VBAC in meinem Fall möglich? - Bitte um Ihre Einschätzung

 Silke Westerhausen Frage an Silke Westerhausen Beleghebamme der Frauenklinik in Herne

Frage: VBAC in meinem Fall möglich? - Bitte um Ihre Einschätzung

Sehr geehrter Herr Dr. Kniesburges, Sehr geehrte Frau Westerhausen, Zu meiner Vorgeschichte: Mein Sohn wurde 2014 bei 41+0 nach Einleitung, Geburtsstillstand und pathologischem CTG per sekundärer Sectio geboren. Die Einleitung mit Gel schlug zunächst gut an, jedoch öffnete sich der Muttermund nie, blieb maximal fingerdurchlässig trotz regelrechtem Wehensturm. Abends wurde mir eine PDA gelegt und kurz darauf fielen die Herztöne meines Sohnes ab. Nach über 12 Stunden wurde schließlich der Kaiserschnitt gemacht. Das Kind war sehr groß mit 55 cm, 4300 g und 36,5 KU und gottseidank hat er alles gut überstanden. Bisher konnte mir niemand genau sagen, was die Ursache für diesen Kaiserschnitt war. Man vermutet wohl ein Schädel-Becken-Mißverhältnis, nachgemessen wurde jedoch nie und auch im Geburts- bzw. OP-Bericht findet sich keine eindeutige Aussage zur Ursache. Nun bin ich zum zweiten Mal schwanger in der 37. Woche und befand mich bis vor kurzem auf dem besten Wege zu einer sehr erwünschten VBAC. Diesmal wurde das Kind immer auf „nur“ durchschnittliche Größe geschätzt und die gesamte Schwangerschaft verlief bisher völlig problem- und komplikationslos. Nun hat das Baby aber auf den letzten Metern offenbar noch einen enormen Wachstumsschub hingelegt. V.a. die Kopfgröße hat einen großen Sprung gemacht und wird auf die 97. Perzentile bzw. entsprechend der 40. SSW geschätzt. Jetzt ist von einem geplanten Kaiserschnitt vor EGT die Rede und dass ich eine VBAC erst gar nicht zu versuchen brauche, weil ja schon erwiesen sei, dass so ein großer Kopf nicht durch mein Becken passe. Ich habe das Gefühl, dass mir hier nicht viel Verhandlungsspielraum zugestanden wird und ich maximal den Termin um einige Tage verzögern kann – außer ich wechsle jetzt noch den Arzt und die Klinik... ob das aber so kurz vor EGT überhaupt noch möglich bzw. sinnvoll ist, weiß ich nicht. Dazu kommt ein GBMH von immer noch über 5 cm und dass der Kopf noch nicht im Becken eingestellt sei. Nun meine Fragen: 1) Das Kopf-Becken-Mißverhältnis wird nur vermutet. Was könnte es noch für Gründe gehabt haben, dass mein Sohn nicht heraus konnte? 2) Mehr als der schlussendliche Geburtsmodus belastet mich die Tatsache, dass ich nie einen natürlichen Geburtsbeginn hatte. Nun sieht es mit meinem unreifen Muttermund-Befund ja wieder danach aus, dass es in nächster Zeit wohl nicht zu einem Geburtsbeginn kommt. Ist mit einem so unreifen Befund überhaupt die Chance gegeben, dass es vor EGT (und damit vor einem wohl unausweichlichen Termin-KS) von alleine losgeht? Oder soll ich mich auf eine Re-Sectio einstellen? 3) Woran kann es liegen, dass es nicht „von alleine“ losgeht? Liegt es an meinem Körper, an den Hormonen, am Kind...? Entgegen alle Rationalität kann ich mich nicht von einem Gefühl des Scheiterns befreien: Dass ich es einfach nicht schaffe, meine Kinder auch auf die Welt zu bringen. Danke, dass ich Ihnen hier meine Fragen stellen darf und bitte entschuldigen Sie die langen Ausführungen!

von kiki_robo am 15.11.2018, 13:36



Antwort auf: VBAC in meinem Fall möglich? - Bitte um Ihre Einschätzung

Hallo, Zunächst einmal können Sie ganz in Ruhe abwarten - Ihr Kind hat noch fast 5 Wochen Zeit um auf die Welt kommen zu wollen... Zu Ihren Fragen: 1. Wahrscheinlich ist von einem relativen Missverhältnis zwischen mütterlichem Becken und dem Kindsgewicht auszugehen - das muss natürlich in Relation zu Ihrer Statur gesehen werden. Es kann auch sein,dass eine Einstellungsanomalie des kindlichen Köpfchens vorlag;es kann auch sein,dass durch einen möglichen Wehensturm das Kind keine Möglichkeit hatte sich richtig einzustellen.. 2. Sie haben keinen "unreifen MM-Befund" ,sondern einen ganz normalen vaginalen Befund für Ihre SSW.Es kann doch abgewertet werden,warum soll ein KS vor dem ET stattfinden und warum primär,wenn Sie eine Spontangeburt wünschen? in so einem Fall kann durchaus auf natürliche Wehen gewartet werden,stellen sich diese nicht ein,kann eingeleitet werden,geht es nicht voran kann zu guter Letzt ein KS gemacht werden... 3. Eine Sache des" scheiterns" ist dies nicht,vielleicht braucht Ihr Kind einfach mehr Zeit im Bauch und war möglicherweise in der 41+0SSW gar nicht "reif" für das Leben. wenn Sie eine Spontangeburt anstreben sollte man möglichst nicht invasiv in den natürlichen Geburtsvorgang eingreifen - kommt es zum verzögerten Verlauf kann großzügig ein KS gemacht werden,falls wieder mit einem schweren Kind zu rechnen ist. herzliche Grüße Silke Westerhausen

von Silke Westerhausen am 15.11.2018



Antwort auf: VBAC in meinem Fall möglich? - Bitte um Ihre Einschätzung

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort! Das hilft mir doch sehr weiter und gibt mir einige Argumente in die Hand, um meine Position zu vertreten. Danke!

von kiki_robo am 15.11.2018, 22:52



Antwort auf: VBAC in meinem Fall möglich? - Bitte um Ihre Einschätzung

Hallo kiki, meine erste Geburt verlief ähnlich. Einleitung bei 41+1, Wehensturm allerdings hat der auch was bewirkt, 14 Stunden Wehen, Herztonabfall, schlechte PH-Werte und schließlich sekundärer Sectio. Die Maße meines Sohnes waren normal, trotzdem wurde ein Missverhältnis vernutet aufgrund eines schiefen Beckens oder so. Jedenfalls habe ich zwei Jahre später spontan entbunden und eine schöne Geburt erlebt, frei von Schmerzmitteln und Interventionen. Ich kann dich voll unterstützen es zu probieren Alles Gute weiterhin.

von marie90 am 23.11.2018, 21:21