Liebe Frau Höfel,
Leider hatte ich einen geplanten Kaiserschnitt wegen BEL und Nabelschnurumschlingung. Mein Partner sollte unsere Tochter nach der Geburt im Kreißsaal auf die nackte Brust gelegt bekommen um das Bonding zu gewährleisten. Leider gab es einen Notfall im Kreißsaal und kein Zimmer war für uns als Familie frei.
Mein Partner saß mit unserer Tochter zwei Stunden auf einem Stuhl. Meine Tochter war schon voll bekleidet. Ich musste in der Zeit im OP warten. Nach zwei Stunden haben wir uns dann im Kreißsaal getroffen, meine Tochter wurde mir dann voll bekleidet auf die Brust gelegt. Das wichtige Bonding in den ersten Stunden nach der Geburt haben wir verpasst.
Nun habe ich im Internet versucht herauszufinden wie wichtig die ersten Stunden für die Bindung wirklich sind - und widersprüchliche Informationen gefunden. Mal wird es als Prozess beschrieben der lange andauern kann, mal die Wichtigkeit der ersten Stunden hervorgehoben.
Wie schlimm ist das Versäumnis nun wirklich? Ich liebe meine Tochter über alles und bin immer für sie da. Das zeige ich ihr auch! Ich stille voll und habe mich für einen Babymassage Kurs angemeldet.
Viele Grüße
Anna
von
Anna113
am 05.08.2020, 15:02
Antwort auf:
Bonding in den ersten Stunden nach der Geburt
Liebe Anna,
ich hatte mir schon einen langen Text zurecht gelegt, aber emilie hat es wunderbar beschrieben.
Ja, Bonding ist wichtig, weil die Kinder in den ersten zwei Stunden so unheimlich wach sind. Und um diese Zeit so gut wie möglich zu nutzen, sollte Mutter und Kind (oder Vater und Kind oder beiden) in dieser Zeit ungestörten Körperkontakt haben.
Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass die Beziehung zum Kind bei Fehlen derselben den Bach runtergeht! Es heißt nur, dass die ersten beiden Stunden anders gelaufen sind. Das Kind hat mit Papa gekuschelt! Es lag nicht alleine irgendwo im Inkubator und hat ohne Ansprache vor sich hinschreien müssen.
Ihrem Kind hat also nichts gefehlt! Und seitdem fehlt ihm auch nichts. Emilie hat Recht - sehen Sie das Gute!
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 06.08.2020
Antwort auf:
Bonding in den ersten Stunden nach der Geburt
Du hast soooo viel Zeit mit deinem Kind.
Mein Partner durfte wegen der aktuellen Lage garnicht mit bei der Geburt dabei sein. Die Kleine wurde Samstag Nacht geboren, gestern hat er sie zum ersten Mal sehen dürfen. Er liebt sie abgöttisch und ich lasse ihm jetzt auch viel Zeit alleine mit der kleinen.
Genauso wird es bei dir auch sein. Ihr habt nun alle Zeit der Welt. Ihr werdet ein inniges Verhältnis haben. Und dein Kind wird dich trotz dessen immer als Mama sehen.
Mitglied inaktiv - 05.08.2020, 16:12
Antwort auf:
Bonding in den ersten Stunden nach der Geburt
Danke für deine lieben Worte!
Dass ihr euch erst jetzt sehen konntet tut mir so leid. :( alles Mist mit corona!
von
Anna113
am 05.08.2020, 17:29
Antwort auf:
Bonding in den ersten Stunden nach der Geburt
Du stillst, das erzeugt wahnsinnig viel Bindung. Man bondet auch ohne Körperkontakt, es geht nackig auf nackig halt besser, zumindest geht man davon aus.
Ich kann nachfühlen, wie es Dir geht, ich hatte bei Kind 2 eine Vollnarkose. Da ich KS schon von Geburt 1 kannte und wusste, das einem selbst 'da was fehlt', hab ich mir von meinem Mann immer wieder die ersten ca. 60 min erzählen lassen. Es war anders als bei Euch, Geburt 1 war mega besch..., insofern hatten wir an Geburt 2 keine Erwartungen.
Ich hab mittlerweile die Vorstellung, in den ersten 60 min dabeigewesen zu sein, obwohl ich weiß, dass ich es nicht war. Vielleicht ist es auch anders, weil es für meinen Mann so schön war und das auf mich abfärbt. Er hat erzählt, wie glücklich er war, da mit dem kleinen Kerl zu sitzen, wie wach der war, dass sie sich einfach gegenseitig angeschaut und geknuddelt haben. Und wie er dann unruhig rumgesucht hat und mein Mann froh war, dass ich irgendwann wach wurde, dass er mir im Liegen den Kleinen anlegen konnte.
Ich konnte mein Kind nicht sehen (zu beduselt von der Narkose), aber ich kann mich an die ersten Momente erinnern, wie ich ihn fühlen und riechen, an meiner Brust stillen konnte. Vielleicht hilft es Dir, Dich darauf zu konzentrieren, was schön war nach der Geburt, nicht auf das, was Dur gefehlt hat (nennt sich Reframing - hat mir auch bei der Therapie von Geburt 1 geholfen).
Beim nächsten Kind würde ich es einfach wieder ausziehen, wenn sie Kind angezogwn haben. Kind 2 lag im KH in ein Handtuch gehüllt neben mir bis auf Windel nackt bis zum Tag der Entlassung. Die hassen wickeln, das geht auch viel schneller, wenn bloß ein Handtuch drum rum ist.
von
emilie.d.
am 06.08.2020, 05:37