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Die richtigen Worte finden.

Thema: Die richtigen Worte finden.

Hallo zusammen, Ich mache mir Gedanken was man einer Familie schreiben kann die in einer dramatischen Situation ihr Kind viel zu früh bekommen hat. Welche Worte haben euch Mut gemacht und was habt ihr unter Umständen als unangebracht angesehen? Ich möchte nichts falsch machen und wäre froh wenn ihr mir etwas dazu schreiben könntet. LG

von Rey10 am 09.06.2020, 13:52



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Uns hätte es gut getan, wenn die Leute uns zur Geburt gratuliert hätten und ne Karte oder so geschickt hätten. Viele haben abgewartet, ob die Kleinen es überhaupt überleben und das tat weh, denn sie waren da. Je nach dem wie nah man der Familie steht, einfach anbieten etwas zum essen zu bringen oder nen Gutschein vom Lieferservice oder so schicken. Frühcheneltern brauchen Kraft, um für ihre Kinder stark zu sein, vergessen dabei aber oft das sie essen müssen, um stark zu bleiben. Aber so gut wie keiner hat da dann nen Kopf fürs Essen kochen, oder lange einkaufen. Schön das du dir Gedanken machst.

Mitglied inaktiv - 09.06.2020, 16:18



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Genau die gleichen ermunternden und freudigen Worte wie bei jeder anderen Geburt. Das Abwarten ob das Kind überlebt um es dann tod zuschweigen finde ich ganz schlimm. Geruchsneutrale Handcreme fand ich super, meine Hände waren vom Desinfektionsmittel ganz trocken.

von zschnecke am 09.06.2020, 18:02



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Meine Zwillis wurden bei 26+6 geholt und ich empfand jede Gratulation als Ohrfeige! Ich wollte in den ersten 4 Wochen nichts hören, war erst empfänglich dafür, als sich die Situation allmählich stabilisierte. Jeder ist da anders. Über Schutzengel und Co. habe ich mich aber sehr gefreut!

von KleineKämpfer am 09.06.2020, 20:06



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So ging es mir auch! Wir waren bei 27+6 und laut der Schwestern gut dabei, aber für mich war einfach falsch.

von Melli7 am 09.06.2020, 20:08



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Ich konnte entgegen meinen Vorschreiberinnen mit den Glückwünschen zur Geburt nicht viel anfangen. Für mich war die Geburt an der Stelle nicht richtig und ich dachte mir immer, wie kann man gratulieren, wenn die Kleine es doch anders leichter gehabt hätte und weniger hätte kämpfen müssen. Das hat bei mir gedauert. Ein offenes Ohr für meine Sorgen, Tränen, Ängste hat mir geholfen. Jemand, der im Haushalt geholfen hätte (aber ich bin mir gar nicht sicher, ob ich zu der Zeit zugestimmt hätte), jemand, der mich zum Essen in der Unikantine begleitet hätte und vor allem Menschen, die von sich aus Kontakt gehalten haben, weil wir zu dieser Zeit kaum in der Lage dazu waren. Ich denke, du kannst eine gute Stütze sein, da du dir als "Außenstehende" bereits vorher Gedanken machst

von Melli7 am 09.06.2020, 20:07



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Genauso habe ich mich auch gefühlt!

von April.lis am 09.06.2020, 21:35



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Hallo, ich finde es total super, dass du dir solche Gedanken machst. Ich habe mich unglaublich über die wenigen normalen Geschenke und Karten zur Geburt gefreut. Viele haben erst Geschenke gemacht, als unsere Tochter nach 3 Monaten voller Sorgen auf der Intensivstation nach Hause durfte. Die Idee mit dem Essen kochen und Lieferdienst Gutscheinen finde ich super. Was ich auch richtig gut fand war ein schönes großes Mulltuch, das konnte ich gut nutzen, um mir beim Abpumpen im Stillzimmer ohne Kind ein bisschen Privatsphäre zu schaffen. Und Nervennahrung war auch immer gut. Wir haben auch ein selbstgestaltetes Bild für das Kinderzimmer mit Namen drauf bekommen, das war sehr schön. Generell hatten wir an Babyausstattung noch gar nichts, ich wollte nicht zu früh anfangen Dinge zu besorgen... Meine Tochter wurde dann in der 26. Schwangerschaftswoche geboren und ich habe dann total viel bestellt und in Windeseile an einem Nachmittag besorgt. Ich wollte Jede Minute im Krankenhaus sein und mich nicht mit solchen Dingen herumschlagen. Helfen können auch Kleinigkeiten, im Haushalt zu helfen, fürs putzen und kochen hatte ich gar keine Zeit und auch keinen Kopf. Es gibt auch sehr schöne Musik für Babys, wir durften beim Känguruhen eigene Musik spielen . Warme Socken, eine kuschelige Decke, auf der Intensivstation war es immer relativ kühl durch die Klimaanlage. Alles Gute für die Familie!

Mitglied inaktiv - 09.06.2020, 20:16



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Jetzt habe ich nur über Geschenke geschrieben. Ich war von Anfang an davon überzeugt, dass meine Tochter gesund mit uns nach Hause kommen wird. Darin wollte ich auch Unterstützung finden. Es gab immer wieder Gespräche, bei denen ich Freunde oder Familie aufbauen musste und immer wieder Zuversicht vermitteln musste, weil sie nicht daran glauben konnten oder wollten, dass sie es schafft und gesund schafft. Das war nicht schön. Zuhören und Fragen stellen ist völlig okay. Auf keinen Fall totschweigen. Und gemeinsam jeden kleinen Schritt feiern. Alles gute

Mitglied inaktiv - 09.06.2020, 20:22



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Hallo, Ich glaube, es hängt auch damit zusammen, wie viel zu früh ein Kind kommt. Mein Sohn ist in der 31. Ssw geboren. Ich hätte mich gefreut, wenn mich jemand im Krankenhaus angerufen oder besucht hätte. Es waren so wenige Leute, die an uns gedacht haben, so hat sich das zumindest angefühlt. Kaum Glückwünsche zur Geburt. Ich hatte damals noch einen Erstklässler. Sehr gefreut habe ich mich, wenn er nach der Schule mit Freunden mitfahren durfte. So hatte ich Zeit, ins KKH zu fahren, um beim Baby zu sein. Und der Große musste nicht mit, sondern hatte ein Stück weit normales Leben. Gefreut habe ich mich, wenn uns Freunde was zum Essen gebracht haben, damit wir nicht nach dem langen Tag in der Klinik noch kochen mussten. Wichtig ist, dass du als Freundin da bist. Dann bekommst du auch mit, was die Familie braucht. Vielleicht braucht sie dich, um auf andere Gedanken zu kommen, zum zuhören, als Putzhilfe, als Köchin,... Und über was ich mich besonders gefreut habe, war, als meine beste Freundin mein Baby im KKH besucht hat. Das war allerdings noch nicht gleich die ersten Wochen. Da durfte noch keiner außer Familie auf die Intensiv. Ich wünsche der Familie ganz viel Kraft! LG luvi

von luvi am 10.06.2020, 00:03



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Meine beste Freundin war mir eine der größten Stützen in unserer Frühchenzeit. Sie war einfach da, wenn ich sie brauchte. Sie hat mich im KH schon oft besucht und auch dann, als die Kinder auf der Neo lagen, kam sie teilweise einen Sprung im KH vorbei, um mit mir auf einen Kaffee zu gehen. Sie hat mir zugehört, mich aufgebaut, abgelenkt oder einfach nur mit mir zusammen geschwiegen. Sie hat irgendwie einfach immer gespürt, was ich gerade brauche und es tat einfach immer gut, wenn sie da war. Im KH hat sie mir oft Obst mitgebracht, deshalb weil ich einfach total gerne Obst esse und sie mich kennt und das daher weiß. Danach hat sie mir auch hin und wieder was zu essen mitgebracht und sie hat mir auch eine Karte für die Geburt der Kinder geschrieben. Genauso hat sie eine Kleinigkeit für die Kinder gekauft, auch als sie noch im KH waren und wir eben nicht wussten, wie es ausgeht. Ich fand es super, wenn jemand aufrichtig und ehrlich war. Es war einfach eine schwere Zeit, aber ich fand es besser, wenn ich direkt auf alles angesprochen wurde, auch wenn jemand nur gesagt hat, er weiß nicht, was er sagen soll, es tut ihm leid, etc. Ich fand eine direkte Gratulation zur Geburt auch etwas komisch, also so eine, wie sie bei reifgeborenen Kinder gemacht wird, da ich mich auch so fühlte, dass es einfach nicht stimmig war und es war seltsam gratuliert zu werden, wenn man täglich um das Überleben der Kinder bangt. Aber es hat mir auch nichts ausgemacht, denn ich habe mich darüber gefreut, dass sich jemand Gedanken macht. Viele haben dann ja hinzugefügt, wie schrecklich, dass es so früh ist, aber sie wünschen eben alles Gute und das Beste und das hat dann schon gepasst für mich und darüber habe ich mich auch sehr gefreut. Und im Nachhinein war es wirklich schön, wenn man die Karten dann wieder anschaut. Es waren ja ohnehin um einige weniger als bei meinem Großen, also man bekommt schon weniger Karten und man hat einfach diese aufregende, freudige Anfangszeit nicht. Die wird einem genommen und um die fühlte ich mich im Nachhinein auch etwas betrogen. In der Situation denkt man an so was eh nicht, da zählt nur das Funktionieren und die Sorge um die Kinder überwiegt. Schreib einfach deine ehrlichen Gedanken, wenn du etwas schreiben willst. Ich finde jedes ehrliche Wort kommt einfach viel besser an als irgendwelche Floskeln. Man spürt einfach dann das Gefühl dahinter und dass sich da jemand Gedanken gemacht hat. Wenn es eine gute Freundin von dir ist, dann frag vielleicht, wie du ihr helfen kannst oder was sie brauchen könnte. Immerhin ist das doch bei jedem anders. Ich fand es immer schön, wenn einfach jemand bei mir war, aber mich nicht vollgequatscht hat und nicht auf mich eingeredet hat, sondern die Situation einfach so genommen hat, wie sie gerade im Moment war und mir einfach still beistand bzw. es aushielt, dass ich meine Sorgen und Ängste aussprechen darf, ohne dass sie gleich groß bewertet wurden. An materiellen Sachen gab es eigentlich nicht wirklich viel, was ich gebraucht habe. Gefreut habe ich mich trotzdem über jede Kleinigkeit, da es einfach schön ist, wenn man sieht, dass jemand an einen denkt. Aber am meisten geholfen haben eben diese Gesten, wenn jemand einfach da war oder sich auch um meinen Großen gekümmert hat, der in dieser Zeit sehr zu kurz kam und der auch sehr unter der Situation gelitten hat. Es ist schön, dass du dir Gedanken machst und wenn du einfach ehrlich bist, kannst du nicht viel falsch machen, denke ich. Ich habe das immer gespürt, wer es ehrlich meinte und wer sich Gedanken gemacht hatte. Alles Gute!

von sunnydani am 10.06.2020, 12:06



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Ich finde die verschiedenen Meinungen ganz interessant! Wahrscheinlich hat es tatsächlich etwas damit zu tun, wieviel früher ein Kind kommt. Unsere Tochter kam 2 Tage nach Blasensprung bei 29+4 SSW zur Welt. Mit deutlich über einem Kilo zählte sie zu den großen Frühchen. Ich hätte ihr unglaublich gerne 40 Wochen im Bauch gegönnt, aber das war nun mal nicht möglich. Nicht mal 2 Jahre vor ihrer plötzlichen Geburt starb ihr Bruder mit/wegen einer Fehlbildung der Lunge. Wir waren so glücklich, dass dieses Kind, wenn auch echt mini, lebt und atmet! Und deshalb haben wir uns natürlich ganz sehr über Glückwünsche gefreut. Trotz der Umstände kam die Sonne in unsere Familie zurück.

von BB0208 am 10.06.2020, 13:39



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Ich bekam eine Karte mit 'endlich ist er da'. Das fand ich sehr schlimm, er kam zwar erst 34+5, aber es war Wochen vorher schon kritisch und die Geburt war alles andere als schön. Also auf so etwas würde ich achten, ich persönlich würde eher was allgemeines schicken, als explizit Geburt. Viel Kraft, alles Gute... oder ein Sonnenaufgang bzw etwas Ähnliches.

von Chillimohn am 10.06.2020, 14:04



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Ich denke auch, es kommt darauf an, wie früh das Baby zur Welt gekommen ist und wie die Umstände sind. Unsere Tochter kam in der 24. SSW und ich hätte Glückwünsche auch überhaupt nicht verkraftet. Worüber ich mich sehr gefreut habe, waren Briefe, die persönlich an meine Tochter gerichtet waren. Sie wurde willkommen geheißen und man sprach ihr Kraft und Glück zu. Die Freunde schrieben auch, wie sehr sie sich freuen würden, sie kennenlernen zu dürfen, wenn sie aus dem Krankenhaus raus waren und so weiter.... Es waren jeweils ein kleines Kuscheltier und eine Spieluhr in Schutzengel-Form dabei. Ich habe unsere Tochter ganz oft die Briefe am Inkubator vorgelesen, auch das tat mir gut. Der Arzt meinte, es sei wichtig, ihr viel zu erzählen, dass sie die vertraute Stimme hört, aber irgendwann weiß man einfach nicht mehr was man sagen soll. Ich wünsche deiner Freundin und ihrem Kind alles Gute!

von rabbit2011 am 10.06.2020, 14:20



Antwort auf Beitrag von Rey10

Schöne Karte schicken, gratulieren, und Essen kochen übernehmen DAS war eigentlich die größte Hilfe, wir bekamen einfach Essen gekocht, das war so toll und hilf uns so gut

von Keksraupe am 22.06.2020, 17:07