Frage:
6 Wochen altes Baby: Schlafen/Einschlafen/Hinlegen
Liebe Frau Höfel,
ich habe Fragen zum Schlaf meines Babys (6 Wochen jung):
Sie schläft abends nicht allein ein, und dann meist nur durch das Stillen und wenn ich mit ins Bett gehe. (Sie schläft mit bei mir im Bett, seit Geburt an.) Das Kind einer Bekannten schlief von Anfang an allein in der Wiege um 20:00 Uhr ein, aber die Wiege verweigert meine Kleine konsequent, genau wie die Uhrzeit (wir gehen nie vor halb elf/elf ins Bett).
Außerdem bekomme ich oft zu hören, mein Baby sei schon verwöhnt, weil ich sie oft nicht ablegen kann (um mich um den Haushalt usw. zu kümmern); sie schreit dann und will wieder auf den Arm (meine Nähe), sodass ich wirklich oft zu nichts komme. Aber: Kann man denn ein so kleines Baby schon zu viel verwöhnen (im Sinne von verziehen)? Wie bringe ich meine Kleine denn dazu, dass sie mal für sich bleibt und der Mama Zeit lässt, sich um andere Dinge zu kümmern (ich weiß, dass ist - so formuliert - etwas viel verlangt von der Erbse). Aber sie wissen bestimmt, wie ich das meine.
Wenn sie schreit, weiß ich auch oft nicht, WARUM sie schreit. Ich probiere dann durch "Hunger" (= Brust), "Bauch-Aua" (= Bauchlage und tragen), "Müde" (= hinlegen/anbucken lassen) und habe seit gestern eig. erst "realisiert", dass Babys ja auch Angst haben können (vor dem Neuen, Unbekannten) und deswegen schreien. Aber woran erkenne ich denn, warum sie schreit und wie/ob ich ihr helfen kann?
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir ihre Sicht und Erfahrung zu den drei Punkten mal schreiben würden, und wie ich am besten damit umgehen kann.
Herzlichst
a~
von
annegh
am 22.04.2012, 13:07
Antwort auf:
6 Wochen altes Baby: Schlafen/Einschlafen/Hinlegen
Liebe annegh,
entspannen Sie sich - Ihr Kind verhält sich völlig normal!
Ihr KInd ist 6 Wochen alt und sucht schlicht und ergreifend Ihre Nähe!
Was erwarten wir aufgrund von Werbung und Erzählungen unserer Eltern? Ein KInd, dass seelig lächelnd schläft! Allein! In seinem Bett!
Betrachten Sie es einmal so:
Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 6 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein!
Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiss gar nicht, was ein Weg ist!
Ihr Kind schläft bei Ihnen mit Körperkontakt (in Sicherheit) oder beim Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert.
Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiss nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben!
Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen.
Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so!
Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder?
Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt.
Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden!
Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person):
Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen!
Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen!
Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw!
Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bißchen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins*
Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin!
Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt:
"Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust.
Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes.
Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!"
Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin
"es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tips.
Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse.
(Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, daß Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand."
Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war)
Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins).
Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden.
Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht.
Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet,
LG Joshi"
Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr KInd - das gibt ihm sovieeeel Sicherheit! Wie wäre es mit einem Tragetuch?
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 22.04.2012
Antwort auf:
6 Wochen altes Baby: Schlafen/Einschlafen/Hinlegen
Nein Du verwöhnst Dein Baby nicht, Du machst es genau richtig.
Irgendwann kommt es , dass Du als mama weißt, warum Dein Baby schreit.
Wichtig ist, dass Du es erstmal immer auf den Arm nimmst wenn es schreit und ihm Sicherheit vermittelst.
Wenn es Hunger hat, wird es nicht aufhören zu schreien, wenn es nicht gefüttert oder gestillt wird.
Wenn es müde ist, wird sich Dein Baby ankuscheln und evtl auch die Brust verlangen. Es möchte geschaukelt werden um in den Schlaf zu finden.
Bauchweh konnten wir immer gut erkennen, denn da war das Schreien schrill und fast hysterisch und Intervallweise...da half nur Geduld ein Dinkelkissen und rumlaufen.
Du machst das schon richtig so...UND ES WIRD BESSER, wirklich.
Meine 2 Mädchen (2 Jahre und 6 Monate) waren beides Baby mit sehr starken Nähebdürfniss in den ersten Monaten. Ich habe dies immer erfüllt, oft im Tragetuch getragen oder in einer Tragehilfe. Und jetzt können sie sich prima alleine beschäftigen, können warten, dem Alter entsprechend natürlich.
Ich rate Dir zu einer Tragehilfe, da kannst Du wenns nicts anders geht, den Haushalt mit Baby erledigen.
von
katzenmama77
am 22.04.2012, 21:09
Antwort auf:
6 Wochen altes Baby: Schlafen/Einschlafen/Hinlegen
Ganz ehrlich, wenn die Familie dich bedrängt oder dir zu viel reinreden wil, dann ist lügen erlaubt :-)
Wenn ich gefragt werde ob mein Kind schon durchschläft, sage ich immer " selbstverständlich". Ebenso bekommt das Kind schon Beikost und natürlich höre ich auch bald mit dem stillen auf.
Es schläft natürlich in seinem Bett, ohne Frage ganz alleine ein und natürlich trage ich das Kind auch gar nicht.
Das einzig Wahre an meiner Geschichte ist immer, dass meine Tochter kaum weint. Das liegt aber daran, dass sie den ganzen Tag im Tragetuch ist, nach Bedarf voll gestillt wird und auch in der Nacht bei mir im Bett schläft :-)
Ob sie durchschläft weiß ich nicht, ich schlafe nämlich durch :-)
Mein Großer hat auch nur im Tragetuch gelebt und bei uns im Bett geschlafen. Jetzt mit 3,5 Jahren ist er super selbstständig und kann auch alleine schlafen. Und nein, er ist nicht völlig verwöhnt.
Erzählt der Familie was sie hören will. Nachdem ich mich beim 1. Kind da auch noch durchsetzten wollte, hatte ich irgendwann keine Lust mehr.
Gut, jetzt wird geschwindelt, aber ich habe meine Ruhe und kann mein Kind entspannt erziehen :-)
von
blauerVogel
am 23.04.2012, 09:17
Antwort auf:
6 Wochen altes Baby: Schlafen/Einschlafen/Hinlegen
Erstmal ein riesiges DANKE an alle :))
Aber eine Frage habe ich dann doch noch:
Und was mache ich, wenn mein Baby anfängt zu schreien, wenn ich z.B. gerade unter der Dusche bin (und nicht zu ihm hin kann oder es viell. sogar gar nicht höre)? Wie wirkt sich das dann auf das Baby aus?
von
annegh
am 23.04.2012, 10:17
Antwort auf:
6 Wochen altes Baby: Schlafen/Einschlafen/Hinlegen
Erstmal ein riesiges DANKE an alle :))
Aber eine Frage habe ich dann doch noch:
Und was mache ich, wenn mein Baby anfängt zu schreien, wenn ich z.B. gerade unter der Dusche bin (und nicht zu ihm hin kann oder es viell. sogar gar nicht höre)? Wie wirkt sich das dann auf das Baby aus?
P.S.
Das mit dem Lügen: Ich musste echt lachen ... und viell. mache ich das zukünftig tatsächlich so!
von
annegh
am 23.04.2012, 10:18
Antwort auf:
6 Wochen altes Baby: Schlafen/Einschlafen/Hinlegen
Nimm Dein Baby mit ins Badezimmer und leg es dort auf eine Decke oder geh abends, wenn Dein Mann zuhause ist (?), unter die Dusche.
von
mandellos
am 23.04.2012, 14:13
Antwort auf:
6 Wochen altes Baby: Schlafen/Einschlafen/Hinlegen
Dann duschst du dich zu Ende und du kannst auch noch den Teller aufessen, ohne dir den Magen zu verrenken. Nimm dein Kind möglichst dahin mit wo du bist, aber du brauchst dich nicht zu vernachlässigen oder deine Gesundheit zu ruinieren. Eine gesunde Mama hat ein gesundes baby.
von
Nijsseni
am 23.04.2012, 14:43
Antwort auf:
6 Wochen altes Baby: Schlafen/Einschlafen/Hinlegen
Liebe annegh,
dann duschen Sie zuende, trocknen sich ab, gehen zum Kind, nehmen es in den Arm. Fertig.
Liebe GRüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 23.04.2012
Antwort auf:
6 Wochen altes Baby: Schlafen/Einschlafen/Hinlegen
nimm Dein Baby mit ins Bad, auf eine Decke.
Und sollte es wach werden, während Du gerade duscht und es schreit, dann mach einen Gang schneller, zieh Dir was an und hol das KLeine zu Dir ins Bad.
Die Bilanz zählt, es wird immer Situationen geben in denen man nicht sofort losspringen kann, kann ja sein, das man mal grad auf dem Klo sitzt und das Kleine wacht auf und schreit.
Wichtig ist, dass Du Schreien nicht als "Erziehungmaßnahme" ausnutzt...
LG
von
katzenmama77
am 23.04.2012, 20:32