Meine Tochter (4 Wochen alt) schläft in der Nacht gar nicht! Ab 24.00 Uhr bis 7.00Uhr kann man sie leider gar nicht beruhigen. Sie schreit oder guckt mich einfach an. Sie nimmt keinen Schnuller (sind noch am ausprobieren), hat aber starken Saugreflex. Ansonsten muss man sie in der Nacht sehr sehr oft wickeln - sie hat in diesen 7 Stunden ca. 5 Mal Stuhlgang und 5 Mal Pipi. Wir waren bei KiArzt, haben Espumisan und Bigaia verschrieben bekommen. Und wir waren Paar Mal beim Osteopathen... Sie überstreckt sich sehr viel, ansonsten und in solchen Stressphasen ist es immer komplizierter mit dem Stillen (ich habe den Eindruck dass sie dann nicht gut saugt und für mich wird es achmerzhaft). Am Tag schläft sie wie ein Engel. Bitte, helfen Sie mir, was könnte ich besser machen? Hätten Sie irgendwelche Tipps? Ich mache mir Sorgen, dass es für so ein kleines Kind nicht gesund ist.
von
hyzmum1
am 03.02.2020, 15:20
Antwort auf:
Stress mit Schlaf und Stillproblemen
Liebe hyzmum1,
der „regelmäßige Rhythmus" ist eine Illusion, den es in der Regel nicht viel häufiger gibt als weiße Einhörner und die oft verzweifelten jungen Mütter jagen einem Ideal aus Hochglanzbroschüren hinterher, das mit der Realität wenig zu tun hat.
Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Dein Baby wird von ganz alleine einen Rhythmus finden, aber es ist gerade mal vier Wochen alt und muss sich erst an die Welt hier gewöhnen.
Das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann "über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen.
Es kann auch gut sein, dass Dein Baby durch den Schnuller saugverwirrt ist und nicht korrekt saugt und deshalb Deine Brustwarzen schmerzen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Falls Du bei all diesen Anforderungen, die dein Kind zur Zeit an dich stellt, noch zum Lesen kommst, möchte ich dir "Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears empfehlen. Die Lektüre dieses Buches wird aus deinem Kind nicht automatisch ein ruhigeres Baby machen, doch Du findest Erklärungen und sicher den einen oder anderen Hinweis, wie euer Alltag wieder leichter werden kann.
Zusätzlich kann ich dir nur wärmstens den Besuch einer Stillgruppe nahelegen. Im Austausch mit den anderen Müttern dort, wirst Du erleben, dass dein Kind nicht das einzige Baby auf der Welt ist, das so viel Zuneigung und Kraft von seinen Eltern braucht und allein das Wissen "es geht nicht nur uns so" kann enorm viel helfen.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Ich wünsche euch allen baldmöglichst ruhigere Tage und Nächte und dir viel Kraft und Menschen, die bereit sind, dir jetzt mit praktischer Hilfe beizustehen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 03.02.2020