Frage: Bitte um Hilfe!

Liebe Frau Höfel, ich weiß sie haben sehr viel zu tun...und dieses Thema gehört auch sicherlich nicht direkt hierher...aber ich schätze ihre geduldigen und kompetenten Antworten sehr. Unsere Tochter ist jetzt 11 Monate alt und ein absolutes Wunschkind. Umso schlimmer ist für uns die derzeitige Situation. Wir sind wirklich verzweifelt und wissen nicht was wir tun können. Seit mittlerweile 5 Wochen ist das Familienleben schrecklich. Unsere Tochter bekommt regelmäßige Wutanfälle, bei denen sie den Kopf nach hinten wirft und sich überstreckt. Sie würde einfach umfallen wenn wir nicht aufpassen. Das passiert bei Kleinigkeiten. Genau dieses Verhalten zeigt sie beim wickeln und beim einschlafen. Sie schreit wie am Spieß, macht sich steif, überstreckt sich. Es ist mittlerweile unmöglich sie allein zu wickeln. Beim einschlafen muss ich sie mit aller Kraft fest halten, damit sie überhaupt irgendwie liegen bleibt. Nachts ist sie vermehrt wach und sehr unruhig. Ihr Bett steht ohne Gitter an meinem dran, ich liege also direkt bei ihr. Sie kann auch zu uns ins Bett. Es ist fast unmöglich etwas schönes mit ihr zu machen. Sie weint auch im Auto und im Kinderwagen. Das ist allerdings schon seit Geburt so. Die anderen Aspekte sind erst seit ein paar Wochen dazu gekommen. Wir können uns das nicht erklären und fragen uns ob es wirklich "nur" ein normaler Entwicklungsschritt ist wie einem immer alle gerne erzählen. Damals waren wir mit ihr bei einer Osteoptahin, die konnte in den letzten Sitzungen nichts mehr feststellen. Ich bin mittlerweile am Ende meiner Kräfte und merke wie ich zunehmend ungehaltener reagiere. Wir haben hier kein Familiennetz um uns herum, sind also auf uns allein gestellt. Mein Mann ist viel arbeiten, somit lastet eigentlich das meiste auf mir. Heute war es ganz extrem und nach einem ganzen Tag gejammer und gezeter und einer Stunde schreien beim einschlafen, trotz meiner Gegenwart und Nähe habe ich sie angeschrien "Hör jetzt endlich auf, ich halte das nicht mehr aus". Das tut mir so leid und darf nicht passieren. Ich bin eigentlich sehr geduldig, liebe meine Tochter auch über alles und kann mir das nicht erklären. Haben sie Ideen was wir tun können? Können Kinder auch in dem Alter noch eine sogenannte Regulationsstörung entwickeln? Sollten wir mal zum Arzt mit ihr? Wobei wir nicht das Gefühl haben das ihr körperlich etwas fehlt. Ich danke ihnen für ihre Arbeit hier und ihre Mühe!

von Anabell am 28.02.2014, 20:34



Antwort auf: Bitte um Hilfe!

Liebe Anabell, warum machen Sie es sich so schwer? "Unsere Tochter bekommt regelmäßige Wutanfälle, bei denen sie den Kopf nach hinten wirft und sich überstreckt. Sie würde einfach umfallen wenn wir nicht aufpassen. Das passiert bei Kleinigkeiten." Diese Wutanfälle sind normal, wenn auch nicht bei allen Kindern so ausgeprägt. Kinder in diesem Alter können Ihre Emotionen NICHT kontrollieren. Wenn sie sauer sind, dann sind sie sauer - egal wie liebevoll man sich ihnen zuwendet. Und Grund dafür gibt es genug! Das Kind kann stehen, aber nicht lange. Das KInd kann stehen, kommt aber trotzdem nicht an das Gewünschte. Das KInd kann vielleicht ein paar Schritte laufen, aber das Gleichgewicht nicht halten. Wenn Sie um die Ecke sind, dann weiß es nicht, ob Sie wieder kommen. Beim Wickeln will das KInd stehen, soll aber liegen. Die nasse Windel ist warm, die neue kalt bzw. dazwischen ist der feuchte Po kalt. Und, und, und. "Es ist mittlerweile unmöglich sie allein zu wickeln." Wickeln Sie auf dem Boden - dann ist die Sturzgefahr gebannt. Falls das Kind stehen kann, wickeln Sie das Kind im Stehen. Falls Sie das Gefühl haben, dass das Kind dann nicht sauber genug ist, stecken Sie sie abends in die Wanne. "Beim einschlafen muss ich sie mit aller Kraft fest halten, damit sie überhaupt irgendwie liegen bleibt." Sparen Sie Ihre Kraft! Wenn das Kind nicht liegen bleiben will, dann soll es stehen oder durch die Wohnung krabbeln. Irgendwann schläft es vor Müdigkeit ein! Vielleicht hilft ein besonderes Spielzeug (oder irgendetwas interessantes) - eins, dass es nur zum Wickeln gibt! "Es ist fast unmöglich etwas schönes mit ihr zu machen." Was ist denn für SIE schön? Ihr KInd hat vielleicht eine ganz andere Auffassung davon! "Hör jetzt endlich auf, ich halte das nicht mehr aus". Noch einmal: Sie müssen es nicht schön für Ihr KInd machen. Sie müssen es nicht zum Schlafen bringen/ zwingen. Besorgen Sie ein besonderes Spielzeug. Und wenn es trotzdem nervt, dann gehen Sie aus der Situation (Kind in den Laufstall oder in ein Zimmer mit Türgitter)! Ihr KInd können Sie nicht ändern, nur Ihren Umgang damit! Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 02.03.2014



Antwort auf: Bitte um Hilfe!

Zudem mache ich mir Sorgen, dass meine Tochter sich dabei ernsthaft verletzten kann. In den Situationen wo sie sich so extrem überstreckt und steif macht und wir quasi dagegen halten müssen um zu verhindern das sie beispielsweise vom Wickeltisch kullert.

von Anabell am 28.02.2014, 20:41



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Liebe Anabell, ich bin zwar nicht Frau Höfel, aber ich antworte dir trotzdem mal, weil mir dein Bericht nahe geht. Also ich kenne es von meinem Sohn auch, dass er sich so verhält, aber lang nicht so extrem. Mit 11 Monaten könnte tatsächlich ein Entwicklungsschub dahinter stehen. Zum Schlafen: Wie oft schläft deine Tochter und wann? Vielleicht ist es zu viel und sie findet deshalb nicht in den Schlaf. Mein Sohn hat immer 2 Mal am Tag geschlafen. Aber irgendwann hat er sich sehr schwer getan mit dem Einschlafen, tags und auch nachts. Es war in richtiger Kampf. Dann haben wir den Schlaf am Morgen gestrichen. Dafür geht er jetzt direkt nach dem Mittagessen ins Bett. Seit dem haben wir keine Probleme mehr. Und wenn er tatsächlich nach einer gewissen Zeit nicht in den Schlaf kommt, dann nehmen wir ihn wieder raus aus dem Bett und probieren es später nochmal - außer Abends. Und wenn es dann nicht klappt, dann schläft er halt mal gar nicht. In meinen Augen bringt es nichts, sich stundenlang im Schlafzimmer zu quälen. So schaukelt es sich immer mehr auf. Außerdem ist auch die Zeit vom Mittagsschlaf bis zum Nachtschlaf wichtig: Der Abstand sollte nicht zu kurz sein, sonst ist dein Kind noch nicht müde. Hast du mal versucht deine Tochter in einer guten Tragehilfe zu tragen? Das könnte ihr gefallen, wenn sie den Kinderwagen nicht mag. Viele Kinder lieben es getragen zu werden und es beruhigt sie. Es ist total verständlich, dass du irgendwann nicht mehr kannst. Dann nimm dir auch kurz die Zeit. Setze deine Tochter z.B. in den Laufstall und geh für ein paar Minuten aus dem Raum. So lange bis du wieder kannst. Auch wenn deine Tochter in dem Moment weint, musst du dich erst wieder sammeln. Zum Kinderarzt würde ich, nur um eine körperliche Ursache auszuschließen. Es gibt auch Beratungsstellen an die du dich wenden könntest. Und vielleicht hast du die Möglichkeit einen Babysitter oder eine Leih-oma zu finden. So bekommst du mal etwas Auszeit. Vielleicht konnte ich dir etwas helfen. Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 28.02.2014, 21:07



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Danke für deinen Beitrag Black Forest Girl! Also was den Schlaf betrifft, sie schläft in der Regel am Tag 2x eine halbe Stunde. Sie schafft es einfach nicht länger. Obwohl sie dann noch sichtlich müde ist. Sie quengelt oder weint dann direkt und reibt sich die Augen. Deshalb, wenn sie tagsüber schlafen soll, ist sie eigentlich auch müde denke ich. Manchmal schreit sie auch "nur" 5-10 Minuten und schläft dann ein. Aber ohne Geschrei und überstrecken nie. Manchmal habe ich auch das Gefühl das ihre Unzufriedenheit genau mit dieser Müdigkeit zusammenhängt...Weil sie eben nur so kurz schläft und dann schnell wieder quengelt, Augen reibt und anhänglich wird. Ach, ich weiß auch nicht. Es ist wirklich zum verzweifeln und macht mich sehr traurig.

von Anabell am 28.02.2014, 21:19



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Liebe Anabel, Ich arbeite in einer Familienberatungsstelle und wir haben häufig "verzweifelte" Eltern,denen es gut tut sich mit uns auszutauschen und evtl. Bestehende Strukturen zu durchbrechen und neue Impulse zu bekommen. Vielleicht ist dies auch eine Möglichkeit für euch. Bei uns wir neben der Elternberatung natürlich auch geschaut wie die Eltern-Kindinteraktion ist (z.B. in Spielsituationen oder in den Situationen die die Eltern als "angespannt" erleben). Mach dir kein schlechtes Gewissen,weil du mal "ungehalten" reagierst. Du liebst deine Tochter und möchtest gerne was verändern und da darf es auch mal passieren,dass es einem reicht. Schau doch mal im Alltag,was gut läuft. Oft ist es so,dass man irgendwann vermehrt darauf achtet,was nicht gut läuft. Dies frustriert noch mehr und ist ein Kreislauf. Achte auf die kleinen Dinge/Momente und bleib an denen dran bzw. Versuche diese auf Situationen zu übertragen,die nicht "rund" laufen. Ich wünsche dir viel Kraft und vielleicht Unterstützung von "Außerhalb"

von Hasenbande am 28.02.2014, 21:39



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Wann kommt sie den Abends ins Bett? Vielleicht zu früh? Fr. Höfel halt immer sehr gute Ideen. Ansonsten wäre das Forum von Dr. Posth hier im RuB noch empfehlenswert. Dort musst da aber Montags um 7 schon deine Fragen stellen, da es sonst schon voll ist. ( max 30 Fragen die Woche). P.s Das du mal die Nerven verlierst ist nicht schlimm. Jeder kann mal Stopp sagen wenn es ihm reicht.

von alexrasselbande am 28.02.2014, 22:35



Antwort auf: Bitte um Hilfe!

hallo, tatsächlich geht es vielen-vielen-vielen Familien so! Wir sind auch keine Ausnahme. Und am meisten (so scheint es mir) sind die Familien betroffen, die die Kinder sehr lieben und alles (!!) richtig machen wollen. Bei uns ging es etwas besser, als ich endlich verstanden habe, dass mein Kind ruhig anders sein kann und nicht perfekt sein muss...ich aber auch. ...so viel zu der Theorie :-D Es helfen ganz klare Linien, Tagesablauf sehr durchdacht und gut strukturiert...du bist kein Roboter und darfst auch wütend sein (man muss aber dem Kind klar machen , dass 1. "Ich liebe dich so wie du bist, auch wenn du böse zu mir bist. (später fängt nämlich an "Mama! Du bist böse! Ich hasse dich! etc.") 2. Man lehnt das Verhalten des Kindes ab nicht das Kind. ... Ernsthaft verletzen wird sie sich nicht. und...ja es ist alles normal.

von mamaben am 01.03.2014, 09:10



Antwort auf: Bitte um Hilfe!

Hallo Anabell, 2 mal am Tag ne halbe Stunde ist recht wenig. Aber es gibt Kinder, die einfach wenig schlafen. Ich bin mal gespannt auf Frau Höfels Antwort. Sie hat echt immer gute Ratschläge. Das Tragen würde ich dir nochmal ans Herz legen. Obwohl mein Sohn 13 Monate ist und schon läuft, habe ich ihn doch auch im Haus immer mal wieder auf dem Rücken. Inzwischen bringt er mir sogar die Trage wenn er getragen werden will. Gerade wenn er nicht gut drauf ist, leistet mir die Trage gute Dienste: Er hat schon tierisch Hunger, ich muss noch schnell kochen --> ab auf den Rücken. Draußen trage ich nur. Liebe Grüße Black Forest Girl

Mitglied inaktiv - 01.03.2014, 13:12