Wie bekomme ich mein 1 jährigen Sohn an die Flasche oder an Brei?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie bekomme ich mein 1 jährigen Sohn an die Flasche oder an Brei?

Hallo, ich bin total verzweifelt. Mein Sohn wird nächste Woche 1 Jahr und lässt sich einfach nicht abstillen. Es ist aber notwendig. Er leidet sehr stark an Neurodermitis. Wir haben gerade sechs Wochen in einer speziellen Hautklinik hinter uns und davor waren wir eine Woche notfallmäßig mit Infusionen und Cortison im Krankenhaus, weil er so genässt hat, dass er dehydriert war und zusätzlich einen Natriummangel hatte. Trotz Cortison sah er in den drei Wochen vor der Klinik wieder ganz schlimm aus. Der Grund sind viele Nahrungsmittelunverträglichkeiten und eine Nickelallergie. Alleine im Blut haben wir schon Sensibilisierungen auf Kartoffel, Kiwi, Weizen, Hühnerei, Roggen, Sesam, Haselnuss, Mandel, Gräser festgestellt und im Praxistest u.a. auch Reis, Rind, Süßkartoffel, Zucchini, Kohlrabi, Manjok, Olivenöl, Teffmehl, Butter (und somit auch alle anderen Milchprodukte), Pastinake... ausgeschlossen. Da bleibt nicht mehr viel. In der Spezialklinik habe ich zeitweise nur Neocate zu mir genommen, damit seine Haut sich erholen kann. Nach und nach haben wir verschiedene Lebensmittel wieder eingeführt und gestrichen, da er bis auf Maisnudeln nichts verträgt. Der Darm ist soweit in Ordnung. Unsere bzw. meine Ernährung besteht also immer noch aus Maisnudeln, Neocate, Wasser und ab und zu mal ein Lebensmittel zum Testen. Das geht jetzt seit 7 Wochen so und davor haben wir schon zwei Monate auf vieles verzichtet. Die Ärzte dort haben gute Erfahrungen mit dem Abstillen gemacht. Oft wird die Haut der Kinder dann nochmal etwas besser. Zudem bekommt er über mich mit der eingeschränkten Ernährung einfach nicht genug Nährstoffe und wäre mit Neocate sicher besser versorgt. Ich kann das so auf Dauer auch nicht mehr mitmachen. Da er vom Flüssigkeitshaushalt eh grenzwertig aufgestellt ist, kann ich auch nicht einfach 24 Stunden die Brust verweigern, da er in der Klink nach 7 Stunden schon grenzwertig war. Ein Brusternährungsset hab ich auch und sobald andere Flüssigkeit dazu kommt hört er auf zu trinken. Wir haben an Bechern alles durch. Normale, 2 Strohalmbecher, 3 Schnabelbecher (auch den in einem anderen Post empfohlenen von Avent), Magic Cup, Schnapsglas, Löffel, normale Flasche, verschiedene Babyfläschchen. Brei ist er auch nicht, ob alleine oder füttern. Löffel lässt er sich nicht in den Mund schieben. Wir sind mit unserem Latein am Ende. Ich will jetzt nicht mehr stillen und ich halte die Situation mit Maisnudeln-, -waffeln, -polenta, Wasser und Neocate, Salz täglich nicht mehr durch und für meinen Sohn wäre es von den Nährstoffen her, sicher auch besser. Wie bekomme ich ihn dazu doch die Flasche zu nehmen? Abundzu kaut er mal drauf rum und letzens hat er sogar zwei mal geschluckt. Ansonsten verweigert er sie konsequent. Versuchen hier zu Hause, das mein Mann sie anbietet, wenn er eben da ist. Ich bin dann noch im Haus. Aber in der Klinik haben wir es auch so probiert, dass ich eben mal 5 Stunden nicht da war und er trinkt normalerweise alle zwei Stunden. Er hat dann die Flasche verweigert, sich damit abgefunden, dass es keine Brust gibt, geschlafen, wieder verweigert, wieder abgefunden. So wurde er immer schwächer. Aber er muss doch einen natürlichen Überlebensinstinkt haben, der im sagt: "Bevor ich verhungere, nehme ich halt die Flasche oder den Brei in irgendeiner Form". Davor habe ich es alleine 7 Stunden durchgezogen, bevor ich nach Rücksprache mit einer Ärztin entschieden habe, dass er die Brust braucht, da er sonst dehydriert. Haben Sie irgendeinen Tipp für uns, wie wir das Problem lösen, dass ich zumindest wieder normal essen kann? Dann hat der Zwerg in aller Ruhe Zeit, bis er bereit ist für Beikost vom Tisch und wir können so nach und nach Lebensmittel einführen. Im Moment befinden wir uns aber in einem Teufelskreis. Vielen Dank fürs Lesen und LG, Sunny980

von Sunny980 am 30.10.2017, 22:05



Antwort auf: Wie bekomme ich mein 1 jährigen Sohn an die Flasche oder an Brei?

Liebe Sunny980, die Situation muss unerträglich für Dich sein, das verstehe ich gut. Auch Dein Kind muss traumarisiert sein und ich gebe zu, auch ich habe noch nie gehört, dass ein Baby so lange lieber hungert, als eine Alternative zur Brust zu akzeptieren. Ich gebe zu, dass ich überfordert bin mit Deiner Frage, was Du essen kannst, da solltest Du mit einer Ernährungsberaterin und den Kinderärzten sprechen. Für Dein Kind ist Deine Muttermilch immer noch wertvoller als alle andere und wegen dem Nährstoffgehalt brauchst Du Dir keine Gedanken zu machen. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Hier gibt es nur zwei Ausnahmen, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen und bei einer sehr seltenen Stoffwechselkrankheit.Ich gehe jedoch davon aus, dass Du weder kurz vor dem Hungertod stehst, noch dich streng vegan ernährst oder gar an Hyperlipoproteinämie leidest. Trotzdem ist es absolut verständlich, dass Du am Ende bist mit der Einschränkung Deines Speiseplanes. Hilft sie Deinem Kind überhaupt, geht es ihm besser, wenn Du Dich so einschränkst? Weiterstillen und ausprobieren, ob sich etwas bessert, wenn auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet wird, ist ein Weg, der versucht werden kann. Und klar kannst Du Dir eine zweite Meinung holen, wenn Du dich nicht gut beraten fühlst. Es muss nach einer Lösung gesucht werden, die für Mutter und Kind passt! Ich hänge noch einen Artikel an, der sich mit dem Thema beschäftigt. LLLiebe Grüße Biggi Bei Neurodermitis abstillen? Von Denise Both, IBCLC In letzter Zeit kommt es immer wieder zur Verunsicherung stillender Mütter durch die Information, dass beim Auftreten einer Neurodermitis beim gestillten Kind abgestillt werde sollte. Was ist von dieser Aussage zu halten? Seit im Januar 1999 unter dem Titel "Breast feeding of allergic infants." eine Arbeit von E. Isolauri, A. Tahvanainen, T. Peltola und T. Arvola vom Department of Pediatrics der University of Turku, Finland (Journal of Pediatrcis 1999; 134:27 32) veröffentlicht worden ist, kommt immer wieder die Behauptung auf, dass beim Auftreten von Neurodermitis beim gestillten Säugling abgestillt werden müsse, da die Muttermilch in diesem Fall mehr schade als nütze. Verständlicherweise sind die Mütter nun verunsichert, steht doch diese Aussage im absoluten Gegensatz zu der bisherigen Empfehlung, gerade bei allergiegefährdeten Kindern mindestens sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Es stimmt, dass es Nahrungsmittelallergene gibt, die in die Muttermilch übertreten und Symptome beim Kind verursachen können. Ganz oben auf der "Hitliste" dieser Allergene steht die Kuhmilch, aber auch Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse und Eier können über die Muttermilch zu Reaktionen beim Kind führen. Deshalb wird in vielen Fällen Müttern von Kindern mit atopischem Ekzem (Neurodermitis) geraten zunächst einmal eine Eliminationsdiät durchzuführen, bei der sie auf die im Verdacht stehenden Nahrungsmittel verzichten und so die Allergenzufuhr über die Muttermilch verringern. In vielen Fällen lässt sich auf diese Weise eine Besserung oder sogar eine Symptomfreiheit erreichen. Allerdings ist das Einhalten einer strengen Diät nicht für alle Mütter möglich. Durch die Einschränkung des eigenen Speiseplanes ist es nicht selten schwierig, weiterhin eine ausgewogene und vollwertige Ernährung der Mutter zu gewährleisten und manchmal ist die Lebensqualität der Mutter durch die Diät so sehr beeinflusst, dass sie diese Einschränkung nicht weiter hinnehmen kann. Auch in der Studie von Isolauri et al. wurde zunächst durch eine Diät der Mutter versucht, Einfluss auf die Symptome beim gestillten Kind zu nehmen. Bei einer kleinen Gruppe der untersuchten Kinder konnte jedoch auch durch die allergenarme Ernährung der Mutter keine Besserung erreicht werden. Zusätzlich wurde bei diesen wenigen Kindern eine Einschränkung des Wachstums beobachtet. Die betroffenen Kinder profitierten in der Tat vom Abstillen. Die Schlussfolgerung der Studie war daher auch NICHT die Empfehlung, generell vom Stillen als Allergieprophylaxe oder beim Auftreten von Neurodermitis abzuraten. Im Gegenteil, das Stillen wird weiterhin als wichtigste Massnahme zur Vorbeugung gegen Allergien betrachtet. Erst wenn auch das Wachstum und die Entwicklung des Kindes betroffen sind, sollte das Abstillen in Betracht gezogen werden. Zitat: "Schlussfolgerung: Stillen sollte als erste Vorbeugung gegen Allergien gefördert werden, aber gestillte Säuglinge mit Allergien sollten durch eine Vermeidung von Allergenen behandelt und in manchen Fällen sollte abgestillt werden. Dies bezieht sich speziell auf Säuglinge mit atopischem Ekzem, bei denen zudem das Wachstum eingeschränkt ist." ("CONCLUSIONS: Breast feeding should be promoted for primary prevention of allergy, but breast fed infants with allergy should be treated by allergen avoidance, and in some cases breast feeding should also be stopped. This particularly applies to infants with atopic eczema who also have impaired growth.") Von seltenen Ausnahmefällen abgesehen gilt nach wie vor (auch in dieser Studie) "Breast is best".

von Biggi Welter am 31.10.2017



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