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Geschrieben von Mama Heike am 08.01.2006, 0:01 Uhr

Nochmal ein paar Gedanken wegen Gewalt an Schulen

Beim Thema Gewalt an Schulen machen sich die überwiegende Anzahl der Eltern Sorgen. Man sorgt sich, ob nicht eines Tages das eigene Kind Opfer sein könnte. Was ist zu tun, um das zu verhindern? Wie können wir unsere Kinder schützen, gedemütigt, ausgelacht, gehänselt, bedroht und verletzt zu werden?

Das ist ein wichtiges und aktuelles Thema und deshalb möchte ich mich doch nochmal zu Wort melden.

Sicher gibt es zur Genüge Problemkinder, die in einer lieblosen Umgebung aufwachsen und dadurch gewaltbereit sind und Mitschüler in Angst und Schrecken versetzen. Aber bei dem Ausgangsposting war es ja gerade eine Familie, wo der überwiegende Teil der Schüler aus keinen Problem-Familien stammt, wo also Gewalt theoretisch gar nicht sein dürfte. Daher auch das berechtigte Entsetzen, warum denn nun Gewalt an unserer Schule?

Durch meine große Tochter habe ich viel über meine eigene Schulzeit nachgedacht. Was mir durch meine eigene Schulzeit noch sehr bewußt ist, ist die Hackordnung, die zwischen den Kindern herrscht.

Diese Hackordnung kann sehr grausam sein. Ich habe beide Seiten kennengelernt, ich habe Hiebe einstecken müssen und habe selber ausgeteilt. Jeder kann da viele Geschichten erzählen, wenn er sie nur wieder aus der "Versenkung" des Gedächtnisses holt.

Ich weiß nicht, ab welchem Alter genau Kinder ein schlechtes Gewissen entwickeln, also ihre Moralvorstellung wirklich ausgereift ist und sie sich aus vollem Herzen für ihre Taten schämen können (manche leider nie).

So lange das nicht der Fall ist (durchschnittlich bestimmt das ganze Grundschulalter über), ist es Aufgabe der Erwachsenen, dass die Hackordnung der Kinder nicht in zügellose Gewalt ausufert.

Und gerade auf dem Schulgelände, was ja ein geschützter Ort des Lernens sein soll, kann eine Kinderschar nicht einfach ihren "Trieben" überlassen bleiben.

Da erwarte ich, dass die Pädagogen ihrer Aufgabe gerecht werden. Und da kann man sich nicht hinter Sparzwängen und "ich will auch mal Pause" haben verstecken. Dafür ist das Thema einfach zu wichtig. Wenn in dem Gesamtkonzept der Schule der Aspekt "Wie schaffe ich ein Gemeinschaftsgefühl" ausgeklammert bleibt, entwickelt sich ein soziales Miteinander nur spärlich.


Unsere Kinder verhalten sich nun mal in der Schule ganz anders als zu Hause. Es ist ein anderer Lebensbereich mit eigenen Erfahrungen und Werten. Ich kann auch nicht die Hand für meine Tochter ins Feuer legen, ob sie nicht mal einen Mitschüler hänselt. Deshalb erwarte ich, dass die Lehrer (und insbesondere der Klassenlehrer) ihre Aufgaben wahrnehmen und die Kinder in diesem Punkt begleiten.

Richtig ist, dass den Lehrern an Staatsschulen fast keine andere Wahl bleibt. Aber zum Glück habe ich als Elternteil die Wahl der Schule.

An unserer Schule sind sich die Pädagogen dieser wichtigen Aufgabe bewußt. Sie setzen sich dafür ein, dass sich jedes Kind ohne Angst entwickeln kann. Ich finde nicht, dass dieser Anspruch zu hoch gesteckt ist.

Wir kommen übrigens auch aus Berlin, wie die Familie mit dem Ausgangsposting.

In Berlin gibt es 145 Schulen in privater Trägerschaft, allein im Herbst sollen 14 neue Schulen hinzukommen.

Liebe Grüße
Heike

 
6 Antworten:

Re: Nochmal ein paar Gedanken wegen Gewalt an Schulen

Antwort von salsa am 08.01.2006, 10:00 Uhr

schulen in freier trägerschaft ... dass hatte ich auch lange für meine tochter überlegt ... hier im stadtteil gibt es eine "wild" grundschule ... freie schule ... klingt alles total klasse ... nur ...wenn die schule nur bis 13 uhr auf hat, zudem recht viel kostet ist es für eine alleinerziehende unmöglich ... leider ...

deshalb geht meine tochter hier in die städtische schule ... dort gibt es pro jahrgang eine montessori-klasse ... und in der klasse mit der super klassenlehrerin gibt es einen geschützen bereich ... und darüber hinaus ist es so, dass kein kind (auch nicht aufs klo) alleine hin darf ... und ich mich stark in der schule engagiere ...

bei der weiterführenden schule geht es gleich weiter ... es gibt hier im stadtteil eine städtische ganztageshauptschule, eine private realschule und ein privates gymnasium ... meine kleine geht erst in die 1. klasse, doch ich überlege jetzt schon, wie ich es ihr ermöglichen kann in die private realschule oder gymnasium gehen zu können, doch die preise sind derzeit 350 € monatlich .....

viele gruesse von der engagierten und doch grüblerischen

salsa

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Re: Nochmal ein paar Gedanken wegen Gewalt an Schulen

Antwort von MamaMalZwei am 08.01.2006, 14:29 Uhr

Hallo, auch meine Kinder haben so ihre Erfahrungen gemacht mit Gewalt an Schulen. Sind gehänselt worden und haben ausgeteilt, wenn es ihren zu viel wurde. Da gibt es zum einen die Probleme mit ausländischen Kindern. Insbesondere deren Jungs haben ganz andere Vorstellungen davon, wann sie andere verletzen und reagieren zum Teil sehr unsensibel und schlagen sich. Dann gibt es das Problem der Cliquenbildung. Der gehört nicht zu uns, also kann ich an dem meine Wut ablassen und hau drauf. Lehrer sind auch nur Menschen und wenn sie auf dem Pausenhof zu zweit stehen, sehen sie natürlich nicht alles. In der Sprachheilschule wurde zu dritt Aufsicht gemacht und selbst da konnte es passieren, dass Kinder den Kameraden ein Messer an den Körper hielten und sie bedrohten. Dies Programm "faustlos" ist ja ganz gut, aber es erst in der Grundschule einzusetzen ist meines Erachtens viel zu spät. Das muss schon im Kindergarten anfangen. In unserem Kindergarten hatte draußen auf dem Freigelände eine Gruppe von türkischen Kindern das Sagen, das haben wir zwar angesprochen bei Elternversammlungen, sind aber immer wieder vertröstet worden. Auch das Programm "Faustlos" habe ich benannt, aber das war der Kindergartenleitung zu teuer. Sorry, das klingt jetzt so, als hätte ich was gegen Ausländer, das ist aber nicht so. Solange man da keinen gemeinsamen Nenner findet und bei türkischen Familien insbesondere die Väter anspricht, wird sich da auch nicht viel ändern. LG

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Noch was zu Privatschulen: Die kann einen Schüler auch wegen schlechten Verhaltens vor die tür setzen

Antwort von KH am 08.01.2006, 18:25 Uhr

Das können wir in der Regelschule nicht. Noch ein nicht zu unterschätzender Vorteil von Privatschulen.

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Re: Nochmal ein paar Gedanken wegen Gewalt an Schulen

Antwort von Sammykatze am 08.01.2006, 19:41 Uhr

Hab da was gefunden.

Programm FAUSTLOS.

Einfach mal bei goolge.de suchen...und los gehts.

Der Schule mal anbieten, anfragen ob das was fürn Unterricht wäre.

Dazu gibt es wohl auch ein Buch für Eltern.

LG
Sam

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an Mama Heike

Antwort von Mariakat am 08.01.2006, 20:58 Uhr

Mir war von Anfang an klar, dass es sich bei dem von dir so idyllisch beschriebene Schulszenario, um eine Privatschule handelt. Privatschulen sind so pauschal nicht vergleichbar mit oeffentlichen Schulen. Ich selber bin Lehrerin und habe sowohl an einer Privatschule mit der von dir beschriebenen Idylle gearbeitet und auch an oeffentlichen Schulen (die teiweilse schlimm waren, teilweise aber auch sehr gut). Privatschulen haben wie bereits in einem vorigen posting beschrieben, ganz andere Moeglichkeiten mit einem Querulanten umzugehen. DAs duerfe dir wohl klar sein. Und diese Moeglichkeiten werden auch voll ausgeschoepft! Hinzu kommt, dass sich Privatschulen nach Vorstellungsgespraechen die Leute selbst aussuchen und somit schon eine Vorauswahl treffen. Die Kinder kommen oft aus Akademikerfamilien, haben eine Unterstuetzung von zuhause und sind in kleineren Klassen.
Oeffentliche Schulen haben da einen viel schwierigeren Start je nachdem aus welchen sozialen Bildungsschichten die Merheit der Kinder kommen. Selbstverstaendlich gibt es auch Schulen, die diese Probleme nicht haben, es liegt quasi am Standort und Wohngebiet der Schule!
Hinzu kommt, dass Lehrer, die Vollzeit arbeiten und besonders engagiert sind auf Dauer mit solchen Gewaltschulen die Lust und Motivation verlieren. Man steckt so viel Kraft rein und es kommt nichts dabei raus und dann resigniert man irgendwann oder bewirbt sich an einer Privatschule und blueht wieder auf. In anderen Worten... diesen schlimmen Schulen laufen die Lehrer davon und man kriegt keinen geeigneten Nachschub. Wenn die Landesregierung dann auch noch nicht einmal bereit ist fuer diese Schulen mehr Geld auszugeben
(mehr Lehrer, kleinere Klassen, Psychologen, Sozialpaedagogen, Arbeitsgemeinschaften, Buechereien, Antigewaltprokjekte...) auszugeben, dann entsteht ein Teufelskreis an dem jeder dem anderen die Schuld zuschiebt und es ist keinem geholfen.
Im Uebrigen sind sich Lehrer an Staatl. Schulen genauso ihrer Aufgabe bewusst und setzen sich genauso dafuer ein, dass sich Kinder ohne Angst entwickeln koennen. Du taeuschst dich gewaltig, wenn du meinst, dass sich die Paedagogen an Privatschulen und Staatl. Schulen so sehr unterscheiden.

Ich finde auch deine Aussage, dass Gewalt theoretisch nicht sein duerfte, weil der Ueberwiegende Teil der Kinder aus nicht Problem-Familien stammt nicht nachvollziehbar, denn wie du selber sagtest, verhalten sich Kinder in der Schule anders als zuhause.

Ich stimme dir allerdings voll und ganz zu, dass man als Eltern die Wahl hat und sein Kind nicht einfach dem Schicksal ueberlassen sollte. Die moralische Entwicklung von Menschen verlaeuft im Uebrigen sehr unterschiedlich. Es gibt ERwachsene, die nie aus dem Stadium eines Kindergartenkindes hinauskommen und Schulkinder, die ihren Altersgenossen weit voraus sind. Wenn du dich dafuer interessierst lies mal nach beim 6 Stufen Modell zur moralischen Entwicklung von Lawrence Kohlberg.
Mariakat

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Re: @ Mama Heike

Antwort von Eva Lotta am 17.01.2006, 21:11 Uhr

Ich habe gerade ganz überrascht festgestellt, dass das Thema noch aktuell hier im Forum diskutiert wird. Dabei war meine Zuschrift ja schon ein paar Tage her ...

Inzwischen gabs an der Schule meiner Tochter doch die erwähnte Versammlung der Elternvertreter. Der stellvertretende Schulleiter hat zu der Situation Stellung genommen. Nach seiner Ansicht gab es drei gravierende Vorfälle. Ein Schüler, der andere angegriffen hat, ist inzwischen in ambulanter Betreuung und macht eine Therapie. Ein weiterer Schüler ist von der Schule von seinen Eltern abgemeldet worden (und "erfreut" nun woanders seine Mitschüler und die Lehrer) und der dritte Schüler ist sogar in stationärer Behandlung. Alles andere, was sich so auf dem Schulhof mal abspielt, meinte dieser stellvertretende Schulleiter, sei ganz normal, nicht schön, aber eben normal. Ansonsten haben sich mittlerweile tatsächlich drei Großväter gemeldet, die die Pausenaufsicht unterstützen wollen.
Das hilft vielleicht, aber ich kann mir damit immer noch nicht zufriedenstellend erklären, wie es dazu kommt, dass die Kinder z. T. so ein riesiges Aggressionspotenzial mit sich herumschleppen. Da reicht ein falscher Blick und die rasten aus.
Nun ja, wir haben am Wochenende Gymnasien zum Tag der offenen Tür besucht und uns versucht, dort ein Bild zu machen. Ab der 5. Klasse gehts dann woanders hin und ich hoffe, da läuft es etwas besser. Hoffentlich.

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