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Geschrieben von Perspektiven am 20.01.2020, 17:44 Uhr

Verzweifelt wegen Sohn knapp 5 Jahre alt

Ich kann es jetzt nicht lassen. Eine leider lange Geschichte aus meiner Betreuung:
Eine Mutter hat ihren Sohn bei der Abgabe ermahnt, sich nicht wild und damit aktiv aggressiv zu verhalten. Während sie mit ihm sprach, verhielt er sich zurückgezogen. Als sie fort war, war ihm das aber egal. Er fuhr mit seinem aggressiven Verhalten fort. Mit einem von den Hobby-Opas versuchte er auf wilde Art zu kämpfen. Gelegentlich schlug er Mädchen ohne erkennbaren Grund in ihr Gesicht. Für uns als Mitverantwortliche war das nicht akzeptabel. Das habe ich der Mutter beim abholen berichtet. Vor allem sollte Sie wissen, wie sich ihr Sohn während ihrer Abwesenheit verhält, um daraus eigene Schlüsse zu ziehen.
Bei diesem Gespräch habe ich sie gefragt, ob ich ihr ein paar persönliche Fragen stellen darf. Nach ihrer Zustimmung habe ich sie gefragt, ob ihr Sohn vom Vater oder anderen erwachsenen männlichen Personen zur Stärke angehalten würde. Sie sagte: "nein". Dann habe ich ihr meine weitere Einschätzung über das Verhalten ihres Sohnes nach ihrer Zustimmung mitgeteilt: "Ich habe den Eindruck, dass ihr Sohn Aufmerksamkeit für sich selbst, Anerkennung und Nähe sucht." Sie nahm diesen Gedanken an.
Hinweise: Dieses vorsichtige Herantasten hielt ich deshalb für sinnvoll, weil wir in der Zeit unserer Betreuung keine Erziehungsberechtigung ohne die Zustimmung der Eltern haben. Zum anderen entdecken wir beim Verhalten der Kinder unter Umständen auch mögliche Probleme. Deshalb ist eine möglichst empathische Vorgehensweise nötig. Es geht uns auch um die Persönlichkeiten der Eltern und ihrer Würde. Partnerschaftliche Zusammenarbeit hilft besser mögliche Probleme zu lösen. Die Erziehungs- und Beziehungsverantwortung bleibt bei den Eltern.
Durch ihre Ermahnungen hatte die Mutter signalisiert, dass auch sie kein auffälliges Verhalten ihres Sohnes wünscht.
Wie bin ich zu diesen Ergebnissen gekommen. Ich hatte hier nur die Gelegenheit einfühlsam zu beobachten. Dabei musste ich alle seine Handlungen und den jeweiligen Gesichtsausdruck möglichst so gut beobachten, dass ich erkennen konnte, was in seinem inneren vor sich geht. Trotzdem konnte ich die eigentliche Ursache nicht einwandfrei erkennen, weil ich ihn nicht in allen möglichen Beziehungen erlebt habe, wie es im Familienleben üblich ist. So versuchte ich es mit eigenen Schlussfolgerungen, die meinen Kenntnissen über bisherige Erziehungsmethoden Buben gegenüber entsprachen:
1. Möglichkeit: Macht und Durchsetzung, stark sein.
2. Möglichkeit: Annahme und Anerkennung, die er sich durch sein aggressives Verhalten sucht.
Beim nächsten Besuch ermahnte die Mutter ihren Sohn nicht, sondern verabschiedete sich von ihm besonders annehmend. Er verhielt sich danach die gesamte Zeit bei uns wesentlich ruhiger und spielte auch mit dem einen oder anderen Mädchen sehr friedlich. Ich fragte eines der Mädchen, wie sie sich dabei fühle. Sie sagte: "gut". Und auch der Junge hat sich positiv geäußert. Er wollte nun sogar meine Nähe. Meine Frage, wie es ihm dabei gehe, antwortete er mit gut. "Hast du dir das schon lange gewünscht, annehmend behandelt zu werden?" "Ja" war die Antwort. Damit war ein starker Wunsch nach Anerkennung bei ihm erkennbar und für mich die Bestätigung, die Ursache für das Problem befunden zu haben.
Als er von seiner Mutter abgeholt wurde, habe ich ihr mit seinem Beisein berichtet, dass es nun in unsrem Sinne besser ist. Sie bedankte sich für diese Hilfe. Ihre Frage, wie ich das geschafft hätte, beantwortete ich mit: "Ich habe ihren Sohn so genau wie möglich beobachtet und dabei entdeckt, dass ihm etwas fehlte, nämlich Anerkennung."
Gelöst wurde das Problem des Buben durch die Hilfe seiner Mutter einerseits, aber auch durch ihn selbst mit dem Gefühl nun anerkannt zu sein. Auch noch einige Monate später ist sein Verhalten anderem Menschen gegenüber deutlich freundlicher und kameradschaftlicher.
Unterschied:
"Schimpfen" ist gegen mich. Dann muss ich mich wehren. Also bin ich aggressiv.
"Mich annehmen" ist für mich. Das tut mir gut. Wozu also aggressiv sein? Muss ich nicht mehr.
Er hat sein Ziel erreicht und wir Betreuende unser Ziel auch. Winn-Winn-Situation.
Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie wichtig es ist, einen persönlichen und intensiven Kontakt mit den Kindern zu haben. Deshalb bin ich inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass die Art der Beziehungen die Entwicklung der Kinder wesentlich beeinflusst, wie sich Kinder entwickeln. Nur so können Probleme wirklich erkannt werden.
Eine Möglichkeit der Ursache: Man registriert alles, was schiefgeht und in ein negatives Schema passt und übersieht dabei oft die Dinge und Zeiten, in denen es rund läuft, so klein sie auch sein mögen. Das Kind lernt dann instinktiv größeres Aufsehen erregen eher die "Untaten".

 
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