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Zwischen Schuldgefühlen und Ungeduld

Thema: Zwischen Schuldgefühlen und Ungeduld

Hallo ihr da draußen, Meine kleine Maus kann am Montag vor 3 Wochen in 34+3 zur Welt. Seitdem liegt sie auf der Neo. Glucose-Infusion, Brutkasten und Gelbsucht hat sie schon in der ersten Woche hinter sich gelassen aber das mit dem Essen will nicht so recht, darum hat sie nach wie vor eine Sonde. Ich sag es wie es ist, seit 3 Wochen bin ich bei ihr im Krankenhaus und wünsche mir jeden Abend, dass ihr doch Morgen bitte dieser berühmte Knopf aufgeht und es endlich richtig funktioniert mit dem Trinken. Ich wollte wirklich stillen aber jetzt ist mir das auch schon egal, Hauptsache sie schafft es endlich alleine und wir können sie mit heim nehmen. Ich bewundere alle Eltern, die ein noch früheres Baby haben aber ich kann nicht mehr, jetzt schon nicht nach nur 3 Wochen. Wie habt ihr das überlebt? Ich habe furchtbar Heimweh, will aber nicht weg von ihr und ich Frage mich ständig was ich falsch gemacht habe. Warum ist mir die Fruchtblase einfach geplatzt und hätte ich was dran ändern können wenn ich bei den Senkwehen zum Arzt gegangen wäre. Ich hab geglaubt das gehört so. Es tut mir leid, dass ich so jammere, ich versuche mir ständig vor Augen zu halten wie viel Glück wir hatten, sie ist gesund und brauch nur Zeit aber es ist so schwer. Wie habt ihr das geschafft? LG

von Karo91 am 26.02.2019, 21:30



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Bei allen meinen 3 Frühchen hat es erst geklappt, als die Sonde raus war und der Druck alle 4 Std xx ml trinken zu müssen, raus war. Ich habe dort entschieden, Sonde raus und nach Bedarf stillen/flasche. Fand man nie lustig, aber da ich mich selber um alle Mahlzeiten gekümmert habe, war es ok. Unsere große bekamen wir mit Sonde nach Hause. Das war das erste, was weg war. Ohne Druck haben alle 3 getrunken und zugenommen. Und wenn es doch nicht klappt nach ein paar Tagen, eine Sonde ist schnell wieder gelegt. Herzlichen Glückwunsch zum Baby.

von Bliblablub am 27.02.2019, 10:15



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Ich kann für meinen Kleinen (geboren bei 33+5) bestätigen, was Bliblablub schreibt. Er war nach der Geburt letztlich drei Wochen und sechs Tage im Krankenhaus, und zwar während der letzten beiden Wochen nur noch wegen seiner (vermeintlichen) Trinkschwäche. Er kam mit dem strikten Vier-Stunden-Rhythmus und der vorgegebenen Trinkmenge einfach nicht klar. Als er dann drei Wochen alt war, erklärte das Stationspersonal, man wolle ihn nun versuchsweise selbst bestimmen lassen, wann und wie viel er trinkt. Und siehe da, ab dem Zeitpunkt klappte es wunderbar mit dem Trinken, die Sonde konnte nach zwei Tagen entfernt werden, weil sie nicht hat mehr gebraucht wurde, und er durfte ENDLICH nachhause. Im Nachhinein betrachtet habe ich mich geärgert, dass ich mich nicht früher darum bemüht hatte, dass seine Nahrungsversorgung geändert würde, aber ich wusste es halt nicht besser. Sprich vielleicht mal mit dem Pflegepersonal und den Ärzten, ob man bei Deiner Kleinen nicht auch eine "flexible Fütterung" ausprobieren kann. Uns gegenüber wurde so getan, als sei es etwas Besonderes, von dem starren Rhythmus abzuweichen, aber das stimmt gar nicht, wie ich erst hinterher erfahren/verstanden habe.

von Mörchen17 am 27.02.2019, 21:13



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Hi, erstmal herzlichen Glückwunsch zur Tochter. Und dann, geh eine Nacht heim, entspann Dich und dann schau, dass Du ne Stillberaterin bei bekommst, die Dir helfen kann, die Kleine von der Sonde zu bekommen. Bei meinem Sohn hat der Habermann-Sauger geholfen. Bei meinen Töchtern hat das Ad-Lip geholfen, sprich, wenn sie trinken wollen, dürfen sie trinken und nicht, wenn sie müssen. Die Schuldgefühle sind normal, aber nicht sinnvoll. Such Dir jemanden, mit dem Du darüber reden kannst. Vielleicht gibt es auf der Neo eine psychologische Beratung. Alles Gute.

von ayla.auel am 27.02.2019, 11:02



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Mein Sohn hat das Trinken auch erst daheim in Ruhe gelernt. Je mehr Druck ist, desto schlechter geht es. Wir sind mit Magensonde heimgegangen, weil schon alles funktioniert hat, nur das Trinken nicht. Wir waren allerdings aber auch schon 16 Wochen auf der Neo, als wir heimgehen durften. Zuhause haben wir die Sonde dann nicht mehr lange gebraucht. Auf einmal hat es funktioniert und er hat getrunken, zwar immer noch langsam, aber es hat geklappt. Versuch irgendwo Kraft zu tanken! Es ist eine wahnsinnig schwere Zeit, wenn man immer hin und her eilt, und es ist wahnsinnig schwer das Baby dort zu lassen. Aber sie sind gut betreut auf der Neo und wenn du mal Kraft tanken musst, dann tu das. Du tust deinem Baby auch nichts Gutes, wenn du völlig abgekämpft und fertig bist. Und ich weiß, es ist wahnsinnig schwer Geduld zu haben. Frühchen müssen noch so viel aufholen und bei vielen dauert alles länger, aber irgendwann funktioniert es. Auch deine Tochter wird trinken lernen. Und das mit den Angaben wie viel sie essen müssen... da wird man schon verrückt gemacht. Ich musste anfangs auch genau Protokoll führen, wann er wie viel getrunken hat und musste auf eine Gesamt-Tagesmenge kommen. Wenn er die nicht geschafft hat, musste ich nachsondieren. Es wurde voll Stress gemacht, dass er ja genug zunehmen muss, weil wir sonst wieder stationär aufgenommen werden müssten. Wir haben diese Tages-Soll-Menge dann zum Glück relativ schnell erreicht und er hat auch ausreichend zugenommen. Und jetzt, bereits seit mehreren Wochen, schreib ich gar nichts mehr auf. Ich mach mich nicht mehr verrückt. Er isst, was er isst und fertig. Er nimmt schön zu, für ein Frühchen wirklich toll und das reicht. Aber am Anfang ist das natürlich schwer. Da ist man in dieser Spirale drinnen. Schuldgefühle brauchst du jedoch keine haben. Du kannst wirklich nichts dafür, dass das passiert ist. Egal was du gemacht hättest, es hätte nichts geändert. Ich hatte bereits in der 20.SSW bei einem meiner Zwillinge einen vorzeitigen Blasensprung. Anfangs dachten alle, ich verliere die Babys und komme nicht mehr weiter. Da ich aber keine Infektion hatte und keine Wehen bekam, haben wir versucht die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Ich kam dann noch 6 Wochen weiter, dann jedoch bekam ich die gefürchtete Infektion. Die Babys mussten bei 25+2 geholt werden. Beide haben um ihr Leben gekämpft, mein erster Zwilling hat den Kampf nach 6 Wochen aber leider verloren. Mein zweiter Zwilling hat tapfer weitergekämpft. Wir haben noch wahnsinnig viele Tiefen gehabt, aber er hat nie aufgegeben und nach 16 Wochen kam er nach Hause. Er ist jetzt 7 Monate alt, korrigiert 4 Monate und entwickelt sich wirklich toll. Das hätte ich mir nie zu träumen gewagt. Er ist ein Sonnenschein und ich bin unglaublich dankbar, dass er es geschafft hat. Wir Mamas haben alles in unserer Kraft Mögliche für die Babys getan. Wir können leider nichts dafür, dass solche Dinge passieren. Auch ich habe gehadert, aber ich habe mir immer wieder gesagt, dass ich alles getan habe, um die Babys so lange wie möglich im Bauch zu behalten. Leider ging es bei mir nicht mehr so weit, aber es hat gereicht, dass zumindest Tim leben kann. Hätte ich diese 6 Wochen nicht mehr weitergeschafft und aufgegeben, wäre auch er gestorben und so haben die beiden wenigstens eine Chance aufs Leben bekommen. Du tust alles für dein Baby, du bist da für deine Tochter und sie spürt deine Liebe. Es ist leider nicht der Start, den man sich für seine Kinder wünscht, aber leider kann man das nicht beeinflussen. Deshalb versuche dir das immer zu sagen, dass du nichts dafür kannst und versuche Kraftquellen zu finden. Ich weiß, wie anstrengend es ist. Ich bin 16 Wochen zwischen Neo und zu Hause hin- und hergependelt. Ich habe auch noch einen 5-jährigen Sohn, den diese Krankenhauszeit, dass ich so lange nicht da war und dass einer seiner Brüder gestorben ist, auch sehr mitgenommen hat. Man funktioniert in dieser Zeit einfach nur. Aber irgendwann ist die schlimmste Zeit vorbei und man darf zu Hause ankommen. Irgendwann kann man aufatmen. Bei dir wird es ganz bestimmt auch nicht mehr lange dauern. Halte dir das immer vor Augen. Irgendwann kommt der Tag, an dem du deine Tochter mit heim nehmen darfst und dann wird bestimmt etwas Ruhe einkehren. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute und viel Kraft und Geduld! Falls du jemanden zum Reden brauchst, frag nach, ob es auf der Neo jemanden gibt oder wende dich an eine Stillberatung. Vielleicht klappt es dann ja doch mit dem Stillen auch noch. Ich wünsche dir alles, alles Liebe und Gute! Dani

von sunnydani am 27.02.2019, 20:13



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Hallo, es ist so schwer, sich gegen Klinikpersonal zu behaupten, aber auch ich schließe mich den Vorschreibern an. Mein Sohn kam bei 34+0 zur Welt und das größte Problem war die Trinkschwäche. Ich wollte ihn gerne stillen, hatte sehr viel Milch, aber es hieß, dafür sei er nicht kräftig genug. Dann kam der Tag nach zwei Wochen als er sich die Sonde selbst gezogen hat, aus Versehen. Der nächste Arzt empfahl, es ohne zu versuchen und eine Schwester beschloss, ich solle es mit Stillen probieren. Wir durften dann heim, weil die Ärztin der Auffassung war, wir hätten die Trinkschwäche im Griff, mit regelmäßig füttern und zur Not die passende Menge in seinen Mund spritzen mit Flasche, geschluckt hat er... Zuhause sagte meine Hebamme sei alles Quatsch, ich solle ihn nach Bedarf stillen, wenn er sich meldet und siehe da, genau das tat er, trank sich satt und nahm zu. So winzig und schwach sind die bei 34+ nicht mehr, Du brauchst nur Unterstützung die das mit Dir versucht! Der Druck muss raus, Du brauchst jemanden, der Dich und die Kleine mit Vertrauen in Euch unterstützt, dann klappt das! Alles Gute!!!

von Charly0815 am 28.02.2019, 18:26



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Ich kann mich den anderen nur anschließen. Meine Jungs kamen 4 Wochen zu früh auf die Welt ( habe einleiten lassen wegen starken schmerzen- ich denke aber es wäre eh losgegangen). Eigentlich waren sie kerngesund, aber auch hier das Problem mit der "Trinkschwäche". Hätten die Ärzte nicht endlich nach 3 Wochen erlaubt, dass die Jungs selber bestimmen dürfen wann sie hunger haben wären wir glaube ich jetzt noch im Krankenhaus. ( SInd jetzt 8 Monate!) Ich ärgere mich immernoch, dass ich das nicht selber eher entschieden habe. Ich würde dir auch raten vielleicht eine Nacht zu hause zu verbringen wenn das möglich ist, aber versuch trotzdem die Zeit auch zu genießen und mach viele Fotos und Videos- man vergisst so schnell! Alles Gute und fühl dich gedrückt!

von Maria2684 am 28.02.2019, 19:59



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Hallo Meine Maus ist kein Frühchen,kam aber mit nur 2345g und 44 cm und hat auf unter 1900g abgenommen. Im Krankenhaus wollten sie auch dass sie die Menge jeden Tag steigert,da hat das schon mit den vier Stunden Abständen und der Menge nicht hingehauen,sie wurde mit 2000g entlassen,sie ist in der gesamten Flaschenzeit nicht über 120 ml hinausgekommen (der Sohn meiner Freundin kam mit 330ml Flaschen nicht aus),sie hat getrunken wann sie mochte und auch soviel sie eben wollte-kannst hat lange unter allen Perzentilen gelegen,jetzt mit bald drei hat sie alles aufgeholt. Ich kann Dich übrigens sehr gut verstehen,meine lag 7 Tage unter der Fototherapie und dann noch zu Kontrolle,ich bin in den 10 Tagen schon echt Krankenhausmüde gewesen.

Mitglied inaktiv - 01.03.2019, 07:49



Antwort auf Beitrag von Karo91

Guten Abend Karo, Bitte lass deine Schuldgefühle sein den die Babys kommen wann sie möchten . Meine kleine kam bei 33+3 sie hatte 25 stunden noch bissel hilfe mit der Beatmung bekommen und sie hatte glucose bekommen . Ernährt wurde sie am anfang auch über sonde aber die schwestern und ich haben dann mit flasche angefangen. Leider hatte ich am anfang keine milch die kam erst am 6 tag nach dem kaiserschnitt , da wurde sie auch für 10 minuten mal angelegt . Meine motte lag 4 wochen auf der Neo , und ich habe mich 1 Tag nach dem Kaiserschnitt auf eigene gefahr entlassen bin allerdings jeden Tag ins Krankenhaus zur kleinen gefahren . Wir standen schließlich mitten im Umzug . Ja es war ziemlich schwer sie allein zurück zu lassen und mich haben alle verurteilt , ich habe mir auch mega schuldgefühle zugesprochen . Aber ich habe mich mit abfinden müssen das andere mich für eine rabenmutter halten das ich ja nicht da bleibe. Aber ehrlich du weißt was am besten dir und deiner kleinen tut . Und wenn du mal einfach eine nacht zuhause brauchst um kraft zu tanken und damit du mal runter kommen kannst dann ist es so . Die kleinen sind auf der neo gut aufgehoben.

von KKBibi am 04.03.2019, 21:21



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Hallo Karo, Mein Sohn ist SSW 26+2 geboren, mittlerweile fast 2 Jahre alt und hat alles aufgeholt. Die Zeit in Krankenhaus ist für ihn sehr gut gelaufen, keine Komplikationen. Allerdings die letzten 4 Wochen waren wir wegen Trinkschwäche im Krankenhaus. Ich bin jetzt noch sehr erleichtert die posts der anderen Mütter hier zu lesen - auch mein Sohn ist mit dem alle 4 Stunden, 80 ml trinken nicht klar gekommen. Er war das einzige Kind auf der Station, bei dem das so war ... Er hat sie sich fast stündlich die Sonde herausgerissen und das setzten dürfte sehr schmerzhaft sein. Irgendwann habe ich darauf bestanden, dass er keine Sonde mehr bekommt. Ich konnte das nicht mehr mit ansehen ... irgendwann haben wir dann auch auf trinken nach Bedürfnis umstellen dürfen und es mit Hilfe einer netten Schwester, die uns sehr geholfen hat die signale unseres kindes gut zu deuten, geschafft innerhalb von 24 Stunden die geforderte menge milch zu trinken. Somit durften wir heim. Mein Groll gegen dieses Kimder und Eltern misachtende Pflegesystem war so groß ... zu hause hat sich innerhalb von 3 Tagen alles normalisiert, ich habe dann auch nicht mehr Buch geführt über trinkmengen oder Kontrollwiegungen nach dem Stillen gemacht - ich konnte nicht mehr, in mir hat sich alles gesträubt. Ich wünsch dir und deinem Kind alles Gute! Liebe Grüße Spinnenfaden

von Spinnenfaden am 08.03.2019, 15:50



Antwort auf Beitrag von Karo91

Danke für eure Antworten, sie haben mir sehr geholfen und Mut gemacht! Am Freitag wurden wir dann entlassen, nach knapp 5 Wochen. Das mit dem Trinken ist auf einmal gegangen, von jetzt auf gleich. Vollkommen unerwartet, zuvor haben sie ihr extra noch eine neue Sonde gesetzt weil sie die andere raus gerissen ist. Auch damit, dass es daheim besser geht hattet ihr vollkommen recht. Im Krankenhaus war es trotzdem noch ein ziemlicher Kampf. Wir hatten sogar Logopäden und Physiotherapeuten zur Unterstützung. Daheim muss ich sie nicht zu jedem Schluck motivieren. Danke nochmal und alles Liebe Karo und ihr Mäuselein

von Karo91 am 10.03.2019, 19:36