Sehr geehrte Frau Höfel,
Ich habe ihre Broschüre " warum Babys Schreien " sehr aufmerksam gelesen und mich und unsere Situation in vielen Dingen wieder erkannt.
Mein Sohn ist jetzt 11 Wochen alt und da er mein 1. Kind ist, bin ich in vielen Dingen unsicher und möchte natürlich alles richtig machen.
Wenn es bei uns darum geht das er schlafen soll, wird es oft sehr schwierig. Tagsüber schläft er fast nur in der Babytrage und dann auch oft mit viel Geschrei die ersten 10-15 Minuten.
Ab dem Nachmittag funktioniert das aber auch nicht mehr.
Seit ein paar Tagen schaffe ich es dann, dass er im cosyme für ca. 30 Minuten schläft. Aber auch hier vorher viel Geschrei. Ich wiege ihn dann im Arm, mache " shh " Laute und/oder das Geräusch vom Staubsauger an.
Jetzt habe ich in ihrer Broschüre gelesen, das es befreiend für die Babys ist sich den ganzen Kummer von der Seele zu schreien und das man sie in der Wiegehaltung halten soll damit sie sich ausschreien können.
Heute haben mein Freund und ich das versucht, denn bisher, hat unser Sohn diese Haltung nicht gemocht und immer sofort mit schreien angefangen und wir haben ihn dann aufrecht gehalten.
Aber Heute haben wir probiert ihm den Halt zu geben, damit er sich mal "alles von der Seele schreien" kann....
Was soll ich sagen, es war schrecklich...
Er hat sich so in Rage geschrien und sein Kopf wurde rot vom schreien... es war furchtbar das auszuhalten.. wenn wir dachten " jetzt ist es vorbei " ging es weiter.
Wir haben dann auch abgebrochen, da wir Angst hatten es für ihn noch schlimmer zu machen.
Ist es "normal " dass diese schreien so lang und so heftig ist? Wir haben Angst ihm damit zu schaden oder alles noch schlimmer zu machen.
Danke im voraus.
Deltany
von
Deltany
am 08.03.2018, 19:04
Antwort auf:
Ausschreien lassen?
Liebe Deltany,
lilke hat es excellent beschrieben. Ich beschränke mich auf das Halten.
Das Halten ist eine Methode, Kindern die sich nicht oder wenig selbstregulieren können, Sicherheit zu geben.
Diese Mehthode nützt nichts, wenn das Kind wegen Koliken schreit. Die vermindern sich dadurch nicht - im Gegenteil.
Sie ist also kein Allheilmittel. Sprich: sie sollte erst zur Anwendung kommen, wenn alles andere ausgeschöpft ist.
Und ja, es dauert. Die Kinder weinen, werden ruhiger und weinen wieder.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 10.03.2018
Antwort auf:
Ausschreien lassen?
Frau Höfel wird dir noch antworten, aber vielleicht hilft Dir erst mal auch andere Erfahrungen weiter...
Neigt er zu Bauchweh? Evtl. drückt ihm die Wiegehaltung ja in den Bauch. Mein Großer wollte immer getragen werden zum Einschlafen. Es hat 18 Montate gedauert bis ich mich beim Zubettgehen abends wenigstens hinsetzen "durfte" - mit ihm im Arm. Als er Kleiner war, gab es Tage, in denn er nur in seinem Hochstuhl mit Liegeaufsatz eingeschlafen hat - oder auf meinem Bauch. Inzwischen ist er 3 und geht "allein" ins Bett, es reicht wenn man noch kurz im Zimmer mit ist.
Aber der Weg dahin war schwer und im Wesentlichen mit Kompromissen gepflastert - und in sehr kleinen Schritten beschritten.
Dein Sohn sollte sich sicherlich nicht in Rage schreien. Wenn er so brüllt, dann hat er irgendein Bedürfnis in dem Moment, dem man nachkommen sollte. Welche Situation habt ihr beim Zubettgehen? Ist es dunkel im Raum? Still? Du schreibst, das Staubsaugergeräusch wäre an. Hast Du es ohne probiert? Vielleicht mag er das nicht mehr?
Wir hatten in diesen drei Jahren die verschiedensten Phasen - nur absolut dunkel, mit gedämpftem Nachtlicht, mit hellem Nachtlicht, mit "white noise", leiser Musik, Mama singt leise was vor, Hörspiele bis hin zu absoluter Ruhe. Was heute funktioniert hat, ging morgen mitunter schlagartig nicht mehr.
Egal was du machst, DU musst dabei ein gutes Gefühl haben. Wenn Du das Gefühl hast, irgendetwas, das Du gerade tust ist nicht gut für DEIN Kind, dann lass es. Ein Universalrezept gibt es nicht fürs Schlafen. Und leider gibt es gute wie auch schlechte Schläfer. Lass dir von niemandem einreden, dass man das bei so Kleinen einfach "umprogrammieren" kann. Das geht nicht.
Ich hab hier zwei was das Schlafen angeht grundsätzlich verschiedene Exemplare gehabt. Der erste wie gesagt sehr fordernd was die Einschlafbegleitung angeht, den Zweiten konnte man von Anfang an irgendwo hinlegen und der schlief dann schon ein, wenn er so weit war.
Kinder sind da eben sehr verschieden. Gemacht haben wir bei beiden das Gleiche, also lag es denke ich wirklich einfach am Charakter.
Was uns noch geholfen hat ist mehr darauf zu achten wie müde das Kind ist. Unseren Kindern sieht man beiden nicht auf den ersten Blick an, dass sie müde sind - dem Großen überhaupt nicht und beim Kleinen ist es auch nicht so einfach. Der Große hat aber bis heute einen Punkt, wo er "zu weit" ist. Er ist zu müde. Eine befreundete Erzieherin meinte dazu mal "nach müde kommt blöd" und auch wenn es salopp klingt, ja genau so war es bei ihm. er war zu müde, konnte nicht mehr abschalten, folglich auch nicht einschlafen und dann setzt der Kopf aus und das Geschrei ging los. Ist heute immer noch so... Wenn es abends auch nur 15 Minuten "zu spät" ist, wird das Zubettgehen ein mit Weinen und Schreien begleiteter Kampf. Da ist in seinem Kopf irgendwo ein Schalter, der umgelegt wird und den bekommt man dann mit nichts in der Welt wieder gerade bis er eingeschlafen ist. Das klappt heute zum Glück auch wenn er übermüdet ist besser als zur Zeit, wo er noch kleiner war.
Wir haben dieses Verhalten mit ein paar Monaten bemerkt und danach verstärkt darauf geachtet ihn wirklich rechtzeitig hinzulegen. Das Kopfteil war bei ihm etwas erhöht, weil er zu Koliken geneigt hat die ersten Monate. Der Raum war zu der Zeit stockdunkel, damit er abschalten konnte. Für uns hat es alles etwas leichter gemacht. Zumindest bis sich der Rhythmus geändert hat und die Zeiten wieder neu angepasst werden mussten ;)
Tagsüber schlief er eine Zeit lang auch nur im Kinderwagen. Das waren die Zeiten, in denen ich mal längere Spaziergänge gemacht habe und ihn dann auch im Flug im KiWa hab stehen lassen, damit er weiter schläft. Ins Bett legen hätte ihn aufgeweckt...
Der beste Freund meines Mannes musste mit seiner Tochter eine Zeit lang eine Stunde nachts durch die Gegend fahren, weil das die einzige Möglichkeit war, dass sie geschlafen hat.
Irgendwann wird man kreativ was solche Sachen angeht.
Andererseits ändert sich das Schlafbedürfnis auch mit der Zeit. Schlafen sie am Anfang quasi immer, wird das im Laufe des ersten Jahres immer weniger. Mitunter überschätzt man als Eltern das Schlafbedürfnis und "erwartet" Dass das Kind schlafen soll, es hat doch immer um die Zeit geschlafen.
Bei euch kommt jetzt auch vielleicht schon der Schub dazu, der so um die 12. Woche ist. Der ist für die meisten Kinder relativ heftig und Schlafprobleme sowie großer Hunger sind da nicht ungewöhnlich. Der dauert ein paar Wochen und dann ist der Spuk meistens wieder so schnell vorbei, wie er anfing.
Viel Erfolg und immer dran denken, dass sie alle größer werden und dann wird es irgendwann leichter. Dafür gibt es dann andere Baustellen. ;)
LG und eine schöne Zeit noch mit dem Kleinen!
Lilly
Mitglied inaktiv - 08.03.2018, 22:59