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Geschrieben von Elisabeth mit Fumi & Temi am 10.04.2007, 16:09 Uhr

Versuch einer Diskussion:

Bei uns an der GS gibt es keine Legasthenieförderung. Es gibt eine Förderklasse Deutsch, die aber eher für die Kinder mit Migrationshintergrund als für LRS-Kinder zugeschnitten ist, und eine Sportförderklasse. Insofern ist das Angebot scheinbar sehr schulabhängig (und wahrscheinlich auch noch von anderen Faktoren wie Bundesland, Stadt oder Land, Interessen der Schulleitung und/oder dem zuständigen Stadtrat etc).

Aber immerhin zeigt es, daß Förderung an der Schule grundsätzlich möglich ist. Ich finde das auch sehr wünschenswert.

Natürlich möchte ich einen gewissen Einfluß auf die Therapeuten meiner Kinder haben. Aber die absolut freie Therapeutenwahl ist ja sowieso eine Illusion. Sogar hier mitten in der Großstadt ist die Auswahl reduziert, weil die Therapeuten kaum offene Termine haben. Auf dem Dorf, wo man wahrscheinlich nur zwei Therapeuten zur Auswahl hat, ist das ja noch illusorischer.

Als bei Fumi zunächst eine Leseschwäche und dann die schwere Legasthenie und ADS diagnostiziert wurden, zog sich das Ganze ja über mehr als 2 Jahre hin. Im Rahmen dessen ist mir aufgefallen, daß das ALLERWICHTIGSTE bei jeglicher Therapie für Schulkinder die Zusammenarbeit mit der Schule ist.

Fumi kam zunächst in die Deutsch-Förderklasse, die ihr genau gar nix gebracht hat. Parallel wurde ihre Hausaufgabenbetreuung im Hort umgestellt. Der Horterzieher hat sich dazu eine zeitlang fast wöchentlich mit der Klassenlehrerin zusammengesetzt, um herauszufinden, wie das Hausaufgaben-Umfeld für sie am besten beschaffen sein sollte. Ich war zwar bei fast allen dieser Treffen dabei, aber ich war sehr froh, daß die beiden über kurze Wege direkt gesprochen haben. Kurz darauf kam nämlich noch eine Übergangstherapeutin von einem Verein dazu. Da war ich dann eine Weile der "Datenträger". Die Lehrerin sagte mir: "Sagen Sie doch der Frau X, daß Fumi im Bereich......" und die Therapeutin sagte mir dann: "Fragen Sie die Frau Y doch, ob ich das mit dem Lesen eher so oder so.......". Irgendwann war mir das zu bunt, auch weil auf dem Weg - wie bei der "Stillen Post" immer irgendwie Informationen verloren gingen. Also habe ich die drei - Horterzieher, Lehrerin und Übergangstherapeutin - an einen Tisch verfrachtet, alle von der Schweigepflicht den jeweils anderen gegenüber entbunden und gesagt, sie sollen das gefälligst auf dem kurzen Dienstweg ausmachen. Ich möchte lediglich bei größeren Änderungen gefragt und über die jeweiligen anderen Dinge informiert werden. Als die Übergangstherapeutin dann durch einen Einzelfallhelfer ersetzt wurde, habe ich das genauso gehandhabt - wobei der Einzelfallhelfer das sogar zu einer Voraussetzung seiner Arbeit gemacht hat. Ach so, der Kinderarzt war in das Netzwerk auch eingebunden.

Ich bin mega-neugierig, ich will immer im Detail wissen, was mit meinen Kindern wo geschieht. Aaaaaber: Je mehr Leute in so ein Projekt "Hilf dem Kind" eingebunden sind, desto wichtiger ist die Kommunikation der Fachleute untereinander. Glücklicherweise waren alle Beteiligten in Fumis Fall mehr als bereit, sich auch untereinander direkt auszutauschen.

Jetzt ist Fumi ja auf einer speziellen Ganztagesschule für legasthene Kinder. Fast die Hälfte der Kinder in ihrer Klasse sind legasthen, etwa ein Drittel hat ADS. Die Schule arbeitet eng mit einem Legastheniezentrum zusammen. Daher weiß ich sicher, daß Fumis Legasthenietherapeutin in engem Kontakt zu ihren Lehrern und Tutoren steht. Ich habe diese Schule explizit deswegen ausgesucht, weil ich eben aus eigener Erfahrung weiß, wie hilfreich die enge Zusammenarbeit des Teams in solchen Fällen ist.

Ich selber komme ja auch beruflich aus der Projektarbeit. Mehr als 20 Jahre habe ich in IT-Projekten gearbeitet, zuletzt auch im Project Office. Daher weiß ich, daß ein Projekt nicht funktionieren kann, wenn die einzelnen Teilprojekte nicht untereinander vernetzt sind. Ich betrachte Fumis Lernprobleme als Projekt mit verschiedenen Seiten. Ich habe die Projektleitung, und die lasse ich mir auch nicht aus der Hand nehmen. Aber ich büße kein Jota meiner Leitung und meiner Autorität ein, wenn ich die Kommunikation der beteileigten Teilprojektleiter unterstütze - im Gegenteil. Und meine Erfahrung ist es, daß die Zusammenarbeit an einer Ganztagesschule erheblich effizienter und reibungsfreier funktioniert, weil kurze Wege möglich sind.

Daß die Beteiligten Lehrer, Therapeuten, Turoren usw. hochqualifiziert und kompetent sind, setze ich voraus. Aber ich kann mir den Lehrer meines Kindes auch nur begrenzt aussuchen. Daher hat die Zusammenarbeit der Leute untereinander für mich eine höhere Priorität als die absolut freie Wahl der einzelnen Beteiligten.

Gruß,
Elisabeth.

 
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