Wichtig zu wissen: Wasser fürs Fläschchen muss man nicht abkochen!

Wichtig: Wasser fürs Fläschchen muss man nicht abkochen!

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Alle Eltern von Flaschenkindern kennen diese leidige Prozedur: Wasser abkochen, Wasser abkühlen, Wasser abfüllen, mit Milchpulver vermischen. Dann ist das Fläschchen entweder zu heiß oder zu kalt, also noch mal abkühlen oder wieder aufwärmen.

Das Baby schreit inzwischen vor Hunger wie am Spieß. Dahinter steckt eine Empfehlung, die seit Jahrzehnten als unumstößlich feststand: Das Wasser für Babys Fläschchen müsse unter allen Umständen vorher abkocht werden. Diese Empfehlung gilt seit 2016 als überholt.

Warum es im Normalfall nicht nötig ist, Leitungswasser abzukochen, und was man bei der Zubereitung des Fläschchens tatsächlich beachten sollte, möchte ich einmal im Folgenden näher erklären.

Frisches Leitungswasser muss nicht abgekocht werden

Diese Nachricht im Deutschen Ärzteblatt war sicherlich für viele werdende oder frisch gebackene Eltern sehr interessant: Untersuchungen haben ergeben, dass es tatsächlich nicht nötig ist, frisches Leitungswasser fürs Babyfläschchen vorher abzukochen. Voraussetzung ist natürlich, dass Ihr Leitungswasser sich für die Zubereitung von Babynahrung grundsätzlich eignet und keine alten Bleirohre in Ihrem Haus verlegt sind. Ob das so ist, können Sie bei Ihrem zuständigen Wasseramt oder Ihrer Gemeinde- bzw. Stadtverwaltung erfragen oder auch bei einem geeigneten Institut testen lassen. Vielleicht werden Sie dann erstaunt sein, denn in vielen Gegenden Deutschlands ist das Wasser aus der Leitung ausgezeichnet. Oft besser als so manch teures Mineralwasser aus der Flasche.

Hintergrund für die 180-Grad-Wendung bei den Empfehlungen zur Zubereitung von Babynahrung ist folgende Erkenntnis: Babynahrungspulver ist zwar keimarm aber keineswegs steril. Insofern entwickeln sich nach längerer Standzeit in einem Fläschchen irgendwann Keime. Entsprechend gilt die Empfehlung, ein fertiges warmes Fläschchen immer sofort zu verbrauchen und spätestens nach zwei Stunden wegzuschütten.

Frisches Leitungswasser hingegen enthält keine für Ihr Baby gefährlichen Erreger und muss deshalb auch nicht abgekocht werden. Das erleichtert die Zubereitung des Fläschchens natürlich immens: Lassen Sie das Wasser erst ein wenig laufen und füllen Sie es dann in der optimalen Trinktemperatur direkt ins Fläschchen. Abgemessenes Pulver dazu, schütteln und fertig.

Übrigens, die ideale Temperatur für Babys Fläschchen ist lauwarm. Im Zweifel sollte das Fläschchen lieber etwas zu kühl als zu heiß sein. Nicht nur wegen der Gefahr des Verbrühens, sondern auch weil wertvolle Nährstoffe in der Milchnahrung bei Temperaturen über 40 Grad zerstört werden können.

Kein Standwasser verwenden

Die Empfehlung lautet ausdrücklich: frisches Leitungswasser. Gerade morgens, wenn das Wasser über Nacht in der Leitung gestanden ist, müssen Sie es ausreichend lange laufen lassen, da sich Ablagerungen aus der Leitung darin angesammelt haben können. Falls Sie zuhause Bleirohre haben - das ist häufig bei älteren Häusern der Fall -, sollten Sie das Wasser wegen der hohen Belastung grundsätzlich nicht fürs Baby verwenden, sondern auf Mineralwasser aus der Flasche zurückgreifen. Nicht empfehlenswert sind übrigens haushaltsübliche Wasserfilter, die gerne mal zu erhöhten Keimzahlen im Trinkwasser führen, wie Untersuchungen ergeben haben.

Auskochen der Fläschchen ist ebenfalls unnötig

Eine weitere lästige Prozedur können sich Eltern von Flaschenkindern nun ebenfalls sparen: das Auskochen oder Sterilisieren von Fläschchen und Saugern nach jedem Gebrauch. Es ist völlig ausreichend, alle Flaschenteile gründlich zu reinigen. Lediglich die Gummisauger sollten von Zeit zu Zeit ausgekocht oder - das ist schonender fürs Material - sterilisiert werden. Darüber hinaus müssen sie regelmäßig ausgetauscht werden. Wenn Sie diese einfachen Hinweise zur Flaschenhygiene beachten, gehen Sie sicher kein Risiko ein, und sparen sich trotzdem unnötiges Hantieren wie Wasser abkochen oder permanentes Fläschchen sterilisieren.

Übrigens, und diesen Hinweis möchte ich keinesfalls zurückhalten: Selbst wenn so die Zubereitung des Fläschchens einfacher wird, noch einfacher und unkomplizierter ist Stillen. Hier haben Sie nicht nur immer alles in der optimalen Temperatur dabei, benötigen keinerlei Zubehör und müssen entsprechend auch nichts reinigen. Muttermilch ist und bleibt einfach die beste Ernährung, die Sie Ihrem Baby im ersten Lebensjahr geben können. Viele Kinderärzte würden gar soweit gehen zu sagen: Stillen ist das Wichtigste, was Sie für Ihr Kind in den ersten Lebensmonaten tun können. Deshalb sollten Sie Ihr Baby wenn möglich vier bis sechs Monate voll stillen und nur wenn das nicht klappt, auf das - inzwischen sehr gute - Alternativangebot an Säuglingsnahrung zurückgreifen.

Alle Empfehlungen zur Fläschchenzubereitung und zum Stillen können Sie auch noch einmal in unserem großen Bereich über Babys Ernährung nachlesen.


Quellen:
Deutsches Ärzteblatt: Stillen und Beikost / Empfehlungen für die Säuglingsernährung
kindergesundheit-info.de: Zubereitung von Säuglingsmilch
Bayrisches Ärzteblatt: Prävention in der Säuglings- und Kleinkinder-Ernährung / Was ist gesichert - was ist Mythos?
Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin: Ernährung gesunder Säuglinge

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