Geschrieben von JaMe am 12.11.2008, 11:47 Uhr |
Zahlen-Legastheniker bzw Dyskalkulie
Hallo ihr Lieben,
ich wende mich mal mit einer Frage an euch, weil ich die Hoffnung habe, dass ihr mir vielleicht helfen oder zumindest den ein oder anderen Tipp geben könnt.
Bei dem jüngeren Bruder meines Patenkinds ist vor einiger Zeit festgestellt worden, dass er wphl an Dyskalkulie leidet. Gedanken gemacht haben wir uns bei ihm schon länger, weil er mit der Schule so gar nichts im Sinn hat und es ihm eigentlich egal ist, ob er seine Hausaufgaben macht oder nicht und ob er dabei dann Ärger mit seinen Lehrern kriegt. Das ging ihm immer ziemlich an seinem ... vorbei. Erst haben wir alle gedacht, dass es einfach daran liegt, dass er noch zu jung und verspielt für die Schule gewesen ist (ich habe von Anfang an nicht begriffen, dass er mit gerade mal 6 Jahren eingeschult wurde). Er ist im letzten Schuljahr deswegen auch von der 2. Klasse wieder in die 1. Klasse zurück versetzt worden, weil er einfach nicht mehr mitkam.
Im Laufen der Zeit ist dann den Eltern und den Lehrern aufgefallen, dass er hauptsächlich abschaltet und diese "Ist mir doch alles scheißegal"-Einstellung hat, wenn es um Mathe geht. In allen anderen Fächern hat er sich inzwischen einigermaßen gefangen. Er ist zwar noch immer kein Genie (was sein großer Bruder "leider" ist, dem das Lernen regelrecht zufliegt und somit unwissentlich den Druck auf den Kleinen verstärkt), aber er kommt zumindest relativ gut mit. Nur in Mathe hat sich nichts geändert. Eher das Gegenteil, weshalb die Lehrer sich auch nochmal mit den Eltern zusammen gesetzt haben, um das genauer zu besprechen. Dabei ist dann der Begriff "Zahlen-Legastheniker" bzw "Dyskalkulie" gefallen.
Die Eltern sind dem nachgegangen und haben ihn mal privat getestet. Sie haben die Zahlen von 1 bis 100 aufgetippt, schön groß ausgedruckt und haben ihn gebeten, bestimmte Zahlen anzukreuzen. Dabei haben sie dann gemerkt, dass der Kleine durchaus zählen kann, aber die Zahlen einfach nicht erkennt. Er ist immer wieder von vorne angefangen zu zählen, um die Zahlen zu finden. Er hat es getan, weil er diese Aufgabe auf diesem Weg durchaus bewältigen konnte, aber als er dann bestimmte Rechenaufgaben erledigen sollte (z.B. 33+47) war er völlig aufgeschmissen, weil er die Zahlen einfach nicht erkannt hat.
Was ich jetzt von euch wissen möchte, ist, ob ihr damit Erfahrung habt oder jemanden kennt, der damit Erfahrung hat. Ich würde nämlich gerne meinen Teil dazu beitragen, dem Kleinen zu helfen. Leider wohne ich über 100 Kilometer von denen entfernt, sodass ich mir nicht jeden Tag eine Stunde Zeit nehmen kann, um mich mit ihm zusammen zu setzen und zu üben, was ich gerne tun würde (seine Mutter hat da einfach keine Geduld zu, weil sie sehr viel im eigenen Laden unter der Wohnung zu tun hat, und der Vater ist durch eine Krebserkrankung nicht regelmäßig dazu in der Lage, ihm zu helfen, auch wenn er die Geduld dazu durchaus hat). Ich frage mich jetzt, ob es sowas wie Lernspiele, z.B. eine Art Zahlenmemory oder sowas gibt, die ihm helfen würden. Dann würde ich ihm nämlich so ein Spiel zu Weihnachten kaufen (zusätzlich zu einem Geschenk, über das er sich wirklich freut), damit er damit zusammen mit seinem großen Bruder oder mit Freunden zusammen nebenbei lernt, ohne es selber zu merken.
Oder habt ihr eine andere Idee, wie ich ihm aus der Ferne unter die Arme greifen könnte? Er tut mir nämlich wirklich leid, da ich ihn sehr gut verstehen kann. Mathe war auch nie meine Welt, aber zumindest habe ich die einzelnen Zahlen erkannt, auch wenn ich dann an den Aufgaben gescheitert bin. Und der Kleine ist erst in der 2. Klasse und hat somit noch einige Jahre Zahlen-Qual vor sich, die ich ihm gerne ein wenig verringern würde, wenn ich kann.
Über Antworten würde ich mich deshalb sehr freuen.
Danke im Voraus
Meike
Re: Zahlen-Legastheniker bzw Dyskalkulie
Antwort von schneggal am 12.11.2008, 11:53 Uhr
seh ich das richtig, die haben ihn nur selber zu Hause getestet, waren nicht bei einem SChulpsychologen oder ähnlichem?
Dann ist das erstmal der ersten Schritt, denn bei einer echten Dyslkalkulie werden "Rechenspiele" zum üben kaum nützen. Dazu muss das Kind erstmal lernen, für was, warum und wieso es überhaupt Zahlen gibt und was die mit seinem Leben zu tun haben....dafür gibt es Therapien!
Wenn du denen helfen willst, dann geh mal googeln und schau, wo es in der Umgebung deines Bruders Anlaufstellen für Dyskalkulie Kinder gibt.
lg schneggal
Re: Zahlen-Legastheniker bzw Dyskalkulie
Antwort von JaMe am 12.11.2008, 12:19 Uhr
Naja, den Lehrern ist es halt aufgefallen und hat sie darauf hingewiesen. Und sie haben auch schon einen Termin gemacht, um das offiziell zu testen. Es deutet nur schon sehr viel darauf hin. Deshalb frage ich ja nach. Ich will halt dem Kleinen wirklich gerne helfen.
Re: Zahlen-Legastheniker bzw Dyskalkulie
Antwort von schneggal am 12.11.2008, 14:53 Uhr
ja....aber da würde ich trotzdem den offiziellen Test abwarten, denn auch jedes Dyskalkuliekind kann andere Hauptschwächen haben, wo dann nicht jedes Spiel angebracht ist.
Außerdem finde ich, solltest du zu Weihnachten nicht nur an Förderspiele denken, auch wenn ein Memory für uns total klasse klingt, kann dass bei einem Kind was damit echt Probleme hat ein rotes Tuch sein.
Schenke sowas vielleicht eher so? An Weihnachten soll man sich doch freuen ;)
lg schneggal
Re: Zahlen-Legastheniker bzw Dyskalkulie
Antwort von Schussel00 am 12.11.2008, 19:43 Uhr
Hallo,
ich war Anfang letzten Jahres auch mit meiner Tochter beim Test für Dyskalkulie.
Unser erster Anlaufpunkt war die Schulpsychologin. Die Kontaktdaten bekam ich von der Lehrerin. Dort wurde eben die Diagnose gestellt und ich bekam Anlaufstellen in unserer Umgebung genannt. Bei Dyskalkulie kommt man mit normaler Nachhilfe nicht weit. Dafür gibt es eine sogenannte Lehrntherapie. Für diese Lerntherapie gibt es verschieden Institute. Ich würde unter Googel mit Lerntherapie und dem entsprechendem Ort suchen. Aber Achtung manche Institute verlangen richtig viel Geld. Also vergleichen. Auch beim Jugendamt bekommt man Adressen genannt. Man muß diese Stunden auch meist aus eigener Tasche bezahlen. Bei uns in Sachsen bekommt man erst finanzielle Hilfe wenn ein Psychologe Persönlichkeitsstörungen, Versagenangst, Minderwertigkeitskomplexe oder Schulverweigerung beglaubigt. Soweit wollte ich es bei meiner Tochter nicht erst kommen lassen.
Eine Lerntherapie läuft anders ab als normale Nachhilfe. Dort wird nicht stupiede hintereinander weggerechnet sondern den Kinder werden "Tricks" zum besseren Verstehen angeboten und es wird umfassender an den speziellen Problemen z.Bsp.über Spiele gearbeitet.Meist ist das immer auch Einzelsprechstunde. Wir haben pro Woche 23,00 Euro bezahlt.Das ist recht Preiswert gewesen habe auch mächtig gehandelt.
Es ist sogar auch gesetzlich festgelegt, das bei nachgewiesener Dyskalkulie die Benotung im Unterricht nach den Fähigkeiten des Kindes ausgelegt werden kann. Muß man mal mit der Lehrerin oder Schule sprechen. War bei meiner Tochter auch hilfreich damit sie den Mut nicht verliert.
Lernhterapien sind meist auch etwas langwierig man kann nicht sofort mit Erfolgen rechnen, das entwickelt sich langsam. Man kann auch als normaler Mensch bei Dyskalkulie nicht wirklich durch Üben helfen, weil die Hintergründe der Schwäche meist nur von ausgebildeten Fachleuten erkannt und entsprechend angegangen werden können.
Viel Erfolg!
Liebe Grüße Kathrin
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