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Kennt ihr das auch?

Thema: Kennt ihr das auch?

In den letzten Wochen hab ich so oft das Gefühl, das mir einfach etwas fehlt. Also schon klar, Nico fehlt, aber das meine ich nicht, es ist noch etwas anderes. Irgendwie so die letzten Wochen der Schwangerschaft, dass meine Babys länger in meinem Bauch sein sollten, dass ich sie mehr gespürt hätte und dass ich sie gleich nach der Geburt bei mir haben hätte dürfen. Ich weiß nicht, warum gerade jetzt. Es ist knapp 15 Monate her. Aber irgendwie... ich kann es so schwer beschreiben. Kennt dieses Gefühl jemand von euch auch? Und ist das einfach dann wieder weggegangen oder besser geworden? Ich weiß, ich habe alles, was mir möglich war, gemacht und ich kann nichts dafür. Aber irgendwie fühle ich mich um meine Schwangerschaft betrogen und ich hätte meine Babys so gerne beschützt und ihnen all das abgenommen. Und ich habe mir so gewünscht, dass ich zum Abschluss eine schöne Schwangerschaft und eine schöne Geburt haben darf. Ich habe mich so darauf gefreut, dass wir dann drei Kinder hier bei uns haben, weil ich eigentlich immer drei wollte, mein Mann aber nur zwei, und dann hat uns das Schicksal die Entscheidung abgenommen und es wurden auf einen Schlag zwei. Ich war so positiv eingestellt, so ruhig und deshalb verstehe ich nicht, warum das passieren musste. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass Tim da ist und dass er sich, für seine Prognosen, so gut entwickelt. Aber es fühlt sich so schlimm für mich an, dass ich so viele Monate verloren habe, dass wir so einen schlimmen Start mit so vielen Sorgen hatten. Monatelang waren da nur Sorgen, Ängste, Hoffnung und dann doch Enttäuschung und Traurigkeit. Und irgendwie jetzt, wo sich wirklich alles eingependelt hat und es Tim so gut geht und er immer größer wird, spüre ich immer mehr dieses Gefühl und die Traurigkeit darüber, dass ich meine Babys so früh bekommen musste und dass ich Nico nie richtig kennenlernen durfte. Es ist jetzt nicht so, dass es mir total schlecht geht. Ich kann mich freuen über alles, über die Zeit mit meinen Kindern, meiner Familie und was ich alles mit ihnen erlebe und die meiste Zeit geht es mir auch gut, aber zwischendurch, wenn es mal ruhiger ist und die Kinder schlafen, dann kommt alles wieder hoch. Im Moment wehrt sich Tim auch so gegen das Schlafen. Seit ungefähr ein bis zwei Wochen brüllt er wirklich bei jedem Schlafengehen, egal ob tagsüber oder am Abend. Ich mache alles gleich, wie immer und ich bin auch immer bei ihm. Ich lasse ihn nicht alleine, aber egal was ich mache, er lässt sich nicht beruhigen. Ich bleibe dann immer ruhig und wiege ihn in meinem Arm, singe ihm was vor, rede beruhigend auf ihn ein. Aber er steigert sich so in eine Hysterie und brüllt und brüllt und brüllt. Und ich weiß nicht, wieso. Er hat gerade einen Schnupfen und bekommt Zähne, aber ich habe ihm auch schon Fieberzäpfchen und Nasentropfen gegeben, damit er keine Schmerzen hat und ich habe einfach das Gefühl, dass er nicht schlafen mag, obwohl er so müde ist. Und dann frag ich mich, ob er vielleicht auch einfach alles rausschreien muss, was ihm passiert ist, ob das in seinem Unterbewusstsein so tief drinnen steckt und er deshalb schreit. Aber warum erst jetzt und nicht schon früher? Er hatte so Phasen als kleines Baby zwar auch, aber nur kurz und nicht so intensiv. Ich versuche dann einfach ruhig zu bleiben, aber er wehrt sich auch so gegen mich. Er drückt sich von mir weg und will sich nicht ankuscheln. Wenn ich ihn aber weglege, hab ich das Gefühl, er will doch wieder zu mir. Er liegt ohnehin schon in meinem Bett, weil er nachts auch so unruhig und schlecht schläft, aber er schreit auch, wenn ich mich einfach nur neben ihn lege und meine Hand auf ihn halte. Ach, ich weiß nicht, ob ihr das überhaupt verstehen könnt. Aber diese Kämpfe vor dem Schlafengehen machen mich zurzeit echt fertig. Weil er mir so unendlich leid tut und ich ihm aber scheinbar nicht helfen kann. Sonst ist er wie immer, er lacht viel, er spielt ganz normal, er will schon sehr viel getragen werden und sucht auch immer nach meiner Nähe, weint mir nach, wenn ich weggehe und fremdelt gerade. Aber das war jetzt alles schon länger so und ich habe ihn ja auch praktisch die ganze Zeit in meinem Arm oder auf meinem Schoß oder er sitzt neben mir am Boden und spielt und ich habe auch nicht das Gefühl, dass er irgendwie jetzt was hat. Es kommt mir wirklich so vor, als ob er einfach nicht schlafen will, obwohl er müde ist. Er schläft eh relativ wenig und ist dann oft nicht ausgeschlafen und grantig. Haben eure Frühchen das auch gemacht? Und ist das einfach eine Phase, die irgendwann wieder aufhört? Gestern Abend habe ich mich echt bemüht, dass ich nicht auch weinen musste. Denn er hat eine Stunde lang nur gebrüllt, obwohl ich bei ihm war, er wollte keine Flasche nehmen, er wollte nicht aufbleiben, er wollte nicht schlafen, er wollte nicht bei mir sein und es doch irgendwie. Ich hab ihn die ganze Stunde lang gehalten und gesungen, ihm gut zugeredet, ihm Küsschen gegeben. Danach ist er völlig erschöpft in meinem Arm eingeschlafen und ich hab ihn noch ganz lange gewiegt, bevor ich ihn ins Bett gelegt habe. Aber danach war ich wie gerädert. Es hat mir so unglaublich viel Energie gekostet und ich hab mich dauernd gefragt, ob er das macht, weil ihm die Zeit in meinem Bauch auch fehlt. Tut mir leid, dass ich wieder so einen Roman geschrieben habe, aber ich glaube, dass ihr hier, das noch am ehesten nachvollziehen könnt... Ich wünsche euch einen schönen Tag!

von sunnydani am 07.10.2019, 09:31



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Liebe Dani, ich lese im Forum schon sehr lange mit, hab mich aber erst vor Kurzem angemeldet. Eure Geschichte habe ich natürlich auch verfolgt, mit dir mitgelitten, gehofft und auch geweint. Ich glaube, dass das ganz normal ist. Ihr Frühchenmamas macht so unglaublich viele Emotionen und Situationen durch, dass euch in den ersten Monaten nichts anderes übrig bleibt, als zu funktionieren. Jetzt hat sich euer Alltag eingespielt und man hat Momente, in denen diese ganze erlebten Dinge endlich hochkommen und raus wollen. Du hast ja nicht "nur" diese kräftezehrende Frühchenzeit im Krankenhaus erlebt, sondern auch den Tod von Nico. Du hast das so unglaublich gut gemeistert und alles zusammengehalten. Ich würde mir überlegen, ob ich mir professionelle Hilfe suchen möchte. Für wen, wenn nicht für dich, ist solche Hilfe da. Ich bewundere dich auf jeden Fall sehr, wie du durch diese Sache gegangen bist und ich finde, du hast jede Hilfe verdient. Grüße, Sausia

von Sausia am 07.10.2019, 13:40



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Hallo sunnydani, was das Einschlafverhalten Deines kleinen Tim anbetrifft - bei meinem jüngsten Bruder war das um seinen ersten Geburtstag herum auch so, er ist kein Frühchen gewesen (meine Mutter musste allerdings vor seiner Geburt auch mehrere Wochen im Krankenhaus liegen, wegen vorzeitiger Wehen) und ist nun ein völlig "normaler" junger Mann Mitte zwanzig. Und ansonsten - mein Kleiner kam "nur" sechs Wochen zu früh, aber Deine Gefühlswelt kann ich schon nachvollziehen, zumal ich zwei Jahre vor seiner Geburt eine späte Fehlgeburt hatte und nicht verstehen kann, warum meine Kinder nicht einfach bis "zum Schluss" bei mir im Bauch bleiben durften und dann ganz regulär zur Welt kommen konnten. Kürzlich habe ich eine hochschwangere Bekannte (38. Woche, drittes Kind) getroffen, die meinte, sie sei ja gerade im Endspurt, da habe ich bei mir auch gedacht, so weit wie sie hätte ich es auch gern wenigstens einmal geschafft. Naja, Du hast aber schon nochmal ein ganz anderes Päckchen zu tragen und ich denke mal, dass Du gerade jetzt so empfindest, hat wahrscheinlich viel damit zu tun, dass Du während des ersten Lebensjahres Deines Jüngsten einfach "funktionieren" musstest und nun so einiges an die Oberfläche drängt, was bislang wenig Raum hatte. Meine Vorschreiberin hat völlig Recht, würde ich sagen - wenn Du nicht schon in psychotherapeutischer Behandlung bist, solltest Du Dir professionelle Hilfe suchen, um den ganzen Ballast loszuwerden oder wenigstens zu verringern. Alles Gute!

von Mörchen17 am 07.10.2019, 19:07



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Danke für eure lieben Worte! Therapie habe ich bislang keine gemacht. Ich habe nur in der Zeit, in der Tim noch stationär auf der Neo war, ein paar Mal mit den Psychologinnen dort geredet. Aber irgendwie hat mir das nicht wirklich viel geholfen. Nachdem wir ja sehr offen mit allem umgehen und ich auch gut mit meinem Mann reden kann, denke ich, dass ich es so schaffen werde. Zum Glück überwiegen ja die guten Tage und ich hoffe, das bleibt so. An manchen Tagen hab ich eben solche Tiefpunkte, aber meistens geht es dann wieder. Ich hoffe halt, dass das auch zukünftig so ist und nicht schlimmer wird. Aber falls ich merke, dass es Überhand nimmt und ich mich schlechter fühle, werde ich es zumindest im Hinterkopf behalten. Die letzten beiden Abende hat das Schlafengehen wieder geklappt. Mir ist echt ein Stein vom Herzen gefallen. Er ist wieder normal, ohne Gebrüll, so wie halt davor, schlafen gegangen. Ich habe gesehen, dass nun alle vier Schneidezähne oben ziemlich gleichzeitig durchgebrochen sind. Vielleicht war auch das schuld, dass er so unruhig war. Ich hoffe, dass es an den Zähnen gelegen hat und dass es jetzt wieder so bleibt, dass er ohne Geschrei schlafen geht. Alles Liebe! Dani

von sunnydani am 08.10.2019, 20:32



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Ich hab deine schwere Zeit auch verfolgt und verstehe dich ein wenig. Ich verstehe auch, dass Psychotherapeutische Hilfe vielleicht auch nicht unbedingt das Richtige ist oder gar nötig, da es manchmal schwerer ist und mehr Kraft kostet das ganze mit jemanden wieder aufzuarbeiten. Lasse deine Gefühle zu wann immer sie kommen. Es ist toll, wenn du mit deinem Mann darüber sprechen kannst und Verständnis zeigt. Ich bin mit meinem 5. Kind schwanger und wir waren ja früher zusammen im Bus und meine kleine wird nächste Woche ein Jahr alt. Sie ist von Anfang an nicht immer so pflegeleicht, das heißt sie weint immer wieder mal und ist schnell mal müde und dann wirklich sehr quengelig. Vor kurzem ist sie nachts auch aufgewacht und hat nur gebrüllt. Normal möchte sie nachts nur was trinken und schläft wieder. Aber da hat sie mich gebraucht und dann aber sich zornig von mir weggedrückt. Sie hat eine halbe Stunde gebraucht bis sie sich beruhigt hat und hat immer - wie nennt man das? - noch geschluchzt. Keine Ahnung was los war. Frühchen sind da noch sensibler, aber ich finde dein Kind entwickelt sich doch ganz prächtig was du so berichtest. Und mach dir nicht so viele Gedanken, das eine Kind kann dies zuerst und das andere jenes. Meine lernt jetzt laufen aber sagt dafür fast nix und isst schlecht. Ich finde aus deinen Kommentaren kann man entnehmen, dass du eine ganz tolle Mami bist!

von Kathy75 am 12.10.2019, 06:16



Antwort auf Beitrag von Kathy75

Danke für deine lieben Worte! Ja, ich kann mich noch erinnern, dass wir im selben Bus waren. Ich wünsche dir alles Gute für deine Familie und eine schöne Schwangerschaft mit deinem 5. Kind! Alles Liebe, Dani

von sunnydani am 19.10.2019, 09:44



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Liebe Danni, erst mal mein Beileid das ist das schlimmste was einer Mutti passieren kann . Ich kann dich total verstehen ich hab auch irgendwie immer das Gefühl das was fehlt. Ich habe Zwillinge sie sind am 19.02 zur welt gekommen mit keiserschnitt meine ganze Schwangerschaft war eine einzige Katastrophe ständig blutung ab denn 5 Monat konnte ich nichts mehr machen nicht lange sitzen nur zum Essen und dann direkt wieder liegen bin Mitte Januar bin ich ins kh gekommen mit wehen und gebärmutterhals verkürzung nach und nach kam immer mehr dazu leberwerte schlecht entzündungs Werte schlecht eiweiß im urin und zu guter letzt blasensprung hab es dann bis zum 19.02 noch durchgehalten. Durfte nur liegen nicht auf Toilette nichts. Julia hat Schwierigkeiten mit der lunge gehabt beide haben sehr lange cpap tragen müssen ständig diese dollen Abfälle waren so schlimm Luca hatte am 6 lebenstag eine Infektion bekommen wo die Sättigung auf 2 war er musste künstlich beatmet werden und es sah nicht gut aus wo er sich dann erholt hat kamen noch 2 Darm op dazu ständig diese Angst haben zu müssen jeden Tag ist einfach schrecklich. Insgesamt waren wir 4 Monate im kh und ich fand es so schrecklich das man sie nicht nehmen konnte wie man wollte es wurde ja alles abgenommen man hat sie über Nacht nie gehabt und da hab ich irgendwie immer so das Gefühl so viel verpasst zu haben. Sie sind jetzt fast 8 Monate und es läuft grade gut und trotdem holt mich alles wieder ein. Ich bewundere dich so sehr wie du das alles so gemeistert hast es muss so schlimm gewesen sein. Wenn du Lust hast dich auszutauschen bin ich gerne da. Ich hoffe es wird besser mit dem schlafen. Fühl dich gedrückt

von Lena19.02.2019 am 18.10.2019, 18:37



Antwort auf Beitrag von Lena19.02.2019

Oje, da habt ihr ja auch einiges mitgemacht... Ja, sie sind so arm die kleinen Mäuse. Tim hatte auch drei OPs und musste am Anfang bzw. nach den OPs auch künstlich beatmet werden. Sein Zustand war auch sehr lange kritisch, aber zum Glück hat er sich durchgekämpft und es geschafft. Wir waren auch insgesamt 16 Wochen auf der Neo. In welcher Woche sind deine beiden denn zur Welt gekommen? Ich drücke dir die Daumen, dass deine beiden Mäuse sich gut weiter entwickeln und dass ihr den schlimmen Start verdauen könnt! Danke für deine Worte! Zum Glück geht das Schlafengehen jetzt wieder ganz normal bei Tim. Das beruhigt mich schon sehr. Es war scheinbar wirklich nur eine Phase oder wegen den Zähnen, keine Ahnung. Aber so, wie es jetzt wieder ist, ist es schon wieder sehr viel leichter für mich. Liebe Grüße, Dani

von sunnydani am 19.10.2019, 09:42



Antwort auf Beitrag von sunnydani

Hey , in der 27 woche sind sie gekommen. Wann sind deine gekommen ? Das freut mich das es jetzt besser klappt. Mit dem schlafen gehen klappt es noch ganz gut sie schlafen auch echt gut durch. Nur Tags über ist Luca sehr anstrengend will viel aufm arm und er muss immer noch oder mein Mann im Blick haben. Aber das wird auch werden. Julia ist eher so die ruhige. LG Lena

von Lena19.02.2019 am 20.10.2019, 12:21



Antwort auf Beitrag von Lena19.02.2019

Meine kamen bei 25+2 auf die Welt.

von sunnydani am 21.10.2019, 09:50



Antwort auf Beitrag von sunnydani

Obwohl meine Geschichte viel weniger dramatisch ist, mein Sohn bei 34+0 ein spätes Frühchen war, dem man schnell den frühen Start nicht mehr anmerkte, kann ich Dich gut verstehen. Ich habe mich damals so betrogen gefühlt um die letzten Wochen der Schwangerschaft. Ich war bis zum letzten Tag arbeiten und wollte in den Wochen vor der Geburt soviel vorbereiten und dann hatte ich plötzlich das Hellp-Syndrom und der Kleine wurde geholt. Er war mein erstes Kind und ich völlig überfordert mit der Situation. Ja, ein solches Ende einer Schwangerschaft ist ein Trauma. Ich hörte damals von allen Seiten ‚sei froh, dass es gut gegangen ist.‘ und ja, das war ich und doch wurde ich dieses negative Gefühl nicht los... Ich habe lange gebraucht es zu verarbeiten und erst, als ich mir wirklich eingestanden habe, wie schlimm dies alles für mich war, begann der Prozess des Verarbeitens. Wir können und müssen nicht immer stark sein. Uns wurde etwas unwiederbringlich genommen, Dir mehr, als etwa mir, aber wir alle haben ein Recht um das zu trauern, was wir verloren haben. Die Schlafprobleme Deines Sohnes sind jedoch mE mehr entwicklungsbedingt und nicht auf Eure Geschichte zurück zu führen. Mein Frühchen hatte das nie, sehr wohl aber sein reif geborener Bruder. Ich wünsche Dir alles Gute, dass Du einen Weg findest, damit umzugehen! Liebe Grüße

von Isixi726 am 05.11.2019, 07:30