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Wo ziehe ich jetzt die Grenze ... (sorry lang)

Thema: Wo ziehe ich jetzt die Grenze ... (sorry lang)

... ohne das Leben meines Katers vorzeitig zu beenden, aber auch ohne, dass er leiden muss? Wie viele ja mitbekommen haben ist mein einer Kater (6 Jahre) seit einem Jahr ziemlich krank. Reaktiver Lymphknoten an der Darmklappe (seit Juni 2017) und diagnostizierte chronische Niereninsuffizienz (seit November 2017). Der Krankheitsverlaub der Niereninsuffizienz ist extrem schnell trotz entsprechender Therapie. Nun war ich letzte Woche noch einmal beim Tierarzt, weil er wieder stark an Gewicht verloren hat, obwohl er frisst. Herz ist stark, kein Fieber, keine Schmerzen. Bluttest habe ich ihm erspart, da vor einigen Wochen sowieso schon klar war, dass er wahrscheinlich nur noch ein paar Monate hat aufgrund der damals aktuellen Werte. Er hat noch einmal eine Infusion bekommen. Danach ging es ihm 2 Tage nicht wirklich gut und drehte dann wieder auf. Und da es quasi schon egal ist, hat er jetzt neben seinem Nierentrockenfutter Astronautennahrung bekommen (ist halt Mist wegen dem hohen Proteinanteil), um die Gewichtsabnahme zu stoppen, denn Fettreserven hat er bei 2,2 kg nicht mehr. Ansonsten soll ich ihm das geben, was ihm schmeckt (1 Nassfutter davon ist auch ein Renalfutter und seinen gekochten Schinken liebt er). Jetzt 1 Woche später hat er trotz Astronautennahrung wieder 200 g abgenommen, d.h. er hat jetzt 2 kg und im März 2017 hatte er noch sein Normalgewicht von 3,2 kg. Er läuft auch mittlerweile ziemlich wackelig. Er zieht sich vermehrt zurück, ist aber immer sichtbar, liegt viel draußen in der Sonne (braucht er auch lt. TA, da er seine Körpertemperatur nicht mehr so gut selbst kontrollieren kann), liebt die oberste Höhle unseres Outdoorkratzbaumens und sucht ganz viel körperliche Nähe (sitzt immer auf meinem Schoß, will immer hoch genommen werden ...; nur ins Bett will er nicht mehr). Sein Bruder wird seit dem auch immer lethargischer und zieht sich vermehrt zurück (war immer so, wenn es seinem Bruder nicht gut ging). ABER am Samstag hat mein Kater auf der Dachterrasse einen Vogel gejagt und fast erwischt. Zudem war gestern im Wassernapf auf der Terrasse ein kleiner Blutklumpen wie verkapselt. Dann kam er heute morgen (bevor ich zur Arbeit ging) vollkommen zerzaust an mit komischen Flecken im Fell und roch ziemlich intensiv; ich hatte aber keine Zeit mehr genauer nachzusehen bevor ich die Terrasse schloß. Als ich später kam, hatte er hellrotes Blut an beiden Maulwinkeln. Mir wurde ganz schlecht und wollte schon den TA anrufen und dachte mir aber, da er gleich zum Futternapf ging, ich lass ihn nochmal raus und ein bisschen die Sonne genießen, falls es seine letzten Minuten sein sollten. Beide Kater schoßen auf die Terrasse und als ich nach ein paar Minuten hinausging, kam mein kranker Kater mit einem kleinen Vogel im Maul an und sah genauso zerzaust aus mit den gleichen Flecken wie am Morgen und diesmal hellrote Blutflecken an der Brust. Er hat dem Vogel wohl in den Kopf gebissen, wenn ich mir das so ansehe. Ich habe also erstmal davon abgesehen den TA anzurufen. ABER ich sehe ja, dass es steil bergab geht. Kam das Blut von heute wirklich von dem Vogel und von wo kam gestern das geklumpte Blut? Und er kämpft, er hat den Lebenswillen, er will leben aber er wird immer schwächer und nichts schlägt an. Wann ziehe ich die Grenze? Wenn er nicht mehr laufen kann, wenn zu schwach? Aber leidet er da nicht schon? Bei meiner 19 Jahre alten Perser mit Nebennierentumor fiel mir die Entscheidung leichter, da sie zwar immer präsent war und auch die körperliche Nähe suchte, aber sie wollte einfach nicht mehr fressen und hatte auch das Trinken fast eingestellt. Aber er ist auf seine Weise nach wie vor aktiv, frisst, trinkt etc. Wobei ich momentan wieder den Eindruck habe er verhungert bei lebendigem Leib. Habt Ihr Tipps, Ratschläge, Meinungen? Ich will meinen Kater nicht aus dem Leben reißen, aber ich will auch nicht, dass er leidet. Danke Euch. Vg Charty

von charty am 25.06.2018, 20:17



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Ach liebe Charly,das tut mir so leid! Diese große Gewichtsabnahme in nur einer Woche ist schon heftig. Du weißt dass es keine Hoffnung mehr gibt und tust dich sehr schwer mit einer Entscheidung. Es ist ja auch sehr schwierig...plötzlich fängt er einen Vogel. Ich kann dir nicht raten was du tun sollst. Ich weiss nur was ich tun würde.Ich würde ihn erlösen denn ich glaube dass er jetzt schon leidet. Alle Kraft der Welt wünsche ich dir.Für die richtige Entscheidung.Hör auf dein Herz. Egal wie du entscheidest...beides ist richtig.

von Flora61 am 25.06.2018, 20:53



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Das schlimme ist ja, das Katzen sehr gut verbergen können, dass sie leiden. Und jedes kurze aufbäumen wird als Hoffnungszeichen gewertet. So wie du es beschreibst, lass ihn gehen. Du hast dein möglichstes getan. Sie es als letzten Liebesbeweis... alles Gute für dich!

von katja13 am 25.06.2018, 21:08



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Lieben Dank für Eure ehrlichen Meinungen, insbesondere Dir Flora, da Du mich seit so langer Zeit hier aktiv begleitet hast! Ich werde morgen früh den TA anrufen und mit ihm reden. Er ist ein TA aus Leidenschaft und hat das Herz auf dem rechten Fleck. Die ganze Praxis leidet mit Valerian mit, auch weil er ein so besonderer Kater ist. Als ich jetzt den Vogel entsorgt habe, stellte ich fest, dass er genauso riecht wie mein kranker Kater. Schlimm ist für mich auch, dass meine Tochter einschließlich morgen auf Klassenfahrt ist. Wir haben gestern Abend erst darüber gesprochen, dass es wohl schneller gehen wird als wir gehofft haben und dass es wohl nicht mehr Monate sind, sondern nur noch Wochen. Vor 8 Wochen kam die Diagnose zwischen 1 - 6 Monate bei den Nierenwerten in seinem Gesamtzustand. Aber heute morgen verabschiedete sich mit den Worten bei beiden Katzen "Ich bin ja morgen wieder da". Während ich hier schreibe, versucht mein kranker Kater die Tastatur hier zu erobern! Es war immer klar, dass meine Tochter (fast 15 J.) nicht bei der Erlösung dabei sein wird (war sie auch nicht bei ihrem Kater vor 10 Jahren und meiner Katze vor 6 Jahren) , aber verabschieden wollte sie sich eigentlich schon. Aber je nach dem was auch der TA morgen sagen wird und ich entscheide, wird sie es verstehen. Da ich keine Möglichkeit habe, ihn begraben zu können, werde ich mich wieder für ein Krematorium entscheiden, aber das liegt hier in der neuen Heimat etwas weiter weg und ich will ihn wenn dann persönlich hinbringen. Ach schei..., warum müssen selbst solche Situationen bei Tieren immer auch dem Organisatorischen unterworfen werden? Dennoch danke ich Euch für Eure ehrliche Meinung!!! Auch, wenn es mir erst einmal die Tränen in die Augen getrieben hat. Denn das eigene Gefühl ist das eine, aber wenn andere noch der selben Meinung sind, dann wird es realistischer ... Das Bild zeigt Valerian mit dem erlegten Vogel ... Vg Charty

von charty am 25.06.2018, 22:49



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So ein hübscher,kleiner Kerl! Behalte ihn so in Erinnerung. Es ist so traurig dass er so krank geworden ist aber er hat lange gekämpft. Sprich mit deinem Tierarzt,er wird dir sicherlich eine Entscheidung abnehmen. Und ich bin sicher dass du hinterher weißt,dass du das Richtige getan hast. Nochmal alles Gute.Ich denk an dich.

von Flora61 am 26.06.2018, 00:36



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Bekommt er Schmerzmittel? Wenn ja, und er ist dennoch in diesem Zustand, dann würde ich auch zum Erlösen tendieren. Wenn nein, würde ich das noch versuchen. Es kann sein, dass dadurch auch der Appetit wieder kommt. Alles erdenklich Gute wünsche ich euch!

von 3wildehühner am 26.06.2018, 01:17



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Diese Entscheidung wird auch in absehbarer Zeit auf uns zukommen befürchte ich. Meine erste katze bekam ich schon in der Grundschule. Jetzt wird sie dieses Jahr im Sommer schon 20. (Sie lebt bei meinen Eltern) Sie ist nur noch Haut und Knochen. Das Futter wird vom Körper direkt wieder ausgeschieden ohne die Nährstoffe aufzunehmen. Überall am Kopf bekommt sie Knubbel. Sie frisst und trinkt extrem viel. Kann nicht mehr einhalten. Aber sie tobt durch die Bude, "springt" über Tische und Bänke, jagt ihren Schwanz, hopst von einem Karton in den nächsten, versucht dir das essen von der Gabel zu klauen, Jagd den Hund etc pp. Und das nicht phasenweise, sondern seit 2-3 Jahren. Das ist bei uns der entscheidende Punkt. Sie ist noch so lebensfroh, man merkt das sie noch gerne bleiben will. Also lassen wir sie noch bleiben. Solange bis wir merken, jetzt geht's nicht mehr. Ich hoffe nur, ebenso wie du, das man diesen Moment erkennt und dann ganz im Sinne unserer Lieblinge die richtige Entscheidung trifft. Ich wünsche euch alles gute.

von mausebär2011 am 26.06.2018, 08:26



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Guten Morgen Ich habe mit dem Tierarzt gesprochen. Er denkt auch, dass es besser ist, ihn zu erlösen aufgrund der weiteren Symptome. Aber auch ihm geht es nahe. Habe um 15 Uhr den Termin. Er hatte heute morgen wieder Blut rund ums Mäulchen. Danke für eure lieben Worte. Vg Charty

von charty am 26.06.2018, 08:35



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Es ist schwer dafür Worte zu finden Ich denke an euch

von katja13 am 26.06.2018, 10:19



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Als ich meinen Seelenkater gehen lassen musste(Leukose von der Mutter übertragen), ging es mir ähnlich wie dir. Er wurde immer schwächer, frass und trank aber, kam auf den Schoss, kuschelte und schmuste weiterhin mit uns, vorallem mit mir. Ich hab mich so gehasst, weil ich genau wusste, es ist an der Zeit und ich hadere damit. Ich empfand mich als egoistisch und gleichzeitig brach mein Herz... Ich hab bei unserer TÄ angerufen umd dann den Termin gemacht. Ich blieb bei ihm, bis zum Schluss und weinte nicht. Die Tränen kamen zu Hause, als ich die Leere Box ins Haus brachte und wusste, wenn ich später auf der Couch liege, kommt er nicht zu mir, er wird mich nicht mehr putzen oder trösten... Auch dir beiden anderen sind kein wirklicher Trost. Klar hab ich sie lieb, aber sie sind nicht MEIN Kater. Die TÄ war beeindruckt, es war definitiv an der Zeit, ihn gehen zu lassen. Das erlebe sie nicht oft, zu oft muss sie den Besitzern ins Gewissen reden. Glaub mir, den richtigen Zeitpunkt wirst du erkennen. Denke an euch!

Mitglied inaktiv - 26.06.2018, 20:29