Nochmal Thema Waldorf: Gefahr der Parallelwelt...

Hallo,

Waldorfschulen bestechen natürlich durch ihre kreativen und künstlerischen Angebote und den geringen Leistungsdruck. Wir haben mehrere Anthroposophen in der Familie (meine Tante ist Waldorflehrerin), und ich muss sagen, dass ich hier doch auch viel Negatives gesehen habe.

Zunächst ist da natürlich die Ideologie. Die Anthoposophie ist eine esoterische Lehre mit vielen guten, aber auch vielen obskuren und skurrilen Inhalten. Bestimmte Nahrungsmittel (Kartoffeln, Tomaten), bestimmte Sportarten (Ballett, Fußball) etc. sind verpönt aus bizarren Begründungen. Waldorf-Eltern sollten möglichst zudem keinen Fernseher besitzen, manche Schulen "verbieten" das sogar ausdrücklich. Die Anthroposophen glauben an gute und vor allem auch an böse Engel. Gewisse Dinge darf man nur zu bestimmten Uhrzeiten tun. Die Liste der gewöhnungsbedürftigen Glaubensinhalte ist lang.
Wer sein Kind in eine Waldorf-Einrichtung schickt, sollte sich mit den Inhalten und der Ideologie der Anthroposophie Rudolf Steiners vorher gut befassen.

Was sich nach meiner Beobachtung auch sehr ungünstig auswirkt, ist, dass Waldorfschulen (vor allem die weiterführenden) eine Art Parallelwelt erschaffen: Es gibt keinen Leistungsdruck, jeder lernt, wie er will und soviel er will. Das ist sehr angenehm. Leider müssen Waldorf-Absolventen später in der realen Welt zurechtkommen - und die hat für das Lust-Prinzip nur wenig Verständnis. Mehrere Waldorf-Absolventen in unserer Familie und im Bekanntenkreis haben in der Berufswelt nicht Fuß fassen können. Sie haben bei der geringsten Schwierigkeit oder Anflügen von Lustlosigkeit die Ausbildung oder das Studium hingeworfen, X-mal die Ausbildung gewechselt und sind zum Teil an die 30 Jahre alt, ohne irgendetwas gelernt zu haben. Sie schlagen sich mit Jobs durch oder leben auf Kosten ihrer Eltern.

Sicher gibt es auch andere Fälle. Trotzdem fallen solche Dinge auf. Was mich persönlich auch stört, ist eine große Intoleranz vieler Anthroposophen. Sie halten sich wörtlich für "Eingeweihte" und blicken auf Normalsterbliche sehr gern herab. Auch spielen Geld und Status eine übergeordnete Rolle und sind für Anthroposophen etwas ganz Wichtiges. Wer austritt, wird oft von der eigenen Familie (auch Eltern) geschnitten und verleugnet.

Wie gesagt, gilt das nicht für alle, ich weiß. Aber eine Häufung bestimmter Charaktere und bestimmter Probleme fällt schon sehr auf. Ich persönlich konnte mich daher nicht durchringen, meine Kinder die Waldorf-Schullaufbahn einschlagen zu lassen.

Grüßle,

Astrid