Zahnfehl­stellungen - wann zum Kiefer­orthopäden?

Zahnfehlstellungen - wann zum Kieferorthopäden?

© Adobe Stock, Ermolaev Alexandr

Ein strahlendes Lächeln mit schönen, geraden Zähnen - natürlich wünschen sich Eltern das für ihr Kind. Doch weit über reine Schönheitsaspekte hinaus, hat die Korrektur von Zahn- und Kieferfehlstellungen ganz entscheidende medizinische Gründe.

Schiefe Zähne oder ein falscher Biss können sich nämlich negativ auf die Muskulatur, das Knochenwachstum und sogar auf die Sprachentwicklung auswirken. Aber wann ist der Besuch beim Kieferorthopäden fällig? Und - kann man mit der richtigen Vorsorge Fehlstellungen vielleicht sogar vermeiden?

Warum müssen Fehlstellungen behandelt werden?

Stehen die Zähne kreuz und quer wie die Latten bei einem alten Gartenzaun, passen die Backenzähne nicht richtig ineinander oder schließen die Kiefergelenke nicht optimal ab, ergeben sich dabei auch negative Konsequenzen für Muskulatur und Knochen. Die Kiefermuskulatur wird überbelastet. Das kann später mal zu Spannungskopfschmerz, Nackenschmerzen und sogar Rückenproblemen führen. Durch den Schiefstand werden die Zähne ungleichmäßig abgenutzt und können so Schaden nehmen. Zudem kann ein falscher Biss sogar Sprachstörungen wie beispielsweise Lispeln verursachen. Besonders negativ wirkt sich der frühe Verlust von Milchzähnen aus, wenn sie z.B. durch Karies zerstört oder bei einem Unfall ausgeschlagen wurden. Häufig schieben sich die bleibenden Zähne dann an falsche Stellen und verursachen einen Fehlbiss. Darüber hinaus brauchen die Kieferknochen auch einen "Druckanreiz" für ihr Wachstum. Fehlt dieser aufgrund einer Zahnlücke, wächst der Knochen nicht weiter oder weicht sogar zurück. Die Zähne lockern sich und können schlimmstenfalls sogar ausfallen. Gerade Zähne sind also nicht nur schön, sondern in erster Linie auch gesund!

Ursachen für Zahn- und Kieferfehlstellungen

Viele Zahn- und Kieferfehlstellungen sind erblich bedingt, also quasi angeboren. Aber: etwa 40 Prozent der Fehlstellungen werden im Kleinkindalter erst erworben. Sie entstehen entweder durch schlechte Gewohnheiten wie Dauernuckeln oder durch mangelnde Zahnhygiene und damit verbundenen frühen Zahnverlust. Viele Probleme könnten also vermieden werden. In den meisten Fällen liegt eine Kombination von beiden Ursachen vor: Kinder, die von Natur aus einen schmalen Kiefer haben, sind beispielsweise wesentlich anfälliger für Verformungen. Das erklärt, warum viele Kinder später eine Zahnspange brauchen, obwohl sie als Baby nur wenig genuckelt haben, während so mancher "Langzeit-Daumenlutscher" ohne Behandlung davon kommt.

Kieferkorrektur mit Zahnspange

Etwa jedes zweite Kind benötigt heute eine Korrektur der Zahn- oder Kieferstellung. Meist geschieht das in Form einer festen oder lockeren Zahnspange, die vom Kiefernorthopäden angepasst wird. Oft kommen auch beide Methoden nacheinander zum Einsatz. Die Behandlung beginnt meist so um das 10. Lebensjahr herum und ist nach durchschnittlich drei Jahren weitgehend abgeschlossen - rechtzeitig bevor das andere Geschlecht so richtig interessant wird. Für die meisten Kinder ist die "Fahrradkette im Mund" heut aber eigentlich kein Grund mehr sich zu genieren. Im Alter von 13, 14 Jahren gehört Spange tragen schon fast zum guten Ton.

Wann zum Kieferorthopäden?

Warten Sie bitte nicht, bis bei Ihrem Kind alle bleibenden Zähne durchgebrochen sind. Dann kann es schon reichlich spät sein. Zwar ist eine Korrektur prinzipiell immer möglich (sogar noch als Erwachsener), aber mit zunehmendem Alter wird es schwieriger und dauert länger. Beginnt man hingegen zu früh, ist die Gefahr relativ groß, dass sich die Zähne nach der Behandlung wieder zurückverschieben. Der richtige Zeitpunkt für den ersten Besuch beim Kieferorthopäden ist mit etwa 9 bis 10 Jahren. Die eigentliche Behandlung sollte dann möglichst mit dem Einsetzen des pubertären Wachstumsschubes anfangen. Jetzt sind die wichtigsten bleibenden Zähne durchgebrochen, und die Knochen gerade so richtig schön im Wachsen, sodass sich Fehlstellungen relativ leicht beheben lassen.

Was zahlt die Krankenkasse?

Ist die Zahnspange medizinisch notwendig, wird die Behandlung von der Krankenkasse übernommen. Erfolgt sie hingegen nur aus ästhetischen Gründen, müssen Sie sie selber zahlen. Allerdings betonen Kieferorthopäden immer wieder, dass viele der aufwendigen und teuren Zahnkorrekturen ganz einfach vermieden werden könnten, wenn im Kleinkindalter rechtzeitig vorgesorgt würde.

Wie kann man Zahnfehlstellungen vorbeugen?

Unvorteilhafte Nuckel-Gewohnheiten vermeiden
Daumenlutschen ist eine Hauptursache für Kieferverformungen. Um dies zu verhindern, sollten Sie Ihrem Kind von Anfang an einen Schnuller anbieten - am besten mit dünnem, kiefergerechten Steg. Ab dem zweiten Lebensjahr sollte es den Schnuller dann nur noch zum Trösten und Einschlafen bekommen, um den vierten Geburtstag dann ganz aufgeben.

Zähne von Anfang an richtig pflegen
Milchzähne sind wichtige Platzhalter und sollten deshalb möglichst gesund erhalten werden. Achten Sie deshalb vom ersten Zahn an auf die richtige Zahnpflege.

Gesunde Ernährung
Um Karies zu vermeiden, sollten Sie auf gesunde, vitaminreiche und möglichst zuckerfreie Kost achten. Besonders schädlich für die Zähne ist Dauernuckeln an der Flasche mit zuckerhaltigen Getränken wie Saftschorle. Zu Stärkung der Zähne empfiehlt sich eine Fluoridierung - anfangs mit Fluortabletten, später durch Verwendung von fluorhaltigem Speisesalz und fluoridierter Kinderzahnpasta.

Regelmäßige Zahnarztbesuche
Gehen Sie etwa ab dem zweiten Geburtstag mit Ihrem Kind mindestens zweimal pro Jahr zum Zahnarzt.
So kann Kariesbefall an den Milchzähnen rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
Ihr (Kinder-)Zahnarzt wird Sie auch darauf hinweisen, falls bei Ihrem Kind eine kieferorthopädische Frühbehandlung ratsam erscheint. Einige Kieferfehlstellungen (z.B. Kreuzbiss oder offener Biss) können nämlich bereits im Kindergartenalter schnell und wirkungsvoll behandelt werden.

Mundvorhofplatte gegen offenen Biss
Bei einer starken Fehlstellung empfiehlt Ihr Kinderartz oder Zahnarzt eventuell eine Mundvorhofplatte, die vom Kieferorthopäden angepasst wird. Sie kann hilfreich sein bei der Schnullerentwöhnung und wirkt einem offenen Biss entgegen.

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