Hilfe, mein Kind beißt!

Hilfe, mein Kind beißt!

© Adobe Stock, Vlad

Gestern hat der zweijährige Leon in der Kita seinen besten Freund gebissen. Der Arm ist dick und blau, und man kann deutlich den Abdruck von Zähnen erkennen.

Leons Eltern sind völlig bestürzt. Obendrein ist ihnen die Situation furchtbar peinlich. Doch Beißen ist bei kleinen Kindern keine Seltenheit. Und ist das Problem erst mal aufgetaucht, ist es oft gar nicht so leicht in den Griff zu bekommen.

Warum beißen Kinder?

Dass Kinder beißen - entweder andere Kinder oder auch die eigenen Eltern - kommt besonders häufig im Kleinkindalter vor. Zunächst einmal sollte man sich klar machen, dass es kein Anzeichen von Aggressivität ist. In diesem Stadium handeln Kinder noch sehr impulsiv, ohne die Folgen dieses Handelns zu bedenken. Sie wollen eigentlich niemandem Schmerz zufügen, wissen aber nicht, wie sie sich und ihre jeweilige Stimmungen angemessen ausdrücken können. Indem sie zubeißen, haben sie lediglich ein einfaches und sehr effektives Mittel entdeckt, ihre Wünsche oder auch ihren Frust zum Ausdruck zu bringen oder sich in unliebsamen Situationen zur Wehr zu setzen. Denn in dem Moment, wo Leon zugebissen hat, hat sein Freund das Streitobjekt - in dem Fall war es ein Spielzeugauto - natürlich sofort losgelassen. Eltern oder Erzieher stehen dabei vor der Herausforderung, dem Kleinen sofort klar zu machen, dass das Beißen für ihn keine Vorteile bringt, sondern negative Konsequenzen nach sich zieht.

Was tun, wenn mein Kind beißt?

In jedem Fall sollten Sie sofort mit einem kurz begründeten Nein reagieren, z.B. "Nein, Du tust Deinem Freund weh!". Beißt es dennoch, lassen Sie ihr Kind aus möglichst logischen Folgen lernen, z.B. indem Sie es kurz aus dem Spiel mit den anderen Kindern herausnehmen. Kündigt sich die Situation bereits an, schreiten Sie frühzeitig ein, lenken Sie es ab und bieten Sie ihm eine geeignete Verhaltensmöglichkeit als Alternative an. Es kann Kopfschütteln oder laut Nein sagen, wenn es etwas nicht will. Es kann mit den Füßen aufstampfen, wenn es wütend ist. Oder auf ein "Wutkissen" schlagen. Hier gibt es viele Möglichkeiten. Regen Sie Ihr Kind immer wieder und konkret zu einer angemessenen Möglichkeit an, seine Wut zu zeigen und rauszulassen. Kleinkinder lernen durch Wiederholungen, deshalb müssen Sie etwas Geduld haben, bis sich das Verhalten konkret bessern wird.

Mehr über die typische Trotzphase mit 2 bis 3 Jahren lesen Sie hier.

Mein Baby beißt

Wenn Babys beißen, liegt die Ursache oft im Zähne kriegen. Plötzlich beißen sie auf allem herum, was sie zwischen die Kauleisten bekommen: Papas Finger, Mamas Schulter oder auch die empfindliche Brustwarze beim Stillen. Das liegt daran, dass die Zähne beim Schieben durch die Kauleisten ein unangenehmes Druckgefühl verursachen, das sich am besten durch Gegendruck - also durch Beißen - lindern lässt. Oft ist das Beißen aber auch ein erstes Zeichen von Verärgerung, wenn Ihr Baby seinen Willen nicht bekommt. Für Sie ist das zwar nicht angenehm, doch handelt es sich hier um einen wichtigen Entwicklungsschritt: Ihr Kind lernt gerade seinen eigenen Willen kennen. Sagen Sie auch in diesem Fall sofort laut und deutlich "Nein, das tut mir weh" und setzen Sie es eventuell kurz von Ihrem Arm ab. Machen Sie ihm aber auch deutlich, dass Sie ihm nichts nachtragen oder böse sind. Lenken Sie es ab und bieten ihm Alternativen an: z.B. eine harte Brotrinde, ein Spielzeug oder einen leicht gekühlten Beißring, auf dem es herumkauen kann.

Ganz wichtig: nicht überreagieren und konsequent bleiben

Egal ob Ihr Kind Sie als Eltern oder ein anderes Kind gebissen hat: bleiben Sie ruhig, dramatisieren Sie die Situation nicht und bleiben Sie in jedem Fall konsequent. Wenn Ihr Kind merkt, dass es seinen Willen mit Gewalt durchsetzen kann, haben Sie schlechte Karten, diese Gewohnheit wieder loszuwerden.

Erste Hilfe bei Bisswunden

Offene Bisswunden gehören wegen der Infektionsgefahr immer von einem Fachmann versorgt - egal ob hier ein Vierbeiner oder ein kleiner Zweibeiner zugebissen hat. Spülen Sie die Wunde kurz unter fließend kaltem Wasser ab und drücken Sie dann ein sauberes Handtuch darauf, um die Blutung zu stillen. Dann sollte ein Arzt oder Kinderarzt nachsehen, ob genäht werden muss, und gegebenenfalls den Tetanus-Impfschutz auffrischen. Ist die Bissstelle nicht offen sondern nur blau und geschwollen, hilft kaltes Wasser oder ein Coolpack aus dem Kühlschrank gegen Schmerzen und Schwellung.

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