Hallo ihr lieben,
ich bin eigentlich nur Stille Leserin aber ich brauche eure Hilfe. Ich möchte mich von meinem Mann trennen, wir sind 8 Jahre verheiratet, unser Sohn wird demnächst 3 Jahre alt. Mein Mann war schon immer impulsiv, manchmal auch laut. Seit einigen Monaten wird das aber immer schlimmer. Er wird ständig laut wegen Kleinigkeiten und beleidigt uns. Mir fällt die Gabel aus der Hand, er bekommt einen Wutanfall. Unser Sohn kleckert mit der Suppe, er beschimpft ihn als A...ch. Vor kurzem ist ihm rausgerutscht "halt die fresse sonst knallts". Wir haben schon oft darüber gesprochen, er sieht nicht ein dass das so nicht geht. Er gibt mir die Schuld, zb die verschüttete Suppe kommt nur von meiner schlechten Erziehung. Ich bin noch in Elternzeit, habe hier keine Familie, seit unser Sohn auf der Welt ist kann ich nicht mehr weg, er passt nicht auf ihn auf. Also haben alle Freundschaften gelitten. Ich kann bei meiner Mutter unterkommen, allerdings lebt sie 400km entfernt.
Ich war bereits bei einer Anwältin, die mir zum Umzug riet. Sie meinte er könne in dieser Situation nichts dagegen tun. Aber das kann doch nicht stimmen. Meine größte Angst ist, dass ich gehe und unser Kind zu ihm zurück muss.
War vielleicht mal jemand von euch in so einer Situation und kann mir einen Rat geben?
Danke!
von
Cat_ja
am 19.04.2019, 15:16
Hallo,
ich würde Dir den Rat geben, den man mir gegeben hat, als ich Mobbingopfer war:
Notiere die Sachen mit Datum und evtl. Zeugen. Damit hast Du Beweise.
Und kopiere und sichere so viel wie Du kannst, falls Du es in einem Trennungs- oder Scheidungsverfahren brauchst (Versicherungen, Konten etc.)
Ich wünsche Dir alles Gute.
von
Philo
am 19.04.2019, 20:03
du musst zwei dinge trennen, nämlich ob du erst mal nur " zu besuch " zu deiner mama fährst oder ob du grundsätzlich 400km weit weg ziehen willst.
letzteres halte ich für kaum möglich, wenn er sich querstellt.
viel mehr solltest du zunächst abklären, ob ER nicht auszieht, möglichst schnell wieder arbeiten und zusehen, dass du für deinen sohn im gewohnten umfeld bleiben kannst.
anders sieht es natürlich aus, wenn dein mann euch loswerden will....
und/oder gar gewalttätig wird.
alles alles gute!
Mitglied inaktiv - 20.04.2019, 07:02
Den Ratschlag der RA halte ich für schwierig. 400 km weit wegzuziehen ist mit dem Kind nicht einfach so möglich. Da euer Kind ehrlich geboren wurde, werdet ihr das gemeinsame Sorgerecht haben. Sprich, du kannst hinziehen wohin du magst, aber euer Sohn nur mit der Zustimmung des Vaters (wenn es sich um eine solche Entfernung handelt).
Ich habe es schon erlebt, dass Mütter wieder zurückziehen mussten, da das Kind sonst (gerichtlich) zum Vater hätte gehen müssen. Schau, ob du eine Wohnung in der Nähe zunächst findest oder aber ob du die (schriftliche) Erlaubnis des Vaters für einen Umzug bekommst.
von
@ni
am 20.04.2019, 09:43
Es gibt viel mehr Auswege und Alternativen für Dich, als Du jetzt sehen kannst. Im Moment glaubst Du, Du müsstest entweder bei Deinem Mann bleiben, oder zu Deiner Mutter ziehen. Beides ist aber unter Umständen keine Option, denn ohne Zustimmung des Vaters kannst Du mit dem Kind nicht dauerhaft so weit wegziehen. Vielleicht stimmt er ja zu - aber so wie er drauf ist, glaube ich das nicht unbedingt.
Da diese beiden Möglichkeiten also nicht in Frage kommen, musst Du eine andere wählen: Ziehe zum Beispiel irgendwo in die Nähe in eine kleine (sozial geförderte) Wohnung (z. B. bei einer Wohnungsbaugesellschaft - einfach anrufen und nach einer freien Wohnung fragen). Dass Du wenige Freunde hat in der Gegend, ist jetzt erstmal nicht so entscheidend. Wenn Du Deinen Mann los bist, kannst Du Dich mehr um neue Freundschaften kümmern.
Da Du momentan kein Einkommen hast, steht Dir Hilfe vom Staat, aber auch Unterhalt zu (meist bis zum 7. Lebensjahr des Kindes, je nach Region und Gerichtsbeschlüssen). Dein Kind bekommt natürlich sowieso Unterhalt, bis es eine Ausbildung abgeschlossen hat.
Dein Mann zerstört Dein Selbstwertgefühl, und auch das Eures Kindes. Kinder eines solchen Vaters werden sehr oft im Erwachsenenalter depressiv, oder umgekehrt: selbst aggressiv-gewaltätig. Beides ist eine übliche Reaktion auf einen abwertend-aggressiven Vater, die Du unbedingt verhindern solltest. Ich würde daher gehen, bevor Dein Selbstwertgefühl so beschädigt ist, dass Du es nicht mehr schaffst. Schon jetzt liest man zwischen den Zeilen, dass Du große Angst hast, ihn zu verlassen. Warte nicht, bis das - gefühlt - gar nicht mehr geht.
Es gibt Hilfe für Frauen, die sich trennen wollen, aber Ängste haben: zum Beispiel in Selbsthilfegruppen der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe, beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, der Lebenshilfe, manchmal auch bei der Kommune/Stadt. Einzelberatung bekommst Du auch (ebenfalls kostenlos) bei der Diakonie, der Caritas und weiteren Wohlfahrtsverbänden. Ich würde mich da mal schlau machen. Manche Gruppen werden von Psychologen oder Sozialarbeitern geleitet. Es hilft unheimlich, wenn man so eine schwere Phase nicht allein schaffen muss, sondern begleitet wird, man sich aussprechen kann, man Zuwendung, Mitgefühl und Rat bekommt.
Ich würde übrigens nicht mehr zu der Anwältin gehen, Du warst dort ja nicht so gut beraten. Suche Dir einen Anwalt für Familienrecht, und zwar am besten einen Mann. Seltsamerweise sind Frauen in diesem Beruf oft gar nicht so solidarisch, wie man es sich erhoffen würde. Ich habe selbst viele Jahre bei einem männlichen Anwalt gearbeitet, und der hat sich sehr viel mehr für seine Klientinnen eingesetzt, als viele seiner Kolleginnen.
LG und alles Gute!
von
Bela66
am 20.04.2019, 15:07
