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Geschrieben von Eva Lotta am 06.01.2006, 12:43 Uhr

Kennt ihr das? Gewalt an Schulen?

Meine Tochter (4. Klasse) brachte gestern ein mit "Elterninformation" überschriebenes Blatt mit aus der Schule. Es ging einmal um den massiven Stundenausfall, der anscheinend weiterhin nicht in den Griff zu bekommen ist, und ansonsten um die Gewaltbereitschaft. Ich zitiere den Punkt hier mal:

"2. Gewaltbereitschaft an unserer Schule
Da die Gewaltbereitschaft an unserer Schule leider stark zugenommen hat, wäre es sehr positiv, wenn sich Eltern und Großeltern bereit erklären könnten, die Lehrer bei der Hofaufsicht zu unterstützen. Sollten Sie sich bereit erklären, so wenden Sie sich bitte an mich, damit ich die Unterstützung zentral koordinieren kann."

(Dann folgte die Telefonnummer und Unterschrift des Gesamtelternvertreters.)

Wir wohnen zwar in der Großstadt, aber doch sehr beschaulich am Rande. Viele Mehr- und Einfamilienhäuser, bestimmt kein sehr problematisches Gebiet, die es ja auch oft gibt. Das ist das erste Mal in ihrer Schulzeit, dass wir so eine Information bekommen haben. Ansonsten erzählt sie aber natürlich auch öfter Mal, was so los war. Das finde ich z. T. schon schlimm genug, aber ich hatte immer den Eindruck, dass es einzelne Kinder aus ihrer Klasse seien. Offenbar ist das Problem aber weitaus größer. Ich muss vielleicht noch hinzufügen, dass es eine Integrationsschule ist. In der Klasse meiner Tochter sind auch ein paar verhaltensauffällige und lernbehinderte Kinder. Das läuft auch nicht so reibungslos, wie es uns mal ursprünglich erzählt wurde, weswegen wir auch froh sind, dass sie ab dem nächsten Schuljahr woanders hingehen wird.
Aber das jetzt hier so zu lesen, hat mich doch geschockt. Habt ihr von so etwas auch schon gehört? Was kann man da tun?
Eure Meinungen würden mich interessieren. Danke!

 
6 Antworten:

Re: Kennt ihr das? Gewalt an Schulen?

Antwort von Mama Heike am 06.01.2006, 13:30 Uhr

Hallo Eva Lotta,

die Schule wälzt das Problem auf euch ab und das ist leider keine Lösung.

Die allermeisten Kinder lernen in der Familie ein soziales Miteinander: die Eltern wachen darüber, das sich der Geschwisterstreit im Rahmen bewegt, dass die kindliche Natur von der Verwandschaft respektiert wird, dass den Kindern mit Achtung begegnet wird und dass die Kinder sich aber auch an Regeln der Familie zu halten haben.

Mit diesem Grundzeug kommen sie an die Schulen. Wird dort das soziale Miteinander aber nicht genauso liebevoll und kontinuierlich gepflegt, kommt es zu Gewalt. Macht zu haben, ist ein gutes Gefühl. Es kommt aber darauf an, worüber ich Macht habe.

Es muss also Aufgabe der Schule sein, die soziale Kompetenz der Schüler auch auf dem Schulgelände sicherzustellen. Was machen unsere Pädagogen? Ihre primäre Aufgabe ist Wissensvermittlung, Wissen, Wissen, Wissen... wer nichts weiß, ist nichts wert. Mehr zä#hlt nicht.

An unserer Schule betreut der Klassenlehrer auch die Schulpause. Die Erstklässler haben einen geschützten Bereich, wo sie ihre Pause erleben. Sie lernen Spiele mit ihrem Lehrer, alle machen mit. Er ist der Spielführer im ersten Jahr, in der zweiten Klasse spielen die Kinder immer selbständiger, in der dritten Klasse ist nur die Aufsicht am Rand erforderlich.

Kein Kind wird vergessen, Ausgrenzungen werden nicht geduldet. Die Spiele sind so ausgewählt, dass auch die Verlierer mal Gewinner sind, jeder ist was wert, jeder ist wichtig im Spiel, jeder bekommt mal seine Aufgabe, keiner wird ausgegrenzt- und sei er noch so uncool, andersartig oder einfach nur ganz still.

Die Kinder lernen ein soziales Miteinander, das sich auf die Klasse bezieht. Klassenübergreifend gibt es Patenschaften. Die Kinder aus der 6. Klasse übernehmen die Patenschaft über eine 1. Klasse. Die Klassenpatenschaft bleibt über sechs Jahre bestehen.

Verlassen die Großen die Schule übernehmen die ehemaligen Kleinen eine Patenschaft über die neuen Erstklässler. Der Kreis schließt sich. Die Patenschaft wird gepflegt, man kennt sich über viele Jahre und erlebt viel gemeinsames.

Das waren nur zwei Beispiel, was Schule leisten kann. Gewalt an der unserer Schule? Es gibt sicher immer mal wieder Raufereien und Kräftemessen zwischen den Jungen und Keifereien ziwschen den Mädels, aber Unterdrückung und Fertigmachen von Einzelnen gibt es nicht. Jeder hat seinen Platz und wird akzeptiert, auch wenn er gerade nicht besonders beliebt bei den Mitschülern ist.

Es würde nichts bringen, wenn eine Oma auf dem Pausenhof steht. Vielleicht im harmlosesten Fall nur Gespött für das Enkelkind.

Fragt die Lehrer, was in ihrem Lehrplan und Schulkonzept steht, damit sich ein soziales Miteinander zwischen den Schülern und zwischen Schülern und Lehrern einstellt. Was sind die Lehrer bereit, an ihrem Verhalten und an ihrem pädagogischen Konzept zu ändern?

Nachdenkliche Grüße von
Heike

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Re: Kennt ihr das? Gewalt an Schulen?

Antwort von Mariakat am 06.01.2006, 15:26 Uhr

Wahrscheinlich hängen der Stundenausfall und die Steigerung der GEwaltbereitschaft zusammen. Oder zumindest begünstigt eins das andere. Ich denke schon, dass so wie du eure Umgebung (Großstadt) und schuliche Situation (Integrationsschule) schilderst eine solche Situation bzw. Gewaltbereitschaft eintreten kann. Schliesslich gibt es auch Gewalt an kleinen Schulen auf dem Land. Nicht, dass ich das irgendwie gutheissen würde, aber es ist nun mal heutzutage durchaus möglich. Ihr wohnt ja nicht alleine auf der Insel der Glückseligen.
In welcher STadt wohnt ihr denn?
Eltern oder Grosseltern zur Aufsicht heranziehen?! tja, ich denke mal, dass die Schule durch den hohen Stundenausfall nicht genug Aufsichtspersonal hat, aber da müsste dann das Schulamt oder das Kultusminiterium rangezogen werden.Es ist ein reine Frage der Politik. Wahrscheinlich ist eure LAndesregierung nicht bereit mehr Geld für Vertretungslehrer und Bildung allgemein auszugeben.
Im Übrigen bin ich nicht der Meinung meiner Vorrednerin, die die Schuld bei den Pädagogen sieht. ICh bin mir sicher, das die nämlich auch nicht von dieser Situation begeistert sind.Wahrscheinlich ist die Gewaltsituation an eurer Schule so unerträglich, dass viele Lehrer fliehen oder krank werden. Wenn sich da nichts ändert und mehr Personal angestellt wird, wird kein Mensch mehr dort arbeiten wollen.
Ich denke es bringt nichts auf die Schulidylle anderer zu gucken und zu meinen man könnte es einfach vergleichen. Man muss realistisch bleiben. Na gut, trotzdem finde ich Eltern und Grosseltern nicht unbedingt eine Lösung.
MAriakat

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Re: Kennt ihr das? Gewalt an Schulen?

Antwort von salsa am 06.01.2006, 18:51 Uhr

ein heisses thema....gib mal als suchbegriff "faustlos" ein, dieses gibt es an unserer grundschule
salsa

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Re: Kennt ihr das? Gewalt an Schulen?

Antwort von Eva Lotta am 06.01.2006, 20:23 Uhr

Danke für eure Antworten. So habe ich wieder ein bisschen "Stoff zum Denken". Ich hatte heute meine Tochter beauftragt, in den Hofpausen doch bitte mal zu gucken, wie viele Lehrer Pausenaufsicht machen. Sie meinte, es seien 3 Lehrer gewesen, die aber im vorderen Bereich des Schulhofes zusammen standen und "quatschten". Von ihrem Standort entfernten sie sich gar nicht und bekamen deswegen auch überhaupt nicht mit, was z. B. im hinteren Bereich des Schulhofes passierte.
Die Kinder sind z. T. sehr aggressiv. Meine Tochter z. B. bekommt immer - wie sie sagt - "Hassbriefe" von einem Mädchen in ihrer Klasse. Die schreibt ihr dann, sie würde sie in die Fresse hauen usw. Ist doch irgendwie nicht normal, und dieses Mädchen ist nicht einmal eine von den Integrationsschülern.
Wir wohnen übrigens in Berlin und der Gesamtelternvertreter hat mit der zuständigen Schulrätin gesprochen. Sowie in unserem Bezirk eine Grundschullehrerin oder -lehrer "aushilfsweise zur Verfügung steht, wird diese an unsere Schule kommen". Ist doch aber auch keine richtige Lösung!
Ich bin sehr unzufrieden und auf die Elternversammlung am Dienstag gespannt. Ich habe übrigens im Internet das Berliner Schulgesetz angesehen, das in einigen Paragrafen eindeutig regelt, dass die Schule den Schutz und die Aufsicht der Schüler zu gewährleisten hat ... Schade, dass die Realität so komplett anders aussieht.

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Die Schule wälzt die Aufgaben zurück auf die Eltern.

Antwort von KH am 07.01.2006, 13:01 Uhr

Sie wälzt sie nicht ab. "Die allermeisten Kinder lernen in der Familie ein soziales Miteinander: die Eltern wachen darüber, das sich der Geschwisterstreit im Rahmen bewegt, dass die kindliche Natur von der Verwandschaft respektiert wird, dass den Kindern mit Achtung begegnet wird und dass die Kinder sich aber auch an Regeln der Familie zu halten haben." Schön wäre es. die Kinder, die so aufwachsen haben auch keine Probleme mit Gewalt. Aber es sind immer mehr Familien, die genau das nicht leisten können. Und je größer die Schule, desto unübersichtlicher der Pausehof. Deshalb ging es um zusätzliche Aufsichten. (Auch ein Lehrer hat ein Anrecht auf eine Pause). Das hat nichts mit Abwälzen zu tun. Ich habe eher den Eindruck, viele Eltern wälzen ihre Aufgaben auf die Lehrer und die Schule ab.
Und wieso werden immer die Lehrer verantwortlich gemacht? Wenn Kinder in ihren Familien Gewalt erleben, kennen sie keine alternativen Möglichkeiten. Auch Programme wie "Faustlos" prallt an genau diesen Kindern ab. "Das ist nicht mein Ding", sagte mir ein Viertklässler. Und im Pausehof rechtfertigte sich ein Schüler: "Mein Papa hat gesagt, ich muss mich wehren." (Der andere hat ihn "nur" mit Schimpfwörtern beleidigt und er hat zugeschlagen.)
Und an allem soll ich als Lehrer Schuld sein, weil ich das liebevolle Miteinander nicht gepflegt habe?
Was Heike von ihrer Schule beschreibt ist schön, wie viele erste Klassen hat die Schule, wie viele Klassen insgesamt?
Das soziale Miteinander lernen nicht alle Kinder. Und je größer die Schule, umso höher ist rein statistisch die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert.

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Was kann frau/man tun ?

Antwort von salsa am 08.01.2006, 9:53 Uhr

wir haben an unserer grundschule die 1. + 2. klässler zusammen und die 3., 4. und hauptschüler sind auf einem extra pausenhof.
bei den 1. und 2. klässlern sind es insgesamt 10 klassen, also gut 250 schülerInnen.
als elternvertreterin hatten wir bei der elternbeiratssitzung darüber gesprochen.
es scheint einen schlüssel zu geben im verhältnis schüler/aufsichtspersonal.
bei den 10 schulklassen sind es 2 aufsichtspersonen.
das einzige was wir "durchdrücken" konnten war, dass die rektorin die lehrerInnen ermahnt rechtzeitig zur pause da zu sein (das lief oftmals "schief").
dass sich die beiden aufsichtspersonen verteilt auf den schulhof hinstellen.
dass das projekt faustlos nicht erst ab der 3. sondern ab der 1. klasse durchgeführt wird (faustlos wird vom förderverein der schule bezahlt, mitglieder sind zu 50 % lehrerInnen).
zudem versuche ich meine tochter zu stärken mit mädchenselbstverteidigungskursen usw.
ich bin weiter dran an dem für mich "heissen" thema ....
(ich hatte drei monate lang an einem wochentag mit den lehrerinnen pausenaufsicht ... und ich konnte nur von diesem donnerstag bereichten, an demich da war, aber die anderen mütter erzählen ähnliches ...)
Salsa

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