Generelle Frage zur Beikosteinführung

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Generelle Frage zur Beikosteinführung

Guten Morgen, Mein Anliegen ist folgendes: Wir haben gerade vor etwas über einer Woche die erste Beikost eingeführt mit 5 Monaten. Je nach dem wie der Kleine möchte stillt meine Frau davor oder danach kurz. Nun bin ich etwas stutzig geworden, da ein Säugling ja zumindestens bis zum ersten Geburtstag entweder gestillt werden sollte wie in unserem Fall oder aber eine Säuglingsmilchnahrung bekommen soll ( ich hoffe das hab ich so richtig verstanden?) . Nun wird ja von den meisten Kinderärzten empfohlen ab dem vollendeten 4. Monat im ca. 4 Wochen Rhytmus 5 (Brei-)Mahlzeiten einzuführen. Wenn man mit 4-6 Monaten dann "feste" Nahrung gibt wäre man ja spätestens mit 9- 11Monaten komplett dabei alle Milchmahlzeiten zu ersetzen, wenn man von 5 Milchmahlzeiten mit ca.4 Stunden Pause( so ist an den meisten Tagen das Verlangen von unserem Baby, manchmal trinkt er auch häufiger, so wie er halt möchte/hunger hat) und durchschlafen ausgeht ( trifft natürlich nicht auf alle Babys zu und auf unseres auch nicht. Er wird je nach Nacht meistens 1-3 mal aktuell gestillt). So würde ja noch vor dem ersten Geburtstag laut ärztlicher Empfehlung entweder die Brust oder Flasche komplett wegfallen... Nun hat mir meine Frau erzählt, dass sie das ganze etwas sehr radikal dem Baby über emfindet. Aber warum empfehlen Ärzte immer nach dem gleichen schema? Als Eltern hält man ja die aussagen des Arztes ja normal auch für richtig und gut... Ich sehe ja selber wie gerne meine Frau stillt und wie sehr unser Kleiner die Nähe und die Milch liebt. Gerade nach dem Brei ist er besonders Kuschelbedürftig( er möchte dann auch nur von meiner Frau angefasst werden) und schmust sehr intensiv beim anschließenden stillen, selbst wenn er nach Aussage meiner frau " nur 3 oder 4 schluck trinkt". Können Sie mir etwas Licht in diese, mir etwas widersprüchlich vorkommenden, Empfehlungen bringen? Lg

von Siralith am 01.11.2017, 04:40



Antwort auf: Generelle Frage zur Beikosteinführung

Lieber Siralith, ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Du könntest einen milchfreien Getreidebrei anbieten und dann einfach noch stillen. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch „Babyernährung gesund & richtig – B(r)eikost und Fingerfood“ von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 01.11.2017