Zeugnis ändern lassen?

Kommt drauf an. Fließen die Antolin-Leistungen in die offizielle Deutschbewertung mit ein, würde ich das auch nicht so hinnehmen. Völlig unabhängig vom Antolinergebnis. Denn wie wenig man sich darauf verlassen kann, dass nur die Kinder das beantworten (weil sie Bücher lesen statt Hörspiele hören) wissen hier ja alle. Ein gutes Antolinergebnis kann locker die übermotivierte Mutter erschummelt gaben, während ein Antolin"versager" problemlos in der 2. Klasse schon Harry Potter verschlingen kann. Leseleistung kann man mit Antolin einfach nicht fair bewerten. Deshalb gehört es auch nicht in die offizielle Deutschnote mit rein.

Wenn es aber nur eine zusätzliche Erwähnung ist, ist es okay. Dann ist es in ungefähr so, wie damals bei mir, wo stand "XY hat an der Plattdeutsch AG teilgenommen, hätteaber motivierter sein können." (oder so in der Art). Oder bei meiner Schwester stand später auf einem Gym Zeugnis 7. oder 8. Klasse) als Zusatz, dass sie an einem internationalen Kunstprojekt teilgenommen hat. Bei ihr stand auch der Zusatz, dass sie sich einen Platz für einen dreiwöchigen Kunstkurs in England damit erarbeitet hat. Bei der besten Freundin stand, dass es dafür leider knapp nicht gereicht hat. Keiner unserer Eltern wäre auf die Idee gekommen, da etwas ändern lassen zu wollen. Wozu auch? Es war etwas zusätzliches, was nicht zur Note im entsprechenden Fach dazu gerechnet wurde. Von daher war es Aufregung gar nicht wert. Vor allem deshalb nicht, weil es auf Zeugnissen stand, die später nie wieder jemand sah.

Dem Kind deiner Freundin wünsche ich, dass ihre Mutter zukünftig etwas entspannter wird. Denn wenn Mama schon den Aufstand probt, weil eine gute (gut = Note 2) Bemerkung den Schnitt versaut, dann hat es keine einfache Schulzeit vor sich.

Speziell bei Antolin kommt es mir drauf an, ob das eigentliche Ziel erreicht ist: regelmäßig und damit auf Dauer flüssiger und verständiger lesen. Wenn mein Kind (wird nächstes Jahr eingeschult) dann da gute Leistungen erzielt, freut mich das und ich sage es ihm auch. Wenn da aber steht "hat mangelhafte Leistungen" oder "hat die Teilnahme verweigert" und ich gleichzeitig weiß, dass er zuhause ein Buch nach dem anderen verschlingt (könnte ich mir gut vorstellen, da er Bücher jetzt schon liebt), dann gefällt mir die Bemerkung zwar nicht unbedingt, aber ich mache daraus auch kein Drama. Kind liest und nur darum geht's. In dem Fall würde ich wohl, um dem Kind zu zeigen, wie egal mir diese Bemerkung ist, diese mit einem Bleistift durchstreichen und das Zeugnis dann in den Zeugnisordner abheften. Sache abgehakt. Was im Zeugnis steht,bist mir in diesem Fall egal.

Schwieriger wäre es, wenn mein Kind bei Antolin "versagt" und zuhause auch das lesen verweigert. Dann würde ich aber anders ansetzen das Lesen an sich aus der lästigen Pflichtübungskiste herausnehmen und in etwas schönes verwandeln. Schöne Leseecke einrichten, speziellen Lese-Tee und Lese-Kekse besorgen, die es nur beim lesen gibt, die Leseraupenidee umsetzen, von der ich letztens mal irgendwo gelesen habe (für alle Familienmitglieder die lesen können), Filme zu Büchern besorgen und dann erst das Buch lesen, dann den Film schauen und nach Fehlern/Abweichungen suchen, Mitmachbücher besorgen (zu meiner Kinderzeit war Kommissar Kugelblitz gerade angesagt bei uns Kindern, wo man miträtseln konnte. Und auch die alten drei ??? Bücher haben ja noch die Alfred Hitchcock Anmerkungen mit drin, die den Leser ins Geschehen aktiv mit einbinden).

Aber naja, jetzt schweife ich ab. Tatsache ist, ich denke deiner Freundin könnte ein wenig Realismus in Sachen Schule gut tun. Sie übertreibt maßlos mit ihrer Ansicht. Und es ist nicht unbedingt hilfreich, dass sie mit der Ansicht unter den heutigen Eltern nicht allein ist.

Lg JaMe