Hallo Frau Hoefel,
unser 3 Wochen junger Sohn macht uns zur Zeit ein wenig Sorgen.
Er wir voll gestillt und eigentlich permanent von meinem Mann und mir herumgetrage bzw. haben wir Koerperkontakt zu ihm.
Sobald er aber einfach mal hingelegt wird, vor allem auch zum Nachtschlaf (schlaeft in einem Babybalkon) faengt er an unruhig zu werden, seine Einchen an sich zu ziehen und heisere godzillaartige Geraeusche von sich zu geben. Dabei scheint er auch zu pressen, denn er bekommt dabei einen roten Kopf. Wirwaren bereits beim Kia, derseine Lungeund Bronchien abgehoert hat und in seinen Rachen geschaut hat. Ausserdem war der Bauch laut Tastbefund weich. Alles in allem machte er einen sehr guten Eindruck.
Dennoch wuesste ich gern was ihn quaelt. Mein Mann legt ihn sich dann meistens auf den Schoss und drueckt seine Beinezum Bauch,sodass sich die Luft loesen kann. Das hilft auch fuer den Moment, nur das das gleiche Scenario erneut anfaengt, wenn wir ihn wieder hinlegen.
Wir sind ratlos, wollen, das es ihm gut geht (er weint uebrigens nicht dabei, sondern schlaeft sogar weiter) und, wollen einfach auch einigermassen ohne godzillabeschallung schlafen ;-)
Wissen sie was er haben koennt? Bzw. wie wir ihm helfen koennen?
Liebe Gruesse.
Anne.
von
AnneB79
am 23.03.2013, 19:13
Antwort auf:
3 Wochen altes Baby - Blaehungen wie können wir helfen?
Liebe AnneB,
Kinder werden unfertig geboren - und bedürfen unserer Aufmerksamkeit. Und das 24 Std. am Tag.
Was Sie beschreiben, ist wahrscheinlich eine Mischung aus Unreife des Darms und Suche nach Nähe.
Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 3 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein!
Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiß gar nicht, was ein Weg ist!
Ihr Kind schläft auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert.
Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiß nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben!
Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen.
Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so!
Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder?
Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt.
Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden!
Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person):
Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen!
Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen!
Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.!
Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins*
Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin!
Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt:
"Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust.
Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes.
Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!"
Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin
"es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tipps.
Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse.
(Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, dass Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand."
Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war)
Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins).
Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden.
Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht.
Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet,
LG Joshi"
Es gibt Kinder, die schlafen vom ersten Tag an ohne Murren in Ihren Bett.
Es gibt Kinder, die schlafen NIE in Ihrem Bett, bevor sie vier Jahre alt sind.
Und dazwischen gibt es 1000 Varianten wie und wo Kinder schlafen - meist in der Nähe eines Elternteils!
Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr Kind - das gibt ihm sovieeeel Sicherheit! Und pucken Sie einfach, wenn das Kind sehr unruhig ist!
Der Darm wird in den nächsten Monaten ausreifen und die damit verbundenen Geräusche verschwinden.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 24.03.2013
Antwort auf:
3 Wochen altes Baby - Blaehungen wie können wir helfen?
Liebe Frau Hoefel,
vielen Dank fuer die ausfuehrliche Antwort.
Unser Sohn schlaeft und ist auch generell immer bei uns. Vor allem tagsueber legen wir ihn nie ab und haben auch kein Problem damit. Im Gegenteil, ich fuehle mich so sogar sicherer.
In der Nacht versuche ich sein Haendchen zu halten, mein Mann und ich reden ja auch noch viel miteinander, wenn wir mit unserem Sohn schlafen gehen. Wir hoffen, das er spuert, das immer jemand da ist.
Und ich hoffe, dass sich sein Darm bald beruhigt, damit er sich nicht meht so rumquaelen muss.
Also, vielen Dank noch mal fuer die umfangreiche Antwort.
von
AnneB79
am 24.03.2013, 19:30