist das eine gute Moeglichkeit. Mein Mittlerer hat mit 11 Monaten erst angefangen zu essen (er war Fruehchen und einfach nicht eher bereit). Bei ihm haben wir Brei gemacht und das ging gut. Meine Kleine wollte nie Brei und hat von Anfang an (9 Monate) sich selbst gefuettert - weiche Zucchini"staebchen", reife Avocado, weiche Nudeln, weiche Babymoehrchen, ... Klar, sie hat nicht viel gegessen anfangs, aber das wurde nach und nach mehr. Es heisst ja auch BEIkost - die Kost neben dem Stillen :).

von KatJaEl am 24.09.2013, 14:45