Frage: Fruchtwasserpunktion ja oder lieber nicht?

Hallo, Ich war heute zur Feindiagnostik dort stellte die Ärztin zu viel Fruchtwasser fest, worauf hin sie mir zu einem Blutzucker Test riet und eben einer Fruchtwasserpunktion da etwas mit dem Kind nicht in Ordnung sein könnte. Sollte man eine Punktion machen lassen oder ist das mehr Panik mache ich bin 37 und mein Mann 44 ? Danke für die Antwort!

von Storchennest6 am 16.06.2016, 20:50



Antwort auf: Fruchtwasserpunktion ja oder lieber nicht?

Liebe strochennest, das Wort Polyhydramnion oder Hydramnion bezeichnet die übermäßige Ansammlung von Fruchtwasser um den Fetus herum und ist eine Komplikation, die für gewöhnlich in der mittleren oder späten Schwangerschaftsphase auftritt. Ein Polyhydramnion wird bei weniger als 0,5 % (andere Literatur spricht von 1-5%) aller Schwangeren diagnostiziert. In den meisten Fällen ist die Ursache dieser Störung zwar unbekannt, jedoch betrifft sie Frauen mit Diabetes mellitus oder Mehrlingsschwangerschaftenhäufiger als andere. Sie tritt auch dann auf, wenn das Baby aufgrund einer kindlichen Fehlbildung nicht richtig schlucken kann. Solche Fehlbildungen gibt es beispielsweise als Verengungen oder Verschlüsse im Verdauungssystem, an der Wirbelsäule, dem Kopf, dem Gehirn oder den Muskeln. In NEUN von zehn Fällen wird sich auch überhaupt KEINE Ursache finden lassen. Je schwerer das Polyhydramnion umso wahrscheinlicher ist eine Fehlbildung. Ich kann verstehen, dass Sie das Zuviel an Fruchtwasser nervös macht, aber wie gesagt: in 9 von 10 Fällen gibt es keine Ursache. Von daher ist der Glukosetoleranztest absolut angebracht. Bezüglich der Amniozentese müssen Sie sich zusammensetzen und sich fragen, was Sie mit dem Ergebnis anfangen werden/wollen. Jetzt ist es mit der Pränataldiagnostik so eine Sache: es gibt 4000 Erkrankungen, aber nur ein Bruchteil davon kann erkannt werden. Dieser Bruchteil kann nur mit einer Amniozentese eindeutig erkannt werden (z.B. das Down-Syndrom). Dazu müssten Sie eine Fruchtwasserpunktion machen lassen. Dabei besteht ein 2%iges Fehlgeburtsrisiko. Das Problem der Pränaltaldiagnostik ist, dass sie viel feststellen kann, aber keine Heilungsmöglichkeiten bietet! Man kann sich lediglich auf weitere Maßnahmen nach Geburt (z.B. wenn das Kind einen Herzfehler hat) vorbereiten. Aber mit der Konsequenz und den weiterführenden Entscheidungen sind die Paare tatsächlich ganz alleine! Wenn Sie sagen: "Wir nehmen das Kind eh so wie es ist.", dann erübrigt sich eine weitere Untersuchung! Wenn Sie aber sagen: "wir können kein behindertes Kind nehmen", dann bietet sich eine Fruchtwasseruntersuchung an. Falls Sie unabhängigen (unabhängig im Sinne von medizinischen Diagnosen) Beratungsbedarf haben, wenden Sie sich bitte an eine der Schwangerschaftskonflikt-Beratungsstellen der Diakonie, Donum Vitae, der katholischen Frauen oder ProFamilia. Dort können Sie mit geschultem Personal, aber ohne Entscheidungsdruck "laut denken" und die Situation analysieren. Dr. Lütz hat es einmal so ausgedrückt: "Wer viel untersucht, findet viel" oder "wer gesund ist, der ist zuwenig untersucht"! Treffend - oder? Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 17.06.2016



Antwort auf: Fruchtwasserpunktion ja oder lieber nicht?

Guten Morgen, ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich Dir auch antwortete. Ich war während der Schwangerschaft ebenfalls 37 Jahre, mein Mann 43. Wir haben uns gegen eine Punktion (Amniocentese) entschieden, da es dabei ein geringes Fehlgeburtenrisiko gibt. Wir hatten so lange gewartet, ich war nicht bereit, eine Fehlgeburt zu riskieren.Inzwischen ist es möglich einige kindliche Fehlbildungen auch über fetale Zellen die aus dem mütterlichen Blut gewonnen werden zu erkennen, hierbei besteht kein Risiko für Mutter und Kind. Über das fetale Zellgut können Erkrankungen wie chromosomale Fehlbildungen, wie z.B. Trisomien (Down-Syndrom, Trisomie 21) oder Monosomien (Turner-Syndrom) bestimmt werden. Je älter die Mutter, desto höher die Wahrscheinlich für Trisomien etc. In unserem Alter wohl bei 1:250 Geburten. Wir haben uns auch gegen die Blutuntersuchung entschieden, da wir uns zusammen gesetzt haben und ganz in Ruhe überlegt haben, welche Konsequenz eine eventuelle Fehlbildungen für uns hätte. Wir hätten auch ein Kind mit Handicap bekommen. Das ist eine schwere Entscheidung, die jeder selber treffen muss. Für uns war es so richtig. Unser Kind hat dann keine Fehlbildungen gehabt und ist gesund. Ich wünsche Euch viel Kraft für die anstehende Entscheidung. Alles Gute Biggi

von AuchBiggi am 17.06.2016, 06:18