Thema:
Scheidung trotz Gefühle
Hallo ihr Lieben,
mein Mann hat mich vor ca. 1 Jahr nach einem vorausgegangenen psychischen Problem betrogen und sich getrennt. Immer wieder gab es Probleme mit den Kindern in der Zeit davor und danach, auch bedingt durch og. Problematik. Periodenartig schlechter, dann war er streckenweise auch wieder ganz normal. Es war alles andere als schön. Ihm ging es schlechter als mir, ich habe mir neben der Trennungsverarbeitung und dem Aufrechterhalten der Psyche der Kinder, immer Sorgen um ihn gemacht. Nebenher hat er phasenweise so sehr Tatsachen verdreht, das ich ziemlich erschöpft war. Ich war oft so traurig, da zuschauen zu müssen, dass ich einfach nichts tun konnte und ihm nicht helfen.
Mein Mann und ich hatten eine super Beziehung. Dieses Band zwischen uns war sofort da und hält immer noch. Und auch jetzt noch, während die Scheidung eigentlich schon läuft, können wir uns stundenlang unterhalten. Wir lieben uns beide immer noch. Wir kommen nicht voneinander los. Und wenn wir dreimal versuchen, uns aus dem Herz zu reißen. Wir versuchen, Abstand voneinander zu halten, um es nicht zu merken. Es geht aber einfach nicht weg, ging im ganzen Jahr niemals weg.
In der Anfangszeit nach der Trennung war es erstmal erleichternd. Plötzlich war alles unbelastet.
Was tun? Ein Arzt oder ein Psychologe kann leider nicht "schnips" machen, und mein Mann ist wie früher. :-( :-( Ich würde mir nichts mehr wünschen, als das er wieder gesund ist.
Ich bin in einer neuen Beziehung. Hier habe ich gemerkt, wie "normal" man leben kann und wie anstrengend es phasenweise vorher war. Es ist viel netter. Den Kindern geht es viel besser. Aber er ist eben nicht mein Mann.Er kann mir nicht in die Augen schauen und sehen was ich denke, er ist nicht der wunderbarste Gesprächspartner der Welt, er erkennt mich nicht so tief, er ist nicht mein bester Freund.
Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte, warum uns das passieren konnte, was ich tun soll. Außer mit dem Neurologen zu sprechen. Kurz nach der Trennung war es, als wenn er gestorben ist! Er, sein Wesen, waren einfach weg und ausgelöscht. Und irgendwann kam er um die Ecke, und war auf einmal wieder da, so wie er ist und immer war. Und so geht es in Phasen hoch und runter. Jetzt gerade ist eine Gute.
Augen zu und durch? Nur Hallo und Tschüß an der Tür sagen und es gar nicht zu einem Gespräch kommen lassen? Mir sind die Hände gebunden, dafür zu kämpfen, weil ich die Kinder schützen muss in dem Sinne, das sie unbelastet und sorglos aufwachsen sollen. In unserer, sagen wir mal, neuen Familie ist wirklich "Bullerbü", und das wünsche ich mir auch für sie, sie haben genug durch.
Ich würde so gerne frühs aufwachen und alles wäre wieder in Ordnung. Zeit zurückdrehen. Oder das wenigstens einfach hinter mir lassen und nach vorne schauen zu können.
von
cereza
am 27.03.2019, 19:28
Tu was für dich, betreibe "soul searching" was DU wirklich willst - frage Kopf UND Herz, bis du weißt was du tun wirst. Die Fragen, die du hier stellst, kannst nur du selbst klären.
Du kannst damit rechnen, dass dein Mann nie wieder wie früher wird. DU musst wissen, ob du mit seinem neuen Ich leben kannst - und ob es Bestand haben kann, wenn ihr wieder zusammenkommt. Ihr verwirrt ja eure Kinder, wenn es ein Hin und Her wird. Da wäre für mich die Grenze.
Was deine neue Beziehung angeht: Bist du sicher, dass du schon dafür bereit bist, mit so viel alten Gefühlen und so viel Sehnen nach den guten Zeiten mit deinem Mann? Auch das kannst nur du selbst beantworten. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass du noch mehr Zeit bräuchtest, um wieder bei dir selbst anzukommen. Bitte nimm sie dir, zu deinem Wohl und zum Wohl deiner Kids.
Viel Glück beim Navigieren ;)
LG
zitronenmama
von
zitronenmama
am 27.03.2019, 21:09
Liebe Zitronenmama, vielen Dank, deine Worte haben mir sehr geholfen. Vor allem die Frage, ob ich mit dem neuen „ich“ meines Mannes leben kann. Sie hat mich darauf hingewiesen, dass ich nicht in der Vergangenheit leben kann und jetzt eine neue Gegenwart ist. Ich frage mich oft, ob ich für diese neue Beziehung bereit bin, nein, ich weiß es eigentlich: nicht wirklich. Aber es ist im Moment schön für uns alle. Wir treffen uns mit den Kindern zum Spielen, mal wir alleine, übernachten auch mal alle beieinander. Es tut einfach gut. Viele liebe Grüße!
von
cereza
am 28.03.2019, 22:19
In erster Linie würde ich zu Gunsten der Kinder entscheiden und da scheint mir ein Comeback eurer Beziehung ausgeschlossen, so wie du es schilderst. Zumindest solange dein Mann nicht geheilt ist, wenn das überhaupt im Bereich des möglichen steht. Das musst du akzeptierten. Die Frage nach dem warum bekommst du nicht beantwortet. Andere mit Schicksalsschlägen auch nicht.
Ich weiß nicht, ob es so sinnvoll war und ist, in einer neuen Beziehung zu sein. Es ist dem neuen Partner gegenüber nicht fair finde ich.
Ich denke, dir wird die Zeit eine Lösung bringen.
von
miaandme
am 28.03.2019, 23:38
Hallo,
es klingt für mich, als ob Du Deine Ehe im Nachhinein sehr idealisierst. Ihr hattet keine „super Beziehung“, denn die hätte Euch getragen. Ihr hättet Euch weder betrogen noch gekränkt noch getrennt, wenn die Beziehung wirklich tragfähig und gut gewesen wäre. Eine psychische Erkrankung ist keine Erklärung oder Entschuldigung für das Verhalten Deines Mannes, auch wenn er sich prima dahinter verstecken kann.
Ich würde - ist nur eine Anregung - überlegen, ob Du vielleicht eine gewisse Sehnsucht nach Drama und Leid hast. Das ist ja bei vielen Frauen so. Sie kommen von einem Menschen, der nicht gut für sie ist, nicht los. Sie projizieren irgendwelche romantischen Gefühle auf ihn, um nicht merken zu müssen, dass der Andere ihnen schadet. Zum Beispiel, weil sie unbewusst glauben, es nicht besser zu verdienen. Oder auch, weil sie (ebenfalls unbewusst) verinnerlicht haben, dass Liebe eben weh tun muss. Das sind sehr tiefsitzende Mechanismen, die man aufdecken muss.
Ich glaube Dir durchaus, dass Du gute Gespräche mit Deinem Mann führen kannst und er auch tolle Seiten hat. Aber er ist zugleich sehr zerstörerisch. Auch vor so einem Mann sollte man sich emotional in Sicherheit bringen. Denn auch Schläger, Fremdgänger, psychisch Kranke, Spielsüchtige usw. haben natürlich meist gute und liebe Seiten. Deshalb sind sie aber trotzdem schädlich für eine Frau und machen sie langfristig krank - körperlich und seelisch.
Wenn ich Deine Zeilen so lese, denke ich, dass vielleicht beide Männer falsch für Dich sind, der alte ebenso wie der neue. Es könnte sein, dass Du etwas arg schnell mit dem jetzigen Partner zusammen gekommen bist. Obwohl Du den Richtigen noch gar nicht gefunden hast. Denn ich finde, beide klingen nicht nach tiefer Erfüllung. Dass Du wieder Sehnsüchte auf Deinen Ex richtest, könnte heißen, dass Du es noch nicht wagst, die wirkliche Alternative zu denken: dass Du eigentlich noch auf der Suche bist.
LG
von
Astrid
am 30.03.2019, 10:50
Ich habe zwar keine Sehnsucht nach Drama und Leid oder tiefsitzende Kindheitsmechanismen, denn meine Eltern haben eine wirklich gute Beziehung und wir waren immer oder sind noch eine nette Familie. Aber danke, Astrid, die unteren Abschnitte helfen mir. Ich neige tatsächlich dazu, schlechte Seiten zu übersehen bzw. auch schnell zu verzeihen.
Du hast oder ihr alle habt Recht, beide sind nicht richtig. Im Gefühl habe ich auch, dass ich mir noch 1, 2 Jahre wirklich Zeit nehmen sollte, alles richtig zu ordnen. Schon bei dem Gedanken daran versinke ich, dramatisch gesprochen, in Einsamkeit. Woran ich wirklich arbeiten muss- das alleine sein können. Es ist sauschön, wenn abends einer da ist, mit dem man den Tag besprechen und kuscheln kann. Das hat mir in den 9,10 Monaten Singlezeit wahnsinnig gefehlt, das ich auf die Partnerwahl nicht so richtig geachtet habe. Das Niederschreiben tut wirklich gut, ich reflektiere ja schon allein dabei, dass schwarz auf weiß vor mir steht, was ich sonst denke.
von
cereza
am 28.04.2019, 17:36
