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Geschrieben von Schniesenase am 12.06.2022, 23:06 Uhr

Wie sag ich ihm, dass er die Klasse wiederholen muss?

Hallo Muffin,

ich hatte mal in einer zweiten Klasse ein Kind, das ein Klon von Eurem sein könnte, von dem, was Du beschreibst.

Er saß das erste knappe halbe Jahr, als ich die Klasse übernahm, meist unter dem Tisch. Wenn alle ENDLICH arbeiteten (es war eine sehr unruhige, ungeordnete Klasse mit einer ganzen Menge sozialer Herausforderungen, 23 Kinder), sprang er auf und tanzte laut singend durch die Klasse.

Es wurde damals von den Eltern nie ein Test gemacht, aber ich war sicher, dass dieser junge hochbegabt war, allein von seinen sehr ungewöhnlichen Fähigkeiten her, die manchmal durchblickten; großes naturwissenschaftliches Wissen gepaart mit einem dazu passenden Wortschatz, konnte naturwissenschaftliche Zusammenhänge erstaunlich verknüpfen, für einen Zweitklässler. Unkonventionelle Gedankengänge. Er konnte "anders denken". Das Kind konnte, obwohl er schriftlich kaum was gebacken bekam, weil er es feinmotorisch nicht konnte und zu zappelig war, nicht nur sehr gut lesen, sondern auch umgekehrt. Er merkte manchmal selbst nicht, dass das Heft falsch herum lag. Ich konnte ihn nur erreichen, wenn er seine "Minuten" hatte, wenn ich ihn fest anfasste. Er brauchte Körperlichkeit, um sich selbst wahrnehmen zu können und Stabilität zu erfahren, auch im Umgang mit anderen. Er war extrem kindlich, sehr früh eingeschult, zu früh, fand ich. Damit hatte man ihm keinen Gefallen getan, und er hatte ADS diagnostiziert. Ich vermute, die Erzieherinnen hat er auch "gestört", und sie haben ihn wegen seiner Pfiffigkeit dann früh weggelobt.

Ich erinnere mich, dass ich ihn manchmal ganz fest anfassen musste und sehr laut klarmachen, was Sache war. Zu Hause machte ich mir schreckliche Vorwürfe, dass ich zu streng gewesen war und zu forsch mit ihm. Am nächsten Tag kam er dann fröhlich angehüpft und strahlte mich an, ich sei seine Lieblingslehrerin. Als ich ihn in solchen Momenten fragte, wie er das so sehen könnte, wo ich doch am Tag zuvor so streng und böse zu ihm gewesen sei, konterte er, er habe genau das gebraucht, und es habe ihm sehr geholfen. Der kleine Kerl war wirklich eine Herausforderung für alle, die mit ihm zu tun hatten, aber er war auch toll, auf seine Art. Mit solchen Kindern kann man nicht nach Schema F verfahren, da müssen Lehreren aus ihrem Trott raus und neue Lösungen finden.

Es war echt anstrengend. Aber wenn ich eine Lehrerin bin, die NUR 15 Kinder in der Klasse PLUS eine Erzieherin dazu habe, dann komme ich damit zurecht! Eine Privatschule bezahlt man, insbesondere, wenn eigentlich ein anderes System geplant war, mit gewisser Erwartungshaltung für besondere Leistungen. Da wäre es doch hilfreich, wenn Ihr mit der Testung (Ergebnisse) mal etwas forscher werdet und deutlich macht, dass individuelle Beschulung auch eines durchaus herausfordernden Schülers möglich sein muss. Der "STÖRT" ist inakzeptabel. Meiner Meinung nach müsstet Ihr als Eltern Euch da auf die Hinterbeine und hinter Euer Kind stellen.

Wäre es herauszubekommen, an welche Lehrerin er in der nächsten Klasse 1 käme? Wenn diese Lehrerin eine wäre, die mit "Andersartigkeit" als Herausforderung umgehen könnte, dann würde ich die Rückstellung überlegen. Ansonsten wäre ich sauer und würde auf den Putz hauen. Die soll sich mal anstrengen, die Frau Lehrerin mit 15 Kindern und zwei Leuten in der Klasse! Ihr müsst nicht geliebt werden. Das Kind darf aber gern auch Anstrengung von der Lehrerin erwarten.

Waldorf: Mein Kind war kurz in einem Waldorfkindergarten. Mit drei Jahren machte sie sehr deutlich, was sie a) von deren Vorstellungen hielt (mit 3 durfte sie noch keine Schere benutzen, weil Dreijährige das noch nicht können/sollen, sie durfte nicht mit zum Tanzen, weil die Kleinen es noch nicht durften, und als sie es dann endlich durfte, war alles vorgeschrieben, kein Selbstausdruck gewünscht.). Sie stellte klar, dass es zu viele Kinder waren, kein Rückzugsort, den sie gebraucht hätte, weil sie auch HS und dass es zu laut sei. Ausnahmen für Kinder, die was anderes brauchten, gab es nicht. Ein Zweijähriger Asiat, der kein Deutsch konnte, weinte den ganzen Tag. Mein Kind war völlig aufgelöst deswegen, wenn sie nach Hause kam. Er ließ sich von ihr nicht trösten, also ging sie zu den Erzieherinnen und bat darum, dass sie ihm helfen sollten. Antwort: "Das sei nicht ihre Sache, sie solle spielen gehen." Das Dreijährige wusste besser, wie es sein sollte, als die Erzieherinnen, und sie hat immer alles sehr klar formuliert. Mich hat das damals erschreckt, wie altertümlich die Leute dort Waldorf lebten. Aufklärung geht anders. Zu viel gedanklicher Kasten für mein Kind, zu wenig ernst nehmen seiner Kompetenzen und Fähigkeiten.

Wie dem Kind erzählen, falls es nun dabei bleibt? Vielleicht, indem Ihr deutlich macht, dass er Glück hat: Er darf noch ein Jahr länger an dieser Schule mit der tollen Lehrerin bleiben, die er dann ja vielleicht auch in einigen Fächern immer mal wieder haben könnte.

Alles Gute, was immer dabei herauskommt!

VG Sileick

 
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