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Geschrieben von Banu28 am 09.04.2021, 14:45 Uhr

Trauma und Geburtsverletzungen

Hallo,

so kurz nach der Entbindung musst Du Dir auch noch nicht vorstellen können, ein weiteres Kind zu bekommen. Du bist noch so beschäftigt mit der Heilung, dem Wochenbett, dem Kennenlernen des Babys, dem Finden einer Routine im Alltag - es wäre eher seltsam, da schon an eine weitere Entbindung zu denken.

Meine erste Entbindung war auch Mist (Dauer wie bei Dir, Kreislaufkollaps nach PDA, die dann nicht mal wirkte, unwirksamer Wehentropf, Geburtsstillstand, Not-Kaiserschnitt.). Sie hing mir sehr nach, weil ich - genau wie Du - falsche Erwartungen an eine Geburt hatte. Ein Trauma wird ja nur dann verursacht, wenn man von der Realität einer Entbindung überrascht wurde. Das geht den meisten Frauen so. Denn heute erlebt fast keine Frau bereits Entbindungen mit, bevor sie selbst ein Kind bekommt.

Früher war das anders, eine Frau hatte bei ihrer eigenen Mutter sowie bei Schwestern oder Nachbarinnen bereits erlebt, wie es ist, wenn ein Baby geboren wird. Man hatte keine Illusionen dazu, man wusste, was kommt. Und dass es nur eine Regel gibt: Nämlich, dass hier nichts planbar ist. Das war gar nicht mal schlecht, denn dadurch war man weder enttäuscht noch traumatisiert von den üblichen Problemen einer Geburt wie dem Einreißen etc.

Mir half es damals nach meiner Entbindung, dass mir ein Bekannter, der Frauenarzt ist, ein paar Dinge sagte. Zum Beispiel, dass meine Entbindung, die ich als sehr dramatisch empfunden habe, völliger Alltag war. Für die Geburtshelfer in der Klinik war ich Durchschnitt, keinen Aufreger wert.

Er sagte auch, dass die meisten Frauen gar nicht wissen, wie man die Dauer einer Geburt berechnet. Man zählt nämlich nicht von der ersten Wehe an. Sondern nur ab der heißen Phase, wenn die Geburt zügig voranschreitet. So dass z. B. Deine Entbindung für die Ärzte natürlich nicht 30 Stunden gedauert hat. Sondern vielleicht nur sechs oder acht Stunden. Sie zählen erst, wenn der Muttermund sich schnell öffnet oder schon fast offen ist.
Bei einer Erstgebärenden ist es völlig normal, dass der Wehenbeginn weit davor liegt, es wird trotzdem nicht mitgezählt. Auch hier ist Deine (und meine) Erfahrung nichts Ungewöhnliches.

Ich möchte Dir gern raten, mit Deinem Baby sofort nach Corona in eine Krabbel- oder Turngruppe zu gehen. Dort trifft man andere Mütter und hört viele Entbindungsgeschichten. Dadurch relativiert sich die eigene Geschichte oft sehr, das ging zumindest mir so.

Weißt Du, es ist generell so, dass Frauen vor der zweiten Entbindung mehr Respekt haben als vor der ersten. Das geht nicht nur Dir so. Trotzdem ist man irgendwann so weit, dass man sich traut. Denn ganz ehrlich: Was ist ein einziger Scheißtag im Vergleich zu einem ganzen Leben mit Kind? Das ist es wert. Du siehst das sicher jetzt noch nicht so, das war bei mir genauso. Aber glaube mir, sobald Du Dich körperlich und seelisch erholt hast, wirst Du das Ganze nochmal wagen. Weil Du weißt wofür. Und wie sehr es sich lohnt.

LG

 
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