Die Geburt

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Geschrieben von Jeanette1985 am 13.02.2020, 10:30 Uhr

Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Halli hallo, :)
Ich habe hier im Forum und auch auf Youtube dokumentationen gesehen wo es um Gewalt im Kreißsaal ging. Sowohl beim Kaiserschnitt als auch spontan. Ich selber hatte einen Kaiserschnitt lag aber vorher 12 Std in dem wehen.. . Ich finde, das eine Frau unter wehen, ihre Umgebung ganz anders wahr nimmt. Sie ist empfänglicher für Sensibilität und nimmt alles ganz anders wahr. Ich denke, das Frauen die generell schon während der Schwangerschaft Panik oder Angst haben vor der Geburt (egal ob Sectio oder spontan), auch diese Panik übertragen und jedes gesprochene Wort oder jede Berührung als missempfinden interpretieren.
Wie seht ihr das? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß es Hebammen gibt, oder Schwestern die so "ruppig" und mit Gewalt an die Frau ran gehen. Und meistens stehen die Männer ja daneben und bekommen kein Wort raus. Sie können es nicht mal bestätigen, was dort als missempfinden erlebt wurde.
Wenn ich so überlege, jemand schreit mich an, oder drückt mit Gewalt meine Beine auseinander und der Mann guckt zu und hört das. Ich glaube mein Mann hätte den Mund aufgemacht. Irgendwo is auch mal eine Grenze erreicht. Also her mit euren Meinungen. Wie seht ihr das.?????

 
32 Antworten:

Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von Becca09 am 13.02.2020, 11:26 Uhr

Ich hatte zum Glück sehr freundliche Hebammen.

Bei der 1. Geburt kam ein paar mal eine Ärztin dazu, die war mir nicht sympatisch. Das hat mich aber nicht gestört
Nach der Geburt meinte die Hebamme zu ihr: "sehen Sie mal wie süß der Kleine ist". Die Ärztin darauf: "aber nur wenn sie weit genug entfernt von mir sind". Da verstand ich wieso sie mir auf Anhieb unsympatisch war

"Sie ist empfänglicher für Sensibilität und nimmt alles ganz anders wahr"
Das kann ich nicht ganz bestätigen. Ich war ganz beschäftigt mit mir und der Geburt und habe eher wenig rundherum wahrgenommen.
Eine Freundin kriegte von einer Hebamme allerdings zu hören: "können Sie nicht endlich mal ordentlich pressen!"
So eine Aussage würde mich auch wütend machen...

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von Becca09 am 13.02.2020, 11:30 Uhr

Ach, ich kann mir übrigens sehr gut vorstellen dass es Hebammen, Ärzte, Schwestern, gibt die ruppig sind.
Es sind alles Menschen und in jedem Beruf gibt es "faule Äpfel".

Bei Krankenschwestern/Pflegern im Krankenhaus hab ich das schon öfters mitbekommen und auch selbst erlebt.

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von HeyDu! am 13.02.2020, 18:47 Uhr

Es wird wohl beides geben, Frauen die man wörtlich und tätlich mit Samthandschuhen anfassen muss und leider auch tatsächliche Gewalt, unsensibles ggf. überarbeitetes Personal usw.

Zum Thema Gewalt...
Da ist auch jedes Empfinden anders und wenn die Frau es so empfindet, wird sie wohl immer "Recht" bekommen.

Mir sind auch Gespräche in Erinnerung wo Frauen meinten es war ach so schlimm und eine unmenschliche Behandlung und die Männer sogar widersprachen. Letztlich war man nicht dabei, nickt und gut ist es.

Ich hatte beide Male ein tolles Team aus Hebammen und Ärzten. Der letzte Arzt war jetzt nicht gerade feinfühlig sondern sehr nüchtern und distanziert aber er ist ja auch Arzt und als solchen betrachte ich ihn.

Beide Kinder kamen letztlich nur mit "Gewalt" raus. Ich habe es jedoch nie als Gewalt sondern Notwendigkeit empfunden. Mein Muttermund ist immer fix auf aber die Kinder kommen schlecht raus. (Kind 1 Sternengucker, Kind 2 klein, zu schwer und riesiger Kopf).

Bei Kind 1 kniete also irgendwann die Oberärztin auf mir und legte ihr ganzes Gewicht auf meinen Bauch. Gleichzeitig oder vorher? schnitt die Hebamme. Ich wollte es aber auch so. Keinesfalls Kaiserschnitt war meine Ansage im Vorfeld. Die wussten was sie taten und es war mit Sicherheit auch notwendig. Der Muttermund war 5 Stunden auf und das Kind dann auch gestresst.

Kind 2 war ähnlich. 37,5 cm Kopfumfang ist halt ne Hausnummer. Der Arzt bei Kind 2 war im Gegensatz zur Oberärztin eben sehr nüchtern. Die war motivierend, redete mit mir. Er war abgeklärt und sagte nur das Notwendigste. Sprich, klare Ansagen was ich zu tun habe :-D

Beide Geburten waren trotzdem toll. Es gibt schöneres, wie blaue Flecken am Bauch und dieses Gedrücke mit ganzer Kraft aber was sein muss, muss sein.

Mit Sicherheit würde die eine oder andere Frau bei meinem Erlebten von Gewalt sprechen und hätte danach u.U. psychische Probleme. Man kann das Empfinden keinem Absprechen aber ich denke mir oft bei Berichten meinen Teil und kalkuliere es ein, dass es auch Frauen gibt die Geburt bei Kerzenschein mit Wellnesserwartung verwechseln. Es ist toll, wenn alles klappt und entspannt und schön abläuft aber so ist es vermutlich seltener.

Vor 30 Jahren lagen in einem Kreissaal durchaus noch 4 Frauen gleichzeitig. Da ging es ganz anders zu. Es hat sich viel getan.

Einzelfälle von tatsächlicher Gewalt / Falschbehandling mag es geben. Dies muss abgestellt werden. Verbessern kann man sich immer, also warum nicht tun.

Mir fällt nur auf, dass viele Frauen ein total verschobenes Erwartungsbild im Vorfeld einer Geburt haben.

Gefühlt erlebt hier jede zweite Frau Gewalt unter der Geburt. Diese Häufigkeit halte ich für unrealistisch in Deutschland.

BG

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von HeyDu! am 13.02.2020, 18:58 Uhr

Kleiner Nachtrag. Mir ist Sympathie auch völlig egal. Das Personal soll bei der Geburt helfen, für mich zählt also Fachwissen, ich will dort keine Freundschaft schließen. Es sind Helfer und irgendwie auch Dienstleister. Menschen, die auch mal schlecht drauf sein können, ich würde daher auch einen Befehlston über mich ergehen lassen. Für mich zählt das Ergebnis. Lebendes gesundes Kind.

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von kati1976 am 13.02.2020, 20:58 Uhr

Ich denke es gibt da Gewalt aber die Zahl der Frauen wird sehr,sehr gering sein.

Manche empfinden es ja schon als Gewalt wenn die Hebamme etwas ruppigin der Ansprache ist

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von Schniesenase am 13.02.2020, 21:18 Uhr

Hallo Jeanette,

das ist eine interessante Frage. Wie überall, so gilt auch bei der Geburt, dass alle Menschen individuell unterschiedlich sind. Die einen sind empfindsamer, die anderen robuster, manche ängstlich, manche mutig oder wenig schreckhaft, manche sehr gut aufgeklärt, andere haben gar keine Ahnung, was sie erwartet usw. Dann kommt noch dazu, dass jede Geburt immer anders ist. Es gibt keine Standards, auch wenn man sie immer wieder gern erfinden würde, gerade in der medizinischen Sichtweise von Geburt. Keine Geburt ist gleich.

Die Hebammen und Ärztinnen haben also eine sehr anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen. Sie müssen die Frau in jeder Hinsicht bei ihrer Arbeit unterstützen, müssen zuwarten können, egal, was um sie herum noch geschieht, müssen aber auch erkennen, wann handeln notwendig ist, und sie müssen auf die individuellen Bedürfnisse und Eigenarten der Frauen möglichst feinfühlig und hilfreich eingehen. Dass das nicht immer klappt, kann man sich vorstellen. Manche Frau bräuchte tatsächlich eine resolutere Betreuung, bei einer anderen kann jede Form der resoluten Begleitung schon zu viel sein. Wenn das die geburtsbegleitenden Menschen gut hinbekommen, kann man nur Hochachtung haben.

Gewalt verletzt, körperlich oder seelisch. Unter Gewalt in Bezug auf die Geburt fällt körperlich bei mir, wenn obsolete Methoden angewendet werden, kristellern, insbesondere, wenn das auch noch falsch gemacht wird, Dammschnitte, die Anwendung von Cytotec zur Einleitung, nicht notwendige Einleitungen überhaupt (ca. 20% der Einleitungen in D sind unnötig), vaginale Untersuchungen während der Geburt, insbesondere ohne besonders sensible Ankündigung bzw. Frage, ob es ok ist, das zu tun, die Gebärende in die Rückenlage zu zwingen, wenn sie (was fast immer so ist) nicht für die Geburt absolut notwendig ist, fixieren der Frau in einer bestimmten Lage usw. Gewalt ist auch, wenn Eingriffe gemacht werden, die unnötig sind, insbesondere, wenn sie gegen den erklärten Willen der Frau durchgeführt werden.

Eine Grauzone ist dort, wo die Frau Vorstellungen hat, die mit der aktuellen Lage während der Geburt nicht in Übereinstimmung gebracht werden können, d.h. die Ärztenen und Hebammen müssen gegen den Willen der Frau handeln, wenn sie Mutter und / oder Kind schützen bzw. vor Schäden bewahren wollen. Diesen Teil finde ich am schwierigsten.

Gewalt ist auch, wenn die geburtsbegleitenden Personen zu sachlich handeln, die Gebärende quasi zur mental nicht berücksichtigten Gebärmaschine wird. Es ist wichtig, der Gebärenden gegenüber besonders sensibel und zugewandt zu sein, da sie, wie Du ja geschrieben hast, gerade während der Geburt auch besonders aufmerksam ist, was ihr Geborgenheits- und Sicherheitsgefühl anbetrifft. Harsche Befehle können bei Frauen, die damit sehr gut umgehen können, ok sein, bei empfindlicheren Frauen wären sie schon in den Bereich der seelischen Gewalt einzuordnen. Abfällige Bemerkungen, ignorieren der Frau als Person und Mensch, Unterhaltungen des Personals über die Frau und ihre aktuelle Lage (außer wenn medizinisch bzw. für die Geburt notwendig, und dann sollte die Frau einbezogen werden und das nicht halb mitbekommen müssen), ständiges "Zwischen die Beine schauen", das Nichtvorstellen einer neu hinzugekommen Person, die geburtshilflich an der Frau aktiv wird (was die Frau als Mensch ignoriert) usw

Man, und gerade geburtshilfliches Personal, muss sich klarmachen, dass es letztendlich egal ist, ob eine Gebärende verquere Vorstellungen hat oder "unnötig empfindlich" ist oder irrationale Ängste hat. Sie dort abzuholen ist entscheidend für einen bestmöglichen Ausgang der Geburt. Fühlt eine Frau sich nicht gut betreut, hat das direkten Einfluss auf die Hormonkaskade während der Geburt. Es ist also eine geburtshilflich notwendige Haltung des Respekts und der Feinfühligkeit einer Gebärenden gegenüber, die eine gute Geburt begünstigen. Schon darum halte ich es für ungemein wichtig, dass Geburten in Kliniken nachbereitet werden, auch und gerade mit den Frauen. Denn sie können am besten sagen, wie sie sich während der Geburt gefühlt haben.

Das alles nicht zu berücksichtigen, grenzt schon an Gewalt, denn es führt häufig dazu, dass Geburten unnötig in die Länge gezogen und verkompliziert werden.

Noch mal zur Grauzone: Wenn nach notwendigen Handlungen der Hebammen/Ärztenen während der Geburt Handlungen gegen den erklärten Willen der Frau unternommen wurden, ggf. aufgrund von Dringlichkeit dann eben auch gemacht werden mussten, ohne lange sensibel aufzuklären, warum das wichtig ist, und wenn die Frau dadurch eine Gewalterfahrung erlebt hat, ist es umso wichtiger, dies mit Hilfe entsprechender Therapeuten in Zusammenarbeit mit dem geburtshilflichen Personal aufzuarbeiten, damit die Frau hier keine dauerhaften seelischen Schäden davonträgt.

In allen anderen Fällen ist das ganz vermeidbar, aber natürlich arbeiten auch in Geburtshilfekliniken nicht nur absolute Koryphäen und Naturtalente. Auch hier gibt es Menschen, die ihren Job solide oder eben auch nur hinreichend erledigen. Aber hier ist genau das eben auch besonders fatal, und hier muss ganz besonders auf gute Fortbildung, Monitoring, Begleitung und Verbesserung geachtet werden.

Das ist die Theorie. Die Praxis sieht so aus, dass geburtshilfliches Personal, insbesondere Hebammen, Mangelware sind. Darum haben die, die es gibt, sehr viel zu tun, Zeit für Nachbereitung, Fortbildung, Teamtreffen usw. ist sehr knapp bemessen.

Eine Geschichte aus meinem Umfeld: Eine Freundin von mir wurde während der Geburt von der Hebamme in Rückenlage festgebunden, weil diese sich im anderen Kreißsaal um eine schwierige Geburt kümmern musste/wollte. Die Freundin gebar ihr Kind ganz allein, festgebunden in Rückenlage, und man kann hier wohl sagen, dass das definitiv Gewalt unter der Geburt war. Zum Glück sind solche Fälle extrem selten, und durch die aktuell doch in den Vordergrund gerückte Diskussion um Hebammen, Geburten, Kliniken usw. ist es sehr unwahrscheinlich, dass einer Frau in D so etwas noch einmal geschieht. Es ist ein Extremfall.

Dennoch werden immer noch zu viele Frauen während der Geburt in die Rückenlage gedrängt, geschnitten, leiden unter vielen unnötigen vaginalen Untersuchungen und ebenso unnötigen Eingriffen in ihre Geburt, die ohne Eingriffe gut gelingen könnte. Auch abfällige Bemerkungen und unangebracht derbe Sprüche oder auch einfach nur mangelnde Pietät (man liest davon auch hier bisweilen) sind nicht SO selten. Das Bewusstsein dafür schärft sich in den Kliniken, und ein Wandel ist erkennbar. Hoffentlich geht das so weiter!

Viele Frauen werden sehr kompetent und feinfühlig begleitet, lieben im Nachhinein "ihre" Hebamme und würdigen deren so wichtige und verantwortungsvolle Arbeit auch schon dadurch, dass sie sich wieder eine Geburt bei ihr wünschen.

Ich wünsche allen Schwangeren hier, dass sie von solchen wunderbaren Hebammen begleitet werden!

Viele Grüße

Sileick

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von HeyDu! am 13.02.2020, 21:36 Uhr

Oute mich als Fan von Deinen Beiträgen. Lese sie wirklich gern :-)

Bzgl. Einleitungen bin ich auch Deiner Meinung. Weißt Du warum man mittlerweile ab ET+7 einleitet ? Gibt es zur Sterblichkeit über ET+7 so gravierend höhere Zahlen?

Ich war zum Glück nicht übern Termin aber ich hätte freiwillig unterschrieben statt ohne Grund einleiten zu lassen.

Zweite Frage, warum zählt kristellern für Dich zur Gewalt? Für mich als Laie, war die Maßnahme absolut nachvollziehbar. Abfallende Herztöne, gestresstes Kind ... Ich hätte es ohne nicht geschafft und man wartete wirklich lange zu. 06:30 Uhr sollte das Kind kommen... Es war dann nach 11:30 Uhr.

Und was spricht gegen den Dammschnitt? Ich hatte jetzt meinen Zweiten. Habe eine sehr schlechte Wundheilung aber komischerweise die Wunden heilten problemlos und fix. Zum Vergleich ein 2 cm Bauchschnitt am Bauchnabel braucht bei mir 5 Monate bis er zu ist. Wie hätte das Baby mit 37,5 Kopfumfang und Hand am Kopf denn sonst raus kommen sollen?

Bin gespannt auf Deine Sicht und Anregungen. Danke Dir.

Viele Grüße

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von grunz am 13.02.2020, 22:54 Uhr

Es gab zum Thema Einleitung u.a. eine neue Studie in Schweden.

"Es sollten eigentlich 10.000 Frauen an der SWEPIS (Swedish Post-term Induction Study)-Studie teilnehmen. Diese wurde jedoch vorzeitig abgebrochen, weil es in der Gruppe der Frauen mit später Geburtseinleitung zu Todesfällen bei den Kindern gekommen war: Fünf Kinder wurden tot geboren und eines starb kurz nach der Geburt, in der anderen Gruppe war hingegen kein Kind gestorben"

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Geburtseinleitung-Nicht-zu-spaet-starten-404214.html

Also ja es gibt gravierend höhere Zahlen.

Beim Dammschnitt ist das nicht so eindeutig. Der bringt nur in speziellen Fällen was ansonsten konnte da kein Nutzen nachgewiesen werden.

Ähnlich ist es beim Kristellern. Wissenschaftlich ist das Vorgehen nicht fundiert und von der WHO wird sogar davon abgeraten - die erheblichen Risiken für Mutter und Kind stehen nämlich keinem nachweisbaren Vorteil gegenüber. Muss es wirklich schnell gehen gibt es andere Möglichkeiten.

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von HeyDu! am 13.02.2020, 22:58 Uhr

Welche wären das konkret?

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Ungeübtes Personal kann Frauen unter der Geburt unnötig Schmerzen zufügen.

Antwort von emilie.d. am 13.02.2020, 23:50 Uhr

Bei mir wurde z.B. ohne Aufklärung eine Eipollösung versucht. Das ist nicht fachgerecht. Ich habe das als Gewalt empfunden, ich war am Schreien und auf mein Zappeln hat die Hebamme nur mit 'Das muss jetzt sein' reagiert und mich festgehalten.

Ein paar Sätze hätten es getan 'Wir leiten schon seit vier Tagen ein und es tut sich einfach nichts. Ich würde gern eine Eipollösung versuchen, um Wehen auszulösen. Das tut etwas weh, aber dauert nicht lang. Sind sie damit einverstanden?' So liegt man da hilflos, erwartet halt die 1001ste vaginale Untersuchung und weiß nicht, warum das auf einmal so schweine weh tut.

Ich hatte als Nebenwirkung der Einleitung (Prostaglandingel) einen Wehensturm. Ich habe gebettelt, beim CTG Schreiben unter den Wehen aufstehen zu dürfen und wurde bei meiner ersten Geburt gezwungen, liegen zu bleiben. Völlig unnötig, die Hebammenschülerin wusste es nicht besser.

Es ist idR nicht nötig, unter den Wehen vaginal zu untersuchen. Noch nicht überall in der Geburtshilfe angekommen.

Eine Freundin hat acht Kinder. Hebamme wollte an ihrem Schichtende deren Fruchtblase öffnen, 'damit es schneller geht'. Nun hat sie dankend abgelehnt, weil sie eben schon 7 Geburten hatte und weiß, dass sie vorher nochmal Verschnaufen braucht und ganz sicher keine Beschleunigung, weil das mehr weh tut. Eine normale 2 Kind Frau weiß das nicht und lässt es mit sich machen.

Gute Geburtshelfer wissen, wann sie abwarten können, ohne Gesundheit von Mutter und Kind zu gefährden. Schlechte intervenieren aus Unsicherheit zu viel.

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von grunz am 14.02.2020, 6:42 Uhr

Du bist jetzt beim Kristellern? Z.b. Saugglocke.

https://m.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/umstrittene-geburtshilfe-der-sinnlos-maltraetierte-bauch-16341794.amp.html

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Begriff "Gewalt"

Antwort von Lina301 am 14.02.2020, 11:22 Uhr

Du hast den Begriff zwar zumindest in Anführungszeichen gesetzt, aber weil ich es schon öfter gelesen habe, muss ich antworten.

Bei "Gewalt" in der Geburtshilfe geht es NICHT um Eingriffe an sich, sondern ausschließlich um Eingriffe, die weder von der Gebärenden gewollt noch dringend nötig gewesen sind oder um Eingriffe die unnötig rücksichtslos und damit unnötig schmerzhaft durchgeführt werden (und um Beleidigungen, körperliche Gewalt, das Unterlassen von wichtigen Maßnahmen usw.).

Eine Maßnahme die mit deinem Einverständnis durchgeführt wurde und bei der sich Ärzte und Hebammen bemüht haben schonend vorzugehen, hat daher nicht das geringste mit dem Thema Gewalt in der Geburtshife zu tun (wobei ich bei deinem Fall mit blauen Flecken durchs Kristellern schon meine Zweifel hätte, ob das wirklich so sein musste, aber solange du damit im Reinen bist, will ich da ohne Details zu kennen nicht darin rumwühlen)

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Leider manchmal Realität :-(

Antwort von Lina301 am 14.02.2020, 12:05 Uhr

Natürlich ist eine Frau bei der Geburt durch die Áufregung, durch die Hormone und durch die meist stundenlangen Schmerzen eh empfindlich, aber deswegen sollten Hebammen und Ärzte eigentlich besonders feinfühlig sein. Leider sind das aber nicht alle und dann kommen noch Streß und Personalmangel dazu.
Und was die dabeistehenden Männer angeht: Die Geburt ihres Kindes ist auch für die ein aufregender und teils auch beängstigender Moment und kaum ein Mann hat vor dem ersten Kind genügend Ahnung, was bei einer Geburt "normal" ist. Wer da ein bißchen autoritätsgläubig ist vertraut da manchmal mehr den "Experten" als für die Frau und das Kind gut ist.

Vor meiner ersten Geburt hätte ich wahrscheinlich auch bei manchen Schilderungen von Gewalt bei der Geburt gedacht, dass kann doch gar nicht sein... Leider weiß ich jetzt aus eigener Erfahrung besser und nein, das hat nichts mit zu hohen Erwartungen oder so einem Quatsch zu tun. (Ja es gibt Frauen mit unrealistischen rosaroten Erwartungen, die nach der Geburt enttäuscht sind, aber das ist nicht die Erklärung für Gewalterfahrungen)

Ich glaube dir, dass deine Geburt so gut betreut verlaufen ist, dass du es dir gar nicht anders vorstellen kannst. Ich habe zum Glück auch eine solch "schöne" gut betreute Geburt mit einem meiner Kinder erlebt, wobei die Geburt nicht mal sonderlich einfach und auch nicht komplikationsfrei verlaufen ist, aber ich bin immer gut betreut gewesen, habe selbst entscheiden können und mich wohl gefühlt.
Ich kenne aber leider auch die Gegenseite und weiß dass gute Betreuung, Selbstbestimmung und menschliche Behandlung leider keine Selbstverständlichkeiten sind.
Ich wünsche wirklich niemanden Gewalterfahrung und traumatisierend schlechte Betreuung während einer Geburt, aber ich wünsche mir SEHR, dass diese Erfahrungen ernst genommen werden. Ich weiß, dass man so etwas nicht gerne glaube möchte, aber durch ignorieren verschwindet das Problem nicht und man macht es den Frauen, die das erlebt haben, nur noch schwerer.

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von Maroulein am 14.02.2020, 15:16 Uhr

Ich denke wohl dass es das gibt,ich selber bin Krankenschwester,und wenn ich nur überlege was für ein Besen die leitende Hebamme bei uns im Kreissaal war ...
Ich kann dir soviel erzählen,über Schwestern die Leuten kein Essen reichen,nicht sauber machen,nicht lagern und trotzdem dokumentieren als hätten sie es getan,die Leute kalt duschen ,alte Leute mit weglauftendenz die einfach nachts in ein Laken gerollt würden damit sie sich nicht mehr bewegen können,Schwestern die extrem ruppig und dadurch auch schmerzhaft mit den Leuten umgehen.....

Ärzte die am Krankenbett stehend mit dem Pfleger wetten wollen ob der Patient überlebt,bei orientiertem wachen Patienten übrigens

Ärzte die meinen dass jemand der sich den Kot aus dem Hintern pulen muss da er aufgrund von Medikamenten Verstopfung hat(und mit diesem Medikament sogar ein Anrecht auf verschiedene Abführmittel),daran ja Spaß hat und er somit nichts verschreiben muss

Ärzte die Leuten die sehr wohl noch Schmerzempfinden haben an Wunden an den Füßen rumschnippeln ohne etwas gegen schmerzen zu verabreichen oder zu betäuben

Kaiserschnitte die fortgeführt werden obwohl die werdende Mutter alles fühlt ,oder noch Schmerzempfinden hat ,sie keine Vollnarkose bekommt,das ist einer Arbeitskollegin passiert und sie ist sicher nicht die einzige

Und dann gibt es noch die Grenzfälle wo die Narkose nicht richtig wirkt die Patienten sich aber nicht äußern können da die Muskelrelaxantien sehr wohl tun was sie sollen


Ja sicher ist man bei der Entbindung auch nicht ganz man selbst,aber manche Dinge dürfen einfach nicht laufen wie es gemacht wird.
Ich habe immer Glück gehabt, sowohl mit den Hebammen ,als auch mit den OP Teams, allerdings kannte ich bei der Großen noch alle Mitarbeiter in der Klinik weil ich dort gelernt hatte,bei der zwei war es immerhin noch der Anästhesist,bei der Jüngsten hatte ich einen super lieben OP Pfleger neben mir

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Re: Begriff "Gewalt"

Antwort von HeyDu! am 14.02.2020, 15:30 Uhr

Deine Auslegung. Weiter unten scheint jemand grundsätzlich der Meinung zu sein, Gewalt sei: Einleitung, kristellern, Dammschnitt.

Selbstverständlich kamen beide Kinder nur mit Gewalt heraus. Sie kamen schließlich nicht von alleine.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gewalt

Mich hat übrigens keiner gefragt und vorher aufgeklärt.

"Frau x, es tut mir leid, wir können nicht mehr warten. Während dieses Satzes kletterte sie über mich.

Da war keine Zeit für Fragen oder Erklärungen.

Da kann man sich hinterher reinsteigern und beschweren oder einfach dankbar sein, ein gesundes Kind zu haben.

Die Ärztin wusste was sie tat. Ich nehme mir nicht heraus, es besser zu wissen und vertraue. Am Vertrauen mangelt es vielen aber...

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von HeyDu! am 14.02.2020, 16:03 Uhr

Vielen Dank für den Bericht. Sehr interessant gewesen. Fakt ist tatsächlich. Im Geburtsbericht steht es beide Male mit keiner Silbe. Mir war auch nicht bewusst, dass es solche Schäden anrichten kann. Es ist ein Unding mit der nicht vorhandenen Dokumentation.

Jedoch, nutzlos (wie im Artikel stand) war es bei mir nicht. Es brauchte auch keine 29 Versuche. Es war genau 1 x und führte zum Ziel. Dass ich eine Neigung zu starken blauen Flecken habe, dafür kann die Ärztin ja nichts.

Auch die im Artikel benannte Alternative haut mich nicht vom Hocker. Ein Kaiserschnitt ist ja nun kein Kinderspiel.

Ob man eine Saugglocke bei unserem Sternengucker hätte verwenden können, weiß ich nicht. Ich hatte durch die Lage des Kindes keine richtigen Presswehen. Weiß erst seit Kind Nummer 2 was Presswehen sind. Habe mir eben Bilder angesehen und hätte keine Glocke gewollt. Die Kinder sehen ja furchtbar aus nach der Saugglocke...

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Du verstehst den Unterschied nicht.

Antwort von emilie.d. am 14.02.2020, 16:23 Uhr

Eine Frau z.B. nach einem Dammschnitt ohne Betäubung zu nähen, ist ein grober Behandlungsfehler. Genauso wie es ein grober Behandlungsfehler ist, Zähne ohne Betäubung zu ziehen, wenn der Patient ausdrücklich eine Betäubung wünscht.

Auch wenn Zähne ziehen ohne Betäubung früher Gang und Gebe war.

Das hat nichts mit 'Vertrauen' zu tun, sowas ist objektiv eben nicht fachgerecht. Wenn es einer einzelnen Frau nichts ausmacht, ohne Betäubung genäht zu werden, leitet das doch nicht ab, dass Frauen insgesamt sich mal nicht so anstellen sollen, wenn es jemanden zu mühselig ist, vor dem Nähen ein Lokalanästhetikum zu setzen.

Im Übrigen, um mal auf den psychischen Aspekt zu kommen, macht es einen Riesenunterschied, ob man z.B. schon Gewalterfahrungen gemacht hat und wie lange man schon in den Wehen liegt, wie gut man Gewalterfahrungen unter der Geburt wegsteckt. Du sitzt da auf einem ziemlich hohen Roß, wenn Du unterstellst, Frauen hätten weniger Probleme, wenn sie bloß an ihrer Einstellung arbeiten.

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Re: Du verstehst den Unterschied nicht.

Antwort von HeyDu! am 14.02.2020, 16:49 Uhr

Ich verstehe sehr wohl den Unterschied. Meine Geburten passen nicht in die Schublade: "Gewalt in der Geburtshilfe". Da sollen sie auch nicht rein. (Trotzdem kamen die Kinder durch Krafteinwirkung mit "aller Gewalt" heraus.)

Hier wird aber deutlich das jeder eine andere Auffassung hat zum Thema. (Siehe Beitrag Schniesenase, für sie ist kristellern Gewalt).

Ich sage doch auch nicht, dass es keine Einzelfälle gibt aber Gewalt wie Du sie beschreibst, ist mit Sicherheit die Ausnahme und nicht die Regel.

Was ich tatsächlich nicht verstehe, warum z.B. ein Arzt ohne Betäubung nähen sollte. Warum ein Arzt unnötig einen Dammschnitt machen sollte? Was hat er davon? Warum wehrt sich die Frau nicht? Wie viel Frauen sind im Kreissaal überhaupt noch allein? Warum schreitet also die Begleitung nicht ein? Wer sieht zu, wenn die Frau tätlich oder wörtlich scheiße behandelt wird?

Ich bleib dabei, man muss differenzieren. Nicht jede Frau die laut schreit sie hätte Gewalt oder Missachtung erfahren, ist Opfer. Da gibt es genügend Männer die bestätigen, dass die Hebamme viel Geduld hatte und sich Mühe gab aber Frau was völlig anderes berichtet.

Dort wo Grütze gebaut wird, werden mit Sicherheit auch Konsequenzen gezogen, sofern man es anzeigt. Ich bin überzeugt ein Arzt der ohne Betäubung näht, nähte ein letztes Mal.

Geschehnisse wie sie Maroulein berichtet sind furchtbar aber man hofft doch, dass das Personal auch gegenseitig auf sich achtet und man dann derartige Vorgänge meldet und Chefs dann Konsequenzen ziehen.

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von Schniesenase am 14.02.2020, 17:58 Uhr

HeyDu! (Ich mag das! ;-))

Danke für die Blumen!

Ich fange mal mit dem Kristellern an. Hier würde ich Dir mal die Seite von GreenBirth empfehlen. Im Lexikon findest Du unter "K" Links auf mehrere interessante Artikel dazu, die deutlich machen, dass sich das Kristellern in keiner Studie als besser für Mutter und/oder Kind herausgestellt hat und auch nicht die Anzahl der vaginal-operativen Geburten vermindert. In neueren Lehrbüchern findet es sich, soweit ich weiß, gar nicht mehr. Aber es ist in der Geburtshilfe der vergangenen Jahrzehnte eben immer viel genutzt worden (ohne Evidenzbasierung), weshalb viele Ärztenen und Hebammen wohl glauben, es würde helfen. Tatsächlich verläuft es fast immer zum Nachteil der Mutter, die meist nicht unerhebliche Verletzungen davonträgt.

Dazu kommt, dass es durchaus Alternativen zum Kristellern gibt. Die Frage ist, ob die handelnden Hebammen und Ärztenen diesbezüglich aktuell fortgebildet und erfahren sind.

Bezüglich der vielen Einleitungen: Tatsache ist, dass mehr Kinder nach als vor dem ET natürlich geboren werden. Man geht mittlerweile davon aus, dass es keinen ET gibt und die Verwendung des ET auch nicht zielführend ist. Ebenso ist bekannt, dass Einleitungen eine Komplikationskaskade lostreten, die zu problematischen Geburten führt. Anbei ein Video eines Vortrages von Prof. Dr. med. Sven Hildebrandt dazu. https://www.youtube.com/watch?v=2YTd5EGc3c0.

Es gibt auch eine Stellungnahme des Hebammenverbandes zur Leitlinie hierzu (siehe Greenbirth "Terminüberschreitung") und bei Thieme habe ich weitere aktuelle Infos gefunden. Da kannst Du Dich vermutlich besser einlesen, als dass ich das für Dich zusammenfasse. Das Material ist gut mit Quellen versehen und verständlich lesbar. https://www.thieme.de/de/hebammenarbeit/terminueberschreitung-einleiten-oder-abwarten-148571.htm. Ich hoffe, mir wird das nicht gelöscht, es sind doch seriöse Seiten.

Meine Ärztin fragte seinerzeit nur, was ich mit meiner Hebamme besprochen habe, wie weiter vorgegangen werden solle, als ich 40+7 war. Als ich "warten" meinte, war das für sie voll ok. Mein Kind kam 40+11, also zu einem Termin, zu dem die Geburtswahrscheinlichkeit, nimmt man natürliche Geburten an (ohne Einleitungen) in etwa am höchsten ist.

Dammschnitt: Es gilt als erwiesen, dass Dammschnitte keine Vorteile, jedoch viele Nachteile bergen. Dazu gibt es eine repräsentative randomisierte Studie der Uni München, die richtungsweisend ist. Die ganze Studie findest Du bei GreenBirth unter D wie "Dammschnitt" verlinkt oder als zweiseitige Zusammenfassung. Dammschnitte sind obsolet, aber immer noch bei vielen Geburtshelfenden gängige Praxis.

Ich finde es wunderbar, dass Du für Deine Geburten, die sicher kein Zuckerschlecken waren, ein gutes Gefühl gewonnen hast und Dich bestens betreut gefühlt hast. Für Euch passte das so. Toll, dass das bei Dir auch so gut heilte. Das geht leider nicht allen Frauen so.

Da wir über wissenschaftliche Fragen reden, ist die Frage der möglichen Verbesserungen... ;-) Falls Du ein Buch zur Geburtshilfe lesen möchtest, das die ganze Sache mal anders darstellt als die allgemeinen Dogmen oft noch sind, finde ich "Gebären ohne Aberglauben" von Prof. Rockenschaub sehr anregend.

Ich hoffe, das Lesen macht Spaß!

Viele herzliche Grüße

Sileick

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Re: Du verstehst den Unterschied nicht.

Antwort von Schniesenase am 14.02.2020, 18:10 Uhr

Da stimme ich Dir in diesem Punkt nicht zu: Wenn eine Frau das Gefühl hat, ihr sei Gewalt angetan worden, obgleich sie nach allen Regeln der Kunst und Pietät angemessen behandelt wurde, dann ist das genauso real wie wenn es "wirklich" Gewalt war. Es hat mit ihrer ganz persönlichen Geschichte und inneren Glaubenssätzen zu tun, wie sie reagiert, und dann muss das ernst genommen und sie dort abgeholt werden. Sie ist Opfer, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es bei der Geburt Schuldige im Sinne der Anklage gibt, um Deinen Wortlaut aufzunehmen und das Bild weiterzuführen. Dennoch brauchen solche Opfer Hilfe und absolutes Verständnis. Niemand reagiert traumatisiert, wenn es keinen Grund dafür gibt. Häufig liegt der Grund in der Vergangenheit.

Auch hier widerspreche ich: Es werden eben nicht überall und immer Konsequenzen aus Fehlern gezogen, und die Fehler werden durchaus systematisch wiederholt, und nein, es gibt durchaus solche Systeme, in denen die Menschen sich solches Verhalten ungestraft über lange Zeit erlauben können. Sie sind bekannt dafür, haben ihren Ruf, man tuschelt, aber man lässt sie machen. Das genau ist der Punkt, an dem ich denke, es MUSS gehandelt werden, von außen, und es müssen auch Mitwisser und Leute, die so etwas decken und vertuschen oder verharmlosen mit auf die Anklagebank. (Ich bleibe bei Deinem Bild vom Opfer.)

Die Diskussionen zeigen, dass die Bezeichnung "Gewalt in der Geburtshilfe" sehr stark polarisiert. Das muss sie, so lange noch flächendecken nicht evidenzbasierte Methoden verwendet und obsolete Mittel eingesetzt werden. Schützen muss man dabei die vielen, hochqualifiziert arbeitenden Hebammen und Ärztenen, die sonst unter die Räder kommen, aber auch die traumatisierten Frauen (und Babys), die viel zu leicht als wehleidig oder verquere Träumer mit falscher Einstellung bezeichnet werden.

Schön fände ich, wenn man schon einen Schritt weiter kommt, dass solche Art der Polarisierung und Aufrührung nicht mehr nötig ist.

LG Sileick

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Männer sind per se medizinisch geschult,

Antwort von emilie.d. am 14.02.2020, 18:26 Uhr

dass sie beurteilen können, was Lege artis ist und was nicht? Und weil Du keine Gewalt unter der Geburt erfahren hast, handelt es sich um Einzelfälle?

Ich habe noch nie erlebt, dass in der Altenpflege jemand misshandelt wird. Dass wir in vielen Pflegeheimen massive Misstände haben, bestreitet wohl niemand, der halbwegs in der Materie drin ist.

Du fragst, warum ein Arzt ohne Betäubung nähen sollte. Ich vermute mal, dass Du nicht an einer Klinik bzw. Uniklinik arbeitest. Ich konnte dabei zusehen, wie die Ärzte mit Zwischendienst von Tag zu Tag müder, zynischer und schlecht gelaunter wurden in der Woche. Die Anfänger haben uU nur den OA im Hintergrund und wurschteln allein rum.

Sowas wird schlicht weg vergessen. Solange Du das nachträglich in die Doku reinschreibst, kann Dir niemand was, weil die Beweislast bei der Frau liegt. Die Frauen denken zum Teil, dass es normal sei. Oder sie sind zu fertig, um sich zu wehren. Oder zu obrigkeitshörig.

Männer streiten sich z.B. auf dem Flur mit Ärzten herum. Oder beurteilen die Lage schlichtweg falsch. Meine erste Geburt zog sich über fast 6 Tage stationär, mein Mann musste zwischendrin auch mal schlafen und essen.

Man kann Fehler vermeiden, wenn man entsprechend organisiert bzw. eben genügend Personal da ist. In der Geburtshilfe gibt es wahnsinnige Unterschiede in der Qualität.

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Re: Männer sind per se medizinisch geschult,

Antwort von HeyDu! am 14.02.2020, 19:55 Uhr

Dann hast Du hoffentlich die übermüdeten und schlecht gelaunten Ärzte darauf angesprochen, die deswegen Fehler machten?

Es ist einfach in einem Forum zu schreiben was alles schief läuft. Mutig und richtig wäre es doch, auf Missstände dort hinzuweisen, wo sie geschehen.

Ich könnte da nicht zusehen oder Getuschel überhören. Würde selbst bei Mutmaßungen beobachten und schauen ob was dran ist...

Ihr seid Euch einig. Es läuft schief und alle gucken weg. Na da. Was für ein Einsatz.

Es sind schon die in der Pflicht, die in dem Bereich arbeiten und ja mei, dann muss man eben einen Kollegen ansprechen und im Zweifel eine Etage höher gehen.

Mag sein, dass es nicht jeder Frau leicht fällt, für sich selbst einzustehen, manche haben es nicht gelernt aber wir (Mütter) haben es in der Hand und können die nächste Generation entsprechend erziehen.

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Re: Du verstehst den Unterschied nicht.

Antwort von HeyDu! am 14.02.2020, 20:10 Uhr

Zum ersten Absatz. Ja, die sollen und müssen deswegen trotzdem Hilfe erfahre. Nur, denkt auch mal jemand an die Hebamme? Die war bemüht und einfühlsam, machte keinen Pfusch, arbeitete nach aktuellem Lehrbuch und darf sich nachsagen lassen, sie hätte den Beruf verfehlt und die Chemie hat nicht gestimmt .

Ich meine, ich brauche zum Glück keine Hebamme mehr in meinem Leben aber es wäre nicht schlecht meine Töchter finden in 25 Jahren noch eine motivierte Hebamme.

Hebammen haben ja fast so einen schlechten Ruf wie Politiker . Traurig . Verständlich das viele sich Geburt nicht mehr antun und nur noch Vor- und Nachsorge anbieten. Ich kann es voll verstehen.

Auch Du schreibst, wie Emelie, dass Fehler wiederholt werden. Ihr könnt es nur wissen, wenn ihr drumherum seid... oder?

Warum reagiert man dann nicht?

Und danke für den Beitrag weiter unten. Da bin ich eine Weile beschäftigt. Nach dem Fachbuch habe ich schon im Netz geschaut. Fraglich ob das ein Verwaltungsmensch versteht beim Lesen :-)

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Auf mich bezogen?

Antwort von emilie.d. am 14.02.2020, 20:37 Uhr

Habe ich getan. An mehreren Stellen. Unter der Geburt war ich zum Sprechen nicht fähig. Im Nachhinein hatte ich viele Gespräche, sogar mit dem Chefarzt der Klinik. Diente auch der Aufarbeitung. War an einer PTBS erkrankt und meine Therapeutin hatte ihr Büro direkt in der Klinik mit sehr guten Kontakten bis ganz nach oben in die GF.

Es ist halt auch dem System geschuldet. Krankenhäuser sind unterfinanziert.
Eigentlich ist es ein Wunder, dass nicht mehr passiert. Nicht nur in der Geburtshilfe, auch in anderen Bereichen. Einige Freunde von mir sind Ärzte, die in den Kliniken arbeiten, sind abgesehen von den Anästhesisten alle überarbeitet. Am 4.2. Wurde hier bis auf Notdienst gestreikt. Ja, geht auch um Geld. Aber va darum, Zeit manipulationsfrei zu erfassen. Dienste zu beschränken. Nicht mehr als 2 WE im Monat zu arbeiten.

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Re: Auf mich bezogen?

Antwort von HeyDu! am 14.02.2020, 20:45 Uhr

Es tut mir leid, was Dir Geschehen ist. Dein letzter Beitrag klang für mich danach, dass Du aus der Branche kommst. Sprich im Dienst viel Mist erlebst.

Läuft es ggf. in kleineren Kliniken sogar besser wie in Großen? Ist mein Eindruck beim Austausch mit Euch.

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Re: Du verstehst den Unterschied nicht.

Antwort von Schniesenase am 14.02.2020, 20:58 Uhr

Deinem Einwand bezüglich der Psychohygiene der Hebammen, die wunderbare Arbeit leisten stimme ich voll zu. Ich versuche das immer hervorzuheben, und darum mag ich auch Pauschalierungen nicht, die den Hebammenstand per se oder die Ärzteschaft in Sachen Geburtshilfe per se zum Teufel erklären. Das ist genauso falsch wie die sehr empfindsamen Frauen zu wehleidigen Traumtänzerinnen zu erklären. Eine Wertschätzungskultur diesbezüglich wäre schon schön. Ich habe mich bei meiner Hebamme umfangreich für ihre wunderbare Begleitung, weit über das normal Erwartbare hinaus bedankt, es war mir ein Herzenswunsch. Das sollten auch andere tun und tun es auch, denke ich.

Eine sachliche nachträgliche Besprechung der Geburt im Falle von Unstimmigkeiten würde helfen, damit auch die guten Hebammen zu Wort und zu Wert kommen. Raum zu schaffen, damit die Gebärende mit der Hebamme auch hinterher noch mal eine Nachschau und eben Wertschätzung vornehmen können, wäre ein Traum. Dafür fehlt in den Kliniken die Zeit.

Ich arbeite nicht in der Geburtshilfe. Aber ich habe viel mit Frauen zu tun, die traumatisiert aus ihren Geburten kommen. Ich kenne es aus der Schule, wie leicht sich Missstände verselbstständigen und, wie beim Nachlassen der Reizschwellen von Nerven bei einem Dauerreiz, so eine verminderte Wahrnehmung der im selben Boot sitzenden passiert. Das ist scheinbar menschlich - keinesfalls richtig oder akzeptabel - aber es hat auch mit den herrschenden Strukturen zu tun, die Änderungen von Missständen entgegenwirken. Beispiel: Ich habe mal mehrere Jahre mit einem alkoholkranken Lehrer zusammengearbeitet. Er zerstörte, was ich aufbaute, jeden Tag. Hatte ich die Klasse endlich sauber und schön hergestellt, die Kinder auf denselben Zug gesetzt, dass sie es selbst wichtig fanden, den Lebensraum schön zu gestalten und zu halten, Regeln zum Umgang miteinander wichtig zu finden und auch mal zu schlucken und sich daran zu halten, wenn es ihnen gerade nicht so passte, war alles nach einer einzigen Stunde des Kollegen ruiniert und der Müll und die alte Anarchie wieder hergestellt. Mehrere Jahre wies ich nachdrücklich und fortwährend auf diese Missstände hin, Eltern sprachen mich an, es war mir schrecklich unangenehm, und ich musste ihnen raten, massiv schulamtlich aktiv zu werden, weil ich selbst nichts erreichte, stattdessen aber der Nestbeschmutzer wurde. Und das, obwohl es dem Mann nur engegengekommen wäre, hätte man ihm geholfen, etwas gegen seine Sucht TUN ZU MÜSSEN. Erst mit Wechsel der Schulleitung geschah wirklich etwas, und er wurde im Rahmen einer Wiedereingliederung therapiert. Bis dahin litten Kinder und Kollegenen darunter, für die Kinder am schlimmsten natürlich. Unverzeihlich!

Ich könnte weitere Beispiele aus verschiedenen Gebieten liefern. Alle haben eines gemein: Wer solche Missstände aufdeckt, hat ein sehr steiniges Leben, riskiert seinen Job, seine Gesundheit und auch die "Freundschaften", mindestens aber Sympathien der Kollegenen. Ich würde das dennoch immer wieder mit aller Kraft versuchen, aber ich will damit sagen, dass es erklärbar ist, warum solche Menschen so lange ihr Unwesen, ihre Unfähigkeit oder ihre krankhaften Züge leben können. Es sind eben NICHT Systeme geschaffen worden, die solche Sümpfe sofort offenlegen und beseitigen.

Und dann gibt es noch die, die aus psychischen Gründen immer wieder falsch handeln, die eigentlich überfordert sind, aber durch Personalmangel und schlechte Arbeitsstrukturen, unfähige Vorgesetzte und schlechtes Fortbildungsmanagement menschenunwürdige Arbeit leisten.

Es gibt hier nicht Schwarzweiß, die Welt ist bunt, und alle Graustufen inklusive Schwarz kommen vor. Darum ist es so wichtig, dass für solche Dinge sensibilisiert wird, auch wenn man sich bisweilen unbeliebt macht.

Was das Buch anbetrifft, bin ich zwar von Haus aus Biologin, aber selbst ohne das sind viele Bereiche auch ohne Vorbildung ganz gut zu verstehen. Man kann ihn aber auch googlen. Er ist 2017 gestorben, war ca. 20 Jahre Leiter einer geburtshilflichen Klinik in Wien und hat immer wieder nachdrücklich darauf gedrungen, die Hebammen mit mehr Macht und Befugnissen in den Kliniken auszustatten, evidenzbasiert zu arbeiten und wirtschaftliche Aspekte nicht vor die gesunde Geburtsbegleitung zu stellen. Es gibt Interviews mit ihm im Netz. Bis 1985 leitete er die Semmelweis-Klinik und hatte dort eine KS-Rate von weniger als 2%, bei gleichzeitig niedriger Komplikationsrate im Vergleich. Er ist radikal gewesen in seinen Ansichten und auch in der Art, wie er sie äußerte. Wie schon gesagt, es muss erst einmal provoziert werden, damit aufgehorcht wird. Mir hat er viel zu erzählen gehabt, als ich mich mit ihm beschäftigte.

Vielleicht willst Du Verwaltungsmenschin ihn ja einfach mal im Netz besuchen. :-)

Herzliche Grüße

Sileick

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Re: Du verstehst den Unterschied nicht.

Antwort von HeyDu! am 14.02.2020, 22:06 Uhr

Mhhh, scheinbar kommt nicht in jeder Klinik die Hebamme hinterher noch einmal ins Zimmer geguckt und sagt: "Dass haben Sie klasse gemacht, so ein ... (zartes süßes / großes kräftiges / niedliches Baby). Herzlichen Glückwunsch noch einmal."

Schade, für diese Menschlichkeit sollte doch wohl Zeit sein...

Der nächste Satz ist dann bei Kind 1 und 2 gewesen: "Haben Sie noch Fragen oder etwas auf dem Herzen? Wenn Ihnen noch was einfällt, melden Sie sich bitte. Ich habe morgen Frühdienst / Spätschicht / Nachtschicht."

So hat man immer die Möglichkeit die Hebamme von der Geburt noch einmal zu sprechen.

Ich hatte nicht viel auf dem Herzen, außer einer Dankeskarte und einer Kleinigkeit. Eine gute halbe Stunde Zeit war es trotzdem.

Eine Neuerung in unserer Klinik, die ich auch gut fand... Egal wer ins Zimmer trat sagte aus vollem Herzen sinngemäß: "Hallo ich bin xy und habe heute die Spätschicht / Frühschicht / Nachtschicht. Sie melden sich bitte jederzeit."

Da klang nichts einstudiert, nichts aufgezwungen und für mich hat das Dienstleistungscharakter. Klar, es geht auch ohne aber mir gefiel es.

Und nun? Wie bekommen wir die Kliniken wo es mistig läuft zu besseren Dienstleistern?

Krankt es beim Wissen bei den ältern Hebammen oder ist die Ausbildung auch jetzt noch veraltet. Was kommt nach? Mehr Geld ist oft hilfreich aber nicht immer die Lösung. (Auch Geld zaubert kein Personal.)

Vor unserem zweiten Kind hatte ich eine Kollegin die tatsächlich ihre Arbeit verteilte. "Zu meiner Entlastung" sagte sie immer. Ja, schwarze Schafe gibt es überall und in ihren zehn Jahren Amt kam sie wohl damit durch, sich selbst nur um ihren Privatkram auf Arbeit zu kümmern. Ich war die Erste die es nicht mit sich machen lies. Ich half denen die sich nicht wehrten. Da waren manche echt baff und ja, ich verstand nicht, warum 50 jährige Kolleginnen sich das haben bieten lassen. Die krochen auf dem Zahnfleisch und wehrten sich nicht. Machten selbst Überstunden und die gute Frau regelte täglich 5 Stunden lang den Knatsch mit dem Ex. Nachdem ich mehrfach mit ihr sprach, sprach ich irgendwann mit dem Chef. Steinig, ja. Ist mir aber Wurst. Ich will auf Arbeit einen guten Job machen und wenn es der Sache dient bin ich unbequem. Mit Sicherheit mögen viele Kollegen meine Art nicht aber laut Buschfunk heißt es auch: Was sie erwartet, leistet sie auch selbst. Ist auf zack und packt an.

Die Geburtshilfe braucht in mancher Klinik scheinbar auch Anpacker. Chefs die nicht nur Reden sondern Personal damit motivieren, dass sie auch selbst bereit sind sich ins Zeug zu legen.

Was ist denn der Plan? Druck durch Medien? Petitionen an den Gesundheitsminister? Es nützt ja nichts wenn ich als "kleiner Wicht" nun von den Zuständen höre, denn ich kann nichts tun... und es darf ja auch kein Rundumschlag gegen alle werden.

(Ihr habt mich übrigens überzeugt. Scheint es öfter zu geben, wie ich wissen wollte.)

Danke für Eure Bemühungen in der Sache und Geduld mit mir :-)

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von mamavonbaby am 15.02.2020, 10:38 Uhr

Mich macht das noch immer so wütend.
Ja ich habe auch Gewalt unter der Geburt erlebt, und auch viele meiner Freundinnen und Bekannten auch.

Eine Bekannte wurde ohne Betäubung genäht, sie schrie auch, da sagte der Arzt...sie hat grade en Kind OHNE Betäubung auf die Welt gebracht, da braucht sie jetzt auch nicht mehr anfangen sich über Schmerzen zu beschweren.

Es ist auch wie hinterher mit mir umgegangen wurde nicht auf der Wochenstation, sondern als ich mir Hilfe holen wollte., ach das ist normal, wenn man ein Kind bekommen hat...da kann man nchts mehr machen etc...
Es gab nur Hilfe für Kaiserschnitt Mütter, ich bekam zu hören ich soll froh sein, das ich vaginal entbunden habe und meine körperlichen Schäden seien normal. .ich musste 3 mal den Frauenarzt wechseln bis ich einen gefunden habe, der mir geholfen hat, (es war dann ein Mann, die Frauen waren einfach nur unemphatisch, bestimmt weil es ihnen nach der Geburt genauso ging und sie es eben tatsächlich als normal empfinden, das Frau sich nun gefälligst damit abzufinden hat)

Meine anderen 3 Kinder habe ich dann per Kaiserschnitt bekommen, da waren fast alle mmer nett zu mir. Fast alle, da viele Hebammen es anscheinend als persönlichen Angriff sehen, wenn Frau einen geplanten KS hat und dann auch so mit einem umgeht. Aber vielleicht ging die mit allen Frauen so scheisse um.

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Re: Du verstehst den Unterschied nicht.

Antwort von Schniesenase am 15.02.2020, 14:40 Uhr

Des Pudels Kern: Woran liegt es? Die Mediziner würden wohl sagen, das sein multifaktoriell.

"Krankt es beim Wissen bei den ältern Hebammen oder ist die Ausbildung auch jetzt noch veraltet. Was kommt nach? Mehr Geld ist oft hilfreich aber nicht immer die Lösung. (Auch Geld zaubert kein Personal.)"

Es gibt niemals "die" (älteren Hebammen, unerfahrenen jungen Hebammen usw.). Ältere Hebammen können die allerbesten sein. Ich hatte eine solche! Sehr gut fortgebildet, sehr emphatisch, auch bezüglich Stillen auf dem neuesten Stand.

Geld? Klar, es hilft, wenn Hebammen mit ihrer umfangreichen Ausbildung und bei der unglaublichen Verantwortung, die sie haben, viel besser bezahlt werden. In unserer Gesellschaft bedeutet Geld Anerkennung.

Geld anders herum? Was ist bei einer ambulanten, vaginalen Geburt wie viel Geld wert? Ich meine, was bekommen Kliniken für ambulante Geburten ohne (unnötige) Eingriffe und Manipulationen? Wie wird persönliche Zuwendung - sehr notwendig vor, nach und während der Geburt - vergütet? Die Antworten kann sich jeder selbst geben.

Genauso wie ich stundenlang Gespräche mit Schüleren in persönlichen Nöten (oder deren Eltern) geführt habe, um ihnen zu helfen, und es half immer, sich so viel Zeit zu nehmen, genauso wie ich in den Ferien zur Schule gefahren bin, um einen Tag lang die Klasse von oben bis unten zu putzen, weil alles schrecklich dreckig und verstaubt und versabscht war, und genauso wie ich von meinem eigenen Geld Material für Schüleren gekauft habe, das sie hilfreich verwenden konnten, weil kein Budget für so etwas vorhanden war bzw. ihre Eltern entweder nicht gewillt oder nicht in der Lage waren, das selbst zu investieren, genauso wie ich bisweilen ein Kind für eine Klassenfahrt stillschweigend gesponsored habe, weil dieses Kind sonst nicht hätte mitfahren können, die Eltern aber zu stolz waren, als dass sie gesagt hätten, dass es finanziell nicht zu machen wäre (da helfen keine Fördertöpfe, wenn die Menschen das Gefühl haben, sie verlören dann ihre Würde, die verleugnen, dass es daran liegt), genauso also, wie viele Menschen in ihrem Beruf weit über den Lohn hinaus Einsatz zeigen, ohne Vergütung bzw. sogar die Vergütung vermindernd, genauso gibt es eben Menschen, die eine Berufung empfinden, und was die Hebammen anbetrifft, sind das Engel im Kittel! Es ist riskant, wenn eine Gesellschaft diese "Dedication" ausnutzt und diese Menschen nicht mit Achtung und Wertschätzung behandelt. Dann werden sie weniger, die Engel, und frustrierte Menschen sind keine Engel, denen fehlt die innere Kraft dazu.

Der Plan? Der läuft schon. Ich freue mich sehr festzustellen, dass immer mehr Kliniken diese Entwicklung aufnehmen und verfolgen. Da ist in den letzten Jahren sehr viel geschehen, auch und wegen des Einsatzes von Menschen, die auf Missstände öffentlich, in Vereinen, in Verbänden hinweisen und nicht aufhören, darüber zu sprechen und anzuprangern, wo etwas falsch läuft. Es ist noch sehr viel zu tun, und wie bei allen Bewegungen gibt es auch hier Gegenbewegungen, aber da müssen wir eben am Ball bleiben. Verbände wie "Elternprotest", GreenBirth (die wissenschaftliche Beitratsmitglieder auch zu Krankenkassenverbänden, politischen Gremien usw. entsenden), Roses Revolution, ENCA, Hebammenverbände usw.

Und wie immer hilft es natürlich, wenn eine jede und ein jeder an seinem/ihren Platz das ihre/seine tut, um etwas zu verändern. Ansprechen, weiterdiskutieren, auch wenn die Barrieren kommen und Leute nichts davon wissen wollen, sachlich und freundlich bleiben, weil Kampf uns nicht zusammenbringt...

Du hast mit Deiner Beharrlichkeit hier auch gerade dazu beigetragen! :-)

Ein schönes Wochenende Euch allen!

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von ZoeSophia am 15.02.2020, 21:15 Uhr

Ich hab jetzt nicht alle Beiträge gelesen. Ich denke aber, es ist ein bisschen von Allem!!
Bei meiner ersten Geburt fuhr die Hebamme von Hand am Damm und der „Öffnung“ entlang um quasi das Köpfchen rauszupellen.... komisch zu erklären.... es tat höllisch weh, und irgendwie naja.... ABER, ich hab mich extrem gut aufgehoben gefühlt bei der Hebamme, ich hab ihr voll vertraut, für mich war es klar, sie weiss was sie tut, und will mir keine extra Schmerzen bereiten!
Aber da war die blöde junge Narkoseärztin die meine PDA 3 mal verstochen hat und das wirkte dann nicht richtig die fand ich einfach nur scheisse.... da spritzen sie zum Testen ob sie richtig liegt, Adrenalin rein.... tja das gab dann extrem Herzklopfen und Unwohlsein, da sie falsch gestochen hat.... die Narkoseärztin hat sich nichtmal entschuldigt... aber, wieder die tolle Hebamme die mich beruhigt hat...
Bei der zweiten Geburt hatte ich ein Riesen Glück, ich hatte per Zufall diese Hebamme wieder.... und ich hab ihr sogar das Mittagessen verdorben! 11.45 hat sie sich abgemeldet,, sie würde kurz essen holen gehen, für uns ok, es passierte bei mir ja noch nicht viel... kaum war sie zurück, mussten wir sie rufen, presswehen fingen an, 12.17 war Kind da....
aber ich hatte wieder Probleme mit der Schmerzmittel gabe, das zweite mal hatte ich mich für eine PCA Pumpe entschieden, weil ich nicht nochmal das Risiko eingehen wollte. Diese hat der Narkose Oberarzt gelegt, war zwar super, aber ich hab sie nicht vertragen bei schmerzen... Blutdruck sackte runter.... war zwar schlimmes Gefühl, ABER, die tolle Hebamme hat mich beruhigt....

Was ich damit irgendwie sagen will, was auch schon ein par hier schrieben, dieses Gewalt Gefühl ist auch irgendwie subjektiv. Die erste Narkoseärztin hat mich „verletzt“ nicht das körperliche störte mich, sondern ihr Verhalten! Die Hebamme hatte mir zwar auch schmerzen zugefügt, aber ich empfand es nicht als Gewalt! Bei der zweiten Geburt war der Narkose Oberarzt super freundlich, hat sich gekümmert, mir ging’s mit der PCA Pumpe schlechter als ohne, aber ich empfand es nicht als schlimm, weil ich mich „aufgehoben“ gefühlt habe...

Ich denke, ein ganz wichtiger Punkt bei Geburten ist Vertrauen.... fühlt sich Frau nicht sicher, empfindet sie viel mehr Situation als Gewaltvoll (real oder irreal)....

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Re: Gewalt unter der Geburt, Realität oder psyche?

Antwort von Shaddi am 16.02.2020, 9:50 Uhr

Ich glaube auch, dass da sehr viel subjektiv ist. Das macht es so schwer, darauf richtig zu reagieren. Was für den einen Gewalt ist, nimmt der andere vielleicht nicht mal wahr.

Ich hatte eine tolle Geburt mit einer super Hebamme, die sehr gut mit mir umgegangen ist. Zwischen den Wehen hat sie den Damm gedehnt, was zwar unangenehm war, aber ja einen Sinn verfolgte. Hätte ich diesen Sinn nicht gekannt, hätte ich mich vielleicht auch gefragt "was tatscht die Alte mich da an?"
Ein paar Stunden vorher hat mich eine andere Hebamme untersucht und mir ihren Arm da reingerammt, als würde ich Diamanten schmuggeln. Ich würde behaupten, dass ich sehr eindeutige Schmerzäußerungen von mir gegeben habe, aber das hat sie nicht interessiert. Ich würde das schon unter gewalttätiges Verhalten unter der Geburt einordnen.
Die Ärztin, die meine Geburt begleitet hat, hat mir die Hand gegeben und sich vorgestellt. Im nächsten Moment hatte ich ihren Namen auch schon wieder vergessen. Es war aber trotzdem sehr freundlich. Man fühlt sich einfach wahrgenommen.
Dann haben Ärztin und Hebamme kurz ein Wort gewechselt und ich hab's gehört. "Musst nicht schneiden, das reißt eh". Danke. Da hatte ich dann richtig Bock auf die nächste Wehe.
Den Satz hätte man sich verkneifen können, aber im Nachhinein sehe ich das nicht mehr so eng. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass gar nix gerissen ist, aber na ja^^

Gewalt unter der Geburt existiert, auch völlig objektive, die von jedem eindeutig als Gewalt bezeichnet werden würde. Aber wie hoch da die Zahlen sind... Ich will da nichts klein reden, ich kenne nur keine Statistiken, die da eine Aussage drüber erlauben. Die Dokus, die gerade überall aus dem Boden schießen, zeigen ja meistens nur die eine, wirklich schlimme Seite. Wie viele großartig betreute Geburten auf die ganz üblen Fälle kommen, keine Ahnung. Dennoch sollten auch die negativen Erfahrungen gehört werden, damit hier niemand denkt, dass das so schon okay ist, schließlich beschwert sich ja niemand.

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Re: Du verstehst den Unterschied nicht.

Antwort von Elenalau am 18.02.2020, 17:33 Uhr

Na ja, da muss ich dir ein wenig widersprechen: bei meinem zwei ersten Kindern hatte ich Dammriss bzw. Dammschnitt, beide Male wurde ich danach ohne Betäubung genäht, da man ja "da unten" so kurz nach der Geburt sowieso eher unempfindlich ist.
Empfand ich übrigens weder als Gewalt noch als Behandlungsfehler... War ja auch nicht schlimm.
Ich denke tatsächlich, dass viel zu viele Frauen heutzutage nur mit Samtgandschuhen angefasst werden wollen... Aber ist nur meine Meinung. Vielleicht hatte ich einfach nur Glück, mich ausschließlich in gute und wissende behandelnde Hände hinzugeben.
Und die Einstellung spielt schon eine große Rolle. Wenn man das Leben positiv sieht uns sich auf die Geburt freut, dann sind 55 Stunden Wehen wie bei meiner ersten Töchter kein Problem. Genauso wenig wie die Hebamme, die irgendwann Mal mitten in einer Wehe mir vollkommen unvermittelt den Bauch so gedruckt hat, dass ich dachte, mir bleibt der Atem weg. Sie wollte nur das Baby wecken, damit die Geburt voran geht, hat also wissentlich und aus bestem Gewissen gehandelt, und hatte letztendlich Recht. Ich kann mir aber vorstellen, dass eine oder andere Frau dies als "Gewalt" abstempeln würde...

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