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Geschrieben von oma am 03.02.2019, 16:00 Uhr

Zu wenig soziale Kontakte?

Ich möchte Sille74 und Felica zustimmen. Mein Sohn, 1977 geboren, ist ein Einzelkind. Er hatte bis 2,5 Jahren praktisch gar keinen Kontakt zu anderen Kindern. Ersten bin ich selbst so ein Einzelgänger wie du, und zweitens hatte niemand im Familien- und Freundeskreis ein Kind im selben Alter. Keine Ahnung, ob es damals schon Babyschwimmen oder sowas wie Pekip gab. Ich hätte sowie nichts davon gemacht. Muss allerdings zugeben, dass ich damals wie heute (mit meinen Enkelkindern) wahnsinnig gern gespielt habe und die Zeit mit ihm tatsächlich sehr intensiv verbracht habe. Kinder haben bei mir generell eine höhere Priorität als z.B. der Haushalt :o)

Mit 2,5 ist er in den Kindergarten gekommen. Inoffiziell und ohne Bezahlung, da es damals erst ab 3 möglich war. Ich habe gegenüber des Kindergartens gearbeitet und konnte ihn mitnehmen, und die Erzieherinnen haben ihn immer am Fenster stehen sehen und haben ihn dann ganz unkonventionell einfach rübergeholt. Hat entgegen meiner Erwartungen - eben da er noch keinen Umgang mit anderen Kindern kannte - ohne jede Eingewöhnung geklappt.

Mein Sohn ist ebenso ruhig wie ich und kann auch heute noch sehr gut allein sein.
Noch mit 16 hat er die meiste Zeit am PC verbracht, aber seinen 18. Geburtstag hat er schon mit 200 Freunden und Bekannten gefeiert. ;o)

Was das Sozialverhalten dieses kontaktarmen Einzelkindes angeht: Er pflegt noch heute Freundschaften aus dem Kindergarten, sein bester Freund von damals ist Pate seines ältesten Sohnes, hat einen sehr großen Bekanntenkreis, in seiner Familie leben neben seinen beiden eigenen Kindern zwei Pflegekinder, wovon eines definitiv in der Familie bleibt und mittlerweile auch einbenannt ist, das andere, bisher 9. Pflegekind, ist schon seit fast 2 Jahren in der Familie. Da weiß momentan niemand, wie es weitergeht.

Die Familie hat Pferde, Hund, Meerschweinchen, Zwerghasen und Wellensittiche und lebt in einem winzig kleinen Dorf ein Bullerbü-Leben, das auch die jetzt 16 und 15 Jahre alten Enkelkinder immer noch lieben und nie anders hätten aufwachsen mögen.

Sohn und Schwiegertochter sind sozial sehr engagiert. Ich erfahre davon offiziell gar nichts, "stalke" meinen Sohn aber im Internet und lese ganz erstaunliche Geschichten von ihm.
Er ist selbständig, aber obwohl Beruf und Familie ihn wirklich fordern, hilft er wildfremden Menschen in einer Form, die in der örtlichen Tageszeitung landet.

Und als wenn das nicht genug wäre, hat er eine Zivilcourage, die mir manchmal Angst macht. Er hat u.a. schon eine brennende Telefonzelle gelöscht, weil er dachte, es sei jemand drin, hat einen durch einen Park rasenden Pocketbike-Fahrer, der die Kinder gefährdete, vom fahrenden Motorrad geholt und als Privatmensch zwei Hehler festgenommen. (Wissen viele nicht, kann aber unter bestimmten Umständen jeder und dann die Polizei informieren).

Er gehört zu den Menschen, die durch ihre Präsenz einen Raum füllen. Man hört ihm zu, obwohl er leise spricht. Und selbst im größten familiären Trubel strahlt er die größte Ruhe aus.

Ich selbst war nie im Kindergarten. Und ich glaube, er hätte mir - übrigens im Gegensatz zu meiner sehr lebhaften Schwester - geschadet. Ich hätte den Lärm und die ständige Aktivität nicht ertragen. Und empfinde es heute noch großes Geschenk, dass Langeweile für mich ein Fremdwort bin, obwohl ich die meiste Zeit meines Lebens allein verbringe.

Es gibt ganz sicher Kinder, die selbst die heute übliche und für mein Empfinden viel zu frühe Fremdbetreuung in Kita/Hort u.ä. gut verkraften, und manche mögen sogar davon profitieren. Aber es wird immer Menschen geben wie meinen Sohn und mich, die Zeit und Ruhe brauchen, um sich selbst zu finden.

Wie es Sille74 und Felica schon beschrieben: Wie soll ein Kind, das Stunden in Lärm und ständiger Aktivität verbringen MUSSTE, plötzlich runterfahren, sobald es von den Eltern abgeholt wird? Und wer von uns könnte unbeschadet jeden Tag in einem Kindergarten überstehen? Mich wundert wirklich nicht, wie unruhig heute viele Kinder sind.

Deshalb mach dir keinen Stress. Schau, wie dein Kind sich weiterhin entwickelt. Wenn es selbst ein ruhiger Vertreter ist, musst du dich nicht verbiegen, um ihm "soziale Kontakte" zu verschaffen. Ich persönlich finde die Authentizität der Eltern in der Erziehung unerlässlich.

Jeder Mensch ist anders, eine allgemeingültige Regel gibt es nicht. Ich wollte dir nur an unserem Beispiel zeigen, dass auch Kinder ohne ständige erzwungene Bespassungsaktivitäten ein ausgeprägtes Sozialverhalten entwickeln können.
Und meine größte Freude: Alle Kinder in der Familie spiegeln ihrer Eltern und sind vorbildlich in ihrer sozialen Kompetenz.

 
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