Ich bin verzweifelt. Ich hatte mir das Stillen nicht so kompliziert vorgestellt. Von allen Seiten hört man anderes, keinem kann man es recht machen. Meine Hebamme sieht alles entspannt, aber meine Schwiegermutter fragt bei jedem Pups der Kleinen, was ich gegessen habe. Ich habe bei jedem Besuch bei der Kinderärztin Anweisungen zu meiner Ernährung bekommen - wegen der Blähungen die ersten Wochen halt nichts Blähendes und defintiv kein Vollkorn, mal nichts Süßes, wegen des Pilz am Po und zu den Rotavirusimpfungen jeweils gleich komplett Diät. Ich habe immer versucht, mich daran zu halten, auch wenn mir scheint, beinah alles könnte blähend sein. Ich war... bin so verunsichert. Bei jedem Bissen meldet sich mein Gewissen und fragt, ob das denn nicht schlecht für's Kind sei. Ich traute mich kaum noch, überhaupt was zu essen.
Beim letzten Arztbesuch hieß es dann erst, die Kleine habe toll zugenommen. Als die Ärztin aber hörte, die Kleine habe (schon wieder) seit 2 Wochen keinen Stuhlgang gehabt, meinte sie, meine Milch sei nicht gehaltvoll genug, ich müsse mehr essen. Ich dachte, ich höre nicht recht... Ich verstehe zwar nicht, wie gut zunehmen zu wenig gehaltvoller Milch passt, aber ich habe wieder versucht, der Anweisung zu folgen. Jetzt habe ich eine Woche endlich mal wieder (fast) ohne Hemmungen gegessen. Stuhl hatte die Kleine immer noch nicht. Sie war aber heute ungewöhnlich quängelig und seit gestern wirkt ihr Bauch auch härter. Hat sich jetzt doch endlich wieder Stuhl gesammelt, weil ich mehr gegessen habe? Hat sie Blähungen, weil ich wieder Käse, Gurken, Vollkorn und fettiges gegessen habe? Oder ist das alles Unsinn und ich mache mich seit Wochen unnötig selbst fertig?
Ich habe jetzt hier gelesen, die Ernährung der Mutter wirke sich fast gar nicht auf die Zusammensetzung der Milch aus. Jetzt bin ich völlig verwirrt. Gibt es denn nun Dinge, die ich wegen Blähungen meiden sollte? Ist meine Milch schuld, dass die Kleine keinen Stuhlgang hat? Sollte ich anfangen, Brei zu füttern? Die Kleine wird Montag 17 Wochen alt, ab da dürfte ich das wohl. Ich will aber eigentlich lieber weiter voll stillen. Kann ich irgendetwas anders tun, damit sie mal wieder ihren Darm entleert? Bauchmassage mit Babybauchöl bekam sie schon, auch eine Fußreflexzonenmassage, die den Darm anregen soll, die meine Hebamme mir mal gezeigt hatte. Ich habe aber das Gefühl, ich müsste mehr tun. Ich fühle mich schuldig und weiß gar nicht, wegen was genau, weil ich ja nicht weiß, was wirklich falsch ist.
von
TessaR
am 09.11.2017, 20:32
Antwort auf:
3 Wochen kein Stuhl - Ernährung schuld?
Liebe TessaR,
lass Dich erst einmal umarmen. Es ist nicht leicht, wenn man von überall RatSCHLÄGE bekommt und so verunsichert ist.
Wie schön, dass ich Dich gleich beruhigen darf :-).
Verstopfung hat nichts damit zu tun, dass der Stuhlgang eher selten ist. Von Verstopfung spricht man bei harten, trockenen Stühlen. Voll gestillte Kinder haben so gut wie nie Verstopfung (es sei denn sie bekämen zu wenig Muttermilch), da Muttermilch genügend Wasser enthält.
Ein Abstand von einer Woche bis zehn Tagen oder sogar noch länger zwischen zwei Stuhlentleerungen ist bei einem voll gestillten Kind keine Seltenheit. Ich habe auch schon drei Wochen erlebt. Solange das Kind dabei gut gedeiht und ausreichend nasse Windeln hat, besteht jedoch normalerweise kein Handlungsbedarf, außer dass frau immer genügend Feuchttücher (o.ä.) und Kleidung zum Wechseln dabei haben sollte. Wenn es dann nämlich so weit ist, dass das Kind die Windeln vollmacht, dann sind sie meist so voll, dass es am besten wäre, wenn eine Badewanne in der Nähe zur Verfügung steht.
Manchen Babys fällt die Darmentleerung in Schräglage im Schoß der Mutter oder in einer Babywippe leichter. Andere stoßen sich gerne mit den Füßen an etwas ab. Wenn dein Baby an Deiner Schulter liegt, dann stütze mit einer Hand seine Füße ab. Es kann Deinem Baby womöglich helfen, wenn Du ihm sanft mit Watte und warmem Wasser über seinen Darmausgang wischst oder ihm sanft den Bauch massierst.
Solange das Kind dabei gut gedeiht und ausreichend nasse Windeln hat, besteht jedoch normalerweise kein Handlungsbedarf.
Du kannst auch probieren, Deinem Kind mit einer sanften Bauchmassage zu helfen. Vielleicht gibt es in Deiner Nähe einen Babymassagekurs, wo Du Dir Tipps zum Massieren holen kannst.
Und nun zu Deiner Ernährung - LASS ES DIR SCHMECKEN!!!!
Es gibt keine allgemeingültige „Stilldiät" oder generell verbotenen oder erlaubte Nahrungsmittel für die Frau während der Stillzeit (mit der Einschränkung, dass Alkohol möglichst gemieden werden soll). Der Einfluss der Ernährung der Mutter auf das Verhalten des Kindes wird meist erheblich überschätzt.
Eine stillende Mutter muss weder bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Kuhmilch) zu sich nehmen, noch müssen alle stillenden Mütter bestimmte Nahrungsmittel meiden. Von Ausnahmefällen abgesehen macht die Mehrheit der stillenden Mütter die Erfahrung, dass sie alles, was sie mögen, in Maßen essen können auch Schokolade und stark gewürzte Speisen ohne dass sich dies auf ihre Babys auswirkt und viele kleine Babys haben Blähungen ganz gleich, was ihre Mütter essen. Auch wenn viele Mütter davon gehört haben, dass durch den Genuss von „blähenden" Lebensmitteln Blähungen bei ihrem Baby hervorgerufen werden, ist diese Meinung mit Vorsicht zu genießen. Darmgase entstehen bei der Verarbeitung von Faserstoffen (Ballaststoffen) durch die Darmbakterien im Verdauungstrakt. Weder Verdauungsgase noch Ballaststoffe gehen in die Muttermilch über, auch nicht, wenn die Mutter unter extremen Blähungen leidet. Genau so wenig verändern stark säurehaltige Nahrungsmittel den pH Wert der Muttermilch. Deshalb gibt es auch kein Verbot für Orangensaft.
Normalerweise können stillende Mütter alles essen, bei manchen Nahrungsmitteln ist es allerdings anzuraten, dass sie nicht im Übermaß genossen werden. Am ehesten ist zu erwarten, dass Nahrungsmittel, die bei Ihnen Blähungen hervorrufen auch bei Ihrem Kind zu Blähungen führen können. Manche Babys haben Blähungen oder Koliken, ganz gleich, was ihre Mutter isst oder nicht isst.
Letztendlich bleibt nichts anderes übrig, als auszuprobieren, ob ein Baby auf etwas reagiert oder nicht, denn das ist wirklich von Kind zu Kind unterschiedlich.
Prophylaktische Enthaltsamkeit ist jedenfalls nicht notwendig.
Ich hänge noch einen Artikel von Prof. Dr. B. Koletzko zu diesem Thema an, der sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt hat.
LLLiebe Grüße
Biggi
„Milch und Kohl. Schlimm für Babys Bauch?"
Stillende Mütter sollten unbedingt blähende Nahrungsmittel meiden, raten Hebammen seit Generationen, weil Kohl & Co. dem Baby Bauchkrämpfe bescherten. Doch was ist wirklich dran an derartigen Empfehlungen?
Zweifellos können blähende Lebensmittel bei der Konsumentin selbst Meteorismus auslösen, und ein Teil der im mütterlichen Darmtrakt gebildeten Gase findet sich in der Ausatemluft wieder, nicht aber in der Muttermilch zumindest nicht in nennenswerter Menge. "Muttermilch Sprudel" muss das Baby also sicher nicht trinken, stellt Professor Dr. B. Koletzko Abteilung Stoffwechselstörungen und Ernährung, Dr. von Haunersches Kinderspital, Klinikum Innenstadt, München. Möglicherweise sind es aber Metabolite aus dem mütterlichen Stoffwechsel, die dem Kind Bauchkrämpfe bescheren, z.B. kurzkettige Fettsäuren oder andere organische Säuren. In einer offenen Beobachtungsstudie mit fast 300 Stillenden kam es in der Tat signifikant häufiger zu infantilen Koliken, wenn die Mutter Kohl, Zwiebeln und Kuhmilch zu sich nahm. Allerdings war dieser Effekt insgesamt nicht sehr stark ausgeprägt und für Brokkoli und Blumenkohl gar nicht nachweisbar.
Nur was den Genuss von Kuhmilch betrifft, geht die Erklärung für einen möglichen Zusammenhang mit kindlichen Koliken über reine Spekulation hinaus. In diesem Fall handelt es sich wahrscheinlich um eine allergische Reaktion auf Kuhmilcheiweiß. Bei 10 bis 15% der Kolikkinder,
so konnten Studien nachweisen, liegt jedenfalls eine Unverträglichkeit gegen ein in die Muttermilch übergegangenes Fremdeiweiß vor. Bei heftigen infantilen Koliken rät der Pädiater den Müttern daher, sich versuchsweise eine Woche lang kuhmilchfrei (eigene Anmerkung: zwei
Wochen sind sicherer, da Kuhmilchproteine bis zu 10 Tage im mütterlichen Organismus nachweisbar sind) zu ernähren. Falls sich die Symptome darunter deutlich bessern und erneuter Kuhmilcheiweiß Verzehr wieder kindliche Beschwerden provoziert, kann diese Kost für die Stillzeit
beibehalten werden. Meist ist dann allerdings eine Kalziumsupplementierung erforderlich.
Diät hält vom Stillen ab. Vom etwaigen Verzicht auf Kuhmilchprodukte abgesehen sind nach Prof. Koletzkos Meinung restriktive Ernährungsempfehlungen für stillende Mütter jedoch nicht
wissenschaftlich begründbar. Sie können zu einem Nährstoffmangel führen, verkomplizieren unnötig das Leben während der Stillzeit und sind nicht selten Ursache dafür, dass Frauen frühzeitig abstillen.
(Quelle: AFS Rundbrief 5 6/2001)
von
Biggi Welter
am 09.11.2017
Antwort auf:
3 Wochen kein Stuhl - Ernährung schuld?
Danke!
Es tut wirklich gut, das zu lesen.
Wir waren Freitag dann doch bei der Ärztin, weil mein Mann doch nervös wurde, weil die drei Wochen ja überschritten waren. Ich war mir sicher, dass es der Kleinen gut ging und genau das hat die Ärztin dann auch fest gestellt.
Ihr Verhör darüber, was ich gefrühstückt hätte, konnte ich dank dir recht gefasst ertragen. Ich werde jetzt sicher nicht wegen ihr auf meinen Frühstückssaft verzichten und Milch ist glaube ich bei uns auch kein Problem. Ich hatte schon mal ne Zeitlang drauf verzichtet und da keinen Zusammenhang herstellen können.
Ich habe Samstag dann tatsächlich morgens auf ärztliche Anweisung den Ingwertee getrunken, auch wenn ich nicht glaube, dass dessen durchblutungsfördernde Wirkung dann wirklich über die Milch beim Kind landet. Aber schaden tuts sicher nicht. Die Kleine hat sich dann aber schon vor dem nächsten Stillen entleert - tatsächlich an meiner Schulter mit abgestüzten Füßen! :)
von
TessaR
am 13.11.2017, 23:21