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Geschrieben von Eleanamami am 27.03.2007, 10:56 Uhr

Lesenlernen ...an alle die es interessiert( sehr l

Also, wo fange ich am Besten an......Lesen-Lernen ist genauso wie das Sprechen/ Laufen-Lernen ein komplexer Prozeß, der nicht von außen (durch Eltern oder Lehrer) gesteuert werden kann. Wir können nicht bestimmen, wann ein Kind damit anfängt, wie es lernt oder in welchem Tempo.....tuen wir es doch, stören wir die Vorgänge, die sich unserem Zugriff entziehen. Genau kann niemand mit Bestimmtheit sagen, was in unserem Hirn passiert, wenn die Kinder plötzlich das erste Wort sprechen oder aufstehen und loslaufen....deshalb ist auch noch niemand auf die Idee gekommen, dafür eine Didaktik zu entwickeln....leider ist es beim lesen –lernen anders. Da denkt man, man kann es steuern..... falsch gedacht. Also werden in unzähligen Schulstuben schon seit Generationen die Kinder am Lernen gehindert, statt sie zu unterstützen. Das Ergebnis liegt auf der Hand....Leselernfrust, Schulangst, Schulversagen unterm Strich Millionen, bei denen Schule und Lernen negativ besetzt sind, Millionen, die nicht Lesen können ( in D und gesunde Menschen)......

Es geht auch anders und das sehr erfolgreich.....in meinem Unterricht führe ich keine Buchstaben Woche für Woche ein, die Kinder müssen nicht „lesen“, also Buchstaben zusammenziehen, sie müssen auch nicht vorlesen und überhaupt dürfen sie tuen, was sie wollen...;-)))))) und was machen die meisten Kinder????? Sie lernen! Sie beschäftigen sich mit der Anlauttabelle ( für jeden Laut/Buchstaben steht ein Bild. Sie erfahren von mir, wenn es sie interessiert, wie man damit arbeiten kann. Da es natürlich die meisten Kinder interessiert, bricht sehr schnell eine Schreibwelle aus.....)
Ich lese ganz viel vor, dabei dürfen die Kinder liegen, kuscheln oder Kopfstehen, wie es für sie am schönsten ist........ und wenn ein Kind eine Frage hat, schaue ich in Sachbücher nach und berichte von den Dingen, die dort stehen.
So erfahren die Kinder nebenbei zwei Dinge: Lesen ist schön und macht Spaß und wenn man Lesen kann, erfährt man viele interessante Dinge....
Und genau so können wir den Leselernprozeß unterstützen.........Material herbeischaffen ( Anlauttabelle, Papier, viiieeellle Bücher, eine gemütliche und angstfreie Zone und zeigen warum es Sinn macht, das Lesen zu lernen.
Dann noch eine Portion Zuversicht und Vertrauen in die Lernlust der Kinder ( damit kommen sie auf die Welt), Geduld und Gelassenheit ( Jedes Kind wird es lernen) und siehe da, nach wenigen Wochen fangen sie plötzlich an zu lesen.....sie entdecken es zufällig ( Anreize gibt es natürlich überall in unserem Raum).....die ersten um die Herbstferien herum, andere, die erstmal ein paar Wochen bauen wollten ,am Ende der 1. Klasse. Aber ich hatte noch kein Kind, dass es nicht gelernt hat!!!!!!!!

Und da es aus ihnen heraus kam und keiner ihnen etwas beigebracht hat, sind sie unglaublich stolz und entwickeln ein Selbstbewusstsein......und eine Lesewut...sie lesen alles, was ihnen vor die Füße kommt und ich kann überhaupt nicht so schnell neue Bücher besorgen!

Und sie lesen dann in richtigen Büchern und nicht den Stuß ( Fibel) den man ihnen als Buch verkaufen will.

Im Verlauf der nächsten Jahre hält die Stimmung an, ich habe immer eine lesefreudige, neugierige Klasse....sie müssen nichts, können viel und wollen alles!!!! Vorlesen müssen sie übrings nie bei mir!
Vorlesen hat mit Lesen nichts zu tun. Die Erfahrung habe ich am eigenen Leib gemacht! Ich hatte im Lesen immer eine schlechte Note, dabei konnte ich sehr schnell diagonal lesen, las heimlich die Groschenromane meiner Mutter, aber in der Schule klappte es nicht!
Das wirklich wertvolle Lesen ist das sinnerfassende Lesen. Das Lesen und Sprechen zugleich klappt bei vielen Kindern nicht gleich und dann haben sie Misserfolge, wurden sogar ausgelacht.........und machen zu!!!!!

Was können Eltern tun????? Eigentlich nicht viel oder doch sehr viel sogar!
1. Vorlesen, vorlesen, vorlesen.......
2. Selbst mal genussvoll lesen, nicht nur die Fernsehzeitung oder das Telefonbuch
3. Die Kinder nicht zum Vorlesen zwingen und die Situation in Stress ausufern lassen
4. Bücher bereitlegen, alles was interessiert, können Comics sein oder ...........
UND dem Kind zeigen, dass man in seine Fähigkeiten Vertrauen hat, auch wenn es noch nicht klappt!!!! ( Sprechen und Laufen hat es auch gelernt!!!!!!!!!)

Wenn die Möglichkeit besteht, ein vertrauensvolles Gespräch mit der Lehrerin.....

Dein Kind hat jetzt monatelang das Zusammenschleifen geübt und es nicht gelernt ( wozu braucht man das überhaupt?????????? ) Ich denke es hat schon eine Strategie aufgebaut Ungeliebtes zu verdrängen, Ängste spielen eine Rolle und das ist schlimm! Es braucht erst wieder Vertrauen in sich, damit das Leselernfenster aufgehen kann......aus der ferne würd ich empfehlen, das Kind erstmal in Ruhe zu lassen....also das Leselernen auf Eis legen, soll es doch machen was es will, meistens ist es sinnvoll. Irgendwann wird es von allein kommen und etwas in der Richtung machen wollen.......vielleicht kann auch die Anlauttabelle in der Klasse helfen.....
Ich hatte mal einen Jungen, der hat sich verweigert......hat nur immer in der bauecke gespielt.......Natürlich war ich schon etwas beunruhigt...aber plötzlich, kurz vor den Sommerferien kam er und wollte, das ich ihm erkläre wie das mit dem Schreiben ging, weil er mir eine Karte aus dem Urlaub schicken wollte. Sein erster Urlaub im Leben war ihm wichtig genug, mir davon zu schreiben....also in den letzten Tagen habe ich es ihm erklärt und es brach noch ein kurzer Briefwechsel aus ( Was nimmst du alles mit nach Griechenland, hast du Angst vor dem Fliegen???.....) und dann sind wir in die Sommerferien gegangen. Tatsächlich kam eine Karte...auf der stand, dass er auf dem Flughafen das Lesen gelernt hat.  Die Schilder dort waren der Knackpunkt.

Ich denke so funktioniert das tatsächlich!!!!!!!

Ist ein langer Vortrag geworden, wenn du noch Fragen hast, bin ich gern bereit sie zu beantworten ;-))))))

LG

 
15 Antworten:

Re: Lesenlernen ...an alle die es interessiert( sehr l

Antwort von peggy360 am 27.03.2007, 11:08 Uhr

hallo Eleanamami

mein sohn hatte ein paar probleme mit den buchstaben. vergass sie etc pp.
also unterstützen wir ihn von zu hause. dann fing er im dezember an zu lesen, er probierte es immer mit einzeln wörten. ich habe ihm dann ein buch besorgt mit kutzen texten 3- 5 zeilen. die sich im buch aber irgendwann mehr werden.
diese buch behnadelt jeden buchstaben im text. als er den erten text selber gelesen hat, wollte er mehr und er schaffte auch den zweiten. und dann war mein kind am weinen. vor glück er kann lesen und war total stolz und ich baff. ich hätte nie gedacht das ein kind sich über das lesen lernen so freuen kann, weil es irgendwo für uns als eltern selbstverständlich ist, dass man es lernen muß.
seitdem liest er, teilweise noch mit mühe, abends die ersten kleinen bücher selber.

mein betrag dazu das man die kinder nicht unter druck setzten soll, aber du hast es super beschrieben, vielen dank
lg peggy

ps. die rechtschreibfehler darfst du übersehen

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Re: Lesenlernen ...an alle die es interessiert( sehr l

Antwort von RenateK am 27.03.2007, 11:46 Uhr

Hallo,
also mein Sohn hat so lesen gelernt (und ich selber mit vier Jahren auch), er konnte es vor der Schule, ohne dass wir groß was dazu tun mussten, außer seine von ihm aus gestellten Fragen zu beantworten. Es ging ganz ohne Üben und Unterricht.
Gruß, Renate

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Re: Lesenlernen ...an alle die es interessiert( sehr l

Antwort von dani_j_j am 27.03.2007, 13:11 Uhr

schöner Artikel - hat mir gut gefallen...
leider steht man mit solchen Ansichten meist allein auf weiter Flur, wir haben auch ganz schwer mit uns gerungen ob wir unsere Kids an eine freie Schule geben und uns dann schweren Herzens für eine Reformpädagogische entschieden...
Ich hab jetzt aber doch einige Probleme: Wie kann ich mir das erlernen von diagonal lesen vorstellen? Mein Sohn möchte schon lesen, aber irgendwie muss man das ja auch üben - wir lesen momentan gemeinsam, er die leichten Worter und ich die komplizierten, ganz allein und nicht laut funtkioniert glaub nicht am Anfang oder? Und ein weiteres Problem ist für mich der Übergang zur zweiten klasse, wenn er zum ende der ersten langsamer rechnet und schlechter schreibt und liest, wird er dann in der zweiten irgendwann gar nicht mehr mitkommen? Und hast du Tipps für mich, wie man überhaupt mit einem ADHS'ler lernt? Er hat zwar keine Diagnose, aber die Beschreibung dieser Menschlein trifft ganz gut...
lg

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Re: @Eleanamami

Antwort von SilvanaR am 27.03.2007, 13:17 Uhr

ich finde die methode sehr interessant- ichn selber habe 2 Töchter 6 u.gerade 5.
Die Große kommt dieses Jahr in die Schule, liest aber schon kurze Geschichten selber (so Leselöwe 2) - sie hat es sich beigebracht, ist voll eifer am Lesen - ich habe sie vor ein paar Tagen gefragt, was sie denn so toll am Lesen findet - ihre Antwort ganz knapp "Lesen ist der Weg zum Wissen"

Nunja, jettz schaue ich voll sorge auf die 1. klasse - die jetzigen sind immernoch beim Buchstabenmalen - ich befürchte nach spätestens 2 Wochen wird es meiner großen langweilig werden

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Re: @Eleanamami

Antwort von Eleanamami am 27.03.2007, 14:18 Uhr

Ja, dass höre ich oft, dass Kinder sich in der Schule langweilen.....neenee das geht gar nicht!
Oder das geht nur in Schulen, in denen der Lehrer die Fragen stellt, nicht das Kind.
LG

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Re: Lesenlernen ...an alle die es interessiert( sehr l

Antwort von Eleanamami am 27.03.2007, 14:26 Uhr

Diagonales Lesen kann nicht jeder lernen, ist glaub ich Begabung!

Du meinst wohl sicher das sinnerfassende Lesen, dass so wichtig ist für das gesamte Leben!
Das kann nur geübt werden durch Lesen....dabei nur laut lesen lassen, wenn die Kinder es wollen. Manche lieben es sogar, wenn andere ihnen zuhören.Aber die meisten wollen leise für sich lesen. Sinnerfassendes lesen kann man nur dadurch überprüfen ( ob ein Kind es kann oder nicht) wenn es erzählen kann, was es gelesen hat oder zum Bsp. nach Anweisung malt.

Regel Nr.1: Erlaubt ist, was das Kind von sich aus möchte!!!!!! Möchte es zusammenziehen ok., möchte es leise/still lesen ok., möchte es vorlesen........
JEDES Kind hat einen eigenen Zugang zu den Buchstaben/ zur Welt schlechthin.....
Meine ADHS Kinder fallen nicht groß auf, weil sie sich bewegen können, selbst pausieren dürfen, selbst ihrer befindlichkeit und ihrem tempo folgen können, können auf dem bauch liegen oder kopfstehen.........
Kein Druck, kein Zwang, keine Angst und deshalb keine reaktionen darauf.....

LG Astrid

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Re: Lesenlernen ...an alle die es interessiert( sehr l

Antwort von Eleanamami am 27.03.2007, 14:28 Uhr

" Wie gut, dass die Kinder nicht in der Schule sprechen lernen....wie viele stumme Kinder hätten wir."

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Re: Lesenlernen ...an alle die es interessiert( sehr l

Antwort von Eleanamami am 27.03.2007, 14:29 Uhr

Rechtschreibfehler übersehe ich immer, auch in der Schule, so lernen die Kinder am schnellsten rechtschreibung!!!!!

LG

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Re: Lesenlernen ...an alle die es interessiert( sehr l

Antwort von Eleanamami am 27.03.2007, 14:46 Uhr

Ich kann den Unterricht nicht einschätzen, den dein Sohn genießt, ich weiß nur, dass, wenn binnendifferenziert wird, also auf die Bedürfnisse des einzelnen Kindes eingegangen wird, es keine Probleme geben dürfte in der 2. Klasse.
Gemessen wird doch am Kind selbst und nicht an fiktiven Vorgaben....oder doch???? Ich weiß natürlich, dass noch sehr viel von vorn unterrichtet wird, da fallen Kinder logischer weise auch durch, aber ich hoffe, es ist nicht mehr die Regel.....
LG

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Re: @Eleanamami

Antwort von Tathogo am 27.03.2007, 15:28 Uhr

Toller Beitrag! ;o))
Meine Tochter hat es auch so gelernt-sie fing mit 4 an zu"lesen"-ohne dass ich ihr Buchstaben beigebracht hätte geschweige denn ihr gesagt hätte sie solle die Buchstaben zusammenziehn!

Ich führe dass auf unsere allgemein SEHR belesene Familie zurück-und klopfe mir ein wenig selbst auf die Schulter-denn ich habe vorgelesen,vorgelesen und noch mal vorgelesen(und das tue ich auch heute noch täglich owohl meine Tochter mittlerweile 9 ist und selbst ein Buch nach dem anderen verschlingt)*g*

LG
Tanja

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Re: genau das hätte er gebraucht, aber...

Antwort von PE+2 am 27.03.2007, 15:49 Uhr

bei uns wird leider wohl noch die veraltete Variante gelehrt. Als er dann mit dem zusammmenziehen weit hinter den anderen lag, hat seine Lehrerin(sehr einfühlsam und hilft ihm wo sie nur kann)Alarm geschlagen. Er hat bis jetzt (2.Kl.) immer noch überhaupt keinen Drang freiwillig nur ein Wort zu lesen. Leider lesen sie im Moment schon ein ganzes Buch zusammen (10-15 Seiten pro Tag/Hausaufgabe) da muß er lesen. Und Diktate sind für ihn auch ein Greul. Er schafft es einunddasselbe Wort im Diktat 3x anders zu scheiben.
Wenn ich ihn in Ruhe lassen würde, befürchte ich, daß er das Schuljahr noch einmal machen darf.
Mit der Lehrerin bin ich in gutem Kontakt, und die weiß auch keinen Rat. So probieren wir uns gerade durch, aber nix funktioniert. Guter Rat ist teuer.
Trotzdem vielen Dank für die ausführliche beschreibung.
LG
Petra

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@ eleanamami

Antwort von miebop am 27.03.2007, 18:34 Uhr

in welche schule muss denn mein sohn gehen, um dich als lehrerin zu bekommen?? :) haben ja noch zwei jahre zeit, aber mir graust jetzt schon vor den deutschen schulen...

lg!

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Re: @ eleanamami

Antwort von Eleanamami am 27.03.2007, 19:14 Uhr

Wir sind eine ganz normale staatliche Grundschule, allerdings mit vielen netten Lehrerinnen ;-)))), die Kinder einfach anders wahrnehmen....
Also ist es nicht hoffnungslos ;-)
LG

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Re: @ eleanamami

Antwort von dani_j_j am 27.03.2007, 21:00 Uhr

eine normale Grundschule und die Kids dürfen nach eigenen Wünschen auch in der Bauecke spielen??? Cool!!! Wo gibts denn eigentlich diese tolle Schule, vielleicht ziehen wir ja zu euch?! ;-)
Und wieviel Kids habt ihr in einer Klasse? Und kann bei ADSlern ein Zweitlehrer eingestezt werden? Und welche Tipps kannst du mir beim lernen mit diesen visuellen Lerntypen noch geben, der verpasst doch den halben Unterricht und deshalb hock ich jetzt häufiger dabei (im Unterricht), weil er dann schon aufpasst, wenn ihn irgendwer, also auch eine Praktikantin beim Unterricht betreut... bringt das Lernen mit ihm eigentlich was oder schafft er dass in einigen Wochen einfach so und kann lesen, schreiben rechnen? Momentan lerne ich mit ihm zusätzlich und auch nach Wochen fragt ermich die gleichen fragen, zum beispiel wie die 9 oder 11 geschrieben wird, obwohl er sie erechnen und abzählen kann und wie schafft er es das h und das n zu unterscheiden und das b und d und bei vielen Schriftsätzen ist das e auch ein gespiegeltes a...
sorry, fragen über fragen, aber momentan droht die versetzung zu scheitern und er ist so ein pfiffiges Kerlchen, er fragte schon mit knapp 3 Jahren, warum der Brunnen nicht überläuft und hat sich am Wochenende ganz allein einen salto auf dem trampolin beigebracht und die Methode dazu selbst erfunden...
danke schonmal im vorraus
und lg

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jein

Antwort von like am 27.03.2007, 21:54 Uhr

Genau so eine Lehrerin wie dich hatte mein Mittlerer die ersten zwei Jahre und sie war soooo richtig für ihn. Er hatte so seine Probleme mit seinem Arbeitstempo und noch ein paar anderen Sachen und sie hat ihn einfach so genommen wie er ist und immer wieder positiv bestärkt. Ohne sie wäre er jetzt sicher nicht da, wo er jetzt ist (nämlich vor dem Übertritt aufs Gym).
ABER: Hätte ich nicht auch eingeriffen in diesen Prozess, indem ich zu Hause immer gefordert habe, dass regelmäßig gelesen und geübt wird, Schwierigkeiten durch Üben ausgeräumt und Schwächen durch entsprechende Förderung geglättet wurden, wäre er sicher heute kein guter Schüler, da er einfach kein so schneller Lerner ist und wie die meisten Jungs lieber spielt und tobt, statt sich in Bücher zu versenken. Andere Mütter, die ganz auf die Methode vertraut haben ("lassen Sie Ihr Kind, das kommt schon irgendwann von allein"), haben jetzt teilweise sehr schlechte Leser und infolgedessen schlechte Rechtschreiber. Und in der dritten Klasse (Lehrerwechsel) war´s dann leider aus mit dieser rücksichtsvollen Pädagogik und es ging knallhart (und so wie in unserem Schulsystem und unserer Schule ganz normal) mit Noten und schlechten Beurteilungen los. Ich denke, das System funktioniert eben nur bei - wie du schreibst - "den meisten" Kindern - und was passiert mit den anderen???????
Es gibt ja auch Studien darüber (ich glaub hier steht was drüber: http://bildungsklick.de/a/15898/legasthenie-tausenden-von-kindern-koennte-geholfen-werden/), dass die Methode von Jürgen Reichen (Rechtschreibwerkstatt) zumindest nach der ersten Klasse zu schlechteren Lese- und Schreibleistungen führt und v.a. schwächere Schüler, die mehr "Halt" und "Struktur" bei der Rechtschreibung brauchen, deutlich schlechter abschnitten.

Und das mit dem Jungen, der vor den großen Ferien das Lesen lernte: Hat er den Rückstand, den er bis dahin hatte, wieder aufgeholt? Ich als Mutter hätte sicher nicht ruhig zuschauen können, wie mein Kind ein Jahr lang in der Schule ist und immer noch keinen Schimmer vom Lesen und Schreiben hat - aber vielleicht bin ich da ja zu ungeduldig - oder zu sehr von unserer Leistungsgesellschaft geprägt?

Ich denke, das ganze ist eine Gratwanderung, - wir stecken einerseits in unserer Gesellschaft mit ihren Zwängen fest (alles soll immer schneller gehen, auch das Lernen, siehe G8) und dazu möglichst fehlerfrei sein, andererseits ist der Lerneifer und v.a. auch das Selbstwertgefühl von Kindern auch schnell zerstört, und dann geht erst recht nichts mehr.....und da ist sicher deine Methode deutlich menschlicher.

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