Äh, kein „Erlebnis oder Anlass“...?

Ich glaube, Du bist vielleicht ein extrem kopflastiger Mensch, der wenig Zugang zu seinen Gefühlen hat, oder? Denn Du schilderst die kürzliche Zystenbehandlung als „grauenvoll“, weißt aber gar nicht, wieso Du jetzt ein Problem mit Ängsten hast - Du siehst da kein Erlebnis und keinen Anlass. Das ist unfreiwillig witzig. Es ist doch ganz nachvollziehbar, dass man nach mehreren, extrem unangenehmen Terminen nun Bammel hat!

Du schreibst auch, dass Du Dir bei der Behandlung nichts anmerken lassen hast - warum eigentlich? Du lässt aber offenbar auch Dir selbst gegenüber wenig Gefühle zu, sondern trennst Dich ziemlich von ihnen ab. Du findest es wichtig, „vernünftig“ zu erscheinen, aber es gelingt Dir nicht. Die fiese Erfahrung kommt eben dann an anderer Stelle zum Vorschein und die unterdrückten Gefühle zu ihrem Recht.

Ich finde, ein erster Schritt hin zur Lösung Deiner Angst wäre Akzeptanz. Du hast eben doch viel mehr Bammel, als es Dir klar ist. Die vergangenen, hässlichen Behandlungen, einschließlich der Wurzelbehandlungen, Zysten und Co. haben Dich psychisch eben doch sehr geschlaucht. Das ist keine Schande. Es gefällt Dir sicher nicht, dass Du jetzt mit einer schwer kontrollierbaren Angst reagierst, denn eigentlich hast Du wahrscheinlich sehr gern alles unter Kontrolle. Aber es ist jetzt so, wie es ist.

Wenn Du Deine Gefühle als natürlich akzeptierst und sie nicht mehr verstecken oder unterdrücken musst, kannst Du sie auch bewältigen. Solange Du sie leugnest, kommen sie geballt und immer genau da, wo Du sie nicht brauchen kannst. Ein weiterer wichtiger Schritt nach der Akzeptanz ist Ehrlichkeit. Was würde Schlimmes passieren, wenn Du dem anderen Arzt oder Deinem Mann sagst, dass Du seit den unangenehmen Behandlungen Angst hast. Das juckt die nicht, denn es geht ja vielen Patienten so. So viel Vertrauen, dass Dein Mann Dich deshalb nicht verachte, solltest Du schon haben dürfen.

LG