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Geschrieben von Cella am 11.03.2006, 14:15 Uhr

Wie weit gehen die Pflichten eines Lehrers?

Hallo,

ich bin Lehrerin und mich würde ganz einfach mal eure Meinung interessieren.

In meiner 4. Klasse gibt es ein Mädchen, die wurde schon seit dem Kindergarten nicht in das ländliche Leben integriert. Die Familie ist zugezogen. Die Mutter selbst Lehrerin an einer Lernbehindertenschule, aber sie pausiert. Insgesamt sind es drei Kinder, ich habe die jüngste davon.
Also, dieses Mädchen ging damals schon nicht in den Kindergarten am Ort, sondern wurde gefahren. Sie konnte also keine richtigen Kontakte zu den Gleichaltrigen aufbauen. Mit den Geschwistern war es ähnlich.

Das Ganze zog sich wirklich durch die Grundschulzeit. Selbst hat meine Schülerin auch nie aktiv dazu beigetragen, Freundschaften zu finden (Frustrationstoleranz sehr, sehr gering --> arge Handgreiflichkeiten).

Nun scheint die Mutter aber ihr mangelndes Selbstwertgefühl auf die soziale Hirachie im Dorf zu projezieren. Sie denkt, sie wäre ganz unten angesiedelt und würde nur ausgenutzt werden.

Alle Streitigkeiten mit den Klassenkameraden führten mittlerweile dazu, dass sich "Hass" gegen diese Familie aufgebaut hat. Mütter verboten teilweise, den Kontakt mit diesem Mädchen auzunehmen. (ich war geschockt!!!)

Ich glaube jetzt aber, dass im grundegenommen die Mutter das eigentliche Problem darstellt. (Einzelheiten würden jetzt zu weit führen)

Hat eine Lehrkraft das Recht, einer Mutter zu sagen, sie sollte sich therapeutische Hilfe holen???

Ich kann an der Akzeptanz meiner SChülerin in einem halben Jahr wahrscheinlich nicht mehr viel ändern.
Ich habe lange mit der Schülerin gesprochen und viele Tipps gegeben für die kommende Schullaufbahn.
Die Klassenkameraden haben mittlerweile das Gefühl, selbst unverstanden zu sein, weil aufgrund der unguten Situation und der Isolation sie oft als "Arme Schülerin" dasteht und immer recht bekommt, egal was sie tut. (so ein Schüler)

Soll ich es einfach offen aussprechen, dass ich eine therapeutische Hilfe als den letzten Ausweg ansehe?
(Ich glaube ich mache es)

Danke fürs Lesen
Cella

 
9 Antworten:

Re: Wie weit gehen die Pflichten eines Lehrers?

Antwort von karamell am 11.03.2006, 16:03 Uhr

schwierige situation das. ich bin erzieherin und kenne das problem das eigentlcih die eltern das problem sind sehr gut. auch die gradwanderung bei einem elterngespräch einerseits gern helfen zu wollen und andererseits keine abwehraltnge provozieren zu wollen...
ich glaube: mit ihr sprechen wie sie die stuation entschärfen könnte: ja das kannst du (aber fraglich ob es was nützt) sie darauf hinweisen das sie thearapeutische hilfe braucht: ich denke das geht zu weit. du hast ihr kind in der schule, versuche weiterhin ihr hilfestellung zu geben mit ihrem leben wie es nun mal ist klar zu kommen.
D.

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Re: Wie weit gehen die Pflichten eines Lehrers?

Antwort von Edda3 am 11.03.2006, 20:30 Uhr

Hi Cella,

was hast du zu verlieren?
Das ist das letzte Kind, wenn ich es recht verstehe und das Schuljahr ist halb rum.
Du musst ja nicht sagen, hören sie mal sie gehören in therapeutische Hände.
Das kann man ja auch anders rüber bringen.
Ich denke, wenn du da vorsichtig ran gehst und ihr schonend erklärst, dass therapeutische Hilfe doch angebracht wäre, warum nicht?
Vielleicht kannst du aber auch einen anderen Weg gehen. Vielleicht empfiehlst du eher für beide Hilfe. Und bringst sie auf die Idee der Erziehungsberatungstelle. Die machen da ja alles mögliche und da wird die Mutter gleich mit therapiert. Die sind ja nicht blöd und du hast dich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt.
Wäre das vielleicht ein Weg?

Drück dir die Daumen, dass du eine gute Lösung findest.

Liebe Grüße

Edda

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Re: Wie weit gehen die Pflichten eines Lehrers?

Antwort von tachpost am 12.03.2006, 9:25 Uhr

Eins noch mal anbringen muss.....
Das Landleben,bzw. die Dorfgemeinschaft ist nicht zu unterschätzen.
Alz Zugezogene,hat man es erheblich schwerer als die Einheimischen.
Wir haben hier auf dem Dorf ein Neubaugebiet,und die zugezogenen Städter werden hier vermutlich nie richtig Fuss fassen,da müssten sie sich schon seeeeehr stark engagieren,und sich keinen Klops erlauben.

Leider,Leider ist das so.
Auch ich als AE auf dem Dorf,hab einen schweren Stand,somit leider auch mein Sohn.

Lieben Gruss
Birgit

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Re: Wie weit gehen die Pflichten eines Lehrers?

Antwort von palisade am 12.03.2006, 10:32 Uhr

Hallo, die Mutter wird total sauer sein, aber Du solltest das wirklich ansprechen. Vielleicht läuft es ja auch ganz anders und die Mutter ist froh, daß sie darauf angesprochen wird. Außerdem möchte ich Dir ein Riesenlob aussprechen. Ich wünschte alle Lehrer würden sich soviele Gedanken um ihre Schüler machen. Dann sähe wohl manches anders aus. VG chris

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Re: Wie weit gehen die Pflichten eines Lehrers?

Antwort von Hexhex am 12.03.2006, 11:19 Uhr

Hallo Cella,

hier geht es ja nicht um Pflichten, sondern einfach um einen guten Rat. Den würde ich der Mutter in einem Elterngespräch ruhig geben, das kann nicht schaden. Ob sie ihn beherzigen wird, steht auf einem anderen Blatt. Leider nehmen am seltensten genau diejenigen Leute therapeutische Hilfe in Anspruch, die sie am ehesten benötigen.

Liebe Grüße,

Hexe

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Re: Wie weit gehen die Pflichten eines Lehrers?

Antwort von MamaMalZwei am 12.03.2006, 11:44 Uhr

Hallo Cella, ich weiß nicht, ob das empfehlenswert ist, was du vorhast. Jemandem zu sagen, suchen Sie sich mal therapeutische Hilfe ist doch schon recht hart. Zumal es ja sein kann, dass das Kind weiter weg durchaus Freunde hat und hat nur im Dorf nicht integriert ist. Das Dorf kann doch nicht Maßstab dafür sein, was "normal" ist und was nicht! Vielleicht steckt auch eine andere Problematik dahinter und du weißt nichts davon. Hier bei uns kenne ich eine Familie, deren Tochter hatte eine ADHS-Therapie, war unterwegs zum Sonderturnen, zur Ergo und Logo. Das Dorf wußte davon wohl nichts, denn die Mutter bekam vor den Latz geknallt: "Was hast du denn mit deinem Kind gemacht?" Wenn man dieser engagierten Mutter jetzt gesagt hätte, sie soll doch therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, die wäre demjenigen mit den Füßen voran ins Gesicht gesprungen! Gerade auf dem Dorf ist es doch so, da wird man daran gemessen, ob die Treppe geputzt ist, ob man zur Kirche geht, ob man an Festlichkeiten teilnimmt usw. Wer da nicht mitmacht, ist eben schnell Außenseiter. Das heißt aber nicht, dass derjenige jetzt therapiebedürftig ist, oder? Ich singe auch nicht in jedem Gesangsverein! Ich würde an deiner Stelle versuchen, unter den Kindern zu vermitteln und ihnen klar zu machen, dass nicht jeder so sein muß wie sie (auch diesem 3. Außenseiterkind). Und ich würde versuchen, jede Situation so gerecht wie möglich zu beurteilen, dass keiner zu kurz kommt. Dann hast du schon viel getan. LG

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Re: Wie weit gehen die Pflichten eines Lehrers?

Antwort von AndreaL am 12.03.2006, 14:57 Uhr

Hallo Cella,

da ich selbst ja an einer Förderschule Schwerpunkt Lernen bin, fühle ich mich irgendwie angesprochen ;-)

Aaaaalso...

Es kommt darauf an, WIE DU es verpackst. Ich habe durch unsere vielen Elterngespräche ja einiges an Erfahrung und weiß, dass man Eltern zu einigem bewegen kann, WENN man es richtig anpackt.

Nimm die gemeinsame Sorge um das Kind als Anlass und bitte um deswegen um ein Gespräch.

Sieh' die Mutter bittebitte als gleichberechtigt an, das ist ganz wichtig. Nimm an, dass zunächst SIE die Expertin für IHR Kind ist.

Wenn Du meinst, dass Du das nicht hinkriegst (und das kann gut sein) - dann lass' es lieber. Dann hast Du keine Basis, dann fühlt sich die Mutter hinterher auch von dir noch ausgegrenzt.

Schildere ihr, was und wie es rund um das Mädchen abläuft. Nimm sie mit ins Boot, bitte SIE UM HILFE. Frage sie nach ihren Erfahrungen...

Wenn Ihr an den Punkt kommt, wo Ihr Euch einig seid, dass es NICHT GUT ist, wie es ist - dann kannst DU eine andere Idee ins Spiel bringen. Z.B. Erziehungsberatung bei der die Familie mit einbezogen wird. Frage sie, ob sie sich das vorstellen kann. Sage, dass man manchmal an einen Punkt kommt, wo man nicht weiter weiß - das kann JEDEM PASSIEREN...

SO zumindest würde ich die Sache anfangen!

Viel Glück!

Andrea

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Re: Wie weit gehen die Pflichten eines Lehrers?

Antwort von mini99 am 12.03.2006, 18:24 Uhr

Hallo!
Ich finde es sehr schön, dass du dir so viele Gedanken über deine Schüler/innen machst, finde ich echt super.
Ich würde es auf jeden Fall direkt der Mutter sagen, in manchen Fällen hilft es nichts drumherum zu reden. Wenn du direkt sagst, wie du über die Sitution denkst, und was sie machen kann, um einen Besserung zu finden, hast du wenigstens den nötigen Beitrag dazu geleistet, das es dieser Familie vielleicht doch mal besser geht. Wenn sie deinen Vorschlag nicht annimmt, kann man auch nichts machen, aber du hast es wenigstens probiert.
Liebe Grüße
Traude

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Danke euch allen für die Antworten... o.t.

Antwort von Cella am 14.03.2006, 15:47 Uhr

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